Wenn Sie sich in dem Grundsatzprogramm der Partei "Die Linke", das an diesem Wochenende verabschiedet wird, die Abschnitte über Medien ansehen, dann werden Sie dort viel über "Vielfalt und Freiheit der Medien" und dergleichen finden.
Lassen Sie sich dadurch nicht täuschen. Auch in der DDR gab es bekanntlich Freiheit und die ganze Vielfalt der Blockparteien. Und sie war so demokratisch, die DDR, daß sie sogar eine Volksdemokratie war, also eine Volksvolksherrschaft.
das Gerede von der "demokratischen Kontrolle" hatte die verfassungsfeindliche DKP seit ihrer Gründung auf Geheiss der SED übernommen. Es meint die Politisierung und Unterjochung aller Lebensbereiche unter das Diktat "der Partei" und damit auch Zensur.
Nichts haben die gelernt in den 21 seit dem Zusammenbruch des sozialistischen Lagers. Selbst die Terminologie, inkl. des Gerede von der "demokratischen Kontrolle" ist die gleiche wie damals. Jedoch Heroin legalisieren wollen die und das ist neu - immerhin etwas ;-)
An eye for an eye, a tooth for a tooth
Calimero
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22.10.2011 19:06
#3 RE: Marginalie: Die Medienpolitik der Kommunisten
Am schönsten finde ich ja die ersten konkreten Gedanken Gesine Lötzschs zum Sendeauftrag der Öffis.
Zitat von WeltNeben bekannten Forderungen wie der Verstaatlichung aller Banken spricht sich Lötzsch auch für das Ende von Börsennachrichten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen aus. Nicht einmal fünf Prozent der Bevölkerung hätten Aktien, begründet sie ihre Forderung. Stattdessen sollten ARD und ZDF über Genossenschaften in Deutschland berichten.
Volksdemokratische, fortschrittliche Medien haben gefälligst über volkseigene Betriebe, Planübererfüllungen und ausgezeichnete Aktivisten zu berichten. Nix da mit Märkten und so ekligem Zeugs, auch wenn noch fünf Prozent Ewiggestrige Feinde des Sozialismus (vorerst!!!) Anteile an kapitalistischen Unterdrückerkonzernen ihr Eigen nennen. Das wird dann im nächsten Schritt auch geändert.
---------------------------------------------------- "Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande" - De civitate dei, IV, 4, 1. Übers.: Papst Benedikt XVI, Rede vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011
Zitat von ZettelVon den überregionalen Tageszeitungen (laut Wikipedia sind das "Bild", "Die Welt", "Süddeutsche Zeitung", "Frankfurter Allgemeine", "Frankfurter Rundschau", "taz", "Neues Deutschland" und "Junge Welt") gehören genau zwei zu einem "Konzern".
Ich zähle drei Zeitungen und zwei Konzerne: "Bild" und "Die Welt" zu Springer, "Frankfurter Rundschau" zu "M. DuMont Schaberg". Und wenn wir dann noch berücksichtigen, dass auch viele kleine Regionalzeitungen im Grund eine große überregionale Zeitung bilden (weil nur die Regionalteile dort auch unterschiedlichen Inhalt haben), wenn wir weiter wichtige regionale und sektorale Zeitungen wie "Handelsblatt" oder "Tagesspiegel" in Betracht ziehen, und wenn wir Wochenzeitungen und -zeitschriften mit einbeziehen, dann kommen noch ein paar wichtige Konzerne dazu: Bertelsmann, Holtzbrinck und die WAZ-Gruppe. Letztere droht übrigens gerade ihre Unabhängigkeit zu verlieren.
Das ändert, lieber Zettel, im Kern deine Gegenargumentation nicht. Aber es wird etwas verständlicher, vor welchem Hintergrund die "Linke" ihren Strohmann aufbaut.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Urlauber
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22.10.2011 20:12
#5 RE: Marginalie: Die Medienpolitik der Kommunisten
Mich regen nicht so sehr die LINKEn auf, sondern die heutigen Zustände.
Man könnte glatt glauben, die Medien bereiten sich schon mal auf die Übernahme vor. Die Hofnarren kündigen und die zwecks Revisionssicherheit dann und wann lustlos publizierte Wahrheit weglassen - viel mehr ist nicht nötig um zu erreichen, was die LINKE „demokratischen Kontrolle“ nennt. Schmid würde mir als Chefredakteur einfallen, der Probleme kriegen würde nach der Machtübernahme durch die LINKE. Und sicher gibt es noch diesen oder jenen, der mir gerade nicht einfällt. Aber die überwiegende Mehrheit könnte weitermachen wie bisher.
