Gerade habe ich mein Abonnement von Stratfor verlängert. Nicht billig, aber sein Geld wert.
Seit ich diese Analysen lese, habe ich ein besseres Verständnis der Geopolitik. Wie richtig die Analytiker von Stratfor meist liegen, können Sie an den Artikeln in ZR erkennen, für die ich Informationen von Stratfor verwende. Nehmen Sie als Beispiel die Serie "Aufruhr in Arabien". Wenn Sie sie gelesen haben, dann wird Sie die jetzige Entwicklung in Ägypten nicht überraschen; und Sie werden wissen, was in Libyen bevorsteht.
Die öffentlich zugänglichen Artikel, von denen ich manche publiziere, sind ja nur ein kleiner Teil dessen, was Stratfor bietet. Meist Zusammenfassungen von vorausgehenden Analysen; oft von George Friedman verfaßt, der das, was schon zuvor den Abonnenten zur Verfügung stand, zu einem Bild zusammenfügt. Er kann das wie kaum jemand. Und natürlich dient es auch dazu, neue Abonnenten zu gewinnen.
Deshalb die Erlaubnis zur Übernahme dieser Texte. Im jetzigen geht es um die Nachschubwege nach Afghanistan. Nicht nur ein militärisches Problem, sondern ein geostrategisches. Eines, an dem man den Niedergang der Macht der USA unter Barack Obama ablesen kann.
"Eines, an dem man den Niedergang der Macht der USA unter Barack Obama ablesen kann."
Oder halt die Obsession von Leuten fuer die Obama an allem schuld ist. Seit ich diese Analysen lese, habe ich ein besseres Verständnis dafuer dass alles die Schuld von Demokraten, liberals, und vor allem Barack Obama ist....
1. Die Nachschubsituation fuer Afganistan war von Anfang an prekaer. Man verliess sich auf Russland und Pakistan - beide keine "friends and allies", und beide wuerden sich dafuer im geeigneten Moment Konzessionen holen. Vor allem Russland hat bereits in der Vergangenheit mehrfach mit Schliessung oder Suspendierung des NDN gedroht. Wer hier persoenliche Schuld suchen will sollte sie bei den Architekten des Afghanistanfeldzuges suchen, denn hier handelt es sich um eine fundamentale strategische Schwaeche von Anfang an.
2. Pakistan verhaelt sich nach dem Luftangriff so wie sich vermutlich jeder andere Staat in dieser Situation auch verhalten wuerde - unabhaengig von den exrtremistischen Elementen in seinem Militaer und Geheimdienst. Wie waere bspw die Reaktion der USA sollte Mexico 20+ US Soldaten im Zug eines Schlags gegen Drogenschmuggler and der US Grenze toeten?
3. Was soll an dieser Analyse neu sein? Russland sieht ein Raktenabwehrsystem in Europa als nicht in seinem Interesse - bereits seit Jahren bekannt. Pakistan toleriert die Taliban zumindest (ebenfalls lange bekannt), und ist der Meinung die USA werden in Afghanistan nicht gewinnen und ueber kurz oder lang abziehen - man muss kein global strategist sein um das zu konstatieren bzw zu "analysieren". Interessant ist in diesem Zusammenhang lediglich wie Friedman "defeat" definiert. Aber egal was er selber denkt - sollten die USA aus Afghanistan abziehen wird das weltweit - genau wie Vietnam - als eine deutliche Niederlage der USA gesehen werden. In diesem Zusammenhang sollte sich Friedman vllt mal an eine Analyse wagen warum die USA seit dem 2. WK kaum noch eine internationale Intervention erfolgreich abschliessen konnten.
Zitat von john j"Eines, an dem man den Niedergang der Macht der USA unter Barack Obama ablesen kann."
Oder halt die Obsession von Leuten fuer die Obama an allem schuld ist. Seit ich diese Analysen lese, habe ich ein besseres Verständnis dafuer dass alles die Schuld von Demokraten, liberals, und vor allem Barack Obama ist....
