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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 13 Antworten
und wurde 1.788 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.01.2012 17:04
Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten

Wir sparen alle einfach Energie, und dann werden wir schon mit dem auskommen, was Wind, Wasser und Sonne bieten - so ungefähr stellen sich viele offenbar die "Energiewende" vor. Nur wird das nicht funktionieren.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

30.01.2012 18:13
#2 RE: Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten

In diesem Forum wurde ja schon sehr deutlich und auf sehr hohem Fachniveau auf die technischen Probleme der "Energiewende" eingegangen.

Wenn ich noch einen anderes Problem ansprechen darf:

Die Energiewende funktioniert nicht - weil das zugrundeliegende ökonomisches Regelungwerk falsch konzipiert ist.


Wir haben in Deutschland ja 2 verschiedene Steuerungssysteme:

(Typ 1)
Einerseits ist Deutschland eingebunden in den Handel mit CO2-Zertifikaten.
Der Charme dieses Systems ist, dass CO2-Vermeidung möglichst effizient stattfindet.
Es darf eine gewisse Menge CO2 emittiert werden. Und durch den Zertifiktate-Handel wird erreicht, dass die Emission dort stattfindet, wo sie den größten ökonomischen Nutzen bringt.

(Typ 2)
Und dann gibt es noch direkte Interventionen. Also zum Beispiel Förderprogramme für Photovoltaik (direkte Subvention, garantierte Abnahmemengen und -preis, etc.).
Dieses System hat für die Politik den Vorteil, in die wirtschaftlichen Abläufe stärker direkt eingreifen zu können gemäß der jeweiligen politischen Präferenzen. Rein ökologisch wäre ja z.B. nicht zu begründen, warum die Garantiepreise für Solarstrom höher sind als für Windstrom. Aber politisch ist das logisch: mit Solarstrom kann man Millionen Eigenheimbesitzer auf seine Seite ziehen, mit Windstrom nur eine Handvoll große Mittelständler.

Nun können beide Systeme grundsätzlich einen Steuerungseffekt erreichen.
Die in Deutschland praktizierte Systemmischung bringt aber gar nichts, ist aber sehr ineffizient.


Denn nehmen wir einmal an, im Jahr 20XX würde Deutschland komplett auf CO2-freie Energien umsteigen (und zwar aufgrund von Interventionen des Typs (2) ).
Den Energiekonzernen würde also letztlich verboten, CO2 zu emittieren. Die dann nutzlosen CO2-Zertifikate würden dann logischerweise ins Ausland verkauft (wobei das Preisniveau niedriger sein wird als ohne diese Interventionen. Denn weniger Nachfrage senkt die Preise).
Im Ergebnis wird im Ausland um genau die Menge mehr CO2 emittiert, die in Deutschland eingespart wurde.

Man hätte schlicht auf alle Maßnahmen des Typs 2 verzichten können, die Emission wäre die gleich gewesen.
Auf den ersten Blick sind die Typ 2-Interventionen also ein ökologisches Nullsummenspiel.
Aber natürlich kein ökonomisches!
Denn durch die Typ2-Intervention sinken ja im Ausland die CO2-Zertifikate-Preise. Es werden also Anlagen im Betrieb bleiben, die uneffizienter sind als es die deutschen gewesen wären. D.h. man bekommt pro CO2-Einheit dann weniger europäisches BIP.


Das Ergebnis dieser ganzen Regelungen ist also ein schlechter Witz.

Es wäre sogar effizienter, würde man voll auf Typ2-Intervention setzen und die Typ1-Zertifikate komplett abschaffen.
Dann hätte man zwar auch weniger BIP. Aber wenigstens hätte man dann auch wirklich eine echte CO2-Reduktion.

patzer Offline



Beiträge: 359

30.01.2012 18:58
#3 RE: Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...k_goes_country/

Wer braucht zuverlässige Energieversorgung wenn es ganz andere Probleme zu bewältigen gilt.

Tischler ( gelöscht )
Beiträge:

30.01.2012 20:39
#4 RE: Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten

Neben der mit Sicherheit notwendigen Energieversorgung, zu bezahlbaren Preisen, ist doch das nun
nicht unbedingt die Hauptattraktion um Konkurrenzfähigkeit zu gewährleisten.

