Der erste Beitrag in ZR zum Unglück von Duisburg befaßte sich am Mittwoch mit einer bisher übersehenen Schuld; derjenigen von kriminellen Teilnehmern der Veranstaltung. In diesem Artikel geht es um eine in der Öffentlichkeit dominierende Schuldzuweisung, die mir überhaupt bisher nicht begründet erscheint: OB Sauerland wird zum Sündenbock gemacht.
Erstens einmal scheint es ein großes emotionales Bedürfnis zu geben, dass ein Schuldiger identifiziert werden muss. Dass Unglücke einfach einmal passieren, ohne dass eine Person der Schuldige ist, dass scheint uns Menschen einfach psychisch zu überfordern. (Zumindest uns moderne Menschen. In früheren Zeiten war es wohl leichter, dafür eine göttliche Intervention verantwortlich zu machen. Heutzutage meint man ja, dass die Menschheit die Welt unter Kontrolle hat. Wenn dann ein Unglück passiert, dann muss also auch ein Mensch die Verantwortung dafür haben).
Zweitens: Es ist emotional befriedigender, EINEN Menschen zu haben, der schuld ist, als irgendein schwammiges Kollektiv.
Drittens: Es gibt einen bestimmten Personenkreis und bestimmte Insitutionen, die sich besonders gut für den Schuldenbock eignen. Zum einen sind das "die da oben". (Meistens allerdings besser "die da in Berlin" als "die da im Rathaus vor Ort"). Aber auch bestimmte sonstige halböffentliche Instituionen. Zum Beispiel die Bahn AG.
Viertens: Im konkreten Fall gibt es tatsächlich Anhaltspunkte, dass die Stadtverwaltung Duisburg nicht optimal gehandelt hat.
Fünftens (und dies scheint mir entscheidend zu sein): Die Nach-Katastrophen-PR der Stadt Dusiburg und des Bürgermeister war wirklich grottenschlecht. Fairerweise: Ein Bürgermeister ist kein PR-Experte und hat auch keinen PR-Stab. Das geht schon einmal etwas hemdsärmlig. Aber das entschuldigt kaum das unsägliche Rumgeiere auf den diversen Pressekonferenzen. Und auch nicht die frühzeitigen Schuldzuweisungen an die Polizei und an den Veranstalter und an die Todesopfer selbst bevor man einen vollständigen Überblick über den Ablauf hat. Besonders unglücklich war natürlich die Behauptung des Bürgermeisters, einige Todesopfer wären an der Treppe hochgeklettert und dann zu Tode gestürzt. Sozusagen selbstverschuldeter Tod (was definitv nicht stimmte und eine perfide Unterstellung war, die man sich hätte verkneifen sollen). Mag auch sein, dass auch Polizei und Veranstalter nicht unschuldig sind. Aber wenn man selbst dieses Spiel treibt braucht man sich nicht zu wundern, wenn die anderen zurückschlagen. Insgesamt ergibt das ein Bild einer ganz wüsten Schlammschlacht.
Auch die PR des Verantsalters war nicht besonders toll. Aber um Welten besser als die der Stadt Duisburg. Angefangen von der Homepage (beim Veranstalter innerhalb weniger Stunden komplett auf "Trauer" umgestellt. Bei der Stadt Duisburg war auf der Startseite noch am Montag von diversen geplanten Stadtteilfesten u.ä. die Rede) bis hin zur bereitgestellten 1 Mio. Euro. Mit dieser Geste hat der Veranstalter ja kein Schuldanerkenntnis verbunden. Aber er hat gezeigt, dass er helfen will.
Fazit: Insgesamt zeigt sich auch hier wieder, dass für die öffentliche Wahrnehmung fast entscheidender als das Handeln VOR einem Unglück das Agieren in den Medien NACH dem Unglück ist.
Ja, so sehe ich das auch, Sauerland ist als Suendenbock auserkoren. Kann man vielleicht mal das Ergebnis der Untersuchungen abwarten anstatt dermassen hysterisch zu agieren? Jetzt heisst es auch noch, er koenne nicht zuruecktreten, weil er dann alle Pensionsansprueche verliere.