Barack Obama, lieber John, hat schon als Kandidat keinen Zweifel daran gelassen, daß er die Welt verändern wollte. Er hat sie verändert.
Sehen Sie sich die geopolitische Lage 2008 und heute an. Die Macht der USA schwindet überall - ob in Osteuropa, im Nahen Osten, in Afghanistan. Pakistan wendet sich vom Westen ab; der Iran tanzt dem Westen auf der Nase herum.
Es kann sein, daß Obama das alles wollte. Es kann sein, daß es gegen seinen Willen geschieht. Jedenfalls hat seine Rückzugspolitik einen entscheidenden Anteil daran.
Vielleicht ist er nur zufällig Derjenige, der über den ohnehin unvermeidlichen Niedergang der Macht der USA präsidiert. Vielleicht will er diesen Niedergang, weil er ein Isolationist ist. Im Ergebnis macht das keinen Unterschied.
1990 hielten viele die USA für die "einzige verbleibende Supermacht". Heute würde man sich lächerlich machen, das zu sagen.
Ich möchte noch hinzufügen, lieber John, daß George Friedman Obama nicht persönlich kritisiert. Ich bin es, der das tut.
Friedman hält sich, wie überhaupt Stratfor, strikt aus der US-Innenpolitik heraus.
Was ist denn mit der Nachschubroute über das Schwarze Meer, Georgien, Aserbaidschan, das Kaspische Meer, Kasachstan und Usbekistan? Der Artikel geht leider nicht darauf ein, inwieweit diese Alternative die russischen Drohungen relativiert.
"Barack Obama, lieber John, hat schon als Kandidat keinen Zweifel daran gelassen, daß er die Welt verändern wollte. Er hat sie verändert."
Oder die Welt hat sich veraendert. Sie steht nicht still nur weil statt Obama bspw McCain im Weissen Haus sitzt. Oder Romney nach 2012.
"Sehen Sie sich die geopolitische Lage 2008 und heute an. Die Macht der USA schwindet überall - ob in Osteuropa, im Nahen Osten, in Afghanistan. Pakistan wendet sich vom Westen ab; der Iran tanzt dem Westen auf der Nase herum."
Das sagen Sie. Pakistan war bereits seit Jahrzehnten dem Westen nur dann zugewandt wenn es a) seine Hilfe bspw gegen Indien brauchte, und b) wenn es anderweitig den dortigen Machthabern opportun erschien. Die Bevoelkerung Pakistans war dem Westen wohl nie so zugewandt wie seine Machthaber es von Zeit zu Zeit waren. Der Iran tanzt dem Westen seit 1980 auf der Nase herum - ob Reagan, Bush senior, Clinton oder Bush junior an der Macht waren.
"Vielleicht ist er nur zufällig Derjenige, der über den ohnehin unvermeidlichen Niedergang der Macht der USA präsidiert. Vielleicht will er diesen Niedergang, weil er ein Isolationist ist. Im Ergebnis macht das keinen Unterschied."
Ich finde das macht einen grossen Unterschied wenn man persoenliche Schuld zuweist. Und warum sollte dieser angebliche Niedergang unvermeidlich sein?
"1990 hielten viele die USA für die "einzige verbleibende Supermacht". Heute würde man sich lächerlich machen, das zu sagen."
Things change. 1990 hielt bspw F Beckenbauer die deutsche Fussballnationalmannschaft fuer Jahre hinaus unschlagbar. Bereits 1992 war die Ernuechterung da. 1994 wurde sie bestaetigt. 1996 war man wieder ganz oben auf. Und Supermeachte werden laufend herausgefordert. Wie bspw die USA im Libanon in der 80er Jahren - Entfuehrungen und der Anschlag auf das Hotel der Marines in Beirut - als ein bona fide hawk und cold warrior im Weissen Haus sass.
