Der Kindle und andere E-Reader sind für den, der sie benutzt, eine feine Sache. Sie könnten auch für diejenigen, die Bücher schreiben und sie vertreiben, eine feine Sache sein, wenn sie auf diesem Vertriebsweg ebenso fair für ihre Arbeit bezahlt werden würden wie auf dem klassischen Weg, gedruckte Bücher zu produzieren und zu verkaufen.
Aber dieser neue Vertriebsweg ist überwiegend kein Weg, um sein Produkt zu verkaufen; sondern ein Weg, auf dem diese Produkte gestohlen werden. In dem kleinen Kommentar zum heutigen Zitat des Tages weise ich auf eine der absehbaren Folgen hin.
Wer weiß welche neuen Geschäftsmodelle sich ergeben?
Vielleicht wird bald ein Portal eröffnen (vielleicht sogar bei Amazon?), bei dem Schriftsteller die ersten Kapitel ihres Werkes frei veröffentlichen, den Rest aber erst nachliefern, wenn eine gewünschte Gesamtsumme eingezahlt ist. Wenn sich dann genügend Kunden finden, die das Ende erfahren wollen, erhält der Schriftsteller sein Honorar und die Kunden (und der Rest der Welt) das Buch.
Bekannte Schriftsteller brauchen für neue Projekte wahrscheinlich nicht einmal Leseproben zur Verfügung zu stellen.
Ich glaube noch nicht an den vollständigen Siegeszug der Ebooks. Ich bin eigentlich jung, flexibel und der modernen Technik nicht abgeneigt aber ein Buch kaufe ich immer noch lieber auf Papier. Von daher wird es sicherlich auch immer noch Bücher geben und zumindest in Städten in denen es ein entsprechendes Publikum gibt wird es auch weiterhin hübsche, kleine, verwinkelte Buchläden geben. Ob sich die großen Ketten in bester Innenstadtlage in der derzeitigen Größe halten können ist eine andere Frage.
Ich denke, dass sich die Verlage ihr Grab selbst schaufeln. Sowohl die Buch- als auch die E-Book-Preise sind viel zu hoch. Wer will denn 16€ für ein E-Book bezahlen? Also ich nicht. In den USA gibt es hingegen sind E-Books wesentlich billiger und werden zum Teil in einer Preisspanne von 0- 0,99$ angeboten. Dort hat eben auch niemand den Anreiz E-Books illegal herunter zu laden. Tatsächlich gingen in den USA bei Amazon innerhalb kürzester Zeit mehr E-Books als physische Bücher über die "Ladentheke".
Das Ganze lässt sich also als ein selbstgemachtes Lobbyproblem beschreiben. Niemand kauft E-Books die genauso teuer sind wie gedruckte Werke und niemand kauft gedruckte Werke im Laden, wenn er sie bedeutend billiger schon im Internet erwerben kann.
Zitat von ZettelDer Kindle und andere E-Reader sind für den, der sie benutzt, eine feine Sache. Sie könnten auch für diejenigen, die Bücher schreiben und sie vertreiben, eine feine Sache sein, wenn sie auf diesem Vertriebsweg ebenso fair für ihre Arbeit bezahlt werden würden wie auf dem klassischen Weg, gedruckte Bücher zu produzieren und zu verkaufen.
Aber dieser neue Vertriebsweg ist überwiegend kein Weg, um sein Produkt zu verkaufen; sondern ein Weg, auf dem diese Produkte gestohlen werden. In dem kleinen Kommentar zum heutigen Zitat des Tages weise ich auf eine der absehbaren Folgen hin.
Es wäre ja mal interessant zu verstehen wie sich das Erwerbseinkommen von Autoren zusammensetzt. Ich habe den Verdacht, dass es da nach dem 'the winner takes it all'-Prinzip geht. Immerhin bietet das web heute Autoren die Möglichkeit, an Verlagen vorbei Publikum zu gewinnen. Und viele werden sich dem Publikum gratis andienen, vielleicht in der Hoffnung, dann irgendwann einmal damit das Haushaltseinkommen zu verbessern. Viele Autoren publizieren aber vielleicht einfach nur, weil sie etwas mitzuteilen haben. Wenn es wirklich gut ist, profitieren sie dann vom gestiegenen Bekanntheitsgrad auf andere Weise.