Wenn man sich die die Menge der stetig steigenden chinesischen Stahlüberproduktion anschaut,
( ein Vielfaches der deutschen Jahresproduktion),
ist die, so denke ich, daß aktuellere Problem der deutschen Stahlindustrie.
Warum sollten also die Anlagenbauer nicht schon jetzt dem günstigen Rohstoff, den billigen und willigen
Arbeitskräften, dem geringen Lohnnieveau, den schlappen Umweltauflagen und nicht zuletzt dem Markt
folgen?

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.560

30.01.2012 20:42
#5 RE: Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten

Tja - wenn die Industrie futsch ist und es eh' keinen Strom mehr dafür gibt, dann kann ja auch niemand von Deutschland erwarten, daß es für all die Fantastilliarden aufkommt, die bei der Eurorettung fällig werden. Dann kann man sich selbst unter den Rettungsschirm stellen und einen deutschen Sparkommissar einsetzen und dann ist doch alles paletti.

Tischler ( gelöscht )
Beiträge:

30.01.2012 20:45
#6 RE: Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten

Genau, wie Herr Sloterdijk schon sagte: " Die Drohung mit der Staatspleite sind die neuen Kanonen."

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

30.01.2012 21:36
#7 RE: Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten

Gibt es für den Wirtschaftsstandort Deutschland noch irgendeine Hoffnung?

Ich meine, nehmen wir das Szenario einer rotgrünen Bundesregierung, welche die jetzige Lage noch weiter verschlimmert, aber ganz bestimmt nicht verbessert. Die energieintensiven Branchen würden aus Deutschland verschwinden. Wird Deutschland die Kraft haben, wirtschaftlich wieder aufzusteigen? Und wird es die für eine Kurskorrektrur notwendige Mehrheit geben? Werden die Medien jemals die dazu notwendige Qualität und die Fähigkeit zum kritischen Hinterfragen des Zeitgeistes zurück erlangen?

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

30.01.2012 22:45
#8 RE: Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten

Zitat von Tischler
Wenn man sich die die Menge der stetig steigenden chinesischen Stahlüberproduktion anschaut, ( ein Vielfaches der deutschen Jahresproduktion), ist die, so denke ich, daß aktuellere Problem der deutschen Stahlindustrie.


Ja und nein. Aber eigentlich mehr nein als ja. Die deutsche Stahlindustrie lebt nun schon seit einigen Jahren mit der chinesischen Produktion und kann sich der gegenüber ganz gut behaupten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Qualität des deutschen Stahls zur Zeit noch einiges besser ist. Wenn Sie billigen Baustahl suchen, dann sind sie in China richtig. Wenn Sie dagegen hochfeste Güten, Spezialgüten oder schwierige Güten benötigen, werden Sie sich eher in Deutschland eindecken. Zur Betrachtung muss man folgendes wissen:
Die Kosten für Arbeitskraft in der deutschen Stahlindustrie sind aufgrund des extremen Automationsgrades nicht so extrem hoch, Chinesen sind sicher billiger, aber auch nicht so gut qualifiziert und soviel macht das nicht aus. Billige Rohstoffe sind es auch nicht, China bezieht sein Erz genauso aus Australien und Südamerika wie die anderen auch, Schrott ist in China auch nicht wirklich billiger. Und die bisherigen Umweltauflagen sind zum einen so teuer noch nicht, zum anderen gelten in China gar nicht so viel schlechtere Standards. Da werden genauso Entstaubungen gebaut, da werden genauso Filter verwendet, da wird auch nicht viel mehr emittiert. Teilweise sind gerade die modernen Anlagen, die in den letzten 10 Jahren entstanden sind, technisch auf dem neuesten Stand.

Nein, die tatsächliche Bedrohung der Industrie kommt nur indirekt aus China. Weil man dort nicht an die Gottheit CO2 glaubt und auch kein Problem damit hat AKWs zu bauen. Das macht viel mehr aus. Der Anteil an den Kosten einer Tonne Warmband sind dominiert von Rohstoff und Energiekosten. Arbeitskraft ist da nicht das ausschlaggebende Argument.

Zitat
Warum sollten also die Anlagenbauer nicht schon jetzt dem günstigen Rohstoff, den billigen und willigen Arbeitskräften, dem geringen Lohnnieveau, den schlappen Umweltauflagen und nicht zuletzt dem Markt
folgen?


