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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 15 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.09.2011 17:47
Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Wie über die kollektive Besoffenheit des "Ausstiegs" dürfte auch darüber das Ausland wieder den Kopf schütteln: Der deutsche Bundespräsident lehnt die Assimilation von Einwanderern explizit ab.

In Frankreich, in den USA, überall auf der Welt, wo es Einwanderung gibt, werden große Anstrengungen unternommen, den Einanderern die Assimilation zu erleichtern. Mir ist kein einziges Land außer Deutschland bekannt, das die Assimilation von Einwanderern nicht nur nicht fördert, sondern sogar ausdrücklich ablehnt; das dies jedenfalls in Form einer offiziellen Äußerung seines Staatsoberhaupts getan hätte.

Falls jemand ein solches weiteres Land kennt und entsprechende Quellen verlinken könnte, würde mich das sehr interessieren.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

20.09.2011 18:11
#2 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Zitat von Zettel
In Frankreich, in den USA, überall auf der Welt, wo es Einwanderung gibt, werden große Anstrengungen unternommen, den Einanderern die Assimilation zu erleichtern.


Jein.
Im aktuellen deutschen Sprachgebrauch wird ja zwischen Assimilation und Integration differenziert. Wobei ich mir unsicher bin, ob das politisch korrekter Neusprech ist oder schon früher unterschieden wurde. Und ich weiß auch nicht, ob sich eine solche Unterscheidung z. B. im Französischen findet - ob also der zitierte Text wirklich dasselbe meint.

Nach dieser Differenzierung bedeutet Integration, daß die Einwanderer die Sprache lernen und gleichberechtigte Staatsbürger werden. So wie das in den USA und eigentlich allen Einwandererländern üblich ist. Und auch von Wulff wohl positiv gesehen wird.

Assimililation wäre dann aber der weitergehende Prozeß, bei dem die Einwanderer auch ihre alte kulturelle Identität ablegen und sich völlig als Angehörige ihres neuen Volkes fühlen. Wie das in Deutschland mit vielen Einwanderern passiert ist - meist erinnert nur noch der Nachname, daß die Vorfahren mal aus Polen oder anderen Ländern kamen. Manche Gruppen wurden lange nicht assimiliert (z. B. die Hugenotten), ansonsten war das aber immer politisch gewünscht. Und ist es m. W. in Frankreich immer noch.

Die USA dagegen streben Assimilation nicht unbedingt an. Da gilt es ja durchaus als akzeptabel, fast sogar als vorbildlich, wenn man sich einer gewissen Einwanderergruppe zurechnet und deren Tradition pflegt. Was in der Regel ja überhaupt nicht mit der Identität als US-Bürger kollidiert.

Damit hätte ich auch in Deutschland wenig Probleme. Wenn sich z. B. die Deutsch-Türken in erster Linie als Deutsche fühlen, deutsch sprechen, sich für unser Land als normale Bürger engagieren - dann wäre es völlig unproblematisch, wenn sie noch sentimentale Gefühle für die Heimat ihrer Großeltern hegen und in einem ordentlichen eingetragenen Verein türkische Folklore pflegen.

monty Offline



Beiträge: 75

20.09.2011 18:14
#3 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Hier übrigens die offiziellen Zahlen vom statistischen Bundesamt. Wenn man bedenkt, dass in diesen Zahlen der Migrationshintergrund nur über eine Generation betrachtet wird (ohne Assimilation bleibt dieser auch über mehr Generationen vorhanden) sowie alle minderjährigen Kinder gezählt werden, kann man davon ausgehen, dass der wirkliche Anteil bei Neugeborenen noch höher liegt.