Gruß, Martin
Nun ja, vielleicht heißt es in Zukunft 'das web hat es gegeben, das web hat es genommen'.
Ich glaube die Stellen bestätigen 'the winner takes it all'-Situation. Die Frage ist, betrifft ein Umsatzeinbruch im Buchhandel auch überproportional the winners?
Ich habe mir erst kürzlich einen Kindle gekauft und bin begeistert. Ich habe eine ziemlich große Bibliothek und bin ein Fan des Buches als haptisches Erlebnis, aber ein Buch ist wahnsinnig unpraktisch. Ich bin jeden Tag drei Stunden im Zug unterwegs, das ist meine Lesezeit. Der Kindle ist ein echter Gewinn. Ich habe auch lange nicht mehr so viel Geld für Bücher ausgegeben und das wirklich gern. Aber selbst ich ärgere mich, wenn ich für ein EBook so viel zahlen soll, wie für ein gedrucktes. Ich weiche so weit es möglich ist, auf die englische Version aus, die eben nicht der Buchpreisbindung unterliegt. Die deutschen Verlage schießen sich selbst ins Knie.
Dort geht es aber, soweit ich sehe, nur um wissenschaftliches Publizieren.
In der Wissenschaft wurde ja nie publiziert, um Geld zu verdienen (sieht man vom Lehrbuchschreiben ab); sondern um seine Forschungsergebnisse mitzuteilen. Die Autoren erhielten gar kein oder nur ein geringes Honorar; die Verlage verdienten vor allem an den Lehrbüchern. Immerhin arbeitete man kostendeckend.
Schon jetzt läßt sich eine deutschsprachige wissenschaftliche Monographie in der Regel nicht mehr aus dem Verkauf finanzieren; der Verlag verlangt Zuschüsse von der DFG oder vom Autor selbst. Diese Entwicklung begann bereits mit der Möglichkeit, billig auf Papier zu kopieren, also ab den späten sechziger Jahren.
Auch die Fachzeitschriften sind betroffen.
Als Student konnte ich mir drei amerikanische Fachzeitschriften leisten; für den Preis für Individualbezieher, der erheblich unter dem für Institutionen liegt. Heute ist das ausgeschlossen. Die Preise sind rasant gestiegen, weil es praktisch keine Individualbezieher mehr gibt; ein circulus vitiosus. Auch im Internet zahlen Sie für einen einzigen wissenschaftlichen Artikel locker 20 oder 50 Dollar.
In der Wissenschaft kann überhaupt nur noch publiziert werden, weil es die institutionellen Kunden gibt; dh weil öffentliche Mittel und Mittel von Unternehmen eingesetzt werden. In der Belletristik spielen sie keine Rolle. Sie kann nicht überleben, wenn das Urheberrecht fällt.
Wenn niemand mehr für einen Roman etwas bezahlten muß, dann können keine Romane mehr geschrieben werden. Ich sehe nicht, wie man aus dieser Entwicklung herauskommen soll.
Bestsellerautoren setzen vielleicht noch genügend gebundene Exemplare ab, um davon leben zu können. Es wird Nischen geben, für Lyrik vielleicht, für Kinderbücher. Aber wer, der einen Roman komfortabel umsonst auf seinem E-Reader lesen kann, wird denn noch 38 oder 48 Euro ausgeben, um ihn weniger komfortabel gedruckt zu lesen?
Hinzu kommt, daß er dann ja sehr wahrscheinlich eher 78 oder 98 Euro zahlen muß. Denn mit sinkender Auflage ändert sich natürlich die Kalkulation, und die Bücher müssen teurer werden.
Ich sehe, lieber Martin, wirklich nur den Ausweg, auch bei digitalisierten Bücher das Urheberrecht aufrechtzuerhalten und seine Durchsetzung zu verschärfen. Notfalls müssen eben die Strafen für seine Verletzung drastisch erhöht werden.
Leute wie die Piraten sehen nur die Perspektive des Konsumenten. Sie sehen dabei aber nicht, daß auch der Konsument nichts davon hat, wenn es immer weniger Anbieter gibt.
