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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 6 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.09.2011 12:59
Stratfors Analysen: Obamas Dilemma Antworten

Regelmäigen Lesern von ZR wird kaum etwas von dem neu sein, was George Friedman in diesem Artikel schreibt.

Es ist aber bemerkenswert, daß er es so schreibt. Stratfor hält sich in der Regel aus der amerikanischen Innenpolitik heraus. Auch jetzt rechtfertigt Friedman seine - vernichtende - Analyse der Bilanz von Präsident Obama damit, daß der Zustand, in dem sich die Regierung Obama bis zum November 2012 befinden wird, Auswirkungen auf das internationale System hat.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

23.09.2011 15:00
#2 RE: Stratfors Analysen: Obamas Dilemma Antworten

Die Analyse klingt vernünftig.

Aber ist das nicht IMMER so?
Wahlern ist das Hemd näher als der Rock. Wahlen werden daher von innenpolitischen Themen dominiert (es sei denn, es gibt ein extrem wichtiges außenpolitisches Thema).
Klassiker ist dabei die Wahl von Clinton 1992. Mit "It's the economy, stupid" gewann er die Wahl mit einem innenpolitischen Thema gegen den im Irak-Krieg erfolgreichen Bush sen.

Die von Stratfor hier problematisierte Ausblendung der Außenpolitik gibt es in den USA somit alle 4 Jahre. Ich sehe nicht, was nun ausgerechnet diesesmal besonders schlimm sein soll.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

23.09.2011 17:39
#3 RE: Stratfors Analysen: Obamas Dilemma Antworten

Das ist schön:

Zitat von Stratfor
But while Obama believed that his willingness to listen to the Europeans meant they would be forthcoming with help, the Europeans believed that Obama would understand them better and not ask for help.


Und treffend.

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

john j Offline




Beiträge: 591

23.09.2011 20:51
#4 RE: Stratfors Analysen: Obamas Dilemma Antworten

"Stratfor hält sich in der Regel aus der amerikanischen Innenpolitik heraus."

Mit offensichtlich gutem Grund wenn man sich den folgenden Absatz ansieht:

"It must first be remembered that, contrary to the excitement of the time and faulty memories today, Obama did not win an overwhelming victory. About 47 percent of the public voted for someone other than Obama. It was certainly a solid victory, but it was neither a landslide nor a mandate for his programs. But the excitement generated by his victory created the sense of victory that his numbers didn’t support."

Obama gewann 52.9% der popular vote. Zum Vergleich die Ergebnisse der popular vote des Gewinners der US presidential elections der letzten 30 Jahre:

2004: Bush 50.7%
2000: Bush 47.9% (und Gore 48.4%)
1996: Clinton 49.2%
1992: Clinton 43%
1988: H W Bush 53.4%
1984: Reagan 58.8%
1980: Reagan 50.7%
1976: Carter 50.1%
1972: Nixon 60.7% (Nixon gewann alle Staaten ausser Massachusetts - mit rund 8% mehr an popular vote als Obama 2008)

Wenn also Obama kein "mandate for his programs" mit 52.9% haben soll - welcher US-Prasident ausser Nixon 1972 und Reagan 1984 hatte dann jemals dieses mandate?

Jedes Schulkind weiss dass es nicht in erster Linie auf die popular vote ankommt sondern ob man den jeweiligen Staat und seine Stimmen im electoral college gewinnt. Nur Friedman, der weiss es offenbar nicht obwohl er es sicher mal gelernt hat. Whose "faulty memories" spielen hier also wem einen Streich?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.09.2011 21:22
#5 RE: Stratfors Analysen: Obamas Dilemma Antworten

Lieber John J,

Zitat von john j
Wenn also Obama kein "mandate for his programs" mit 52.9% haben soll - welcher US-Prasident ausser Nixon 1972 und Reagan 1984 hatte dann jemals dieses mandate?

Friedman schrieb:

Zitat
It was certainly a solid victory, but it was neither a landslide nor a mandate for his programs. But the excitement generated by his victory created the sense of victory that his numbers didn’t support.

Ich interpretiere das so: Obama war angetreten, die amerikanische Gesellschaft zu erneuern; jedenfalls wurde er von vielem im Wahlkampf so verstanden. Nach einem landslide victory hätte er dazu ein Mandat gehabt, aber nicht nach einem knappen Sieg; so, wie ihn - da haben Sie ja Recht - auch andere vor ihm hatten. Aber die wollten eben auch nicht ein anderes Amerika schaffen.

Zitat von john j
Jedes Schulkind weiss dass es nicht in erster Linie auf die popular vote ankommt sondern ob man den jeweiligen Staat und seine Stimmen im electoral college gewinnt. Nur Friedman, der weiss es offenbar nicht obwohl er es sicher mal gelernt hat.

