Aus meiner Sicht gibt es kaum eine schlimmere Fehlentwicklung in Deutschland als die Politisierung aller Lebensbereiche. Daß "alles Politik" sei, ist die Grundüberzeugung der Kommunisten, wie es auch diejenige ihrer Zwillinge, der Nazis, gewesen war.
Jetzt trifft es (wieder einmal) Peter Handke. Und es scheint, daß kaum jemand diese politische Zensur moniert. Er ist ja ein Außenseiter.
Vielleicht sollte man eine neue Reichschrifttumskammer oder einen neuen Schriftstellerverband ins Leben rufen, der alle Kulturschaffenden auf politische Zuverlässigkeit überprüft.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich in diesem Fall keine Politisierung des Lebensbereichs Kultur sehe. Mir scheint vielmehr: Eine Jury hat eine einfallslose Entscheidung getroffen und ein Sponsor kommt mit seiner Rolle nicht klar. Offenbar geht es doch um diesen Preis: http://de.wikipedia.org/wiki/Candide_Preis
Nach meiner persönlichen Meinung wäre es besser, die Vertreter der jungen zeitgenössischen Literatur bekannt(er) zu machen, als einen etablierten Schriftsteller, der doch fast jede erdenkliche Anerkennung schon bekommen hat.
Aber die Jury hat eine freie Entscheidung getroffen und offensichtlich ist damit schon das Problem des Sponsors benannt: Wer einen Preis mit einer bestimmten Summe fördert und die Entscheidung über den Preisträger einer Jury überlässt, muss auch mit den Konsequenzen leben.
Das Unternehmen Kolbus stellt Buchbindereimaschinen her und hielt es vielleicht für eine gute Idee, den Absatz von Büchern mit Hilfe eines Preises etwas zu beleben. Dann müssten sie aber konsequent sein und die Tatsache in Rechnung stellen, dass mit ihren Maschinen jede Art von Büchern gebunden werden kann — auch Bücher von Peter Handke.
Zitat von stefanolix Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich in diesem Fall keine Politisierung des Lebensbereichs Kultur sehe. Mir scheint vielmehr: Eine Jury hat eine einfallslose Entscheidung getroffen und ein Sponsor kommt mit seiner Rolle nicht klar. Offenbar geht es doch um diesen Preis: http://de.wikipedia.org/wiki/Candide_Preis Nach meiner persönlichen Meinung wäre es besser, die Vertreter der jungen zeitgenössischen Literatur bekannt(er) zu machen, als einen etablierten Schriftsteller, der doch fast jede erdenkliche Anerkennung schon bekommen hat.
Ja, es wäre vielleicht besser gewesen jemand anderes zu nominieren, der Protest war aber aus anderem Grund
Zitat Der Geschäftsführende Gesellschafter von Kolbus (...) [des Sponsors; Zettel] Kai Büntemeyer, habe dagegen wegen Handkes proserbischer Haltung im Balkan-Krieg protestiert und eine andere Entscheidung verlangt.
Zitat Offenbar wollen das viele in diesem Land. Alle Lebensbereiche - ja nicht nur die Kunst, wie in diesem Fall, sondern auch die Wissenschaften, das Recht, die Philosophie und so fort - sollen politisiert werden.
klingt für mich so, als ob sie meinten, dass dies eine neue Entwicklung wäre und dass es einst anders gewesen wäre.
Dabei haben Sie doch selbst an anderer Stelle in "ZkZ" über Walter Kempowski geschrieben:
Zitat "Er war ein großartiger Mensch und nach meinem Urteil auch schriftstellerisch viel bedeutender, als der von der Gruppe 47 dominierte Literaturbetrieb ihm zugestehen wollte. Unter dieser politisch motivierten Ablehnung hat er sehr gelitten."
Dazu muss ich sagen, dass es die Bücher von Herrn Kempowski (vor allem seine Tagebücher, aber auch der großartige Roman "Letzte Grüße") und die "Notizbücher" von Johannes Gross gewesen sind, die mir zuerst aufgezeigt haben, wie man in Deutschland - wo spätestens nach 1968 ja gilt: "Alles ist politisch" - mit begnadeten Schriftstellern und gewitzten Denkern umgegangen ist, die sich nicht dem sozialdemokratischem Mainstream anschließen wollten. Sie wurden gerade einmal geduldet - aber bestimmt nicht auch noch geehrt.
Zitat von Am_Randeklingt für mich so, als ob sie meinten, dass dies eine neue Entwicklung wäre und dass es einst anders gewesen wäre.
Dabei haben Sie doch selbst an anderer Stelle in "ZkZ" über Walter Kempowski geschrieben:
Zitat "Er war ein großartiger Mensch und nach meinem Urteil auch schriftstellerisch viel bedeutender, als der von der Gruppe 47 dominierte Literaturbetrieb ihm zugestehen wollte. Unter dieser politisch motivierten Ablehnung hat er sehr gelitten."
Sie haben Recht. Das ist nicht neu. Aber es ist steigerbar.
von Handke war ich nie begeistert und von der proserbischen Haltung halte ich schon einmal gar nichts, währen ich von Zettel's Besorgnis sehr viel halte. Scharf beobachtet, die Politisierung von allem und jenem. Erstaunlich auch die sich selbst in manchen Kommentaren dieses Forums zeigende Desensibilisierung gegenüber der skandalösen Politisierung in einer intellektuellen "Kultur", welche für Hitlerismus und Marxismus zugleich verantwortlich zeichnet.
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