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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 990 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.02.2012 19:50
Zitat des Tages: Timothy Garton Ash über Deutschland Antworten

Ash ist ein scharfsichtiger Analytiker und ein ausgezeichneter Kenner der deutschen Geschichte (der auch nahezu perfekt das Deutsche beherrscht). Was er in dem Essay schreibt, dem ich das Zitat des Tages entnommen habe, scheint mir bedenkenswert.

Florian Offline



Beiträge: 3.180

12.02.2012 22:47
#2 RE: Zitat des Tages: Timothy Garton Ash über Deutschland Antworten

Zitat
Daß ein Land umgekehrt - wie Ash es ausdrückt - kann, aber nicht will, ist etwas historisch Seltenes, vielleicht Einmaliges.



Da gibt es schon eine Handvoll historische Beispiele.

Zum Beispiel die USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Im Vorfeld beider Weltkriege haben sich die USA geweigert, eine internationale Führungsrolle zu spielen, die ihrer Größe angemessen gewesen wäre.
(Schon vor dem 1. Weltkrieg waren die USA die größte Volkswirtschaft und die größte Industrienation der Welt. Vor dem 2. Weltkrieg erst recht).

Man kann übrigens auch argumentieren, dass diese amerikanische Zurückhaltung zumindest im Falle des 2. Weltkriegs dessen Ausbruch begünstigt hat.
Hätten die USA ihre südostasisatischen Interessen von Anfang an ausreichend militärisch unterfüttert, wäre Japan erst gar nicht auf die Idee gekommen, in diese Richtung expandieren zu können.
Im Falle Hitlers liegt die Sache zwar komplizierter, weil er wesentlich irrationalere Kriegsziele hatte als die Japaner. Aber hätte es von Anfang an ein klares amerikanisches Commitment zum Völkerbund und zum Status Quo in Europa gegeben, hätte vielleicht auch er auf eine Agression zumindest Richtung Westeuropa verzichtet.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.560

13.02.2012 00:31
#3 RE: Zitat des Tages: Timothy Garton Ash über Deutschland Antworten

Erklärbar - und nachvollziehbar - ist die Zurückhaltung der Vereinigten Staaten zwischen 1925 bis zum Kriegseintritt im Dezember 1941 aber durchaus: Man sah die eigenen Interessen eher in Lateinamerika bedroht - das vor allem als Erdöllieferant gesehen wurde (im Nahen Osten wurde eher die traditionelle Einflußsphäre von England und, in geringerem Maß, Frankreich, gesehen); die Rückbesinnung auf die Monroe-Doktrin, sich aus den Streitigkeiten der Alten Welt herauszuhalten (der Preis, den das entscheidende Eingreifen in den Ersten Weltkrieg gekostet hatte, ist unter der patriotisch aufgeladenen politischen Rhetorik der 20er Jahre durchaus spürbar). Dazu kam der Schatten der endlich überwundenen Wirtschaftskrise, die ja erst ab 1938 oder 1939 ad acta gelegt werden konnte; die Kosten eines weiteren Weltkrieges schienen unkalkulierbar hoch. Das "containment" gegenüber Japan ist gewissermaßen "aus dem Rückspiegel gesehen" eine verpaßte Chance; aus der Perspektive nach 1936 oder 1937 hätte es eine direkte Einmischung in den japanisch-chinesischen Krieg bedeutet, und die Wirtschaftsinteressen der USA schienen weder in China noch im Pazifik bedroht (was sich natürlich nach dem Kriegseintritt änderte), noch waren sie sonderlich umfangreich. Man hat eine (sehr bescheidene) Einflußnahme, nach 1940, in China versucht; die Details sind in Barbara Tuchmans "Sand gegen den Wind" nachzulesen. Die Lehre aus dieser desaströsen Zurückhaltung war dann 1950 das sofortige Eingreifen in den Koreakonflikt.

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