Zitat von C.K.Ich habe mir erst kürzlich einen Kindle gekauft und bin begeistert. Ich habe eine ziemlich große Bibliothek und bin ein Fan des Buches als haptisches Erlebnis, aber ein Buch ist wahnsinnig unpraktisch. Ich bin jeden Tag drei Stunden im Zug unterwegs, das ist meine Lesezeit. Der Kindle ist ein echter Gewinn. Ich habe auch lange nicht mehr so viel Geld für Bücher ausgegeben und das wirklich gern. Aber selbst ich ärgere mich, wenn ich für ein EBook so viel zahlen soll, wie für ein gedrucktes. Ich weiche so weit es möglich ist, auf die englische Version aus, die eben nicht der Buchpreisbindung unterliegt. Die deutschen Verlage schießen sich selbst ins Knie.
Die Buchpreisbindung, lieber C.K., verdanken wir ja dem Gesetzgeber.
Ich halte es auch für unvertretbar, daß ein Buch auf dem Kindle so viel kosten soll wie gebunden. Es sollte soviel kosten, daß der Autor ungefähr dasselbe Honorar erhält wie für ein gebundenes Exemplar, und der Verlag ungefähr dieselbe Verdienstspanne hat. Da die Herstellungs- und Vertriebskosten beim digitalen Buch aber ungleich niedriger sind als beim gebundenen, muß auch sein Endverbraucherpreis niedriger sein.
Ich halte es wie Sie - ich kaufe nur englischsprachige Bücher für den Kindle und solche deutschen, für die das Urheberrecht abgelaufen ist; also Klassiker im weiteren Sinn.
Es liegt nicht an der technischen Entwicklung als solcher, daß der Buchmarkt bedroht ist. Es liegt an dem Versuch, das Urheberrecht auszuhebeln.
Zitat von C.K.Die deutschen Verlage schießen sich selbst ins Knie...
... und Amazon bringt gerade die Artillerie in Stellung. Zumindest scheint Jeff Bozos an die Zukunft gedruckter Bücher zu glauben und er steht nicht im Verdacht, auf Subventionen zu hoffen.
Was die Piraten anbetrifft, so würde ich mir beim Kauf eines gebundenen Buches das Ebook als kostenlose Zugabe z.B. zum Download wünschen. Das macht es nämlich angenehm einfach, die Haltung Ragnar Danneskjolds zum geistigen Eigentum schnell nochmal nachzulesen.
die Aufhebung eines Kopierschutzes bedeutet ja keineswegs, dass damit das Urheberrecht abgeschafft wäre, sondern lediglich, dass hierdurch ein möglicher Rechtsverstoß vereinfacht würde. Das Anbieten von urheberrechtlich geschützten Werken wäre weiterhin illegal und würde von den Rechteinhabern auch verfolgt. Nur müsste sich der Leser dann nicht mehr mit den vielen Nachteilen des Kopierschutzes herumschlagen.
In dem FAZ-Artikel fällt auf, dass zunächst behauptet wird, 60 Prozent der E-Books auf den Rechnern der Leser seien illegal heruntergeladen; etwas später wird dann beklagt, der Anteil von E-Books am Umsatz der Verlage betrage gerade mal ein Prozent. Dass beides möglicherweise in einem gewissen Zusammenhang steht und der gemeinsame Grund schlicht darin bestehen dürfte, dass deutsche E-Books einfach viel zu teuer sind, wird hingegen überhaupt nicht thematisiert.
Ansonsten sind die Argumente der Verleger genau dieselben, wie sie seit gut 15 Jahren im Bereich von Musik und Film diskutiert wurden. Geholfen hat es den Rechteinhabern allerdings nicht, zumindest Musik wird seit Jahren legal ohne Kopierschutz angeboten und verkauft sich auch weiterhin. Alles eine Frage des Preises und des Angebotes.
Ich finde es auch nachgerade peinlich, wenn vom "Ende einer Kultur" geschrieben wird, obwohl lediglich das Ende eines Geschäftsmodells absehbar ist. Die Auseinandersetzungen rund um Urheberrecht, Kopierschutz etc. dürften aber wohl noch ganze Generationen von Wirtschaftspsychologen beschäftigen, die der Frage nachgehen, wieso sich gerade die Industrie der "Kreativen" als weitgehend innovationsunfähig erwiesen hat.