Neben der Überschuldung Europas ist das persönlich meine größte Zukunftssorge, ein Auseinanderbrechen der Gesellschaft. Denn ich sehe nicht, dass sich an der bisherigen Politik in naher Zukunft etwas ändern wird. Die Aussage "Wir wollen keine Assimilation" ist eine Konsensposition über alle demokratischen Parteien hinweg. Einzig allein in der CDU gibt es Stimmen die sich dagegen wehren. Diese haben allerdings unter der aktuellen Führungsriege der Partei nichts zu melden.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.09.2011 18:39
#4 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Zitat von R.A.
Im aktuellen deutschen Sprachgebrauch wird ja zwischen Assimilation und Integration differenziert. Wobei ich mir unsicher bin, ob das politisch korrekter Neusprech ist oder schon früher unterschieden wurde. Und ich weiß auch nicht, ob sich eine solche Unterscheidung z. B. im Französischen findet - ob also der zitierte Text wirklich dasselbe meint.

Ja, auch im Französischen gibt es diese Untescheidung; siehe zum Beispiel hier.

Zitat von R.A.
Nach dieser Differenzierung bedeutet Integration, daß die Einwanderer die Sprache lernen und gleichberechtigte Staatsbürger werden. So wie das in den USA und eigentlich allen Einwandererländern üblich ist. Und auch von Wulff wohl positiv gesehen wird.

Aber wenn das alles ist, lieber R.A., dann zerfällt doch die Gesellschaft. In den USA, in Frankreich, geht es um etwas ganz anderes: die kulturelle Assimilation; die Übernahme der amerikanischen Werte, der Werte der Republik. Es geht darum, daß die Einwanderer Franzosen und Amerikaner werden und nicht über Generationen hinweg als Fremde im Land leben.

Entscheidend ist, auf der subjektiven Seite, die Identität. Fast jeder Mensch kann auf die Frage nach seiner nationalen Identität eine eindeutige Antwort geben; es gibt Ausnahmen - in der Diaspora, in der ersten Generation von Einwanderern, in Vielvölkerstaaten. Aber die Regel ist, daß jemand weiß, ob er zum Beispiel Amerikaner ist.

Auf der objektiven Seite ist das von den meisten Soziologen als kritisch angesehene Kriterium das Heiratsverhalten. Erst wenn es für Einwanderer normal ist, auch jemanden aus der einheimischen Bevölkerung zu heiraten, ist er assimiliert.

Wenn wir das in Deutschland nicht wollen, dann müssen wir das so beschließen und schleunigst den Weg zu einem binationalen Staat einschlagen. Wie ein aus einer deutschen und einer türkischen Nation bestehendes Deutschland gestaltet werden soll, das muß dann dringend debattiert werden, einschließlich einer neuen Verfassung. Mit allem, was nötig ist, um zu verhindern, daß unser Land den Weg der meisten binationalen Staaten geht - nämlich in den Zerfall, wenn nicht den Bürgerkrieg.

Da muß man sich entscheiden. Nur - beides zugleich kann man nicht haben. Man kann nicht einerseits darauf hinsteuern, daß die Einwanderer sich nicht assimilieren, und andererseits glauben, man könne um die Konsequenz eines binationalen Staats herumzukommen.

Herzlich, Zettel

Kallias Offline




Beiträge: 2.300

20.09.2011 19:29
#5 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Zitat von Zettel
Der deutsche Bundespräsident lehnt die Assimilation von Einwanderern explizit ab.

Im März erklärte Wulff:

Zitat von Leipziger Volkszeitung
Wichtiger als die Frage der Religion sei die Integration der Einwanderer in Deutschland. „Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, die Menschen so erfolgreich in unser Land zu integrieren, wie es die Amerikaner mit den deutschen Einwanderern getan haben“, betonte der Bundespräsident.

Also die Assimilation. Solange er seine Begriffe nicht selber definiert, kann man wohl nur raten: mit "Integration" meint er das, was anderswo "Assimilation" heißt, und bejaht es, mit "Assimilation" meint er zusätzlich die Abkehr der Türken vom Islam, die er sich nicht wünscht.

tilia Offline



Beiträge: 26

20.09.2011 20:15
#6 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Zitat von Zettel
Entscheidend ist, auf der subjektiven Seite, die Identität.

