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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 10 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

08.01.2012 16:21
Marginalie: Was Wulff auf Diekmanns Mailbox sprach Antworten

Natürlich blieb es nicht unter Verschluß. Und es ist offensichtlich kein Anschlag auf die Pressefreiheit gewesen.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

08.01.2012 16:55
#2 RE: Marginalie: Was Wulff auf Diekmanns Mailbox sprach Antworten

Es mag angesichts der derzeitigen Situation etwas durchgeknallt klingen; aber ich schliesse nicht aus, dass der Bundespräsident Christian Wulff aus dieser Affäre gestärkt hervorgeht.
Die "Bild" allerdings, hat der ehrwürdigen Axel Springer AG m.E. Schaden zugefügt. Herr Dieckmann sollte entlassen werden.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.255

08.01.2012 17:12
#3 RE: Marginalie: Was Wulff auf Diekmanns Mailbox sprach Antworten

Lieber Zettel,
mir erschließt sich nicht, warum Herr Wulff einer Veröffentlichung einer in meinen Augen „privaten“ Mitteilung zustimmen hätte sollen. Ja, ja, wer nichts zu verbergen hat ... hat auch nichts zu befürchten, gelle?

Man (Ich, Sie) muss doch nichts zu verbergen haben, um sich dagegen auszusprechen, private Dinge öffentlich werden zu lassen. Damit meine ich jetzt nicht unbedingt die Gesprächsaufzeichnung, sondern ganz allgemein ...

Im Übrigen bin ich der Meinung, Herr Diekmann hat ein Eigentor, hat sich von hinten durch die Brust ins Knie geschossen, und sollte über einen Rücktritt nachdenken.

Wulff punktet, indem die anderen Mist bauen. Das Ding scheint sich zu einem Presseskandal zu entwickeln. Prima!

 
Mit freundlichem Gruß

--
„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ – sagt Ingeborg Bachmann

dirk Offline



Beiträge: 1.538

08.01.2012 17:29
#4 RE: Marginalie: Was Wulff auf Diekmanns Mailbox sprach Antworten

Zitat von Zettel
Natürlich blieb es nicht unter Verschluß. Und es ist offensichtlich kein Anschlag auf die Pressefreiheit gewesen.



Ein Anschlag auf die Pressefreiheit sowieso nicht, aber vielleicht war die Nicht-Veröffentlichung ja sehr geschickt. Denn offenbar sehen/sahen viele den größeren Skandal in den "Drohanrufen" weswegen diese in der letzten Woche auch das Hauptangriffsinstrument waren. Zu dem mussten sie aber erst mal werden. Und wenn sich die nun erledigt haben....

Was ist Wulff dann noch vorzuwerfen? "Ungeschicklichkeiten" sind ja kein Vorwurf erster Ordnung. Das Wort beschreibt vielleicht ein Verhalten, ein solches kann aber selbst kein Anlass für Rücktrittsforderungen sein.

Popeye Offline



Beiträge: 207

08.01.2012 18:04
#5 RE: Marginalie: Was Wulff auf Diekmanns Mailbox sprach Antworten

Das bisher veröffentlichte mag einen Anschlag auf die Pressefreiheit wohl nicht offenbaren, dafür dieser Artikel

Zitat
Drei Tage vor der geplanten Veröffentlichung übermitteln unsere Reporter dem Bundespräsidialamt am 23. Juni 2011, einem Donnerstag, einige Fragen. Die Antworten werden für den nächsten Tag versprochen - stattdessen Anrufe in der Chefetage der Redaktion. Wulffs Staatssekretär versucht, die Geschichte zu verhindern. Ohne Erfolg, wir machen klar, auch ohne Auskünfte drucken zu wollen. Daraufhin wird Uwe Müller, einer unserer Reporter, am Freitagabend für den nächsten Morgen ins Schloss Bellevue gebeten: ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Bundespräsidenten selbst. Eine schöne Gelegenheit, die Sache persönlich zu besprechen.

Das Gespräch beginnt nett, man unterhält sich über ein Gemälde im Amtszimmer des Staatsoberhaupts, auf dem das barocke Dresden zu sehen ist. Dann aber, als es um die geplante Geschichte geht, wird es eisig. Der Bundespräsident droht Müller gleich mehrfach und massiv mit unangenehmen Konsequenzen im Falle einer Veröffentlichung. Er werde die Gerichte bemühen, eine Pressekonferenz einberufen und die "Welt am Sonntag" dort an den Pranger stellen, außerdem jede Zusammenarbeit mit der "Welt"-Gruppe beenden, Interviews könnten wir künftig vergessen. Müller, ein erfahrener Journalist, ist konsterniert und erzählt mir anschließend, so etwas habe er noch nicht erlebt.