Auf Telepolis gibt es ein Interview mit Eckhard Höffner, der gegen das Urheberrecht argumentiert:
Zitat Die Ergebnisse seiner lange Zeiträume umfassenden empirischen Analyse von Autorenhonoraren, Auflagen und Anzahl der neuen Titel widersprechen den gängigen Ansichten zu Wirkung und Nutzen des Urheberrechts: Während der britische Buchmarkt mit Urheberrecht vor sich hindämmerte, entwickelte sich Deutschland ohne Urheberrecht zur weltweit führenden Buchnation, zum Volk der "Dichter und Denker". Höffners steile These: Nur dank fehlenden Urheberrechts und eines blühenden Verlagswesens - nicht zuletzt für technisch-wissenschaftliche Fachliteratur - konnte sich das Agrarland Deutschland, das an der Schwelle zum 18. Jahrhundert noch mit einem Fuß im Mittelalter stand, zur führenden Industrie- und Wissenschaftsnation entwickeln. Großbritannien, das Mutterland der Industrialisierung, verlor den Anschluss. Erst die Einführung des deutschen Urheberrechts sollte die Blüte des Buchdrucks beenden: Anzahl und Auflage von Neuerscheinungen sanken ebenso wieder wie die Autorenhonorare.
Zitat von ZettelAls Student konnte ich mir drei amerikanische Fachzeitschriften leisten; für den Preis für Individualbezieher, der erheblich unter dem für Institutionen liegt. Heute ist das ausgeschlossen.
Huch?
Nature bekommt man als Student für 99 USD pro Jahr. Science für 75 USD. Zugriff auf alle Journals der American Statistical Association kostet 160 USD; für den Studententarif von 15 USD bekommt man nur Chance. Das ist nicht umsonst, aber "ausgeschlossen" ist das auch nicht.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Darüber habe ich mich auch merhfach geärgert. Bei einigen Büchern würde ich sogar heute noch gern die gedruckte Ausgabe kaufen, einfach um sie im Ragl stehen zu haben und für das "Gelegenheitslesen" im Lesesessel zu Hause. Dass ich mich aber entscheiden muss, ob Print oder EBook ist absurd.
@Zettel Wenn die Verleger und der Handel beim Gesetzgeber für ein Ende der Preisbindung lobbyieren würden, würde der sich sicher nicht quer stellen.
Zitat von ZettelAls Student konnte ich mir drei amerikanische Fachzeitschriften leisten; für den Preis für Individualbezieher, der erheblich unter dem für Institutionen liegt. Heute ist das ausgeschlossen.
Huch?
Nature bekommt man als Student für 99 USD pro Jahr. Science für 75 USD.
Das sind aber keine Beispiele für die normale Fachzeitschrift, lieber Gorgasal, sondern die beiden großen interdisziplinären Wissenschaftsmagazine.
Zitat von GorgasalZugriff auf alle Journals der American Statistical Association kostet 160 USD; für den Studententarif von 15 USD bekommt man nur Chance. Das ist nicht umsonst, aber "ausgeschlossen" ist das auch nicht.
Jedenfalls habe ich in den Naturwissenschaften, die ich überblicke, in den letzten beiden Jahrzehnten keinen Studenten (und übrigens auch kaum einen Mitarbeiter) mehr gekannt, der noch persönlich Fachzeitschriften bezogen hätte.
Ich meinte an der Stelle, die Sie zitieren, die gedruckten Hefe. Aber auch elektronischen Zugang kaufte man natürlich nicht persönlich; den hatte man ja via die jeweilige Institution. Ich habe jetzt einmal nachzusehen versucht - die meisten Zeitschriften scheinen gar keine individuellen Abonnements mehr anzubieten.
Hier sind als Beispiel einige Preise naturwissenschaftlicher Zeitschriften für Institutionen. Das beginnt bei ungefähr 500 britischen Pfund im Jahr und geht bis mehr als 5000 Pfund im Jahr - für eine einzige Zeitschrift, wohlgemerkt.
Zitat von ZettelJedenfalls habe ich in den Naturwissenschaften, die ich überblicke, in den letzten beiden Jahrzehnten keinen Studenten (und übrigens auch kaum einen Mitarbeiter) mehr gekannt, der noch persönlich Fachzeitschriften bezogen hätte.
Aber das liegt daran, dass Bibliotheken diesen Zugriff haben. Hatten Bibliotheken das früher nicht? Oder warum haben Sie Ihre Journals nicht einfach dort gelesen?
