In einem Thread über die Piratenpartei sah Zettel die Piraten als die Erben der 68er an und machte dies unter anderem an Forderungen wie der nach mehr Transparenz und einem öffentlichen ÖPNV fest (letzteres wird aber nur von den Berliner Piraten gefordert und Berlin ist halt Berlin).
Ich habe dieser Einschätzung damals nicht zugestimmt und stimme ihr auch heute noch nicht zu. Doch dies ist nicht das Thema, über das ich hier schreiben möchte.
Stattdessen soll es mir um den Nachfolger der Ökoreligion gehen, den ich am Horizont erblicke und dieser Nachfolger heißt - Vegetarismus.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Nichts gegen Vegetarier, die für sich selber entschieden haben kein Fleisch mehr zu essen. Es kann viele Gründe geben bestimmte Lebensmittel nicht zu verzehren. Das ist in Ordnung. Worum es mir in diesem Beitrag geht ist der politische Vegetarismus, wie ich ihn jetzt nenne, im folgenden aber einfach als Vegetariertum bezeichne.
Der Gedanke Vegetarismus könnte die zukünftige PC-Forderung an das Leben eines anständigen Bürgers sein, kam mir zuerst, als ich diesen Artikel hier auf der sehr informativen und aufgeklärten Website final-frontier.ch gelesen habe, die auch (wenn auch auf recht aufgeklärte Weise) dem Klimaschutz huldigt.
So fängt es an: Erst kommen durchaus gute und durchdachte Argumente der mentalen und geistigen Elite.
Die Forderung, kein Fleisch zu essen, ist der geborene Nachfolger heutiger Klimarituale. Er passt sich wunderbare in die bestehenden Gedankengebäude und Zielsetzungen ein, denn Umweltschutz kann man ebenfalls als Argument für ein fleischloses Leben anführen. Auch die soziale Komponente ermöglicht wunderbare Anknüpfungspunkte an globalisierungskritische Ideen, nach denen der Lebensstil des Westens den Rest der Menschheit ins Unglück stürzt.
Nicht zuletzt ist es ein wunderbares Profilierungsmerkmal für junge Intellektuelle, die sich selber als Progressiv verkaufen möchten und hierdurch ein wunderbares Verhaltensmerkmal erhalten, um sich als Vorreiter auszuzeichnen. Junge Intellektuelle, die ihr (moralisches) Überlegenheitsgefühl dann aus dem öffentlichen Vorwurf ziehen, es ihnen nicht gleich zu tun. Die in ihrer missionarischen (!) Vorreiterolle nicht nur ihr Geltungsbedürfnis befriedigen können, sondern zum Teil erst ihren Lebenszweck erkennen.
Abschliesend kommt noch die radikalere Strömung der Veganer (und die ist meistens politisch und moralisierend!) als wunderbares Begleitorchester hinzu. Das Veganertum bietet jedem politischen Vegetarier, der anderen das Fleischessen komplett ausreden oder gar verbieten möchte, einen wunderbaren Kontrast, neben dem er als moderat erscheint. Man will den Leuten ja nicht das Eieressen oder gar das Milchtrinken verbieten.
Wie auch beim Ökowahn ist die ursprünglich Intention weder verwerflich, noch vollkommen ungerechtfertigt. Am Umweltschutz konnte vieles verbessert werden und dies wurde aus guten Gründen getan. Der negative Einfluss durch den religiösen Touch setzte sich in dem Moment dominant durch, in dem die rationalen Maßnahmen und Verbesserungen sich weitestgehend durchgesetzt hatten und die Emotionen hinter den Forderungen sich als Lifestyle etablierten, durch die jeder, der es, aus welchen Gründen auch immer, nötig hatte, sowohl seine progressive Gesinnung als auch seine Mainstreamfähigkeit im selben Atemzug unter Beweis stellen konnte.
Es gibt also durchaus Argumente für weniger Fleischkonsum. Aber diese Forderungen, die in Zukunft noch lauter werden, bergen das Risiko wider in jede Menge weitergehende Forderungen auszuarten, die sich Profilierungssüchtige und in der Erziehungsindustrie tätige Bürger ausdenken, um weiter als besonders Progressiv dazustehen und ihren Erziehungs- und Lenkungsauftrag zu rechtfertigen.
Fazit: Die Fleischsteuer kommt.
In zwei oder drei Jahrzehnten wird die Forderung regelmäßig zu hören sein und irgendwo, es würde mich nicht wundern, wenn in Skandinavien, wird sie auch durchgesetzt. Vielleicht auch hier.
Anthony Bourdain hat in seinen „Geständnissen eines Küchenchefs“ alles gesagt, was gesagt werden muss.
Auszug:
Zitat Vegetarier und ihre hisbollagleiche Splittergruppe, die Veganer, sind ein Quell ständiger Irritation für jeden Chefkoch, der einen Schuss Pulver wert ist. Ein Leben ohne Kalbsfond, Schweinefett, Wurst, Innereien, demi-glace, oder stinkenden Käse ist für mich nicht lebenswert. Vegetarier sind die Feinde alles Guten und Anständigen im menschlichen Geist, ein Affront, allem gegenüber was mir teuer ist, dem puren Genuß von Essen.
Mit freundlichem Gruß
-- „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ – sagt Ingeborg Bachmann
Zitat von Frank PatalongEs liegt auch daran, dass wir mit der Ressource so skandalös schlecht umgehen; dass zudem die Lebensweisen, die mit wachsendem Wohlstand einhergehen, nach immer mehr Wasser verlangen. Bis zu 70 Prozent des in Deutschland genutzten Süßwassers brauchen wir allein für die Kühlung von Kraftwerken. Mehr als 20 Prozent des so erzeugten Stroms ist nicht lebensnotwendig, sondern versorgt unsere Unterhaltungselektronik
Nein, es ist keine Satire, zumindest habe ich nirgends "Hohlspiegel" entdeckt.
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