Florian hat hier im kleinen Zimmer zu Recht darauf aufmerksam gemacht, daß Gaucks Ehesituation erstaunlich wenig diskutiert wurde, bevor man ihn nominiert hat.
Ob man darin ein Problem sieht, ist natürlich eine Frage der persönlichen Einstellung. Was mich angeht, so freue ich mich auf Daniela Schadt als die neue First Lady; dazu dieses Zitat des Tages.
Übrigens mußte die First Lady noch nie unbedingt die Ehefrau des Präsidenten sein. Adenauer war als Kanzler verwitwet. Die Rolle der First Lady übernahm seine Tochter Libeth Werhahn.
In der Schweiz wird eine nichteheliche Lebensgemeinschaft wertneutral als "Konkubinat" bezeichnet. Wir könnten Frau Schadt die "First Concubine" nennen.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
*seufz* geht allerdings erst seit der Erfindung (oder Setzung) des Inflektivs durch Dr. Erika Fuchs (daher auch "Erikativ" genannt) http://de.wikipedia.org/wiki/Inflektiv
Womit Joschka Fischers Frage, ob denn Entenhausen zur deutschen Leitkultur gehöre, wieder einmal entschieden wäre. (Für Carl-Barks-Leser war das sowieso nie eine Frage.)
Noch eine ganz andere Frage: soweit ich das verstehe, ist Herrn Gaucks erste Ehe auch nach zwanzig Jahren Trennung nicht geschieden. Hat Gauck selbst dazu schon einmal etwas gesagt?
Wenn ich die neue Lebensabschnittsgefährtin wäre, dann würde ich mich ja schon fragen, warum er diesen letzten Schritt der Ablösung nicht tut.
Aber ich gestehe gerne zu, dass ich mit dieser Frage allmählich nahe an Quick-Niveau herankomme...
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat In Zettels kleinem Zimmer hat Florian sich zu Recht darüber gewundert, daß Gaucks Ehesituation bei seiner Nominierung offenbar keine Rolle gespielt habe; das heißt, daß sie kein Hindernis gewesen war. Mag sein, daß manche sie gar nicht gekannt hatten. Maßgeblicher war vermutlich, daß am Sonntag alles zu schnell ging (...)
Wahrscheinlich haben Sie mit dieser Vermutung Recht. Aber genau das ist ja das Seltsame: Gauck ist ja nun wahrlich nicht wie der Teufel aus der Kiste gesprungen. Er war schon vor 2 Jahren ernstzunehmender Kandidat und wurde auch in der Wulff-Krise schon seit Wochen als möglicher Nachfolger diskutiert. Es gab in der Geschichte der Republik somit wohl kaum einen Kandidaten, der so intensiv und mit einem so langen Vorlauf diskutiert werden konnte wie Gauck. Und trotzdem ist das nie geschehen. Irgendetwas läuft da in unserer öffentlichen Diskussion schon schief, wenn elementare Eignungskriterien für das Bundespräsidentenamt nicht abgeklopft werden. (Nota bene: Ich sage und glaube nicht, dass Gaucks außereheliche Beziehung ein ernsthafter Hinderungsgrund sein sollte. Siehe auch meine Anmerkung #2. Aber zumindest einmal sollte doch abgeklärt werden, wie die protokollarische Situation ist).
#2:
Zitat Inzwischen regen sich einzelne Stimmen, so die des Familienpolitikers Norbert Geis (CSU), und - auf der anderen Seite - von Guido Westerwelle, der als Außenminister eigentlich weniger zuständig für Schloß Bellevue ist.
Wie gesagt: ich sehe hier weniger ein Problem in der innerdeutschen Signalwirkung, sondern vermute eher, dass es protokollarische Verwicklungen geben könnte. Westerwelle ist daher natürlich schon zuständig. Allerdings natürlich sehr seltsam, dass gerade er hier Probleme sieht. Immerhin ist ja auch sein Privatleben eine mögliche Quelle für protokollarische Probleme bei Staatsbesuchen. Man stelle sich z.B. einen Besuch des Außenministers und seines Lebenspartners in einem muslimischen Land vor, in dem Homosexualität womöglich sogar unter Strafe steht. Hier sind durchaus Irritationen beim Gegenüber zu erwarten. Umso unverständlicher, wenn Westerwelle nun bei Gauck hier ein Problem sieht.
