Wenn Sie die Serie Aufruhr in Arabien verfolgt haben, dann hat sie der Sieg der Islamisten in Ägypten nicht überrascht. Schon im Januar konnten Sie dort lesen, daß die vom Westen (auch vielen unserer Journalisten) maßlos überschätzen "demokratischen Kräfte" à la ElBaradei im Machtspiel kaum von Bedeutung sind. Ich habe dann den Aufstieg der Moslem-Brüder beschrieben und im Juli darauf aufmerksam gemacht, daß sich zunehmend die weitaus radikaleren Salafiten nach vorn schoben.

Viele der Informationen in dieser Serie habe ich Stratfor entnommen. Jetzt zieht George Friedman eine Bilanz im Hinblick auf die Konsequenzen für die Politik des Westens.

Die Naivität, mit der "Demokratie" und "Freiheits- und Menschenrechte" als zwangsläufig zusammengehörig gesehen werden, ist für die Angelsachsen verständlich. Dort sind diese beiden Aspekte immer im Gleichklang gelaufen.

Wir Kontinentaleuropäer haben aber andere Erfahrungen gemacht und daher ist die von Stratfor korrekt geschilderte Fehleinschätzung wirklich dumm.
Auch wenn die NSdAP nicht alleine die absolute Mehrheit hatte und nach der "Machtergreifung" die Verfassung brach: Unzweifelhaft hat sich die Mehrheit der deutschen Wähler 1933 "demokratisch" gegen Freiheit und Menschenrechte entschieden. Und ähnliche Beispiele gibt es genug, anfangend mit dem "Terreur" der französischen Revolution.

Demokratie als Herrschaft von Abstimmungsmehrheiten führt zu Ergebnissen wie der Machtergreifung der Nationalsozialisten oder der Islamisten. Eine direkte Demokratie kann zur Hölle für Minderheiten werden. Andererseits hat die repräsentative Demokratie in Kontinentaleuropa zur Entmündigung der Bürger geführt - der Euro ist das Paradebeispiel.