Und Bosbach muss sich natuerlich auch wieder in Szene setzen und MP Kraft sekundieren.
Voellig OT, aber ein sehr, sehr interessanter Aufsatz, allerdings auch extrem lang, dafuer aber eine Menge Denkanstoesse bietend:
Zitat von Welt onlineNach tagelanger Kritik an Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) wegen der Loveparade-Tragödie mit 21 Toten hat die Linke im Stadtrat seine Abwahl beantragt. (...) FDP-Ratsherr Wilhelm Bies sagte, seine Partei werde den Antrag unterstützen. Ungeachtet aller juristischen Fragen trage Sauerland als Rathauschef die moralisch-politische Schuld an den Ereignissen. Die SPD habe sich Bedenkzeit bis nach der Trauerfeier erbeten.
Zitat von FlorianDie Nach-Katastrophen-PR der Stadt Dusiburg und des Bürgermeister war wirklich grottenschlecht.
Stimmt; wie ich Ihnen auch in den anderen Punkten zustimme.
Ein ausgebuffter Politiker hätte reagiert wie Gerhard Schröder bei der Elbeflut. Wäre er ausgebufft, dann wäre Sauerland innerhalb kürzester Zeit vor Ort gewesen, angetan mit einer Windjacke o.ä., um Eingreifen zu signalisieren. Er hätte die Presse zusammenrufen lassen und seine Trauer sowie eine rückhaltlose Aufklärung mitgeteilt.
Auf der nächsten Pressekonferenz einen Tag später hätte er schwere Vorwürfe gegen Schaller erhoben, so wie das der Innenminister Jäger (SPD) gemacht hat. Sauerland hätte bekanntgegeben, daß er den Verantwortlichen für die Genehmigung, den Beigeordneten Dressler (SPD) beauftragt hätte, eine Untersuchung über die Ursachen durchzuführen, und damit klargestellt, wer innnerhalb der Verwaltung der Verantwortliche ist.
Er hätte in den Tagen danach die Angehörige von Opfern und Verletzte besucht, Journalisten im Schlepptau, und dafür gesorgt, daß die Bilder in die Tagesschau usw. kommen. Er hätte angeregt, bundesweit verbindliche Regelungen für solche Veranstaltungen einzuführen, damit so etwas "nie wieder passieren kann".
Und so fort. Sauerland würde dann dastehen wie Platzeck bei der Oderflut. Stattdessen hat er sich versteckt und hilflos verteidigt. Er hat mit allem Recht, was er gesagt hat - aber so ungeschickt, daß er alles noch schlimmer gemacht hat.
Man kann natürlich sagen: Selbst schuld, er ist eben ein schlechter Politiker. Andererseits bemißt sich die Qualität eines Politikers ja nicht nur nach PR. Sonst wären Gerhard Schröder und Joschka Fischer die beiden besten Politiker aller Zeiten in der Bundesrepublik gewesen.
Zitat von KalliasUnd wer schreitet denn hier Seit' an Seit'?
Zitat von Welt onlineNach tagelanger Kritik an Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) wegen der Loveparade-Tragödie mit 21 Toten hat die Linke im Stadtrat seine Abwahl beantragt. (...) FDP-Ratsherr Wilhelm Bies sagte, seine Partei werde den Antrag unterstützen. Ungeachtet aller juristischen Fragen trage Sauerland als Rathauschef die moralisch-politische Schuld an den Ereignissen. Die SPD habe sich Bedenkzeit bis nach der Trauerfeier erbeten.
Zitat von ZettelIn diesem Artikel geht es um eine in der Öffentlichkeit dominierende Schuldzuweisung, die mir überhaupt bisher nicht begründet erscheint: OB Sauerland wird zum Sündenbock gemacht.