Zitat von ZettelIch habe jetzt einmal nachzusehen versucht - die meisten Zeitschriften scheinen gar keine individuellen Abonnements mehr anzubieten.
Ich weiß ja wirklich nicht, in welchem Fachgebiet Sie unterwegs sind, aber meine Stichproben in Psychologie und Statistik sehen anders aus...
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Zitat von ZettelWenn niemand mehr für einen Roman etwas bezahlten muß, dann können keine Romane mehr geschrieben werden. Ich sehe nicht, wie man aus dieser Entwicklung herauskommen soll.
...Leute wie die Piraten sehen nur die Perspektive des Konsumenten. Sie sehen dabei aber nicht, daß auch der Konsument nichts davon hat, wenn es immer weniger Anbieter gibt.
Herzlich, Zettel
Lieber Zettel,
ich weiß nicht, ob die Piraten aus der Konsumentenperspektive heraus denken, oder ob sie einfach die Realität der digitalisierten Welt als das verinnerlicht haben, was es ist: Ein riesiger Raum an Informationen, die einfach da sind. Es ist wie mit der akustischen oder optischen Weitergabe an Informationen: Wer in einem Raum mit vielen Menschen ein Geheimnis laut ausspricht, der hat sicher alle Mühe, von den Zuhörern dafür Geld zu verlangen und ihnen das Weitersagen zu verbieten.
Ich kann nicht nachvollziehen, dass es ohne die Perspektive eines großen Durchbruchs keine Romane o.a. mehr geben soll. Ein Fallersleben hat die deutsche Nationalhymne und viele deutsche Kinderlieder geschrieben, ohne dass ihm ein Urheberrecht daraus ein Einkommen gesichert hätte.
Zitat von MartinIch kann nicht nachvollziehen, dass es ohne die Perspektive eines großen Durchbruchs keine Romane o.a. mehr geben soll. Ein Fallersleben hat die deutsche Nationalhymne und viele deutsche Kinderlieder geschrieben, ohne dass ihm ein Urheberrecht daraus ein Einkommen gesichert hätte.
Natürlich werden weiterhin Bücher erscheinen. Aber wenn deutlich weniger Autoren von ihrer Arbeit leben können, dann werden halt vielleicht nur noch Professoren wie Fallersleben oder Geheimräte mit Mäzenen schreiben. "Hobby-Weingärtner" nennt Zettel das. Jemand wie Arno Schmidt? Eher nicht.
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Zitat Ich halte es auch für unvertretbar, daß ein Buch auf dem Kindle so viel kosten soll wie gebunden.
Das wird durch das Buchpreisbindungsgesetz auch nicht verlangt: gemäß § 5 Abs. 1 erfolgt die Preisfestsetzung jeweils für eine bestimmte Ausgabe - logisch, denn sonst müsste bspw. die Taschenbuchausgabe genauso teuer sein wie das gebundene Buch. Da ein E-Book natürlich auch eine eigenständige Ausgabe darstellt, kann der Preis hierfür vom Verleger nach Belieben festgelegt werden.
Zitat von MartinIch kann nicht nachvollziehen, dass es ohne die Perspektive eines großen Durchbruchs keine Romane o.a. mehr geben soll. Ein Fallersleben hat die deutsche Nationalhymne und viele deutsche Kinderlieder geschrieben, ohne dass ihm ein Urheberrecht daraus ein Einkommen gesichert hätte.
Natürlich werden weiterhin Bücher erscheinen. Aber wenn deutlich weniger Autoren von ihrer Arbeit leben können, dann werden halt vielleicht nur noch Professoren wie Fallersleben oder Geheimräte mit Mäzenen schreiben. "Hobby-Weingärtner" nennt Zettel das. Jemand wie Arno Schmidt? Eher nicht.
Lieber Gorgasal,
aber stimmt das denn? Alle, die irgendwann ihren Lebensunterhalt mit Schreiben verdient haben haben erst mal klein angefangen. 'Klein' heißt, sie haben als 'Hobby-Weingärtner' geschrieben, und viele haben nie aufgehört als solche zu schreiben. Wer weiß, bei der sich nun ergebenden Alterstruktur in Deutschland schreiben plötzlich viele einfach zum Zeitvertreib, versorgt durch eine kleine oder große Rente.
