Dies ist eine Meckerecke - mal wieder - über Desinformation in "Spiegel-Online" und meinen Lieblingsjournalisten Marc Pitzke. Es ist zugleich aber auch ein letzter Vorbericht zu der Vorwahl in New Hampshire, deren Ergebnis im Lauf der Nacht feststehen wird.
Noch eine Bemerkung zu dem Artikel in "Spiegel-Online": Dort wird, sozusagen als Kontrastfigur zu allen diesen tumben Konservativen mit ihrem kruden Weltbild, der Kandidat Jon Huntsman mal wieder über den grünen Klee gelobt (Marc Hujer hat das auch schon im gedruckten "Spiegel" getan; siehe die erste Folge der Serie zu den US-Präsidentschaftswahlen). Jetzt heißt es über Huntsman:
Zitat So viel ist klar: Er wäre eine echte Gefahr für den Präsidenten, weil er die Wähler der Mitte anspricht.
Aber hat er auch eine Chance, die Kandidatur der Republikaner zu erringen?
Bis vor zwei Tagen noch hat der 51-Jährige einen beinahe unbeachteten Wahlkampf geführt. Als er aber am Montag an der "Crosby's Bakery" in Nashua vorfährt, erwartet ihn schon ein Pulk aus TV-Teams. "Er ist mein Lieblingskandidat", sagt die Lehrerin Joan Levine: "Er ist der Wählbarste von allen und hätte die besten Chancen gegen Obama."
Wie diese Chancen aussehen, das können Sie sich hier ansehen: Huntsman würde gegen Obama mit einem Abstand von 10 Prozentpunkten untergehen. Schlechtere Chancen als er hätte von allen Kandidaten nur noch Rick Perry.
Blub
(
gelöscht
)
Beiträge:
10.01.2012 21:29
#2 RE: Zettels Meckerecke: Mitt Romney, wie ihn Marc Pitzke sieht
Wobei Sie hier eventuell bei Einschätzung von Huntsman auch einen Fehler machen. Sollte er noch relativ unbekannt sein, so unterliegt er bei der Vergleichsbefragung, weil er weniger bekannt ist. Hätten Sie nach Obama vor seinem Durchbruch gefragt, wäre Obama seinerzeit auch aussichtlos dagestanden. Erst wenn ihn die Leute ihn hinreichend kennen, wird dieser Vergleich aussagekräftig.
Ein Aspekt, der in Ihrem Artikel noch fehlt, ist, dass die Agitation v.a. den Leser in seiner vorhandenen Meinung bestätigen soll (bzw. nicht auffällt, weil sie ihn bestätigt). Oft genug, um sie immer wieder zu befeuern, selten genug, dass zu viele die Fehler erkennen würden.
Zitat von BlubWobei Sie hier eventuell bei Einschätzung von Huntsman auch einen Fehler machen. Sollte er noch relativ unbekannt sein, so unterliegt er bei der Vergleichsbefragung, weil er weniger bekannt ist.
Ja, er kann natürlich noch nach vorn stürmen, so; wie jeder der anderen es einmal getan hat, außer Romney - erst Bachmann, dann Perry, dann Caine, dann Gingrich, jetzt Santorum.
Aber die Behauptung von "Spiegel-Online", daß er besonders gute Chance gegen Obama hätte, ist jedenfalls völlig aus der Luft gegriffen.
Wir haben ja nur die Daten, die nun einmal erhoben wurden. Diese sind, wie ich es genannt habe: Keiner außer dem abgeschlagenen Perry würde gegen Obama so schlecht abschneiden wie Huntsman. Wenn jetzt gewählt würde. Ändern kann sich das, aber man kann doch deshalb nicht von ausgezeichneten Chancen fabulieren.
Zitat von BlubEin Aspekt, der in Ihrem Artikel noch fehlt, ist, dass die Agitation v.a. den Leser in seiner vorhandenen Meinung bestätigen soll (bzw. nicht auffällt, weil sie ihn bestätigt). Oft genug, um sie immer wieder zu befeuern, selten genug, dass zu viele die Fehler erkennen würden.
Das würde ich für die "taz" bejahen, die vermutlich in den Ruin ginge, wenn sie sachlich berichten würde; erst recht natürlich für Zeitungen wie das "Neue Deutschland" oder die "Junge Welt".
Aber "Spiegel-Online" sollte doch eigentlich daran interessiert sein, nicht nur Leser einer bestimmten politischen Richtung anzusprechen; aus rein kommerziellen Gründen. Es sei denn, sie spekulieren eben darauf, daß man wg. des guten und schnellen Informationsangebots eh dorthin geht und die Agitprop in Kauf nimmt.
Der Kern der Sache ist aber, glaube ich, daß viele heutzutage Journalist werden, weil sie die Welt verbessern wollen.
Früher fing man als Lokalreporter an und lernte dort, daß man präzise und objektiv berichten muß; sonst schreiben die Leute vom Taubenzüchterverein oder die, die einen Unfall gesehen haben und die Sachverhalte aus eigenem Erleben kennen, böse Briefe.
Da lernte man, daß Journalismus heißt, wahrheitsgetreu berichten; und nicht, den Leuten eine Meinung aufzudrücken. Bei Sportreportern ist es noch jetzt so, unter denen die fähigsten Journalisten sind. Ein Pitzke würde schon daran scheitern, über ein Spiel der C-Jugend in der Kreisklasse wahrheitsgemäß zu berichten.