Doch der Druck aus Bellevue wird noch größer. Nach dem Gespräch mit unserem Reporter folgen weitere unangenehme Anrufe. Der Bundespräsident interveniert beim Vorstandschef und versucht über die Bundeskanzlerin, die Handynummer von Friede Springer zu bekommen. Einschüchterungsversuche von oberster staatlicher Stelle. Wegen dieser Geschichte? Ich kann es kaum fassen. Wir drucken natürlich trotzdem.


http://www.welt.de/print/wams/politik/ar...iebe-Leser.html

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

08.01.2012 18:30
#6 Natürlich ist das ein Drohanruf Antworten

Nur weil das Gesagte strafrechtlich keine Drohung darstellt (ein Drohen mit dem Anwalt ist keine Drohung im Sinne des StGB, wird aber von von einer breiten Mehrheit wohl als ein Drohen emfunden) heisst das ja nicht, dass es sich nicht um Drohungen handelt. Wenn ich von Krieg schwadroniere und von beauftragten Anwälten, dann ist das kein Nettigkeitsanruf sondern schlicht der Versuch der Einschüchterung. Und damit auch die Berichterstattung über sich zu unterbinden. Und natürlich ist das der Versuch die Pressefreiheit einzuschränken. Nur eben nicht strafbar.

Das Wulff das Band nicht veröffentlicht sehen will, kann auch schlicht damit zusammenhängen, dass man sich geneigt fragen darf, was für Informationen das denn sind, die da nicht verwandt werden sollen. Und wie das mit seinem Geschwaller von Transparenz denn nun zusammenpasst. Als Bürger kommt ich mir doch ein wenig veralbert vor, wenn er einerseits behauptet alles offen gelegt zu haben, andererseits am Telefon das Gegenteil intoniert.

Ich glaube übrigens nicht im Ansatz das die ganze Geschichte der Bildzeitung schadet, ganz im Gegenteil, die Bild ist im Unterschied zur Konfettikanone der Demokratie oder dem Kinderstürmer aus Kreuzberg nicht auf gezielte Indiskretionen angewiesen, die Bild Zeitung kann tun und lassen was sie will. Wenn jemand der Bild partout kein Interview geben will, dann stört das die Bild wenig. Was der Bild dagegen nützt, ist, dass sie in nahezu allen "seriösen Zeitungen" erwähnt und dikutiert wird. Das adelt durchaus. Und es adelt in der Opferrolle. Das dazu auch noch der Präsident selber der Bild "investigativen Journalismus" unterstellt (ja, genau, der Bild-Zeitung) ist da noch das Sahnehäubchen obendrauf.
Übrigens am Rande bemerkt, vielleicht ist es ein Glücksfall das Wulff das ganze so dumm bei der Bild angefangen hat. Denn kleinere Zeitungen, siehe die Einschüchterung der WELT, mögen einem solchen Druck eher nachgeben müssen. Der Spiegel hätte sich das nicht leisten können.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

08.01.2012 19:06
#7 RE: Marginalie: Was Wulff auf Diekmanns Mailbox sprach Antworten

Lieber Popeye,

und so geht's weiter:

Zitat von Welt am Sonntag
Da Wulffs Staatssekretär auf meine telefonische Beschwerde hin das Vorgehen bedauerte, habe ich den Vorgang nach der Veröffentlichung zu den Akten gelegt. Ein Einzelfall, unangemessen und falsch, dachte ich, aber eben ein Einzelfall. Doch jetzt ist eine Methode zu erkennen. Das Verhalten des Präsidenten gegenüber der "Bild"-Zeitung in der Kreditaffäre offenbart deutliche Parallelen. In einem anderen Verlag soll diese Strategie damals bei einer ähnlichen Geschichte zu den Familienverhältnissen der Wulffs sogar Erfolg gehabt haben.


Nach dem Bedauern zu den Akten gelegt? Nein, weil eine Methode zu erkennen ist. Nicht die Methode das Schicksal seiner Halbschwester ihm durch die Hintertür anlasten zu wollen, ihn mit fragwürdigem Methoden zu attackieren. Was soll das?
Wenn ich so etwas lesen will, kauf ich mir nicht die Welt am Sonntag. Aber gut. Ich hab sie offensichtlich überschätzt, kein Problem. Abo gekündigt.

Zitat von Welt am Sonntag
Ein Bundespräsident, der den selbstverständlichen Respekt vor Grundrechten, vor Presse- und Meinungsfreiheit öffentlich betonen und nach mehr als 30 Jahren in der Politik sein Verhältnis zu den Medien und damit der Öffentlichkeit "neu ordnen" muss, der zeigt schon allein dadurch, dass er nicht der Richtige für das Amt ist.


So. Das stellt Herr Peters jetzt fest und deshalb muss der Bundespräsident von seinem Amt zurücktreten. Was für eine Anmaßung.
Aber es geht auch anders, wie der Herausgeber der "Welt"-Gruppe Thomas Schmid zeigt:

Zitat von Welt Online
Und eine Krise des Euros zwang und zwingt uns, so intensiv wie lange schon nicht mehr darüber zu streiten und zu barmen, ob wir Europa wollen, wie viel Europa wir wollen, ob wir zum ganz großen Integrationssprung ansetzen sollen. Die Luft knisterte und knistert noch.

Und da soll die Frage wichtig, gar sehr wichtig sein, was es denn mit unser Christian sein klein’ Häuschen und einem Telefonanruf eben desselben Christian Wulff auf sich habe?

