Die Wirklichkeit holt die Satire ein - das ist die eine Seite des Anschlags auf Burhanuddin Rabbani. Die andere ist, daß die Taliban damit unmißverständlich signalisieren, daß sie an einem Kompromiß mit der Regierung Karzai nach dem Abzug der US-Truppen nicht interessiert sind.
Ihr Sprecher protzte geradezu damit, Rabbani hinters Licht geführt zu haben. Auch die Ankündigung von Verhandlungen mit hochrangigen Vertretern der Taliban sei eine Finte gewesen. Brutaler kann man Friedensgespräche kaum beenden.
Zitat Erinnern Sie sich noch an die Mohammed-Kariktaturen, die im Herbst 2005 Aufsehen erregten? Sie können sie in der internationalen Wikipedia ansehen (in der politisch korrekten deutschen Wikipedia übrigens nicht).
Bemüht, hier Abhilfe zu schaffen, habe ich mich sofort zum entsprechenden Wikipedia-Eintrag begeben. Ein kurzer Blick in die Diskussion zu dem Artikel indes hat den Grund recht schnell offenbart:
Zitat von Benutzer HæggisSchau hier, die Lizenz gilt nur für die enWP. Deshalb liegt das Bild auch nicht auf Commons.
(Commons ist die gemeinsame Dateibasis für alle nationalen Wikipedia-Projekte, hier liegen Bilder, Videos, Klangdateien.) Der Grund, warum also die deutsche Wikipedia diese Abbildungen nicht verwendet, hat also viel mehr mit dem eben zu einem anderen Beitrag diskutierten Schutz der Urheberrechte zu tun als mit Gutmenschentum. Und wenn mich nicht alles täuscht, werter Zettel, haben Sie diese Rechte sehr verteidigt.
Das wäre übrigens auch seltsam, die deutschen Autoren und Administratoren der Wikipedia sind sehr libertär, es gab schon einige Kontroversen zu „unschicklichen“ und religiösen Abbildungen (die bekannteste sicherlich die Vulva auf der Startseite). Auch war hierzulande der Aufschrei am größten, als der Wikipediagründer Jimmy Wales unter Ausnutzung seines Status eine Reihe „anstößiger“ Inhalte im Alleingang entfernte. Als Reaktion darauf wurde ihm in den meisten nationalen Spin-offs dieser Status aberkannt und die Eingriffe revidiert.
Zitat von energistWerter Zettel, nur als kleine Korrektur:
Zitat Erinnern Sie sich noch an die Mohammed-Kariktaturen, die im Herbst 2005 Aufsehen erregten? Sie können sie in der internationalen Wikipedia ansehen (in der politisch korrekten deutschen Wikipedia übrigens nicht).
Bemüht, hier Abhilfe zu schaffen, habe ich mich sofort zum entsprechenden Wikipedia-Eintrag begeben. Ein kurzer Blick in die Diskussion zu dem Artikel indes hat den Grund recht schnell offenbart:
Zitat von Benutzer HæggisSchau hier, die Lizenz gilt nur für die enWP. Deshalb liegt das Bild auch nicht auf Commons.
(Commons ist die gemeinsame Dateibasis für alle nationalen Wikipedia-Projekte, hier liegen Bilder, Videos, Klangdateien.) Der Grund, warum also die deutsche Wikipedia diese Abbildungen nicht verwendet, hat also viel mehr mit dem eben zu einem anderen Beitrag diskutierten Schutz der Urheberrechte zu tun als mit Gutmenschentum. Und wenn mich nicht alles täuscht, werter Zettel, haben Sie diese Rechte sehr verteidigt.
Ich hatte mir diese Seite angesehen, lieber Energist, weil ich die Abbildung gern für ZR verwendet hätte.
Von einer Lizenz steht da nichts. Vielmehr wird Bezug genommen auf
Zitat fair use under United States copyright law. Any other uses of this image, on Wikipedia or elsewhere, may be copyright infringement. See Copyrights for more information.
Wenn man unter Fair Use nachsieht, dann findet man ähnliche Bestimmungen in einer Reihe von Ländern, aber tatsächlich nicht in Deutschland. Dasselbe gilt für Fair Dealing.
Insofern haben Sie Recht: Es könnte sein, daß die Abbildung nicht in die deutsche Wikipedia übernommen wurde, weil eine entsprechende Klausel im deutschen Urheberrecht fehlt.