Seit heute 17.50 Uhr steht in "Spiegel-Online" ein Artikel mit der Überschrift "Verantwortliche von Duisburg - Parade der angeblich Ahnungslosen". Dabei wird der Beigeordnete Jürgen Dressler (SPD), dessen Dezernat für die Genehmigung verantwortlich war, überhaupt nicht erwähnt; dafür der Rechtsdezernent Rabe (CDU).
Es wird immer deutlicher, daß die Linke hier ihr parteipolitisches Süppchen zu kochen und wenn möglich auch zu schlürfen gedenkt; unter kräftiger Mithilfe der verbündeten Presse.
Daß die FDP da mitmacht, ist traurig, aber hoffentlich ein lokales Problem der Partei.
Zitat von ZettelEs wird immer deutlicher, daß die Linke hier ihr parteipolitisches Süppchen zu kochen und wenn möglich auch zu schlürfen gedenkt; unter kräftiger Mithilfe der verbündeten Presse. Daß die FDP da mitmacht, ist traurig, aber hoffentlich ein lokales Problem der Partei.
Der Duisburger Stadtrat dürfte ein Hindernis für die Suppenköche darstellen:
Zitat von Welt onlineIm Duisburger Rat sitzen 75 Vertreter. Die SPD hat 30 Sitze, die CDU 25 Sitze, die Grünen 6 Sitze, Die Linke 6 Sitze, die FDP 3 Sitze und eine Wählergemeinschaft 3 Sitze. Ein Mitglied des Rates gehört keiner Fraktion an.
Anscheinend stützt sich Sauerland auf die SPD und die CDU, wobei ein gewisses Arrangement vorliegen dürfte, da die SPD ja mehr Stadträte hat als die CDU. Ein Sturz Sauerlands würde in dem Fall wohl nicht im Interesse der Sozis liegen, zumal eine andere Mehrheit nicht in Sicht ist - während die FDP vermutlich Lust hat, den großkoalitionären Filz etwas aufzumischen. (Könnte so sein.)
welcher Verantwortliche wieviel Schuld im Einzelnen trägt wird zu erörtern sein. Sauerland ist am Ende des Tages der Obermotz der Genehmigungsbehörde. Die Planung der Veranstaltung war jenseits von gut und böse. Diese Menschenmassen auf so ein Gelände zu zwängen war von Anfang an Wahnsinn. Ich kenne Veranstaltungen dieser Größenordnung mit der gleichen Klientel aus eigener Anschaung. Als ich die Luftaufnahmen gesehen habe, konnte ich soviel Dummheit kaum fassen. Ich kann es eigentlich noch immer nicht. Menschen bei dieser Hitze, auf Drogen und unter Alkohol in einen Kessel zu sperren, der einen Zugang hat, der gleichzeitig als Ausgang vorgesehen war ist absurd. Wer dieser Behörde vorsteht gehört abgesetzt wenn er nicht den Anstand aufbringt von selbst die politische Verantwortung zu übernehmen. Das andere versuchen dies zu instrumentalisieren ist so schäbig wie bedeutungslos.
Kleiner Nachtrag zu Ihren "Kriminellen". Vielleicht stehen die Übergriffe auf Polizisten nicht im Zentrumd er Berichterstattung weil sie mit der Katastrophe wirklich wenig zu tun haben? Der Spin den Sie da drin haben erinnert mich an Spiegelfechter und Konsorten. Der benutzt alles was so passiert um zeigen wie schlimm der Kapitalismus ist. Bei ihm ist das Unglück ein weiterer Beweis dass Gewinnstreben Menschenleben kostet. Sie zeigen wie schlimm verroht die Sitten sind. Kann ja sein. Ändert aber nichts daran, dass ein Sicherheitskonzept davon ausgehen muss, dass bei 1 Mio Menschen der Anteil an Kriminellen und Idioten einfach durchschnittlich ist.