(Hervorhebung von mir)

Und eben die Identität speist sich ja aus vielen Quellen - nicht zuletzt aus dem Leben und Erleben im eigenen Umfeld, das man wiederum auch zu Teilen selbst gestaltet. Sprich, wenn ich als Einwanderer in die deutsche Lebensrealität eintauche, deutsche Mitschüler, Freunde, beste Freunde, einen deutschen Ehepartner und auch deutsche Kinder habe, ergo deutsch sozialisiert wurde, dann lebe ich deutsch und bin entsprechend auch deutsch. Alles, was ich aus dem Elternhaus mitbringe, empfinde ich als Familientradition, nicht als irgend eine woher auch immer stammende nationale Tradition, die es im Namen irgend eines Herkunftslandes (das man meist ja nur aus dem Urlaub kennt) zu würdigen gilt, um seine "Wurzeln" nicht zu vergessen.
Sich assimilieren bedeutet ja nicht, sich von seiner Vergangenheit loszusagen. Es bedeutet anzukommen, geistig und emotional ein Teilchen des Landes zu werden, das man sich zu seiner Heimat erwählt hat. Man verharrt ja nicht im Gewesenen sondern geht weiter, entwickelt sich weiter.

Wulffs im besten Fall naiv wirkendes Beharren darauf, dass niemand die Assimilation (türkischer Einwanderer) wolle, halte ich, gelinde ausgedrückt, für äußerst kontraproduktiv (und ganz nebenbei auch noch für unzutreffend). Sein vorauseilendes Preisgeben deutscher Positionen wirkt auf mich devot - und ich bin mir sehr sicher, dass es auf türkischer Seite ebenso empfunden, und auch weidlich ausgenutzt werden wird.

Ein Land, in dem eine große Minderheit sich nicht assimilieren will, ist in letzter Konsequenz ein innerlich gespaltenes Land, mit allen Gefahren, die daraus resultieren.

Gruß
tilia

Urlauber ( gelöscht )
Beiträge:

20.09.2011 22:39
#7 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Falls das jemand noch nicht gelesen haben sollte, ein offener Brief des Schriftstellers Ralph Giordano an Wulff.

Thanatos Offline



Beiträge: 232

20.09.2011 23:27
#8 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Giordano hat die einzig richtigen Worte gefunden. Solange sowas noch in der Zeitung stehen darf, ist ein Rest von Meinungsfreiheit noch vorhanden. Wenn Giordano aber tot ist, wird es einen weniger geben, der noch klare Worte in den Medien loswerden kann.

--

Unmögliches erledigen wir sofort.

max Offline



Beiträge: 150

21.09.2011 00:47
#9 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Lieber Zettel, ich glaube nicht, dass es "im Ausland" noch irgend jemanden gibt, der über den Herrn noch den Kopf schütteln mag. Dieser Herr steht in der unseligen Tradition eines Herrn Rau, oder noch schlimmer Herrn Weizsäcker. Von der Klasse eines Betriebsunfalls Herzog meilenweit entfernt.

uniquolol Offline




Beiträge: 254

21.09.2011 01:33
#10 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

“...Niemand will die Assimilation...”

Unser “...Präsident der Muslime...” (Wulf über Wulf) ist halt mal wieder überfordert.

Das Hauptproblem ist aber Selbsthass der Deutschen. Ein Volk, welches sich selbst nicht respektiert, wird naturgemäß auch von den (potentiellen) Einwanderern keine Achtung erwarten können. Die Scham der Deutschen vor dem Deutsch-Sein(*) verhindert zudem auch klare Forderungen an die Zuwanderer zu stellen, wie sie in den USA oder Kanada seit Jahrzehnten üblich sind. Realistischerweise sind wir nicht auf dem “...Weg zu einem binationalen Staat...”, der mulitinationale Staat steht vor der Tür...

(*) Seitdem die überforderten 68er an der Verarbeitung des NS-Grauens kläglich gescheitert sind, ist diese Scham ein selbstverständlicher Teil der deutschen Identität.

WFI Offline



Beiträge: 187

21.09.2011 11:35
#11 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Zitat
Der deutsche Bundespräsident lehnt die Assimilation von Einwanderern explizit ab.