Es ist doch mit anderen Bereichen des persönlichen Engagements auch nicht anders: Sportler der Fußball-Bundesliga räumen ab, Handballer, Kanuten, Hochspringer treiben profimäßig Sport, ohne damit ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Wir diskutieren m.E. über ein spezielles Geschäftsmodell, das irgendwann eben ganz anders aussehen wird.
Zitat Da die Herstellungs- und Vertriebskosten beim digitalen Buch aber ungleich niedriger sind als beim gebundenen, muß auch sein Endverbraucherpreis niedriger sein.
Woher, lieber Zettel, diese Meinung? Denn leider sind es keine Kenntnisse, die hier eingebracht werden.
Warum sollen die Herstellungs- und Vertriebskosten beim digitalen Buch ungleich niedriger sein als beim gebundenen? Von dieser Annahme nämlich hängt in dier Diskussion viel ab.
Ich spreche, um meinen Hintergrund offenzulegen, hier als ambitionierter Kleinverleger, der neu auf dem Markt tätig ist. Ich habe derzeit nur gedruckte Bücher, werde demnächst einzelne Titel auch als eBook anbieten.
Wo also entstehen im Verlag die Kosten? Die Kosten liegen jedenfalls nicht im Druck, das darf ich Ihnen vorab verraten. Den Verlag drückt allenfalls, dass er den Druck vorfinanzieren muss, die Summe also ist erheblich, ja, aber der Stückpreis sinkt seit Jahren - machen Sie sich bitte keine Illusionen über die Auswirkungen, die die angehende Entwicklung in der Druckbranche, deren Maschinenbauern und den Zulieferern haben wird.
Der Druck macht Summa summarum etwa 10 bis 20 % aus, je nach Ausstattung.
Und der Vertrieb? - Meinen Sie die Auslieferung des Buches? Das übernimmt die Verlagsauslieferung, die das gedruckte Buch in kurzer Zeit an den Buch- oder Zwischenhandel gelangen lässt. Das, was die kosten, nimmt Amazon zusätzlich für das Einlesen der Daten, die Bereithaltung, die Weitergabe. Da spare ich nichts. - Meinen Sie die Verlagsvertreter, die in die Buchhandlungen reisen und die Bücher dort vorstellen (und damit zum Vertrieb gehören)? Nun, diese könnten wegfallen, weil Amazon wohl kaum Verlagsvertreter empfängt und die anderen Buchhandlungen dann pleite sind, insofern spare ich etwas ein, fürwahr, aber da der Verlagsvertreter auch der Hauptabsatzmotor des Verlages ist - und nicht etwa das berühmte "Marketing" -, verliere ich das, was ich eingespart habe, um ein Vielfaches.
Also, bisher haben wir wenig eingespart.
Wo kann ich noch sparen, wenn ich ein Buch als eBook statt als gedrucktes Buch vorlege? Hmmm ...
Ich komme auf nichts. Sie?
Soll ich am Lektorat sparen? Amazon zum Beispiel tut genau das massiv; man brüstet sich, einen Roman innerhalb von einem Monat fertig zu machen. Haben Sie, lieber Zettel, einmal eine Doktorarbeit von 300 Seiten daraufhin durchgearbeitet, was man ändern muss, damit diese "durchgeht"? Und dabei ging es sicher um Sachfragen, nicht um so heikle, diffizil zu besprechende Dinge wie Stil. Einen Monat vom Einreichen des Manuskripts zur Auslieferung - entweder die Lektoren dort sind auf Methamphetamin und arbeiten 1245 Stunden am Stück durch, oder das geht huschi-huschi. Lassen Sie uns gemeinsam raten; ich sage, es geht huschi-huschi, was sagen Sie?
Soll ich am Satz sparen? Auch das macht Amazon. Dort werden die Manuskripttexte direkt in PDF-Dateien übertragen, pauschal formatiert und dann veröffentlicht. Dass der Buchsatz nichts mit dem zu tun hat, was Ihnen Ihr WYSYWYG-Programm am Bildschirm vorgaukelt, das merkt das Publikum nicht. Das Publikum merkt auch sonst nicht viel, und da uns ohnehin die Unterscheidungskriterien für Qualität mehr und mehr abhanden gekommen sind, fällt es eben nicht weiter auf.
Nein, es ist nichts mit dem Einsparen durch die Digitalisierung.