Selbst die Justiz handelt schon in vorauseilendem Gehorsam. Jedes Jahr 12.000 Prozesse nach dem Heimtückegesetz; davon 100% gegen Braune und 0% gegen Rote. Ob sich da was ändert, wenn die LINKE an die Macht kommt? Von den 200.000 Beleidigungsprozessen wird ebenfalls ein Teil (Privatpersonen werden nämlich regelmäßig auf den aussichtslosen Privatklageweg verwiesen) gegen Kritiker geführt. Zur politischen Tätigkeit der Vormundschaftsgerichte liegen keine Zahlen vor. Wer will kann das so deuten, dass ausgerechnet in diesem weitgehend ungesetzlichen und der öffentlichen Kontrolle entzogenen Bereich alles in Ordnung wäre. Ich glaube das nicht mehr.
Ebenso glaube ich nicht mehr an Zufall, wenn rote Brandstifter oder Gewalttäter nur noch im Ausnahmefall verurteilt werden.
Wer überweist eigentlich jedes Jahr runde hundert Millionen Steuereuros an die Schläger und Brandstifter bzw. deren Sprecher? CDU? LINKE? SPD? Ja, wir kennen die Antwort. Aber sie kommt nicht wie aus der Pistole geschossen, man muss erst mal überlegen. Denn diese linken Parteien unterscheiden sich zwar im gedruckten Programm, aber kaum noch im politischen Tun.
Wer sind die Protagonisten der Internet-Zensur? Dazu kenne ich die Meinung der LINKEn nicht. Aber wir haben gehört, mit welchem Eifer und absurden „Begründungen“ die führenden GenossInnen von SPD, CDU und CSU die Internet-Zensur einführen wollen. Ob die LINKE noch schlimmer ist?
Wer hat die Diskriminierung wieder eingeführt? Die LINKE war es nicht. Aber einmal an der Macht wird sie sich freuen, dass die Strukturen schon etabliert sind. Sehr bequem, sich in das von SPD, CDU und CSU gemachte Bett zu legen.
Hat CDU, CSU, SPD oder LINKE beim „schlagt den Sarrazin“-Wettbewerb gewonnen? Auf den ersten Blick waren alle gleich. Aber vielleicht ergibt die Zielfoto-Auswertung einen Unterschied.
Die LINKE muss nur noch an wenigen Stellschrauben nachjustieren. Im Großen und Ganzen sind die Strukturen schon LINKE-gerecht, ohne dass die LINKE auch nur einmal direkt eingreifen musste. DAS macht mir Angst.
Die umbenannte SED leidet tatsächlich an Realitätsverlust.
Warum will die Neo-SED denn unbedingt die Medien "demokratisch" kontrollieren, wenn diese schon jetzt weitgehend und immer stärker gemäß der Weltanschauung der Neo-SED berichten ? Und Mitgliedern der Neo-SED ständig Plattformen für ihre verfassungsfeindliche Ideologie geboten werden ?
Das DDR-Modell ist doch garnicht mehr nötig - die Kontrolle von oben.
Die BRD braucht nicht einen, bzw. einige wenige Zensoren die "demokratisch" dafür sorgen was das Mitläufervolk erfahren soll.
In der heutigen BRD ist fast jeder Journalist sein eigener Zensor, der dafür sorgt daß nahezu ausschließlich die ökolinke Weltanschauung missionarisch als einzig wahre, alle Probleme des Planeten lösende Heilslehre vermittelt wird.
Die Gesellschaftslehre der Neo-SED wird längst unbewusst und normativ durch Etablierung von Begriffen und den damit verbundenen Deutungen etabliert.
Beispiel: Der Kapitalismusbegriff.
Anstatt von Marktwirtschaft zu sprechen, ob nun freier oder sozialer, wird das derzeit außerhalb einer über 50%igen Staatsquote noch geduldete Wirtschaften, als "Kapitalismus" definiert. "Kapitalismus" ist jedoch mit negativen Assoziationen verbunden, die aus der Epoche der frühen Industrialisierung herrühren, mit der Vorstellung von hemmungsloser Bereicherung von Fabrikanten auf Kosten weit unterbezahlter Arbeitnehmer.