Bei Wulffs Aussage handelt es sich meiner Ansicht nach um eine Frage des reinen politischen Opportunismus. Wulff weiß schon, warum er das tut: Türken mit deutschem Pass entscheiden Wahlen. Die Abgeordnete Lale Akgün hat 2003 sehr stolz darauf hingewiesen, dass Schröder nicht wiedergewählt worden wäre, hätten die Türken nicht weit überproportional für rot-grün gestimmt. Jeder Politiker muss das wissen, nur dem deutschen Michel erzählt man es nicht so gern.

In einer modernen, ausdifferenzierten Demokratie verlieren klar abgegrenzte Wählerblöcke an Bedeutung: Es lässt sich nicht mehr so einfach sagen, welche Partei ein Arbeiter, ein Ingenieur oder ein Anwalt wählt. Wenn ich in diese relativ heterogene Wählerwelt nun einen großen Block einführe, der relativ homogen wählt (in diesem Fall rot-grün), dann hat dieser zwangsläufig überproportionalen Einfluß. Er ist leichter zu addressieren.

Das Problem ist: Je weniger sich diese Wähler assimilieren, umso größer ist der Einfluß. Deswegen ist die Multikulti-Ideologie so schädlich. Integration ändert nicht das homogene Wählerverhalten, nur Assimilation tut das. Integration bedeutet, dass ich mich an lokale Gesetze und gewisse Spielregeln halte (z.B. die Sprache lerne). Assimilation bedeutet, dass meine Identität als Einwanderer (oder Nachfahre von Einwanderern) bei meiner Lebensführung und damit dem Wahlverhalten keine Rolle spielt.

Die Politik ist damit zu einer ständigen Gratwanderung verdammt. Jeder sollte sich klarmachen, dass sich dies wohl nicht mehr ändern wird, ganz sicher nicht zu Wulffs Lebzeiten.

Deswegen auch der Haß auf Sarrazin. Er hat die Roten und Grünen an die Kluft zwischen ihren Wählern erinnert, und damit ein gut gehütetes Geheimnis ausgesprochen. Politiker wollen sich auf keinen Fall zwischen ihren alten und neuen Wählern entscheiden müssen. Auch die CDU muss sich um Wähler mit Einwanderungshintergrund bemühen - nicht anders als die Republikaner in den USA, die sich bei den Mexikanern oder schwarzen Wählern anbiedern müssen, obwohl letztere z.B. fast ausschließlich Demokraten wählen, komme was wolle.

Das ist nicht unbedingt neu oder schlimm. Schon Theodore Roosevelt hat bei Wahlen davon profitiert, dass er deutsche Einwanderer in New York auf deutsch ansprechen konnte. Nur stand dahinter keine Multikulti-Ideologie, die eine Assimilation verhindert. Deshalb gibt es heute keinen deutschen Wählerblock in den USA. Es wird aber noch viele Generationen lang einen schwarzen Wählerblock geben, und vielleicht auch einen Latino-Block. Und in Deutschland eben einen türkisch-muslimischen Block. Ob eine Demokratie das lange aushält oder zu welchen Kosten, weiss man nicht.

isildur Offline



Beiträge: 366

21.09.2011 16:19
#12 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Sind die USA nicht immer das Gegenbeispiel zu Assimilation gewesen? China Town, Little Italy, spanisch sprachige Schulen uvm? Sicher gab es die Ideologie des "Melting Pots" aber auch hier ging es doch eher darum, dass sich die verschiedenen Eigenheiten der Kulturen zu etwas Neuem mischen und nicht alle etwas bestehendes übernehmen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.09.2011 16:53
#13 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Zitat von isildur
Sind die USA nicht immer das Gegenbeispiel zu Assimilation gewesen? China Town, Little Italy, spanisch sprachige Schulen uvm? Sicher gab es die Ideologie des "Melting Pots" aber auch hier ging es doch eher darum, dass sich die verschiedenen Eigenheiten der Kulturen zu etwas Neuem mischen und nicht alle etwas bestehendes übernehmen.