Und nun kommt noch der Klopper.
Raten Sie einmal, was ein normaler Buchhändler an Rabatt für ein Buch bekommt? 30 bis 40 %. Das ist das, was er behält, die verbleibenden 60 - 70 % leitet er weiter an den Verlag.
Und nun noch ein Rätsel! Wie viel Prozent bekommt Amazon?
Ich darf es nicht sagen, denn es ist Vertragsgeheimnis, ich bin heute aber mal vertragsuntreu: Amazon nimmt 55 % Rabatt. Das habe ich als freier Unternehmer auf einem freien Markt so mit meinem Vertragspartner Amazon ausgehandelt, wobei die Verhanldungsstrategie von Amazon sympathisch transparentwar, denn sie lautete: Take it or leave it.
Beim gedruckten Buch habe ich eine Mischkalkulation: Manchem BH gebe ich 30, manchem BH 40, Amazon 55 %, macht insgesamt sagen wir so um 40 %.
Aber der eBook-Vertriebsweg ist Amazon, Amazon und Amazon allein, wenn wir mal von den Krautern absehen, die da noch herumwienern. Da kann ich kalkulieren, so viel ich will, es mischt sich gar nichts. 55 %. Das ist der Endwert (zzgl. versteckte Gebühren, ein anderes Thema.)
Wer bei der Digitalisierung spart, das ist Amazon. Bisher muss Amazon meine Bücher immerhin einlagern und versenden, muss mit Rücksendungen leben etc. Beim eBook fällt das aber alles weg.
Und nun wieder eines, dafür aber das letzte Rätsel: Denken Sie, dass Amazon mir für das eBook eine bessere Quote als 45 % anbietet?
Mit der Suche nach der Antwort lasse ich Sie dann mal allein. - Viele Grüße!
Gibt es denn Angaben dazu, wieviel Autoren tatsächlich Royalties pro Buch erhalten? In der klassischen Musik werden viele musizierende Künstler pauschal für die Aufnahme abgegolten (zB. bei Firmen wie Naxos), von den CD-Verkäufen sehen die nichts. Mich würde es nicht überraschen, wenn nur die ganz großen Autoren auf die klassische Weise beteiligt werden. Mein Eindruck ist, daß die eigentlichen Schöpfer, die ein geistiges Werk schaffen, noch am wenigsten unter einer Änderung des Urheberrechts leiden würden. Sie könnten - solange sie nicht kpl. enteignet werden - sehr wohl durch neue Geschäftsmodelle genügend Geld verdienen. Betroffen wäre in der Hauptsache die Content-Industrie, der ich keine Träne nachweine.
Das Lamentieren mit dem Untergang des Abendlandes beeindruckt mich nicht. Der eigentliche Hintergrund ist allzu offensichtlich.
Centerum censeo: Wenn zukünftig keine Bücher mehr geschrieben werden, ist das kein Grund zur Beunruhigung. Die Bibel und das Exerzierreglement für die Infanterie decken alle Lebensbereiche ab. Mehr braucht man nicht zu wissen.
Und meinen Davila hab' ich eh schon sehr lange kpl...
Gegen die Texte neuer staatlicher Regelungen liest sich das preußische Exerzierreglement wie das Feuilleton einer liberalen Wochenzeitschrift.
Zitat Das wird durch das Buchpreisbindungsgesetz auch nicht verlangt: gemäß § 5 Abs. 1 erfolgt die Preisfestsetzung jeweils für eine bestimmte Ausgabe - logisch, denn sonst müsste bspw. die Taschenbuchausgabe genauso teuer sein wie das gebundene Buch. Da ein E-Book natürlich auch eine eigenständige Ausgabe darstellt, kann der Preis hierfür vom Verleger nach Belieben festgelegt werden.
Diese Auskunft, und keine andere der vielen Meinungen zu diesem Thema, ist zutreffend.
Der Verlag legt den Preis für eine Ausgabeform des Buches fest und ist dann eine bestimmte Zeit an diesen Preis gebunden, so wie alle anderen ebenfalls an diesen Preis gebunden sind. Legt der Verlag den Titel in verschiedenen Ausgaben vor - gebundenes Buch, Taschenbuch, Hörbuch, eBook -, kann er für jeden Ausgabentyp wiederum einen neuen Preis festlegen.