Die eigentliche Ursache, nämlich die Staatsbankrottkrise, wird inzwischen ständig assoziert als Versagen des Kapitalismus - einer völlig irrationalen Behauptung, die aber fast nie von den Medien widerlegt wird, hingegen permanent durch Wiederholung verstärkt und somit zum "Allgemeinwissen" der Bevölkerung wird.
Es ist viel effektiver die Bevölkerung durch Implementierung von Wertesystemen zu beherrschen als mittels repressiven Strukturen. Die Bevölkerung erlebt dann ihre Beherrschung, ihre Ausbeutung und die ihr auferlegten Opfer sogar subjektiv als angenehm.
Warum äußert eigentlich kein Journalist und auch kein Journalistenverband Ablehnung aufgrund der "demokratischen" Kontrollwünschen der Neo-SED ? Liegt es vielleicht an einer ohnehin stark links geprägten Sozialisation die mutmaßlich nahezu alle Journalisten in der BRD durchlaufen haben bevor sie missionarisch aktiv werden ? Wäre es möglich daß die totalitären Vorstellungen der Neo-SED von "demokratisch" kontrollierten Medien in den Köpfen der allermeisten BRD-Journalisten ohnehin schon vorhanden sind ? Daß sie sich eventuell in einem von der Neo-SED kontrollierten Medienmonopol sehr wohl fühlen würden ? Worin würden sie denn überhaupt Einschränkung bzw. Differenzen zwischen dem was sie selbst und jenem was die Neo-SED vertritt bestehen ?
Zwar neigen rund 2/3 der Journalisten zu den Grünen und der SPD. Weltanschaulich sind diese drei Parteien allerdings weitgehend identisch: Gegen Atomkraft, anti-USA, für Wind- und Solarenergie, markt- und wohlstandsfeindlich, für offene Grenzen und maßlosen Ausbau der Sozialsysteme, für immer höhere Steuern, für immer mehr staatliche Kontrolle in allen Lebensbereichen, Einschränkung von Grundrechten wie dem der Meinungsfreiheit; sympathisierend mit totalitären Regimen, Ideologien und Religionen und diese wenn möglich fördernd sowohl im Ausland als auch im Inland, sofern diese eine anti-westliche, menschenrechtsfeindliche, anti-US, anti-israelische Weltanschauung vertreten.
Menschenrechtsverletzungen interessieren sie nur dann, wenn sich diese propagandistisch ausschlachten lassen gegen die westliche Zivilsation. Indirekt agiert und agitiert man vielfach verfassungs- und menschenrechtsfeindlich indem man verfassungs- und menschenrechtsfeindliche Organisationen propagandistisch und lobbyistisch unterstützt, deren Ziele leugnet, verharmlost oder sogar legitimiert.
Auch psychologisch gesehen gibt es bei den Linksjournalisten und der Neo-SED erhebliche Schnittmengen: Extrem ideologie- und staatsgläubig, überzeugt von der Überlegenheit der eigenen Moral und daraus abgeleitet einen letztlich monopolistischen Gestaltungsanspruch in der Gesellschaft zu haben, die ohne die eigene Herrschaft dem Untergang geweiht ist (z.B. Hitzetod des Planeten ohne Klimaschutzpolitik). Sowie erbarmungsloser Intoleranz und Diffamierungsbereitschaft gegenüber Andersdenkenden, die analog zur Selbstidealisierung den inakzeptablen Gegenpol bilden.
Daß die Neo-SED auch nach Kontrolle über das Internet strebt ist da nur konsequent. Aber auch das könnte man sich sparen.
Es entspricht nicht der Mentalität der Deutschen sich gegen die Obrigkeit aufzulehnen, außer man will selbst Herrschaft über andere erlangen wie einst die 68iger. Sich alternativ zu den Leitmedien zu informieren wird kaum wahrgenommen. Die Deutschen wollen genau das sein was sie sind: Mitläufer, gut sein in der Normerfüllung des jeweiligen Zeitgeistes - Gutmenschen eben.
Zitat von Zettel Lassen Sie sich dadurch nicht täuschen. Auch in der DDR gab es bekanntlich Freiheit und die ganze Vielfalt der Blockparteien. Und sie war so demokratisch, die DDR, daß sie sogar eine Volksdemokratie war, also eine Volksvolksherrschaft.