An den Unis und in den Journalistenschulen lernt man aber nicht das Handwerk, sondern allerlei Soziologisches, Philosophisches, Politologisches, Ideologisches. Auch wenn es bei uns nicht so extrem ist wie an der Sektion Journalistik der Karl-Marx-Universität Leipzig, an der der gesamte Journalistennachwuchs der DDR ausgebildet wurde (diese Leute übrigens dürften ja auch noch nicht alle im Ruhestand sein).
Lieber Zettel, das ist mal wieder einer der vielen Punkte, wo ich normalerweise die Klappe halte, weil ich dir einfach nur zustimme. Ich melde mich ja sonst meist nur da, wo ich anderer Meinung bin. Entweder deiner, oder der einer der anderen Kommentatoren hier im "Zimmer". Aber ab und an sollte man auch mal deutlich sagen: Genau so ist es! Hiermit getan
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Moechte mich hiermit meinem Vorschreiber anschliessen: Zettel trifft's auf den Punkt, Pitzke ist nix als ein erbaermlicher Schmierfink ohne Mindestmass an Bildung oder Verstaendniss fuer andere Kulturkreise, der seine teilweise kopierten und armseelig uebersetzten Texte aus irgendeinem Grund bei SPON unterbringen darf. Die Basher-Fraktion im SPON-Forum sieht sich natuerlich mit solchen Pamphleten bestaetigt; andere, welche (wie ich) tatsaechlich in dem Land leben, kommen sich vor als wenn bei SPON der "Stuermer" wieder auferstanden waere.
Interessanterweise erlaubt sich der englische Teil des SPON keine solche plumpe Agitation, anscheinend wohlwissend das man sich damit schlichtweg laecherlich machen wuerde (selbst die dortigen Artikel von Schmitz sind eher "gemaessigt").
Bin froh das ich ihren Blog gefunden habe, lieber Zettel, welcher sich im Informationsgehalt wohltuend von den "deutschen Qualitaetsmedien" abhebt.
Zitat von captndeltaInteressanterweise erlaubt sich der englische Teil des SPON keine solche plumpe Agitation, anscheinend wohlwissend das man sich damit schlichtweg laecherlich machen wuerde (selbst die dortigen Artikel von Schmitz sind eher "gemaessigt").
Stimmt. Das englische "Spiegel-Online" verhält sich zum deutschen ungefähr wie Kaderlinie zu Massenlinie.
Übrigens findet man dort oft auch lesenswerte Artikel aus dem gedruckten "Spiegel", die auf deutsch Nichtabonnenten nicht digital angeboten werden.
Zitat von captndeltaBin froh das ich ihren Blog gefunden habe, lieber Zettel, welcher sich im Informationsgehalt wohltuend von den "deutschen Qualitaetsmedien" abhebt.
Gruesse aus Californien
Danke! Ja, es ist schon so, daß ich mir bei der Berichtestattung zum US-Vorwahlkampf ähnlich vorkommen wie damals bei Fukushima: Erst wenn man sich die Mühe macht, die Quellen zur Kenntnis zu nehmen, merkt man, wie dürftig die deutschen MSM informieren.
Durch die Fukushima-Artikel hat ZR viele neue Leser gewonnen. Ich hoffe a bisserl jetzt auf einen ähnlichen Effekt; bisher sind die Zugriffszahlen dieser Artikel aber eher lau.
Zitat von BlubWobei Sie hier eventuell bei Einschätzung von Huntsman auch einen Fehler machen. Sollte er noch relativ unbekannt sein, so unterliegt er bei der Vergleichsbefragung, weil er weniger bekannt ist.
Ja, er kann natürlich noch nach vorn stürmen, so; wie jeder der anderen es einmal getan hat, außer Romney - erst Bachmann, dann Perry, dann Caine, dann Gingrich, jetzt Santorum.
Zitat von Los Angeles TimesJon Huntsman Jr. will end his run for the Republican presidential nomination and endorse longtime rival Mitt Romney on Monday, a Huntsman campaign source said Sunday night.
Inzwischen laesst Pitzke alle Barrieren fallen - armes Deutschland, das solchen Mist glauben muss. Dazu hatte ich den folgenden Beitrag im SPON-Forum geschrieben, welcher natuerlich zensiert wurde:
Zitat
Zitat Ich kann jeden nur anhalten, sich dringend selbst ein Bild von den Debatten zu machen - der Autor Herr Pitzke verzerrt regelmäßig die Dinge auf Grund seiner politischen Haltung. Es ist atemberaubend - aber auch ein Zeichen für die unausgewogene Berichterstattung in Deutschland, wenn es um die USA geht.
Zustimmung! Die Pamphlete des SPON-Einpeitschers Marc-Eduard v. Pitzke sind eher eine Reflektion des grenzwertigen Niveaus der Berichterstattung in Deutschland und ein Spiegelbild der Ueberheblichkeit/Ignoranz/psychischen Unreife deutscher "Qualitaets-Journalisten".
Wenn die NYT auf aehnlichem Niveau ueber Deutschland berichten wuerde, dann wuerde es hierzulande (zurecht) entsprechende Proteste geben. Leider ist man in Deutschland inzwischen -was den Lauf der Dinge ausserhalb Europas betrifft- so jaemmerlich ungebildet oder voreingenommen, das dies fast keinem Leser mehr auffaellt.
Vielleicht hat Zettel ja die Zeit dazu, dieses Traktat in seinem Blog entsprechend darzustellen - ich freu mich schon drauf!
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