ABER: Auch wenn Westerwelles Privatleben für Irritationen beim ausländischen Gesprächspartner sorgen kann: ich bin ganz eindeutig der Meinung, dass das für uns Deutsche kein Kriterium für seine Eignung als Außenminister sein darf. Wenn wir einen gesellschaftlichen Konsens haben, wie wir in Deuschland die Menschenrechte achten, dann dürfen wir uns in dieser Frage nicht verbiegen, auch wenn unser ausländischer Gesprächspartner das anders sieht. Vielleicht muss man aus realpolitischen Gründen gelegentlich etwas zurückhaltend sein und kann die Menschenrechtssituation im Iran oder in China nicht immer so offen kritisieren wie man möchte. Aber auf keinen Fall dürfen wir in Deutschland selbst uns nach einem engstirnigen Weltbild richten, nur weil ausländische Gesprächspartner das womöglich so wünschen würden.
Zitat von FlorianIrgendetwas läuft da in unserer öffentlichen Diskussion schon schief, wenn elementare Eignungskriterien für das Bundespräsidentenamt nicht abgeklopft werden. (Nota bene: Ich sage und glaube nicht, dass Gaucks außereheliche Beziehung ein ernsthafter Hinderungsgrund sein sollte. Siehe auch meine Anmerkung #2. Aber zumindest einmal sollte doch abgeklärt werden, wie die protokollarische Situation ist).
Die protokollarische Situation ist völlig unproblematisch (und deswegen wurde das wohl auch nie diskutiert).
Für die internationalen Beziehungen ist eine uneheliche Beziehung ein vergleichsweise nebensächliche Frage. Ob die Begleitung eines Staatsoberhaupts nun nach den Gesetzen des Heimatlandes rechtmäßig angetraut ist, oder nur Nebenfrau oder Geliebte - interessiert eigentlich keinen. Sie kann vom Protokoll problemlos behandelt werden.
Das internationale Protokoll ist schon mit viel diffizileren Problemen fertig geworden. Z. B. bei den ersten Auslandsreisen der Queen in stock-konservative muslimische Länder, in denen Frauen überhaupt keine Rolle in der Öffentlichkeit spielen durften (schon gar nicht unverschleiert). Die Scheichs haben die Problematik schlicht ignoriert und per Protokoll so behandelt, als wäre sie ein Mann. Überhaupt funktioniert Diplomatie zu einem guten Teil deswegen, weil man störende Widersprüche einfach nicht wahrnimmt.
Was soll diese Diskussion? Der Mann ist 72 und schleppt nicht jede Nacht eine neue aus der Disko an. Er ist nicht geschieden? Vielleicht will er nicht trennen, was neben dem zivilrechtlichen Akt vielleicht auch kirchlich besiegelt wurde?
Danke, lieber Zettel, dass ich aus Ihrem Artikel etwas über "Grüne Soße" lernen durfte! Ich hatte doch glatt zuerst an mojo verde gedacht, was ich nun wieder überhaupt nicht mit Äppelwoi in Verbindung bringen konnte.
Zitat Dagny ____________ Was soll diese Diskussion? Der Mann ist 72 und schleppt nicht jede Nacht eine neue aus der Disko an. Er ist nicht geschieden? Vielleicht will er nicht trennen, was neben dem zivilrechtlichen Akt vielleicht auch kirchlich besiegelt wurde? ____________ Volle Zustimmung. Ich sehe aus der Diskussion, daß ich nicht der einzige bin, der sich mit den biographischen Details von Gaucks curriculum vitae wenig befaßt hat; vielleicht ist in seiner Autobiographie zum Thema einiges gesagt. Er hat mit 19 geheiratet, recht früh vier Kinder gehabt, und hat standhaft in der Provinz der DDR, da wo sie richtig flach war, ausgehalten, ohne sich beim Staat anzubiedern oder zu verbiegen. Das ergibt natürlich eine Situation wie in einem geistigen Dampfdruckkessel, (nota bene ohne den Ausgang der Geschichte, wie sie denn geendet hat, auch nur erhoffen zu können). Wenn dann die Kinder aus dem Haus sind - in seinem Fall seit den achtziger Jahren, sogar im Westen - und dieser äussere Druck mit einemmal wegfällt: dann kann nach 30 Jahren schon einiges wegbrechen; man kann sich auch auseinanderleben und in gegenseitigem Respekt die Konsequenz daraus ziehen. Jeder kennt vergleichbare Fälle aus dem eigenen Umfeld (naja: ohne Diktatur); zu einer Minderung der Achtung führen solche Knicke in der Biographie nicht, eher zum Gegenteil.
Man hat bei der Presselandschaft schon den Eindruck, der deutsche ist nicht zufrieden, wenn er nicht unzufrieden ist. Da hat man einen tollen Kandidaten und schon geht die Suche nach dem Haar in der Suppe los: Wilde Ehe, Occupy dämlich gefunden, .... etc. pp.
Das ist doch albern, kindisch und mir persönlich auch zu doof.
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