Staatsbesuch folgen im allgemeinen dem Ritual, daß Gast und Gastgeber Freundlichkeiten austauschen.
Nicht der türkische Staatspräsident. Abdullah Gül hat schon im Vorfeld seines Besuchs in Deutschland über die deutsche Ausländerpolitik gemeckert. Jetzt protzt er gegenüber der EU.
Karl-May-Leser könnten vielleicht auf den Gedanken kommen, daß das halt orientalische Aufschneiderei ist, wie wir sie von Hadschi Halef Omar bin Hadschi Abul Abbas ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah kennen. Aber die Diplomaten im türkischen Außenministerium werden ja Gül seine Sprechzettel mitgegeben haben.
Es hätte eine gewisse Logik, wenn die Türkei im Zug ihres Versuchs, Vormacht des Nahen Ostens zu werden, ihre EU-Aspirationen aufgeben würde. Aber natürlich würde man dann versuchen, der EU den Schwarzen Peter zuzuschieben.
Alle Parteien haben sich offiziell oder klammheimlich für den Türkei-Beitritt entschieden. Das gilt für nahezu ganz Europa.
Ebenfalls sind fast alle Medien und Journalisten dafür.
Das merkt man indirekt daran, daß es kaum kritische Berichte über die AKP-Türkei und ihre leitenden Funktionäre gibt.
Sie gelten durchweg als Musterdemokraten, die wie es der Wulff so schön sagte, zeigen daß Islam und Demokratie vereinbar sind. Was zutrifft. Gleiches gilt im Prinzip für die Vereinbarkeit von Demokratie und Steinigungen, Auspeitschungen, Zwangsehen, Verfolgung Andersgläubiger, Hinrichtungen von Homosexuellen.
Alle Politiker und Journalisten sagen NICHT: Menschenrechte und Islam sind vereinbar. Sondern verwenden den Begriff "Demokratie" als Synonymbegriff, weil wir im Westen Demokratie mit der Ethik der Menschenrechte gleich setzen. Andere Wertvorstellungen bedeuten jedoch andere Demokratieinhalte. Das wird uns gezielt verschwiegen.
Es ist nicht die Frage, ob der Türkeibeitritt durchsetzbar wäre, sondern ob es der Nicht-Beitritt wäre.
Ein Sturm der Empörung würde duch die Medienwelt fegen. Jeder der dagegen wäre würde diffamiert als Rechtsextremist. Und wer will das schon sein - also findet sich praktisch niemand der es wagen würde sein Leben und das seiner Angehörigen zu ruinieren.
Egal was die AKP anstrebt und durchsetzt - europäische Politiker und Medien werden es versuchen zu rechtfertigen, zu verharmlosen, zu idealisieren.
Sie haben sich viel zu sehr darauf festgelegt als daß sie ihre Meinung ändern könnten. Diese ist untrennbar verbunden mit dem Anspruch moralischer Überlegenheit, ja sogar politischer Unfehlbarkeit, als daß sie jemals ihre Ansichten ändern könnten ohne sich selbst vollkommen in ihrem Führungs- und Dominanzanspruch zu widerlegen.
Zudem ist speziell die linke politmediale Elite geleitet von einem anti-westlichen Ressentiment, das spiegelbildlich die Idealisierung des fremdkulturellen beinhaltet.
Spätestens die Abwahl der Merkel-Regierung wird dank der darauf folgenden, und wahrscheinlich etliche Wahlzyklen überdauernden rot-grünen Dominanz, den türkischen Interessen einen enormen Schub verleihen. Eventuell braucht es dann auch gar keinen offiziellen Beitritt mehr, weil die türkischen Interessen in einer Vielzahl von Verträgen von Rot-Grün bereits druchgesetzt sind.
Die wirtschaftliche Situation der Türkei
hierzu ein Leserkommentar aus der FAZ. Eine solche Analyse findet sich eigentlich nur in sehr marktfreundlichen Wirtschaftsmedien, nicht aber in den Leitmedien. Und falls doch, dann gut versteckt auf hinteren Seiten. Im Kontrast zu den permanenten Lobliedern über den wirtschaftlichen Tigerstaat Türkei:
Die Türkische Zentralbank hat erst kürzlich völlig unerwartet trotz 11% Wirtschaftswachstum die Zinsen gesenkt, die Überhitzung der Konjunktur also eher noch befeuert, statt sie zu bremsen. Das hat zu einer Abwertung der türkischen Lira geführt, die ohnehin seit einiger Zeit zu beobachten ist. Das Kreditvolumen in der Türkei wächst jährlich um über 40%, wobei sich besonders Konsumentenkredite hervortun. Die Verbraucher haben nicht selten ein halbes Dutzend Kreditkarten in der Tasche, mit denen sie den Boom weiter anheizen, und das Leistungsbilanzdefizit der Türkei ist nach wie vor beachtlich. Deutschland weist spiegelbildlich einen erheblichen Leistungsbilanzüberschuss auf, hat traditionell eine eher schwache Binnenkonjunktur und Kredite sind selbst für solide geführte mittelständische Unternehmen schwer zu bekommen, für Verbraucher ohne sicheres Beschäftigungsverhältnis schon gar nicht. Folglich sind die Parallelen nicht erkennbar. Die Türkei ist - mit Berücksichtigung ihrer neuerlichen politisch-kulturell-ökonomischen Ausrichtung - eher das Argentinien des Nahen Ostens als ein gesunder Staat in Europa. Und mit großer Wahrscheinlichkeit einer der nächsten Schauplätze für das Platzen einer Blase.