Demokratisch ist auch so ein Begriff der durch die Kommunisten einer Neubestimmung unterzogen wurde. Aber wie Sie sehr treffend schreiben, lieber Zettel, hatte die DDR eine Demokratie des Volkes. Wo bei der Linken Demokratie drauf steht, ist Volksdemokratie drin. Die Gefahr des Abgleitens einer Demokratie in eine Volksdemokratie, oder wie es Alexis de Tocqueville nannte, in die Tyrannei der Mehrheit, ist real.
Zitat von Alexis de Tocqueville WikipediaFür Tocqueville führt das Prinzip der Gleichheit tendenziell zu einem starken, zentralistisch organisierten Staat, gegen den sich das Individuum nicht mehr wehren kann. Daraus entstehe eine grenzenlose „Volksgewalt“. Die Repräsentanten dieser Macht werden sich ihrer Gewalt allmählich bewusst und fördern diese Position aus Eigeninteresse. Die Regierenden können schließlich „alle Vorgänge und alle Menschen verwalten“. Für Tocqueville entsteht dadurch ein Transfer von Verantwortlichkeiten. Unter „Regieren“ verstehen die Führer dieser Staaten nicht mehr nur die Regentschaft des gesamten Volkes, sondern auch die Verantwortlichkeit für das Wohlergehen jedes Einzelnen. Sie sehen ihre Aufgabe nun auch darin, den Bürger „zu leiten und zu beraten, ja ihn notfalls gegen seinen Willen glücklich zu machen“. Umgekehrt übertragen die Einzelnen immer mehr ihre Selbstverantwortung auf die staatliche Gewalt. Letztlich befürchtet Tocqueville ein Abrutschen in die Unfreiheit, wenn die Gleichheit zum einzigen großen Ziel wird.
Zitat von RaysonIch zähle drei Zeitungen und zwei Konzerne: "Bild" und "Die Welt" zu Springer, "Frankfurter Rundschau" zu "M. DuMont Schaberg".
Ich muß gestehen, daß mir der Verkauf von 50 Prozent (plus einer Aktie) an DuMont-Schauberg entgangen war; das habe ich eben erst in der Wikipedia nachgelesen.
Die FR war und bleibt aber eine SPD-nahe Zeitung; bis zu diesem Verkauf im Jahr 2006 gehörte sie zu 90 Prozent der SPD-eigenen Medienholding DDVG; die restlichen 10 Prozent hält wie auch jetzt noch die Karl-Gerold-Stiftung.
Einen Augenblick habe ich überlegt, ob ich zu diesem Thema nicht einen Artikel innerhalb der Serie "Anmerkungen zur Sprache" schreiben sollte. Denn es geht wesentlich um die Verwendung der Anführungszeichen, auch "Gänsefüßchen" oder "Tüttelchen" genannt (und sehen Sie, da geht es schon los: Warum habe ich nicht auch "Anführungszeichen" in Anführungszeichen gesetzt?).
Aber vielleicht ist das einmal ein eigenes Thema, das nicht nur in die Linguistik hineinreicht, sondern auch in die Logik. Für diesmal habe ich es bei einer politisch handfesten Meckerecke belassen.
Noch eine Bemerkung zur Linken und zur extremen Linken. In den meisten Ländern werden die Kommunisten der extremen Linken zugerechnet, weil sie eine - um das heute beschlossene Grundsatzprogramm zu zitieren - Umgestaltung der Gesellschaft von "revolutionärer Tiefe" anstreben. So rubriziere ich auch die deutschen Kommunisten, die in der Partei "Die Linke" organisiert sind.
In Frankreich jedoch ist es üblich, die leninistischen Kommunisten der PCF (anders als ihre trotzkistischen Konkurrenten) nicht der extremen Linken zuzurechnen. Das hat historische Gründe: Von 1936 bis 1938 gehörten die Kommunisten faktisch zur regierenden Volksfront, obwohl sie keine Minister stellten. Im zweiten Weltkrieg kooperierten die Kommunisten in der Résistance mit Angehörigen der demokratischen Parteien. Und unter Staatspräsident Mitterand gehörten sie diversen Regierungen zusammen mit den Sozialisten an.
Es gibt aufgrund dieses historischen Hintergrunds eine Gemeinsamkeit und auch Solidarität zwischen den (leninistischen) Kommunisten und der demokratischen Linken, wie sie in anderen Ländern nicht existiert.
vielleichteinlinker
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23.10.2011 13:45
#10 RE: Zettels Meckerecke: Der Name der Kommunisten
Zitat von ZettelEinen Augenblick habe ich überlegt, ob ich zu diesem Thema nicht einen Artikel innerhalb der Serie "Anmerkungen zur Sprache" schreiben sollte.