Ich werde diese Passus in dem Artikel streichen, mit Dank an Sie.
Zitat von ZettelBrutaler kann man Friedensgespräche kaum beenden.
Richtig. Und ich habe den Eindruck, daß die Taliban damit einen gravierenden Fehler gemacht haben. Sie haben jetzt alle Brücken verbrannt und ihren Gegenspielern klar signalisiert, daß es keinerlei Kompromiß geben wird. Ihr Ziel ist die komplette Unterwerfung aller anderen Gruppen, wie sie es ja schon einmal geschafft haben.
Nur ist fraglich, ob sie es ein zweites Mal schaffen werden. Sie haben sich damals gegen die verschiedenen Mudschaheddin-Gruppen durchgesetzt, weil a) diese anfangs viel zu sehr mit internen Streitigkeiten beschäftigt waren und die Taliban unterschätzt haben und b) die Taliban massiv von Pakistan und anderen unterstützt wurden, während die Mudschaheddin nach dem Abzug der Sowjets für den Westen uninteressant waren und m. W. keinen nennenswerten Nachschub mehr bekamen.
Beides wäre m. E. nun anders. Der Westen wird zwar seine Truppen abziehen, damit werden dann auch die Versuche enden, Afghanistan über direkte Maßnahmen vor Ort zu modernisieren. Damit wird dann aber auch der Kampf gegen die Taliban nicht mehr den Restriktionen unterliegen, die der westlichen Medienöffentlichkeit geschuldet sind. Mit anderen Worten: Die Gegner der Taliban werden dann wieder landestypisch kämpfen. Und das können sie.
Das ist wohl ein wesentlicher Unterschied zur Situation damals in Vietnam, die südvietnamesische Armee war als Kopie der US-Army aufgebaut und ohne diese nur beschränkt aktionsfähig.
Ich gehe davon aus, daß der Westen (und vielleicht sogar die Russen) die Anti-Taliban-Kräfte auch nach dem Abzug mit Geld und Nachschub versorgen werden - das ist verglichen mit dem Einsatz eigener Truppen ziemlich unaufwendig. Umgekehrt werden die Taliban zwar auch einige Unterstützer behalten, aber die sind vom Potential her nicht gleichwertig.
Die Taliban hatten eine starke Verhandlungsposition und hätten sich großen Einfluß sichern können. Das haben sie mit dem Attentat verspielt. Jetzt bleibt ihnen nur noch der Bürgerkrieg gegen Gegner, denen sie numerisch und materiell unterlegen sind.
Zitat von R.A.Die Taliban hatten eine starke Verhandlungsposition und hätten sich großen Einfluß sichern können. Das haben sie mit dem Attentat verspielt. Jetzt bleibt ihnen nur noch der Bürgerkrieg gegen Gegner, denen sie numerisch und materiell unterlegen sind.
Mögen Sie Recht behalten, lieber R.A.
Naheliegend ist natürlich die Möglichkeit, daß es auch bei den Taliban Tauben und Falken gibt, und daß mit diesem Mord die Falken den Tauben ihr Spiel vermasseln wollten.
Ich sehe allerdings das Kräfteverhältnis nach einem Abzug der USA pessimistischer als Sie. Die Taliban werden zwar vermutlich nicht wieder die absolute Herrschaft über ganz Afghanistan gewinnen. Aber es wird, fürchte ich, eine Rückkehr zur Lage nach dem Abzug der Sowjets geben: Die Warlords kontrollieren ihre eigenen Gebiete und kämpfen an deren Grenzen gegeneinander. Ein Teil der Macht wird an die Taliban gehen; Karzai wird vielleicht Kabul bleiben. Die Kaida wird unter diesen Bedingungen vermutlich nicht nach Afghanistan zurückkehren.
Zitat von ZettelNaheliegend ist natürlich die Möglichkeit, daß es auch bei den Taliban Tauben und Falken gibt, und daß mit diesem Mord die Falken den Tauben ihr Spiel vermasseln wollten.
Davon gehe ich aus. Und das ist den Falken dann wohl auch geglückt.
Zitat Ich sehe allerdings das Kräfteverhältnis nach einem Abzug der USA pessimistischer als Sie.