Ich vermute fast, daß das Verfahren bei der Wahl des US-Präsidenten auch Friedman nicht unbekannt ist.

Aber wenn es darum geht, ob ein Präsident das Mandat hat, die Gesellschaft umzubauen, dann spielt die Höhe seiner Mehrheit beim popular vote schon eine Rolle. Meint jedenfalls Friedman, und ich stimme ihm zu.

Herzlich, Zettel
PS: WB!

Florian Offline



Beiträge: 3.136

23.09.2011 23:48
#6 RE: Stratfors Analysen: Obamas Dilemma Antworten

Zitat
Ich vermute fast, daß das Verfahren bei der Wahl des US-Präsidenten auch Friedman nicht unbekannt ist.

Aber wenn es darum geht, ob ein Präsident das Mandat hat, die Gesellschaft umzubauen, dann spielt die Höhe seiner Mehrheit beim popular vote schon eine Rolle. Meint jedenfalls Friedman, und ich stimme ihm zu.




Zustimmung:
Es gibt einen Unterschied zwischen dem formaljuristischen Wahlsieg (d.h. hier: Mehrheit im Electoral College) und der "gefühlten" Stärke des Mandats, die ein Präsident bekommt (und diese "gefühlte Stärke" korreliert sicher mit der popular vote).

Konkret ist es ja so, dass der Präsident vordergründig erst einmal Null Einfluss auf die Gesetzgebung hat.
Auch die Abgeordneten seiner eigenen Partei sind ihm keinerlei Rechenschaft schuldig.
Wenn der Präsident also großartige Reformideen hat, dann muss er erst bei den Abgeordneten für diese Ideen werben.
Und da spielt die "Popular Vote" schon eine Rolle.
Weil sie nämlich signalisiert, welches Mandat der Präsident hat.
Je stärker dieses Mandat, desto mehr werden Abgeordnete beider Parteien davor zurückschrecken, sich gegen den Präsidenten zu stellen. Denn sie würden dadurch ja ggf. einen großen Teil ihrer eigenen Wähler verärgern.

[Zur Verdeutlichung ein Exkurs:
Kennen Sie die Fernsehserie "West Wing"? Sehr sehenswert. Sie behandelt das Innenleben der amerikanischen Exekutive aus dem Blickwinkel leitender Mitarbeiter im Weißen Haus.
Soweit ich das beurteilen kann wohl recht realistisch.
Es gibt dort eine Folge "Five votes down", in der das Weiße Haus verzweifelt versucht, eine Mehrheit für ein umstrittenes Waffengesetz zu bekommen.
Ein Mitarbeiter des Präsidenten kann letztlich einen "Abweichler" aus seiner eigenen Partei auf Linie bringen mit dem Argument, dass der Präsident im Wahlkreis des Abgeordneten deutlich mehr Stimmen hatte als der Abgeordnete selbst.
Es wird nun die Drohung aufgestellt, dass der Präsident bei der nächsten Repräsentantenhaus-Wahl ggf. einen parteiinternen Gegenkandidaten pushen könnte. Und weil der Präsident im Wahlkreis deutlich populärer ist als der Abgeordnete selbst, diesen ggf. absägen könnte.
Eine solche Drohung ist aber nur glaubwürdig, wenn der Präsident eben auch eine starke Popular Vote hatte.]

john j Offline




Beiträge: 591

27.09.2011 14:49
#7 RE: Stratfors Analysen: Obamas Dilemma Antworten

@ Zettel:

Thanks - GTBB

@ Florian:

Nicht alles was im Fernsehen so zu sehen ist entspricht auch der Realitaet. Auf ihre West Wing Folge gehe ich daher nicht naeher ein.

Wenden wir uns nochmal den Zahlen zu: Obama gewann wie gesagt knapp 53% der popular vote. Das uebersetzte sich in eine 2:1 Mehrheit bei den Stimmen im electoral college (was Friedman nicht erwahnt). Aufgrund hoher Wahlbeteiligung erhielt Obama mit seinen 53% die meisten Stimmen die jemals ein Kandidat bei einer presidential election erhielt.

Zum Vergleich G W Bush: In zwei Wahlen erreichte er keine deutliche Mehrheit der popular vote. In zwei Wahlen erreichte er eine Mehrheit von insgesamt 40 (!) Stimmen im electoral college.

Nach ihrer Theorie haette G W Bush in seinen 8 Jahren im Weissen Haus gar nichts unternehmen duerfen - und koennen. Er haette es wohl bestenfalls mal fuer einen Wochenendtrip nach Camp David verlassen duerfen. Fuer alles weitere haette er ja "kein Mandat" gehabt. Wie die Geschichte zeigt nahm Bush seinen wie Sie es nennen "formaljuristischen Wahlsieg" und leitete sich sein Mandat von dort her - und nicht von der popular vote.

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