Zitat von ZettelFür diesmal habe ich es bei einer politisch handfesten Meckerecke belassen.
Die Namensgebung(en) der und-jetzt-fängt-das-Problem-schon-an-denn-was-kann-man-sagen-ohne-deren-Geschäft-zu-betreiben-Partei würde mich als "Anmerkung zur Sprache" wirklich und sehr interessieren. Auch und sehr sehr gerne bei weiter gespanntem Bogen.
Zitat von ZettelAber vielleicht ist das einmal ein eigenes Thema, das nicht nur in die Linguistik hineinreicht, sondern auch in die Logik.
Zitat von Zettel In Frankreich jedoch ist es üblich, die leninistischen Kommunisten der PCF (anders als ihre trotzkistischen Konkurrenten) nicht der extremen Linken zuzurechnen. Das hat historische Gründe: Von 1936 bis 1938 gehörten die Kommunisten faktisch zur regierenden Volksfront, obwohl sie keine Minister stellten. Im zweiten Weltkrieg kooperierten die Kommunisten in der Résistance mit Angehörigen der demokratischen Parteien. Und unter Staatspräsident Mitterand gehörten sie diversen Regierungen zusammen mit den Sozialisten an. Es gibt aufgrund dieses historischen Hintergrunds eine Gemeinsamkeit und auch Solidarität zwischen den (leninistischen) Kommunisten und der demokratischen Linken, wie sie in anderen Ländern nicht existiert.
Aha. Von August 1939 bis Juni 1941 kooperierten die Kommunisten recht intensiv mit der deutschen Besatzung. Nicht wenige führende Linke wie Doriot oder Déat wechselten ganz die Seite und unterstützen die Deutschen aktiv oder kämpften sogar in den franz. Freiwilligeneinheiten auf deutscher Seite. Wie sortieren die Franzosen denn den historischen Hintergrund ein?
Sind die Kommunisten nun faschistische Kommunisten oder kommunistische Nazis?
Gegen die Texte neuer staatlicher Regelungen liest sich das preußische Exerzierreglement wie das Feuilleton einer liberalen Wochenzeitschrift.
Zitat von JeffDavisAha. Von August 1939 bis Juni 1941 kooperierten die Kommunisten recht intensiv mit der deutschen Besatzung. Nicht wenige führende Linke wie Doriot oder Déat wechselten ganz die Seite und unterstützen die Deutschen aktiv oder kämpften sogar in den franz. Freiwilligeneinheiten auf deutscher Seite. Wie sortieren die Franzosen denn den historischen Hintergrund ein?
Sie weisen, lieber JeffDavis, auf einen interessanten historischen Komplex hin: Links- und Rechtsextremismus sind einander in Vielem so ähnlich, daß der Wechsel vom einen ins andere "Lager" ein häufiger Vorgang ist.
Ich habe kürzlich in einem anderen Zusammenhang erwähnt, daß sowohl Mussolini als auch Goebbels als Linkssozialisten begonnen haben.
Ähnlich war die Entwicklung bei den beiden, die Sie nennen: Doriot wurde 1934 aus der PCF ausgeschlossen, weil er mit den Sozialisten der SFIO und anderen nichtkommunistischen linken Parteien zusammengearbeitet hatte. Das war damals gegen die Parteilinie. Er gründete dann eine eigene Partei, die PPF, die mit den Deutschen kollaborierte.
Déat war nie Kommunist, sondern Sozialist; Mitglied der SFIO, zu deren rechtem Flügel er gehörte. Er verließ die SFIO 1933 und wurde zunächst Mitglied einer sozialdemokratischen Splittergruppe, der PSdF, die strikt antikommunistisch ausgerichtet war. Diese Pazifisten begrüßten das Münchner Abkommen, dann das schnelle Ende des Kriegs gegen Deutschland. Wie Doriot engagierte er sich im Parteiensystem von Vichy.
Weder Doriot noch Déat, lieber JeffDavis, hatten zur Zeit ihres Engangements für Vichy etwas mit der PCF zu tun; sie waren im Gegenteil deren entschiedene Gegner.