Eigentlich nicht. Ich sehe das nämlich genauso: Es wird diverse Machtbereiche geben und nur noch eine nominelle Oberhoheit von Kabul. Wie das wohl schon immer im Lande so war.
Zitat Die Kaida wird unter diesen Bedingungen vermutlich nicht nach Afghanistan zurückkehren.
Und genau das ist der Knackpunkt. Mehr braucht der Westen nicht und mehr ist auch mit vertretbarem Aufwand nicht zu erreichen.
Zitat Ich sehe allerdings das Kräfteverhältnis nach einem Abzug der USA pessimistischer als Sie. Die Taliban werden zwar vermutlich nicht wieder die absolute Herrschaft über ganz Afghanistan gewinnen. Aber es wird, fürchte ich, eine Rückkehr zur Lage nach dem Abzug der Sowjets geben: Die Warlords kontrollieren ihre eigenen Gebiete und kämpfen an deren Grenzen gegeneinander. Ein Teil der Macht wird an die Taliban gehen; Karzai wird vielleicht Kabul bleiben. Die Kaida wird unter diesen Bedingungen vermutlich nicht nach Afghanistan zurückkehren.
Klingt danach, als ob dieses Ziel vielleicht nicht sogar besser wäre, als ein langes Verbleiben im Land. Durch Nachschub- und Geldlieferungen kann man ja verbündete Warlords unterstützen. Dadurch könnte man ein Machtgleichgewicht schaffen, das verhindert dass die Taliban die Macht übernehmen. Sollte die Kaida tatsächlich nicht mehr zurückkehren, hätte man ein wichtiges Ziel erreicht. Sollten Kaida-Kämpfer allerdings wieder Ausbildungslager schaffen, dann hätte man über die verbündeten Warlords sicherlich die Möglichkeit Spezialeinheiten für Aufklärungs- oder Kampfzwecke einzuschleusen oder könnte sie per Raketen zerstören. Insgesamt wäre dies sicherlich billiger, wahrscheinlich effektiver (im Hinblick auf die Verfolgung von Terroristen) und man wäre auch flexibler mit Truppen und Material, was im Hinblick auf die neuen Stützpunkte der Kaida in Jemen und Somalia ja auch ziemlich wichtig wäre.
Zitat von HiasKlingt danach, als ob dieses Ziel vielleicht nicht sogar besser wäre, als ein langes Verbleiben im Land. Durch Nachschub- und Geldlieferungen kann man ja verbündete Warlords unterstützen. Dadurch könnte man ein Machtgleichgewicht schaffen, das verhindert dass die Taliban die Macht übernehmen. Sollte die Kaida tatsächlich nicht mehr zurückkehren, hätte man ein wichtiges Ziel erreicht. Sollten Kaida-Kämpfer allerdings wieder Ausbildungslager schaffen, dann hätte man über die verbündeten Warlords sicherlich die Möglichkeit Spezialeinheiten für Aufklärungs- oder Kampfzwecke einzuschleusen oder könnte sie per Raketen zerstören. Insgesamt wäre dies sicherlich billiger, wahrscheinlich effektiver (im Hinblick auf die Verfolgung von Terroristen) und man wäre auch flexibler mit Truppen und Material, was im Hinblick auf die neuen Stützpunkte der Kaida in Jemen und Somalia ja auch ziemlich wichtig wäre.
Ja, was Sie beschreiben, das ist die Strategie des counterterrorism, wie sie von einem Teil der amerikanischen Verantwortlichen immer gefordert wurde. Aber Obama konnte sich bis zum Schluß nicht zwischen ihr und einer Strategie der counterinsurgency entscheiden, die auf nation building zielt.
Soweit es, vor allem dank der Recherchen des "Spiegel", jetzt bekannt ist, wollte Präsident Bush zunächst nur counterterrorism, währen die Europäer - allen voran die Deutschen - darauf beharrten, in Afghanistan einen Rechtsstaat mit Mädchenschulen usw. zu errichten. Nur so konnte Schröder der SPD und den Grünen die deutsche Beteiligung verkaufen.
Die Amerikaner haben nach diesen Informationen dieses Konzept zunächst mehr halbherzig übernommen, weil es ihnen für Propagandazwecke geeignet erschien. Obama wollte dann halb damit ernst machen, halb auch wieder nicht. Das hat in den jetzigen Schlamassel geführt.
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