Ebenfalls ein sehr informativer Kommentar zum Einwanderungsrecht der Türkei. Auch hierzu schweigen die deutschen Medien praktisch durchweg, ebenso wie alle Politiker. Man erkennt sofort, wie doppelmoralisch und rein auf türkische Interessen gerichet Gül argumentiert, wenn er der BRD unterstellt, unser Einwanderungsrecht und die Sprachanforderungen würden gegen die Menschenrechte verstoßen, - die er selbst im eigenen Land gemäß seinen Maßstäben an die BRD, äußerst krass eben nicht kritisiert.
Doch wirklich niemand wirft ihm hier unerträgliche Doppelmoral vor. Niemand !!!
Einwanderungsbestimmungen der Türkei
Dann soll er doch mal das türkische Einwanderungsrecht konkretisieren! Da bekommt man nämlich das sog. "Ikamet" also die Bleibeerlaubnis nur, wenn man entweder eine Immobilie in der Türkei besitzt und nachweisen kann, wovon man zu leben gedenkt. Arbeiten darf man in der Türkei nicht - es sei denn man findet einen Arbeitgeber, der sich die Mühe und Kosten aufbürdet, eine Arbeitserlaubnis zu besorgen. Diese gilt dann aber nur für diesen einen Arbeitgeber und nur für 1 Jahr. Danach hat der Arbeitgeber wieder die selbe Rennerei und Kosten. Macht also faktisch keiner. Selbständig machen ist auch nicht, weil man in seiner eigenen Firma nicht arbeiten darf - es sei denn, man stellt mindestens 5 Türken ein. Was natürlich erst mal schwierig ist, wenn man beispielsweise einen Laden eröffnen will und zunächst nicht sagen kann, ob überhaupt so viel Geld verdient wird, dass man 5 Türken bezahlen kann. Mindestlohn + Sozialabgaben sind nach meinen Informationen ca. 700 TL pro Mann und Monat. Die müssen erst mal verdient werden. Eine Einwanderung in die Türkei kommt somit eigentlich nur für Rentner in Frage. Auch wenn man die Sprache bereits gelernt hat! Lieber Herr Gül, hier BITTE DRINGEND NACHBESSERN, DANN ANTRAG AUF EU-Mitgliedschaft!
Leugnen eines Genozides ist etwas das sich in der BRD allenfalls extremste Rechtsradikale erdreisten. Und diese sind geächtet. Nicht so jedoch Gül, oder andere türkische Genozidleugner. Eigentlich müsste man sie als Rechtsextremisten betrachten, doch sie sind durchweg Medien- und Politikerlieblinge. Ex-Kanzler Schröder lud Erdogan sogar zur privaten Geburtstagsparty ein, obwohl für diesen der Genozid lediglich "Ereignisse" waren.
Ebenso wird dezent verschwiegen, daß dieser Gül erst kürzlich geheiratet hat: Eine 15jährige, zwei Tage nach deren Geburtstag. http://www.welt.de/politik/ausland/artic...sellschaft.html Man vergleiche diese politmediale Reaktion einmal mit der Skandalisierung sexueller Übergriffe durch katholische Priester bei anvertrauten Minderjährigen.
Fazit:
Um sich mit der re-islamisierten Türkei gut zu stellen, wirft im Westen nahezu die gesamt politmediale Herrschaftsklasse wirklich jedes Prinzip und jedes Ethos für das man bisher einstand über Bord, um mit der AKP zu harmonieren.
Hier findet ein Wertewandel immensen Ausmaßes statt. Der Westen passt sich islamischer Ethik immer schneller an.
Man kann nun fragen was daran so schlimm sein soll? Immerhin sind wohl in keinem islamischen Land die Steuern so erdrückend hoch wie in der BRD. Und Hauptbetroffene einer ethischen Umwandlung Europas hin zur immer mehr Harmonie mit dem Islam wären Frauen und Homosexuelle, die aber stimmen bei Wahlen bevorzugt für Parteien die sowohl dem Islam als auch der AKP-Türkei äußerst wohlwollend gegenüber stehen.
Vielleicht ist man in der BRD/Europa ja eines Tages sogar froh über die Alternative einer islamisch geprägten Gesellschaftsform im Gegensatz zu einem Gesinnungsdiktat ökolinker, neosozialistischer Prägung.
Zitat von GülDie Türkei ist so einflußreich wie die ganze EU zusammen
Womit er ja recht hat. Es gehört aber nicht viel dazu.