Ist bis jetzt nicht passiert. Wenn man vom japanischen Markt absieht, wird der Hüttenwerksanlagenbau im wesentlichen von drei Firmen dominiert. SMS Siemag, Siemens Metals und Danieli. Die SMS ist eine deutsche Firma mit deutschem Sitz, Siemens Metals sitzt (noch) in Österreich und Danieli kommt aus Italien. Noch sind diese drei Firmen im wesentlichen in Europa beheimatet. Sie bauen international, aber noch ist der Sitz Europa. Wenn es dagegen aber keine nennenswerte kerneuropäische Erzeugung mehr gibt, dann kann ich mir nur schwer vorstellen, dass das so bleibt.

romue Offline



Beiträge: 27

31.01.2012 15:48
#9 RE: Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten

Gefunden, Lektüre für unsere Physikerin: //forum.skyscraperpage.com/showthread.php?t=175087
Gruß romue

Hausmann Offline



Beiträge: 710

03.02.2012 04:33
#10 RE: Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten
R.A. Offline



Beiträge: 8.171

03.02.2012 10:30
#11 RE: Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten

Zitat von Hausmann
Energiewende - warum nicht? http://www.novo-argumente.com/magazin.ph...artikel/0001056 :)


Klingt interessant. Aber im entscheidenden Punkt irrt der Autor: Eine solche Technologie wäre für die deutsche Medienöffentlichkeit genauso teuflisches Atomzeug wie die bestehende Kernreaktoren. Die technischen Unterschiede werden dabei überhaupt keine Rolle spielen.

Frode Offline




Beiträge: 81

03.02.2012 11:11
#12 RE: Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten

Zitat von Hausmann
Energiewende - warum nicht? http://www.novo-argumente.com/magazin.ph...artikel/0001056 :)


Gabs schon. Ist prinzipiell gar nicht so neu die Idee. In Hamm-Uentrop wurde einst der THTR-300, der Thorium-Hochtemperaturreaktor betrieben: http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_THTR-300 .
Der größte Vorteil der Verwendung von Thorium ist vermutlich der geringere Preis gegenüber Uran, aber da die Brennstoffkosten bei einem Kernkraftwerk nur einen geringen Anteil der Gesamtkosten ausmachen (wenn keine Brennelementsteuer "abgeschöpft" wird) ist das kurzfristig sicher nicht soo lohnend.

Zitat von NovoArgumente
Durch den Thorium-Flüssigsalzreaktor können Risiken und potentielle Schäden auf ein Maß minimiert werden, das eine Neubewertung der Kernenergie auch in Deutschland erzwingt


Nee. Selbst wenn kein Risiko einer Kernschmelze vorhanden ist interessiert das hierzulande weder Politiker noch Presse. Eine Neubewertung von Kernkrafttechnologien wird in Deutschland nicht erfolgen - nicht mal aktuelle Bewertungen der Anlagen kommen an, sondern es wird eine akute Tsunamigefahr in Biblis an der Bergstraße befürchtet.

C. Offline




Beiträge: 2.639

03.02.2012 11:40
#13 RE: Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten

Zitat von Frode
Eine Neubewertung von Kernkrafttechnologien wird in Deutschland nicht erfolgen - nicht mal aktuelle Bewertungen der Anlagen kommen an, sondern es wird eine akute Tsunamigefahr in Biblis an der Bergstraße befürchtet.



Auch wenn es nicht wirklich hilfreich ist, Biblis A und B liegen stillgelegt am Rhein, bis zur tsunamisicheren Bergstraße sind es noch 15 km. Der Rhein wird jetzt vermutlich zufrieren und seltene Fische sind vom Aussterben bedroht, wenn das wärmende Kühlwasser ausbleibt. Aber da denkt mal wieder niemand dran.

http://iceagenow.info

Hausmann Offline



Beiträge: 710

03.02.2012 12:32
#14 RE: Zitat des Tages: Die Energiewende und die deutsche Industrie Antworten

Guten Tag!

Zitat von Frode
... interessiert das hierzulande weder Politiker noch Presse. ...


Müssen wir Bürger das schweigsam akzeptieren? mfG

 Sprung  



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