Ich würde es so sagen, lieber isildur: Es gibt einen Bestand an amerikanischen Werten, an Merkmalen der amerikanischen Kultur, die aber im Lauf der einzelnen Wellen der Einwanderung unterschiedlich ergänzt und angereichert wurden und werden.

Zu diesen Werten und Merkmalen gehört das Vertrauen in die Kraft des Einzelnen, der Glaube an den Rechtsstaat und die Demokratie, das Vertrauen in die freie Wirtschaft, die Garantie der Freiheitsrechte, die Fairness im Umgang miteinander, die Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Auf der emotionalen Ebene gehört dazu der Stolz, Amerikaner zu sein; die Bindung an dieses Land, die identitätsstiftend ist. Und es gehört natürlich dazu die gemeinsame Sprache, die gemeinsame Beteiligung an der Politik; selbstverständlich auch das Akzeptieren der jeweiligen Gesetze des Bundes und der Staaten.

Dies alles für sich anzunehmen - man könne auch sagen: in sich aufzunehmen - ist die Assimilation, die von jedem Einwanderer erwartet wird. Sie werden - von ganz wenigen politischen Außenseitern abgesehen - kaum einen Sportler finden, der nicht beim Abspielen der Nationalhymne die Hand auf das Herz legt. Die Nationalfarben blau und rot sind allgegenwärtig; die Fahne hängt nicht nur in jeder größeren Behörde, sondern auch in vielen Klassenzimmern. Das Verhältnis zu den eigenen Soldaten ist ganz anders als bei uns. Es ist für einen Amerikaner undenkbar, daß für US-Moslems die Scharia anstelle der amerikanischen Gesetze gelten könnte.

Das alles stiftet die amerikanische Identität. Auf den Ebenen darunter gibt es andererseits eine große ethnische, religiöse, kulturelle Vielfalt; alle diese communities.

Aus amerikaniischer Sicht ist just auch diese Pluralität Teil des Amerikanischen Traums; aber eben innerhalb gemeinsamer Werte und einer einzigen amerikanischen Identität.

Herzlich, Zettel

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

21.09.2011 16:55
#14 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Zitat von Kallias

Zitat von Zettel
Der deutsche Bundespräsident lehnt die Assimilation von Einwanderern explizit ab.

Im März erklärte Wulff:

Zitat von Leipziger Volkszeitung
Wichtiger als die Frage der Religion sei die Integration der Einwanderer in Deutschland. „Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, die Menschen so erfolgreich in unser Land zu integrieren, wie es die Amerikaner mit den deutschen Einwanderern getan haben“, betonte der Bundespräsident.

Also die Assimilation. Solange er seine Begriffe nicht selber definiert, kann man wohl nur raten: mit "Integration" meint er das, was anderswo "Assimilation" heißt, und bejaht es, mit "Assimilation" meint er zusätzlich die Abkehr der Türken vom Islam, die er sich nicht wünscht.



Ich gehe auch davon aus, dass es der Bundespräsident so meint. Das Problem ist, sein Gast Herr Gül und der türkische Ministerpräsident Erdogan meinen es ganz anders und stellen die Assimilation aus ihrer nationalistischen Position heraus, an den Pranger. Das ist nur konsequent. Nationalisten lehnen die Assimilation von Fremden ab. Sie wollen unter sich bleiben und betrachten fremde Einflüsse nicht als Bereicherung sondern als Angriff auf ihre Kultur den es abzuwehren gilt.

Viele Grüße, Erling Plaethe

WFI Offline



Beiträge: 187

22.09.2011 18:38
#15 RE: Zitat des Tages: Wulff lehnt Assimilation ab Antworten

Zitat
Sind die USA nicht immer das Gegenbeispiel zu Assimilation gewesen? China Town, Little Italy, spanisch sprachige Schulen uvm? Sicher gab es die Ideologie des "Melting Pots" aber auch hier ging es doch eher darum, dass sich die verschiedenen Eigenheiten der Kulturen zu etwas Neuem mischen und nicht alle etwas bestehendes übernehmen.