Zitat von C.K.Kleiner Nachtrag zu Ihren "Kriminellen". Vielleicht stehen die Übergriffe auf Polizisten nicht im Zentrumd er Berichterstattung weil sie mit der Katastrophe wirklich wenig zu tun haben? Der Spin den Sie da drin haben erinnert mich an Spiegelfechter und Konsorten. Der benutzt alles was so passiert um zeigen wie schlimm der Kapitalismus ist. Bei ihm ist das Unglück ein weiterer Beweis dass Gewinnstreben Menschenleben kostet. Sie zeigen wie schlimm verroht die Sitten sind. Kann ja sein. Ändert aber nichts daran, dass ein Sicherheitskonzept davon ausgehen muss, dass bei 1 Mio Menschen der Anteil an Kriminellen und Idioten einfach durchschnittlich ist.
Lieber C.K., zunächst einmal habe ich auf diesen Aspekt schlicht deshalb hingewiesen, weil er aus meiner Sicht in der öffentlichen Diskussion übergangen wird.
Ob nun dieses Verhalten von Kriminellen, wie Sie meinen, "mit der Katastrophe wirklich wenig zu tun" hat, das scheint mir zumindest offen zu sein. Wären alle drei Sperrketten der Polizei nicht durchbrochen worden, dann wären die beiden Besucherströme nicht aufeinandergetroffen. Es ist zumindest möglich, daß dann das Unglück nicht eingetreten wäre.
Nein, um "verrohte Sitten" geht es mir keineswegs. Es geht mir darum, daß dank einer jahrzehntelangen Propaganda viele Menschen - auch Nichtkriminelle - Polizisten nicht mehr als Dienstleister sehen, die in ihrem Interesse handeln ("Die Polizei, dein Freund und Helfer" hieß das einmal), sondern als so etwas wie einen Feind.
Hätten die Teilnehmer erkannt, daß die Polizei absperrte, um eine Katastrophe zu verhindern, dann hätten sie die Absperrung respektiert. Viele befanden sich aber offenbar in dem Wahn, daß die Polizei ihnen damit schaden wollte. Das "Victory"-Zeichen, als man den Zaun überwunden und verbotswidrig die Treppe erklommen hatte, zeigt das ja auch. Das ist ein perverses Verhältnis zur Polizei.
Es gibt, lieber C.K., aus meiner Sicht in erheblichen Teilen der Gesellschaft keine klare Grenze zwischen kriminellem und nichtkriminellem Verhalten mehr. Wenn beispielsweise die langjährige Vorsitzende der Jusos Mitglied einer Organisation war, die sich die Betreuung von Kriminellen zur Aufgabe macht - aber nur, wenn diese nicht mit der Polizei und den Gerichten zusammenarbeiten -, dann ist das ein Alarmzeichen.
Zitat von C.K.Die Planung der Veranstaltung war jenseits von gut und böse. Diese Menschenmassen auf so ein Gelände zu zwängen war von Anfang an Wahnsinn. Ich kenne Veranstaltungen dieser Größenordnung mit der gleichen Klientel aus eigener Anschaung. Als ich die Luftaufnahmen gesehen habe, konnte ich soviel Dummheit kaum fassen. Ich kann es eigentlich noch immer nicht. Menschen bei dieser Hitze, auf Drogen und unter Alkohol in einen Kessel zu sperren, der einen Zugang hat, der gleichzeitig als Ausgang vorgesehen war ist absurd. Wer dieser Behörde vorsteht gehört abgesetzt wenn er nicht den Anstand aufbringt von selbst die politische Verantwortung zu übernehmen.
Die zuständige Behörde war das Stadtentwicklungsdezernat der Stadt Duisburg; Leitung Beigeordneter Jürgen Dressler (SPD). Er hat das Sicherheitskonzept gegengezeichnet; Sauerland - soweit bisher bekannt - brauchte es nicht gegenzuzeichnen.
Warum, lieber C.K, konzentriert sich der Zorn auf Sauerland? Warum nicht auf den Verantwortlichen Dressler? Warum nicht auf den Verantwortlichen Schaller?
Schaller ist Geschäftsmann. Er kann nicht so nicht zurücktreten, da er die Firma "ist". In gewisser Weise ist er ja auch zurück getreten, indem klar gemacht wurde es werde nie wieder eine Love Parade geben. Ansonsten kann er strafrechtlich belangt werden und das wird vermutlich auch gesehen.