Dass der Verlag den Preis "nach Belieben" festlegen kann, ist alleridngs falsch. Er muss ihn im betriebswirtschaftlich zutreffenden Rahmen festlegen. Da, wie ich oben darlegte, die Herstellungspreise für gedruckte Bücher im Vergleich zum eBook offensichtlich radikal überschätzt werden, ergeben sich für das eBook nur geringfügig niedrigere Preise.
Die aus den USA angeführten Gegenbeispiele sind wertlos. Es ist wahr, dort gibt es eBooks zu Spottpreisen. Aber dies sind entweder Preise für Bücher, die ihr Geld bereits eingespielt haben, oder Kampfreise (mir san adabei!), oder ruinöse Preise. Ich tippe darauf, dass es überwiegend ruinöse Preise sind.
Zitat von MartinAlle, die irgendwann ihren Lebensunterhalt mit Schreiben verdient haben haben erst mal klein angefangen. 'Klein' heißt, sie haben als 'Hobby-Weingärtner' geschrieben, und viele haben nie aufgehört als solche zu schreiben. Wer weiß, bei der sich nun ergebenden Alterstruktur in Deutschland schreiben plötzlich viele einfach zum Zeitvertreib, versorgt durch eine kleine oder große Rente.
Es ist doch mit anderen Bereichen des persönlichen Engagements auch nicht anders: Sportler der Fußball-Bundesliga räumen ab, Handballer, Kanuten, Hochspringer treiben profimäßig Sport, ohne damit ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Wir diskutieren m.E. über ein spezielles Geschäftsmodell, das irgendwann eben ganz anders aussehen wird.
Offen gestanden habe ich Bauchschmerzen bei der Argumentation "Autoren verdienen ihren Lebensunterhalt mit einem Geschäftsmodell, das halt mal anders aussehen wird, und Literatur werden wir weiterhin haben". Warum? Weil ich bislang den Eindruck habe, exakt diese Argumentation ließe sich auf beliebige andere Berufe anwenden: - Taxifahrer lassen sich pro Kilometer bezahlen. Aber wenn wir Taxlern einfach eine "Taxi-Flatrate" zahlen oder einfach gar nichts, dann wird sich ihr Geschäftsmodell ändern. Wer weiß, vielleicht fahren plötzlich viele einfach zum Zeitvertreib? - Ärzte werden nach GOÄ bezahlt. Aber das Geschäftsmodell ist ja auch nicht in Stein gemeißelt. Wer weiß, vielleicht doktorn plötzlich viele einfach zum Zeitvertreib? - Klempner... - Und so weiter...
Und bei all diesen Berufen gehen wir nicht davon aus, dass "mal eben ein neues Geschäftsmodell entsteht". Daher finde ich diese Argumentation bei Autoren und Verlagen etwas fragwürdig.
Man kann noch immer gegen das Urheberrecht sein. Aber ich finde, man sollte dann ehrlicherweise mit einem Einbruch bei Literatur und bei vielen anderen kreativen Bereichen rechnen. Und nicht auf ein Neues Geschäftsmodell(TM) vertrauen, für das es noch sehr wenig Anzeichen gibt.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von JeffDavisGibt es denn Angaben dazu, wieviel Autoren tatsächlich Royalties pro Buch erhalten? In der klassischen Musik werden viele musizierende Künstler pauschal für die Aufnahme abgegolten (zB. bei Firmen wie Naxos), von den CD-Verkäufen sehen die nichts. Mich würde es nicht überraschen, wenn nur die ganz großen Autoren auf die klassische Weise beteiligt werden.
Und wenn es kein Urheberrecht mehr gibt, also die Einnahmen beispielsweise bei der Naxos einbrechen, wie lange werden die dann ihre kleinen Künstler pauschal bezahlen können?
Zitat von JeffDavisDas Lamentieren mit dem Untergang des Abendlandes beeindruckt mich nicht. Der eigentliche Hintergrund ist allzu offensichtlich.
Helfen Sie mir: welchen "eigentlichen Hintergrund" habe ich denn für meine Bauchschmerzen? Mir fällt nämlich partout nichts anderes ein als dass eben klassische Werke nur noch viel weniger eingespielt werden, wenn niemand mehr dafür bezahlt. Aber vielleicht habe ich das falsche Bewusstsein?
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