Zitat von ZettelGerade habe ich mein Abonnement von Stratfor verlängert. Nicht billig, aber sein Geld wert.
Über welchen Betrag reden wir da?
Ich habe jetzt nachgesehen, lieber R.A.; der aktuelle Preis ist 349 Dollar/Jahr.
Ich habe aber abonniert, als eine Sonderaktion lief. Eine kleine Zahl von Abos wurde zum Preis von 199 Dollar angeboten; und zwar mit der Garantie, daß auch bei Verlängerung der Betrag so bleibt.
Vielen Dank für diese Information. Und da werde ich mich wohl weiterhin auf Ihre Beiträge bzw. die öffentlich zugänglichen Stratfor-Texte beschränken. Ich habe zwar schon den Eindruck, daß der Preis gerechtfertigt ist. Aber für mein hobbymäßiges Interesse an Außenpolitik wäre das einfach nicht angemessen.
Das ist auch in Ordnung. Für den Gelegeheitsnutzer ist ein Abo kein so großer Mehrwert. Ich war am Anfang sogar ein wenig entäuscht, weil ich erwartet hatte, mehr Echtzeitinfos zu bekommen. Gibrt es da aber nicht. Vor allem Analysen und Hintergrund und sehr auf den amerikanischen Rezipienten zugeschnitten. Die Analysen die sie machen sind gut, aber ganz im Ernst: Die besten sind frei verfügbar ;-) Ich finde vor allem das Archiv wertvoll und das ist mir das Geld wert. Zu einem Themenkoplex Hintergrund zu recherchieren, ist dort großartig.
Zitat von lukasWas ist denn mit der Nachschubroute über das Schwarze Meer, Georgien, Aserbaidschan, das Kaspische Meer, Kasachstan und Usbekistan? Der Artikel geht leider nicht darauf ein, inwieweit diese Alternative die russischen Drohungen relativiert.
Ich habe dazu vor allerdings schon fast drei Jahren etwas geschrieben; siehe vor allem die dort verlinkte Karte, die auch diese südliche Route zeigt.
Ich hin aber nicht sicher, ob sie überhaupt jemals wirklich aufgebaut wurde; jedenfalls scheint sie keine zentrale Rolle zu spielen. Die Wikipedia erwähnt sie gar nicht. In einer aktuellen Analyse der Asian Times heißt es:
Zitat Plainly put, Washington aims to bribe Tashkent into extending greater cooperation with the US-sponsored Northern Distribution Network (NDN), the overland supply lines from Europe to Afghanistan. Uzbekistan has become the hub through which as much as 80% of the North Atlantic Treaty Organization (NATO) supplies through the NDN reach Afghanistan.
These include rail routes reaching Uzbekistan from the Baltic ports via Russia, Belarus and Kazakhstan to Uzbekistan, an air route from Incirlik in Turkey, and a circuitous truck route from the NATO base of Germersheim in Germany via Austria, Hungary, Romania, Bulgaria, Turkey, Georgia, Azerbaijan, Kazakhstan, Kyrgyzstan and Tajikistan.
The NDN is much more circuitous and expensive than the routes through Pakistan - some estimates say anywhere up to two to three times more expensive - but the latest development to remove the restrictions on American arms for Uzbekistan shows that Obama is prepared to pay a heavy price simply for the sake of lessening the US's political dependence on Pakistan.
Offenbar ist diese südliche Route logistisch gar nicht einfach. Vielleicht können die Militärexperten hier im Forum Genaueres sagen?
Und dann ist zu bedenken, daß auch diese Länder inzwischen zum Teil zur russischen Einflußzone gehören.
Zitat von C.K.Ich war am Anfang sogar ein wenig entäuscht, weil ich erwartet hatte, mehr Echtzeitinfos zu bekommen. Gibrt es da aber nicht.
Oh, sehen Sie das so?