Wenn ich das mit der Verwaltung richtig verstehe, ist das Stadtentwicklungdezernat dem OB untergeordnet. Ich kann Sauerland verstehen dass er nicht den Sündenbock spielen will. Es wurde im Vorfeld offenbar massiv Druck ausgeübt, Wikipedia ist da ja ganz spannend, zum BEispiel im Hinblick auf den Polizeipräsidenten Cebin und dessen Absetzung. Aber dann hat Sauerland gefälligst trotzdem zurück zu treten und bei diesem Schritt die anderen Verantwortlichen zu benennen. Anstand und so.
Wer "verbotswidrig" die Treppe erklommen hatte, wurde später nicht totgequetscht. Wie wäre es mit Strafverfahren für Leute unter deren dicken Hintern jemand erstickt ist? Oder die andere im Gedränge und der Panik gebissen haben.
Die Ausschreitungen sind zwar von Menschen in weniger existenziellen Situationen begangen worden, allerdings gehorchen Menschenmengen einfach bestimmten Gesetzen. Ich weiß nicht ob Sie schon mal zwischen 1000en Menschen eingeschlossen waren, sich kaum noch bewegen konnten, von hinten drücken die MAssen, sie können kaum noch ihre Arme bewegen, ihre Freundin schiebt langsam Panik und vorne machen "Die" (grün angezogen, keine Partygäste) den Weg nicht frei.
Zitat von C.K.Wer "verbotswidrig" die Treppe erklommen hatte, wurde später nicht totgequetscht.
Totgequetscht wurden die anderen, weil einige verbotswidrig eine Sperre beseitigt und dann die Treppe bestiegen hatten. Daraufhin strömten viele in Richtung Treppe, weil sie auch nach oben wollten, und es kam dort zu der Enge, durch die die Menschen zu Tode kamen. Soweit ich das weiß,lieber C.K., hat es Tote ausschließlich in dem Bereich unterhalb der Treppe gegeben. Natürlich wollten das die - gut, sagen wir Gesetzesbrecher - nicht, die gewaltsam die Sperre zur Treppe beseitigt haben, aber ihr Verhalten war die unmittelbare Ursache für die Todesfälle. Sie haben fahrlässig den Tod von Menschen herbeigeführt.
Zitat von C.K.Die Ausschreitungen sind zwar von Menschen in weniger existenziellen Situationen begangen worden, allerdings gehorchen Menschenmengen einfach bestimmten Gesetzen. Ich weiß nicht ob Sie schon mal zwischen 1000en Menschen eingeschlossen waren, sich kaum noch bewegen konnten, von hinten drücken die MAssen, sie können kaum noch ihre Arme bewegen, ihre Freundin schiebt langsam Panik und vorne machen "Die" (grün angezogen, keine Partygäste) den Weg nicht frei.
Nein. Aber die Ausschreitungen gegen die Polizei begannen schon vor den Eingangssperren, als diese vor 12 Uhr noch nicht geöffnet worden waren. Da konnte von Panik wirklich keine Rede sein.
Laut einer Augenzeugin wurde von Teilnehmern auf die Polizisten, die dann am Nachmittag die Sperre aufrechtzuerhalten versuchten, eingetreten.
Die haben nicht "bestimmten Gesetzen" gehorcht, lieber C.K., sondern sie haben ihren Frust - sie wollten ja endlich auf das Gelände - an den Polizisten ausgelassen. Mit dem Ergebnis, daß die Ketten aufgegeben wurden. Auch diese Gesetzesbrecher sind mitschuldig am Tod von Menschen.
Das ist nun einmal so. Es ist so, daß viele Menschen die Polizei nicht als Helfer ansehen, sondern als Gegner. Dann passieren solche Dinge.