Nun zur Politik der PCF. Sie war auf Order von Moskau hin im September 1939 auf die Linie des Hitler-Stalin-Pakts eingeschwenkt. Die antifanschistische Propaganda wurde eingestellt. Es war eine der Kehrtwendungen, wie sie nur eine solche vom Kadavergehorsam geprägte Partei hinbekommen konnte. Als Folge dieser Haltung wurde die PCF verboten; ein Teil der Funktionäre ging in den Untergrund, der andere Teil emigrierte nach Belgien oder Rußland.
Den Krieg gegen Deutschland hat die PCF nicht unterstützt; sie hat sogar in Rüstungsbetrieben Sabotageakte durchgeführt. Die Partei blieb auch unter der deutschen Besatzung verboten; jedoch gründete ein Teil ihrer Funktionäre eine Ersatzpartei (POPF), die in der Tat kollaborierte. Das war aber nicht die offizielle Linie der PCF.
Mit dem Beginn des deutsch-sowjetischen Kriegs begann die PCF aus dem Untergrund heraus, in dem sie sich ja ohnehin befand, sich an der Résistance zu beteiligen.
Zitat von JeffDavisAha. Von August 1939 bis Juni 1941 kooperierten die Kommunisten recht intensiv mit der deutschen Besatzung. Nicht wenige führende Linke wie Doriot oder Déat wechselten ganz die Seite und unterstützen die Deutschen aktiv oder kämpften sogar in den franz. Freiwilligeneinheiten auf deutscher Seite. Wie sortieren die Franzosen denn den historischen Hintergrund ein?
Sie weisen, lieber JeffDavis, auf einen interessanten historischen Komplex hin: Links- und Rechtsextremismus sind einander in Vielem so ähnlich, daß der Wechsel vom einen ins andere "Lager" ein häufiger Vorgang ist.
Ich habe kürzlich in einem anderen Zusammenhang erwähnt, daß sowohl Mussolini als auch Goebbels als Linkssozialisten begonnen haben.
Ähnlich war die Entwicklung bei den beiden, die Sie nennen: Doriot wurde 1934 aus der PCF ausgeschlossen, weil er mit den Sozialisten der SFIO und anderen nichtkommunistischen linken Parteien zusammengearbeitet hatte. Das war damals gegen die Parteilinie. Er gründete dann eine eigene Partei, die PPF, die mit den Deutschen kollaborierte.
Déat war nie Kommunist, sondern Sozialist; Mitglied der SFIO, zu deren rechtem Flügel er gehörte. Er verließ die SFIO 1933 und wurde zunächst Mitglied einer sozialdemokratischen Splittergruppe, der PSdF, die strikt antikommunistisch ausgerichtet war. Diese Pazifisten begrüßten das Münchner Abkommen, dann das schnelle Ende des Kriegs gegen Deutschland. Wie Doriot engagierte er sich im Parteiensystem von Vichy.
Weder Doriot noch Déat, lieber JeffDavis, hatten zur Zeit ihres Engangements für Vichy etwas mit der PCF zu tun; sie waren im Gegenteil deren entschiedene Gegner.
Nun zur Politik der PCF. Sie war auf Order von Moskau hin im September 1939 auf die Linie des Hitler-Stalin-Pakts eingeschwenkt. Die antifanschistische Propaganda wurde eingestellt. Es war eine der Kehrtwendungen, wie sie nur eine solche vom Kadavergehorsam geprägte Partei hinbekommen konnte. Als Folge dieser Haltung wurde die PCF verboten; ein Teil der Funktionäre ging in den Untergrund, der andere Teil emigrierte nach Belgien oder Rußland.
Den Krieg gegen Deutschland hat die PCF nicht unterstützt; sie hat sogar in Rüstungsbetrieben Sabotageakte durchgeführt. Die Partei blieb auch unter der deutschen Besatzung verboten; jedoch gründete ein Teil ihrer Funktionäre eine Ersatzpartei (POPF), die in der Tat kollaborierte. Das war aber nicht die offizielle Linie der PCF.
Mit dem Beginn des deutsch-sowjetischen Kriegs begann die PCF aus dem Untergrund heraus, in dem sie sich ja ohnehin befand, sich an der Résistance zu beteiligen.