Zitat von ZettelWenn Gül Recht hat, dann würde eine Aufnahme der Türkei in die EU logischerweise dazu führen, daß dieses neue Mitglied - da so einflußreich wie alle anderen Mitglieder zusammen - die EU dominieren würde. Ein besseres Argument gegen eine Aufnahme der Türkei läßt sich schwerlich vorstellen.
"gegen"? Im Gegenteil, lieber Zettel, im Gegenteil. Für mindestens 80% der Polit-Medialen-Komplexes ist das ein Argument für die Aufnahme Europastans in die Türkei.
Zitat Die Türkei muss nach Meinung von Grünen-Chef Özdemir wieder stärker an Europa angebunden werden. Den Türken rät er zum Einstieg in die Öko-Energie.
Das ist beinahe schon rührend.
Selbst wenn man über die Gülsche Rhetorik hinwegsieht und sich an an Entwicklungen in der Türkei mal für einen Moment nicht stört, bleibt doch eines ganz klar: Die Europa-Frage wird von der Türkei nach den Kriterien des eigenen nationalen Interesses bewertet. Wenn die Türken eines mit Sicherheit nicht anstreben, dann die Verschmelzung zu einer postnationalen gesamteuropäischen Schicksalsgemeinschaft mit EU-Identität, in der staatliche Souveränitätsrechte nach Brüssel verlagert werden.
Genau das ist aber die Vision, die im EU-Europa gerade als die einzig zukunftsweisende gepredigt wird. Wer sie ablehnt, gilt in Deutschland schon als gefährlicher "Populist".
Die Türkei hat sich unter Atatürk Richtung Westen orientiert, weil das Osmanische Reich gescheitert war und der Westen das zukunftstauglichere, erfolgreichere Modell verkörperte. Im eigenen Interesse vom Sieger lernen, war das Prinzip. Heute steckt dieser Westen, steckt insbesondere das EU-Europa selbst in einer tiefen wirtschaftlichen - und vielleicht auch moralischen - Krise. Griechenland, der Nachbar und alte Rivale der Türkei hat sich selbst im Euro-Strick erdrosselt und fällt de facto zurück auf den Status eines fremdbestimmten Protektorats. Es ist völlig logisch, dass die Türkei an einem solchen Projekt nur noch mäßig interessiert ist.
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Beiträge:
19.09.2011 21:09
#7 RE: Zitat des Tages: Gül über die Türkei und die EU
Zitat von 123Eine 15jährige, zwei Tage nach deren Geburtstag.
Wirklich schlimm, was "die Männer" "den Frauen" antun. Da muss schnellstens die Frauenförderung aufgestockt werden.
Das, genau das ist die offizielle Wertung - sofern es überhaupt erlaubt ist, auf diesen skandalösen Umstand aufmerksam zu machen. Wer von dieser Vorgabe abweicht, wird als xeno-, islamo- und frauen-phober Rechtspopulist entlarvt und ist erledigt.
Ein erwachsener Deutscher geht in den Knast, wenn er was mit einer 15-jährigen unternimmt. Ein Türke der das gleiche tut wird mit militärischen Ehren empfangen und von den Medien wie der Gouverneur der Provinz Germanistan hofiert.
Zitat von 123Man kann nun fragen was daran so schlimm sein soll? Immerhin sind wohl in keinem islamischen Land die Steuern so erdrückend hoch wie in der BRD.
Da würde ich nicht zu früh frohlocken. Die Dimmi-Steuer wird eher höher als niedriger sein im Vergleich zum heutigen Niveau. Es geht gar nicht anders. Ohne Steuererhöhungen würde durch die Ansprüche der Türkei als Vollmitglied das EU-Budget gesprengt.
Zitat von 123Jeder der dagegen wäre würde diffamiert als Rechtsextremist.
Dann wollen wir doch mal schauen, wie schnell sich im Falle unserer Frau Bundeskanzlerin diese Voraussage bewahrheitet:
Zitat von WELT Online 20.09.2011Merkel bestätigte dagegen ihre Ablehnung einer EU-Mitgliedschaft der Türkei . „Wir wollen die Vollmitgliedschaft der Türkei nicht“, sagte Merkel
Ich wage die Vermutung, daß Frau Merkel von unseren Qualitätsmedien auch nach dieser Äußerung nicht in die Nähe der NPD gerückt werden wird.
Auf einem anderen Blatt steht der Grund dafür. Meine Vermutung: die Qualitätsmedien gehen davon aus, daß die Äußerung ohnehin nicht ernstgemeint ist, sondern lediglich der Sympathiegewinnung bei leichtgläubigen Wählern dient. Das dürfte zutreffen. Wäre sie ernstgemeint, würde Frau Merkel den mit den Beitrittsvorbereitungen befaßten EU-Institutionen mitteilen, daß Deutschland einer Aufnahme der Türkei nicht zustimmen wird. Da die Aufnahme Einstimmigkeit erfordert, wäre sie damit unmöglich. Die laufenden Beitrittsverhandlungen (und die nicht unbeträchtlichen"beitrittsvorbereitenden"Finanztransfers) könnten, da offenkundig sinnlos, morgen beendet werden. Passiert nicht? Überraschung.
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