Zitat von C.K.Schaller ist Geschäftsmann. Er kann nicht so nicht zurücktreten, da er die Firma "ist". In gewisser Weise ist er ja auch zurück getreten, indem klar gemacht wurde es werde nie wieder eine Love Parade geben. Ansonsten kann er strafrechtlich belangt werden und das wird vermutlich auch gesehen.
Es ging mir, lieber C.K., um die Emotionen in der Öffentlichkeit. Schaller hat weit mehr als Sauerland verdient, daß man ihn als den Schuldigen beschimpft. Wenn man denn schon einen braucht, an dem man seine Affekte heften kann, dann sollte das Schaller sein und nicht Sauerland, der mit der Organisation überhaupt nicht befaßt gewesen war.
Zitat von C.K.Wenn ich das mit der Verwaltung richtig verstehe, ist das Stadtentwicklungdezernat dem OB untergeordnet.
Da bin ich gar nicht mal so sicher. Man müßte dazu die nordrhein-westfälische Kommunalverfassung studieren. Dort gab es ja, von den englischen Besatzern eingeführt, die Doppelspitze; der OB war nur Repräsentant, der Oberstadtdirektor der Verwaltungschef. Das ist dann irgendwann geändert worden. Ob der OB jetzt der Vorgesetzte der Beigeordneten ist oder ob diese ihr Ressort in eigener Verantwortung führen, kann ich nicht sagen.
Zitat von C.K.Aber dann hat Sauerland gefälligst trotzdem zurück zu treten und bei diesem Schritt die anderen Verantwortlichen zu benennen. Anstand und so.
Man kann durchaus der Meinung sein, daß er zurücktreten sollte. In dem Artikel und der jetzigen Diskussion ging und geht es mir aber um diese Konzentration der, sagen wir "Volkswut" auf Sauerland.
Dafür kann ich keinen hinreichenden Grund erkennen. Ich sehe aber, wie fast vom ersten Tag an die Medien sich auf Sauerland eingeschossen haben, offenbar unter Mithilfe aus der Stadtverwaltung; denn es wurde aus internen Protokollen zitiert. Der eigentlich Verantwortliche, Jürgen Dressler, wurde dabei vollkommen ausgenommen.
Die Vermutung, daß hier ein CDU-Mann abgesägt werden soll, der sozusagen aus Versehen eine Hochburg von SPD und Kommunisten regiert, scheint mir zumindest nicht unbegründet zu sein.
Mal angenommen es ist immer noch so, dass der OB "nur" Repräsentiert. Dann ist er das (hochbezahlte) Gesicht der Kommune/Verwaltung. Das Gesicht, das die meisten Bürger kennen. Derjenige, der im besten Fall neue Gebäude einweiht und bei Jubiläen Reden hält.
Wenn eine solche Katastrophe passiert ist es also ganz natürlich, dass man sich an den wendet, dessen Gesicht einem als Repräsentant bekannt ist und nicht an einen unbekannten "gesichtslosen" Beamten. Und das sich eben auf den dann die Wut konzentriert (wie sich ja auch im Erfolgsfalle er sich in dem Ruhm gesonnt hätte und nicht die Verwaltungsangestellten).
Er ist halt der Kommunikator zwischen Bürgern und Verwaltung. Im Guten wie im schlechten und wenn er es so pietätlos und unbeholfen kommuniziert muss er eben gehen. Ungeachtete des Parteibuches.
Zitat von NepumukEr ist halt der Kommunikator zwischen Bürgern und Verwaltung. Im Guten wie im schlechten und wenn er es so pietätlos und unbeholfen kommuniziert muss er eben gehen.
Was am Verhalten von Sauerland war denn pietätlos, lieber Nepumuk? Hier ist seine Homepage.
Aber Sauerland wird machen können, was er will. Offenbar gibt es ein tief verwurzteltes Bedürfnis, bei einem solchen Unglück einen Sündenbock zu suchen. Und Sauerland, der ja vielleicht auch so bestürzt und entsetzt war, daß er nicht gleich mit einer wohlgesetzten Rede in der Öffentlichkeit aufgetreten ist und nicht die Public-Relations-Maschine angeworfen hat, ist offenbar das ideale Opfer.