Herzlich, Zettel
Lieber Zettel, ich wünsche mir oft, einen deiner oder auch von anderen Autoren hier geschriebenen Beiträge mit einem Klick wie in Facebook das "Daumen hoch" versehen zu können, um meine Wertschätzung zu zeigen, auch wenn ich sonst dem Geschriebenen nichts hinzufügen weiß! Dein Wissen ist enorm, und ich profitiere immer wieder von deiner Art von Aufklärung und Hintergrundwissen. Herzlich, R.r
Zitat von Zettel Links- und Rechtsextremismus sind einander in Vielem so ähnlich, daß der Wechsel vom einen ins andere "Lager" ein häufiger Vorgang ist.
Ich habe kürzlich in einem anderen Zusammenhang erwähnt, daß sowohl Mussolini als auch Goebbels als Linkssozialisten begonnen haben.
Ähnlich war die Entwicklung bei den beiden, die Sie nennen: Doriot wurde 1934 aus der PCF ausgeschlossen, weil er mit den Sozialisten der SFIO und anderen nichtkommunistischen linken Parteien zusammengearbeitet hatte. Das war damals gegen die Parteilinie. Er gründete dann eine eigene Partei, die PPF, die mit den Deutschen kollaborierte.
Déat war nie Kommunist, sondern Sozialist; Mitglied der SFIO, zu deren rechtem Flügel er gehörte. Er verließ die SFIO 1933 und wurde zunächst Mitglied einer sozialdemokratischen Splittergruppe, der PSdF, die strikt antikommunistisch ausgerichtet war. Diese Pazifisten begrüßten das Münchner Abkommen, dann das schnelle Ende des Kriegs gegen Deutschland. Wie Doriot engagierte er sich im Parteiensystem von Vichy.
Weder Doriot noch Déat, lieber JeffDavis, hatten zur Zeit ihres Engangements für Vichy etwas mit der PCF zu tun; sie waren im Gegenteil deren entschiedene Gegner.
Stimmt, ich hatte mich insofern ungenau bzw. verkürzt ausgedrückt. Mir ging es generell um Linke, die auf die rechte Seite gewechselt sind und später mit den Deutschen zusammengearbeitet haben. Auch der belgische Sozialist de Man gehört dazu. Mir fehlt die Zeit, aber wenn ich Zeev Sternhells Bücher über den europäischen Faschismus prüfen würde, würde ich mit Sicherheit noch wesentlich mehr Namen listen können. Ganz zu schweigen übrigens von Mussolinis Republik von Salo.
Die Gebrüder Strasser sind sehr wichtige Vertreter des linken Nationalsozialismus und gehören in die Galerie von Links-Rechtsextremisten (Goebbels gehörte zu der Strasser-Gruppe).Im Frühjahr 1933 gab es so einige SA-Stürme, die wenige Wochen zuvor noch geschlossen beim Rotfrontkämpferbund mitgemischt hatten. Roland Freisler gehört übrigens auch hierher, auch der Bruder des Schrifstellers Ernst v Salomon, Bruno, und Richard Scheringer, einer der drei Offiziere des Ulmer Reichswehrprozesses.
Sozialisten, International-Sozialisten (=Kommunisten) und Nationalsozialisten sind Spielarten ein und derselben Ideologie. Nicht umsonst sind die Kommunisten so erpicht darauf, die Nationalsozialisten als Faschisten zu bezeichnen (was sie nicht sind) um so die vielen Gemeinsamkeiten zu verwischen.
Gegen die Texte neuer staatlicher Regelungen liest sich das preußische Exerzierreglement wie das Feuilleton einer liberalen Wochenzeitschrift.
Was mich überrascht ist, dass diese Haltung in keiner größeren Zeitung und keinem Privatsender kritisiert wurde. Dabei wäre es doch in ihren eigenen Interesse. Entweder, die wollen nicht noch mehr kostenlose Werbung machen oder die halten "DIE LINKE" für keine Gefahr für sich.
WasIstLiberal?
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26.10.2011 17:39
#17 RE: Die PCF zwischen Kollaboration und Résistance
Das wird doch im Bundestag auch so gehandhabt oder steht schon fest wie groß der Hebel sein wird? Nein? Nun wen kann es überraschen?
Damit haben Sie natürlich vollkommen Recht. Überraschen? Nunja erschrecken müsste es eigentlich jeden, denn hiermit die Demokratie ja zur Farce oder droht es zumindest und das völlig beiläufig. Das verdeutlicht wohl leider nur zu gut wie wenig die freie Presse zum Schutz der Demokratie beiträgt, auch wenn sie sich selbst immer gerne der Rolle als vierte Gewalt rühmt.
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