Irgendwie ist es absurd, dass es in Deutschland zurzeit kaum etwas Wichtigeres zu geben scheint als die Kontoauszüge des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten und als das Hü und Hott der vermurksten präsidialen Erklärungen.

Ist Wulff wirklich ein Staatsmann?

Keine Frage, das ist kleines Karo – und im Grunde Teil jener bundesdeutschen Langeweile, die uns so oft auf die Nerven geht, wenn wir das Bedürfnis verspüren, dass es endlich einmal wieder um mehr gehen möge als Spesen, Quittungen, Absprachen, Verträge, halbseidene, aber deswegen nicht minder ernsthafte Freundschaften und die Frage, was wer wann zu wem gesagt oder nicht gesagt hat. Wie liebend gerne ließe man diese unerquickliche Melange aus lauter mehr oder minder streng riechenden Kleinigkeiten hinter sich.

Und ich gebe gerne zu: Es wäre mir lieb gewesen, die Causa Wulff wäre frühzeitig verpufft oder ins Kleingedruckte gerutscht. Wulff mag nicht der richtige Mann in Schloss Bellevue sein. Aber dann bitte ein Kampf mit offenem Visier, direkt den Kern ansteuernd – ist der Mann wirklich ein Staats-Mann?

Und nicht der Versuch, den Mann über die Hintertreppe zu demontieren, über Kredite, klebrige Freundschaften und jene Nicht-ganz-Wahrheiten, mit denen wir alle leben, die wir aber unseren hohen Repräsentanten gerne ankreiden.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

08.01.2012 19:15
#8 RE: Marginalie: Was Wulff auf Diekmanns Mailbox sprach Antworten

Zitat von Erling Plaethe
Aber es geht auch anders, wie der Herausgeber der "Welt"-Gruppe Thomas Schmid zeigt



Ich finde, ihr beide habt da völlig Recht.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

08.01.2012 21:59
#9 RE: Marginalie: Was Wulff auf Diekmanns Mailbox sprach Antworten

Zitat
Schloss Bellevue ist keine Lehranstalt zur Charakterformung. Wer hier einzieht, sollte schon Format haben.



Der Abschluss des verlinkten Artikel bringt es gut auf den Punkt.

Zitat
wie Christian Wulff sein Privatleben schönt, wenn es der politischen Karriere dient - und was er weglässt, wenn es nicht zu seinem Vorteil ist.



Genau das hat Wulff gemacht. Das Privatleben mithilfe der BILD uberpositiv dargestellt und wenn die Geister die der Politlehrling ohne den unbedingten Machtwillen rief, nicht wieder von alleine verschwinden, dann lauft die Skandalbadewanne, pardon, die BILD, eben ueber.

Die Fehleinschaetzung des Publikums war "der nette Schwiegersohn aus Hannover". Ein Zauberlehrling ist er, der Wulff.

Frode Offline




Beiträge: 81

09.01.2012 08:27
#10 RE: Marginalie: Was Wulff auf Diekmanns Mailbox sprach Antworten

Vielleicht geht es der Presse auch einfach nur um die eigene Existenz. Irgendwas muss man ja schreiben.

Ich bin neulich auf diesen tangential relevanten Cartoon gestoßen:
http://wondermark.com/782/

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.01.2012 09:37
#11 RE: Marginalie: Was Wulff auf Diekmanns Mailbox sprach Antworten

Zitat von Frode
Vielleicht geht es der Presse auch einfach nur um die eigene Existenz.

Ja, das spielt wohl eine wesentliche Rolle, lieber Frode.

Bis in die achtziger Jahre hinein gab es einen einzigen "Spiegel", der mit Wonne (und manchmal auch durchaus verdienstvoll) "Skandale" und "Affären" aufdeckte oder auch erfand. Weder die Tageszeitungen noch Wochenzeitungen wie die "Zeit" machten so etwas; sie hatten auch gar nicht die erforderlichen Recherche-Möglichkeiten. Auch "Bild" machte das nicht, sondern hängte sich allenfalls einmal an etwas dran, das der "Spiegel" gebracht hatte.

Die "Illustrierten" machten das ebenfalls nicht; erst kurz vor ihrem Verschwinden wurde die Illustrierte "Quick" politisiert. Allein der "Stern" machte sich daran, partiell dem "Spiegel" nachzueifern; hatte (und hat) aber bei weitem nicht dessen Recherecheapparat.

Heute ist das völlig anders. Überall investigativer Journalismus. Ob Tageszeitung wie die SZ (zu der der große Investigative des "Spiegel", Hans Leyendecker, gestoßen war), ob Magazine wie "Focus" und "Stern", ob die Boulevardzeitung "Bild", ob die Magazinformate der ÖRs - sie alle schnüffeln und recherchieren, lauter kleine Woodwards & Bernsteins.

In diesem Konkurrenzklima entstehen "Skandale" wie der jetzige. Jedenfalls dann, wenn das Opfer sich derart ungeschickt benimmt wie der Bundespräsident.

Herzlich, Zettel

 Sprung  



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