Da verbindet sich Volkswut mit der Strippenzieherei von Politikern, die Sauerland weghaben wollen; so ist mein Eindruck. Da wird mit Klischees hantiert: Auf der einen Seite die "friedlichen jungen Menschen", und auf der anderen Seite ein angeblich verantwortungsloser Politiker.
Die Verantwortung von Teilnehmern wird verdrängt und dem Sündenbock wird eine Schuld zugeschoben, für die es jedenfalls bisher keine Belege gibt.
Zitat von ZettelDie Vermutung, daß hier ein CDU-Mann abgesägt werden soll, der sozusagen aus Versehen eine Hochburg von SPD und Kommunisten regiert, scheint mir zumindest nicht unbegründet zu sein.
Sehr englisch formuliert.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Ganz herzlich wünsche ich dem Sauerland, daß er da durchhält, denn nur so, also im Amt, kann er wissen, was im einzelnen passiert ist, weil er einsicht in die Untersuchungsprotokolle hat. Anders herum bei seinem sofortigen Rücktritt hätte man ja den Sündenbock und könnte so schlampen, wie man es bei den Vorbereitungen zu der Parade und an dem Fest selbst getan hat. Die schlimmste der Schlamperei ist die, daß erst nach längerer Zeit entscheidende Einzelheiten bekannt wurden (z.B. die Stürmung von Sperren), während aber bereits irre gegen den Bürgermeister gehetzt wurde. Gruß, Inger
Jetzt also heult Wulff mit den Wölfen. Das ist einer der Anlässe für diese Meckerecke. Der andere sind neue Informationen, aus denen immer deutlicher wird, wie nachgerade absurd es ist, Vorwürfe gegen Sauerland zu erheben.
Auch für den OB Adolf Sauerland gilt nach Recht und Gesetz die Unschuldsvermutung. Aber eine politische Unschuldsvermutung gibt es wohl nicht. Wenn in einer Stadt bei der Genehmigung einer Veranstaltung so viele Fehler gemacht werden, wird man nach der Verantwortung des Oberbürgermeisters und der zuständigen Beigeordneten fragen müssen. Ich kann nachvollziehen, dass sich Herr Sauerland diesen Fragen lieber im Amt stellen will.
Doch wenn es stimmt, dass er erst am Tag vor der Veranstaltung aus dem Urlaub kam, wird man auch fragen: wie lange war er im Urlaub? Warum fuhr ausgerechnet in den Tagen vor der größten Veranstaltung, die in Duisburg in seiner Amtszeit stattfinden würde? Wenn die Spitzenpolitiker aus dem Land und aus der Stadt Duisburg diese Veranstaltung unbedingt wollten, dann kann es doch nicht sein, dass ausgerechnet der Chef der Stadtverwaltung in den Urlaub fährt. Wer war denn sein Vertreter? Welche Weisungen und welche Befugnisse hatte er?
Zitat von ZettelVorsitzender der SPD in Duisburg ist Ralf Jäger, jetzt Innenminister von NRW und in dieser Funktion, ebenso wie seine Chefin Hannelore Kraft, in vorderster Front derer, die Sauerland zum Rücktritt drängen.
Als Innenminister trägt Jäger die politische Verantwortung für die Fehler der Polizei bei der Veranstaltung, nicht wahr?
Zitat von ZettelWulff hat ungefähr so viele Ecken und Kanten wie eine Billardkugel.
Diese Beschrebung trifft es, für mich ist es das Zitat der Woche. Ich kann mich an keinen BP erinnern, der mich innerhalb einer so kurzen Zeit so oft in den Wahnsinn getrieben hätte. Nicht einmal Rau, und der war schon ein harter Gegner. Jetzt ist er jedoch leider weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz gelandet.
Nur gut, daß der nicht als Reservekanzler im Hintergrund lauert. (Soll ich jetzt Frau Merkel loben, es so gut eingefädelt zu haben? )
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