Sie können das bei Ihrem account ja alles einstellen, lieber C.K. Anfangs hatte ich die üppige Versorgung gewählt; da bekam ich manchmal im Minutentakt aktuelle Meldungen. Ich habe das dann immer mehr eingeschränkt, weil es gar nicht zu bewältigen war. Ein unaufhörlicher Informationsfluß aus aller Welt.
Ich war in einem anderen Punkt überrascht: Die Informationen stammen nur zu einem ziemlich kleinen Teil aus eigenen Quellen von Stratfor, also von Informanten, die sie irgendwo sitzen haben. Das Meiste stammt aus allgemein zugänglichen Quellen. Ich vermute, daß das aber bei den Geheimdiensten inzwischen nicht anders ist.
Die Stärke liegt aus meiner Sicht in der Analyse. Es gibt eben für jeden Bereich, für jede Region, Spezialisten, die diesen Nachrichtenstrom verfolgen und ordnen. Sie denken strikt machtpolitisch; ohne die Voreingenommenheiten vieler Journalisten. Und sie schreiben konzis; ohne das Gerede vieler Journalisten.
Der Hauptunterschied zum Journalismus ist aber wohl, daß Stratfor alles gleichmäßig analysiert; ob es nun gerade "in den Schlagzeilen" ist oder nicht. Dadurch können Entwicklungen antizipiert werden.
Zitat von ZettelOffenbar ist diese südliche Route logistisch gar nicht einfach. Vielleicht können die Militärexperten hier im Forum Genaueres sagen?
Und dann ist zu bedenken, daß auch diese Länder inzwischen zum Teil zur russischen Einflußzone gehören.
Danke für diese Informationen, so etwas in der Art hatte ich mir schon gedacht. Es war nur seltsam, dass die südliche Route in der Karte zum Artikel klar eingezeichnet war, obwohl der Artikel darauf überhaupt nicht eingeht.
Die Logistik wird durch den Kaukasus wohl nicht ganz einfach sein, aber Nachschub über Land von Riga bis Afghanistan zu schicken ist ja auch keine Kleinigkeit.
Das politische Argument ist wohl eher entscheidend: Georgien zumindest wird sich hüten, Putin noch einmal zu verstimmen. Georgien kann noch umgangen werden, aber das macht die Logistik nur noch schwieriger.
Zitat These include rail routes reaching Uzbekistan from the Baltic ports via Russia, Belarus and Kazakhstan to Uzbekistan, an air route from Incirlik in Turkey, and a circuitous truck route from the NATO base of Germersheim in Germany via Austria, Hungary, Romania, Bulgaria, Turkey, Georgia, Azerbaijan, Kazakhstan, Kyrgyzstan and Tajikistan.
The NDN is much more circuitous and expensive than the routes through Pakistan - some estimates say anywhere up to two to three times more expensive - but the latest development to remove the restrictions on American arms for Uzbekistan shows that Obama is prepared to pay a heavy price simply for the sake of lessening the US's political dependence on Pakistan.
Offenbar ist diese südliche Route logistisch gar nicht einfach. Vielleicht können die Militärexperten hier im Forum Genaueres sagen?
Und dann ist zu bedenken, daß auch diese Länder inzwischen zum Teil zur russischen Einflußzone gehören.
Züge vom Baltikum durch Russland nach Usbekistan fahren, naja, durch Russland.
Die Türkei benimmt sich in letzter Zeit nicht ganz uneingeschränkt NATO-freundlich, Zettel beschreibt das als Träume von einem neuen Osmanischen Reich.
Georgien wäre in der Tat am sinnvollsten. Wobei ich nicht verstehe, warum man per Lkw über den Balkan fahren sollte, wenn man einfach Schiffe an die georgische Schwarzmeerküste schicken kann, die Türkei würde ja nicht ganz so offen den Bosporus sperren. Aber Georgien weiß ganz genau, dass es sich mit Russland arrangieren muss.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
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