Es heisst nicht umsonst E Pluribus UNUM. Natürlich kann jeder seine Eigenheiten bewahren, aber Chinatown und Little Italy waren Episoden. Ich wüsste nicht, wie ein Amerikaner italienischer Abstammung wählt, aber er lebt vermutlich nicht mehr im Italienerviertel. Das gilt ebenso für Russen, Iren, Deutsche usw. Das ist Assimilation. Nur bei schwarzen Amerikanern hapert es damit und vielleicht ist das der Grund, warum sich in den letzten Jahrzehnten eine permanente schwarze Unterschicht herausgebildet hat, deren Wählerverhalten sehr homogen ist. Gleichzeitig werden die heute zahlenmäßig am stärksten vertretenen Einwanderer, spanischsprechende "Latinos", von mancher Seite ermutigt, ihre Identität und Sprache zu behalten und sich sogar vom Mainstream der Gesellschaft abzugrenzen. Ich habe den Eindruck dass das neu ist und auf multikulturelle Ideologie zurückgeht, vielleicht auch auf den Wunsch, eine ähnlich homogene Gruppe von Wählern zu erzeugen, wie es die Schwarzen schon sind. Das sagen jedenfalls viele US-Konservative und es scheint mir plausibel, weil man so etwas jetzt auch bei uns beobachten kann.

Ich habe keine Ahnung wie signifikant oder dauerhaft diese Entwicklung ist. Wenn die Assimilationsfähigkeit Amerikas stark genug ist, werden Latinos keinen Block bilden. Vielleicht gibt auch Unterschiede nach den Herkunftsländern. Viele assimilieren sich offenbar sehr erfolgreich. Man muss sehen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.09.2011 20:39
#16 Einwanderung in die USA Antworten

Zitat von WFI
Gleichzeitig werden die heute zahlenmäßig am stärksten vertretenen Einwanderer, spanischsprechende "Latinos", von mancher Seite ermutigt, ihre Identität und Sprache zu behalten und sich sogar vom Mainstream der Gesellschaft abzugrenzen. Ich habe den Eindruck dass das neu ist und auf multikulturelle Ideologie zurückgeht, vielleicht auch auf den Wunsch, eine ähnlich homogene Gruppe von Wählern zu erzeugen, wie es die Schwarzen schon sind. Das sagen jedenfalls viele US-Konservative und es scheint mir plausibel, weil man so etwas jetzt auch bei uns beobachten kann.

Ich habe keine Ahnung wie signifikant oder dauerhaft diese Entwicklung ist. Wenn die Assimilationsfähigkeit Amerikas stark genug ist, werden Latinos keinen Block bilden. Vielleicht gibt auch Unterschiede nach den Herkunftsländern. Viele assimilieren sich offenbar sehr erfolgreich. Man muss sehen.

Es gibt, soweit ich sehe, zwei Gruppen von "Latinos" (früher sagte man "Hispanics", aber das ist nicht mehr pc).

Es gibt zum einen die legalen Einwanderer sowie diejenigen, die schon seit Jahrhunderten in Arizona, New Mexico usw. leben. Das sind überwiegend assimilierte US-Amerikaner, auch wenn sie vielleicht zweisprachig sind.

Dann gibt es die wachsende Zahl der illegalen Einwanderer, die im Grunde illegale Gastarbeiter sind. Bei ihnen ist es ähnlich wie bei den Türken in Deutschland: Die meisten wollten gar nicht einwandern, sondern nur gutes Geld verdienen. Aber sie bleiben hängen, ihre Kinder wachsen in den USA auf. Irgendwann wollen sie nicht mehr zurück; natürlich auch deshalb, weil es sich in den USA besser lebt als in Mexico.

Da gibt es dasselbe Problem wie eben bei uns mit vielen Türken: Da sie gar nicht US-Amerikaner werden wollten, assimilieren sie sich auch nicht.

Herzlich, Zettel

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