Dieses Zitat des Tages ist der Debatte in der vergangenen Nacht entnommen, in der die verbliebenen vier republikanischen Kandidaten in Arizona auftraten, wo am kommenden Dienstag eines der beiden Primaries stattfindet (das andere ist in Michigan).
Wieder einmal ein Beispiel dafür, wie anders der Umgangston der amerikanischen Medien als derjenige der deutschen ist; jedenfalls in ihrer Mehrzahl.
Mir fiel gerade Michel Friedman als Extrembeispiel ein (hat der noch eine Talkshow?), dessen gruselige Selbstinszenierung schon fast amuesant war. Die Fragen dienten nur der Rechtfertigung seiner Monologe, denen die Befragten wahlweiswe zustimmen oder sich enthalten durften. Ich hab mich immer gefragt, warum die Gaeste sich das antun.
Zitat von F.AlfonzoMir fiel gerade Michel Friedman als Extrembeispiel ein (hat der noch eine Talkshow?), dessen gruselige Selbstinszenierung schon fast amuesant war. Die Fragen dienten nur der Rechtfertigung seiner Monologe, denen die Befragten wahlweiswe zustimmen oder sich enthalten durften. Ich hab mich immer gefragt, warum die Gaeste sich das antun.
Ich habe mich immer gefragt, warum die Zuschauer sich das antun …
da hast Du wieder einmal ins Schwarze getroffen! Die neuen Oberlehrer der Deutschen sind ihre Journalisten; lächerlich wird's natürlich immer dann, wenn so ein Oberlehrerchen erkennbar wenig Lebenserfahrung, Witz oder gar Durchblick (speziell in Fächern, die simples Rechnen erforderten) hat. Ich weiß dann oft nicht, ob ich lachen oder mich ärgern sollte. Die Knöpfe auf der Fernbedienung nutzen sich schnell ab...
Herzlich, Thomas
P.S.: Etwas gelassene Souveränität könnte den Interviewten auch nicht schaden. Ich erinnere mich an ein Interview, in dem Claus-Hinrich Casdorff eine endlos gedrechselte Frage an Franz Josef Strauß konstruierte, der dieses grammatische Ungetüm dann nach kurzem Nachdenken mit "Naa!" beantwortete. Da war einfach die Luft raus!
Vor allem verstehen Angelsachsen auf eine Frage, die sie nicht wörtlich beantworten wollen, mit Humor zu antworten. Der Interviewpartner versteht das dann und macht - wie hier beschrieben - auch einen kleinen Witz und das Publikum klatscht. Isrt in Deutschland leider nicht so.
Vielen dank für dieses Schmankerl aus den amerikanischen Präsidentschaftsdebatten. Ich bin kein großer Freund der deutschen Medien, ob ich die US-Version des zahnlosen Kleinbeigebens und den Politiker "labern" lassen nun wirklich besser finde - ich weiß es nicht. Ich bin da eher ein Freund der BBC, wer einmal Hardtalk gesehen hat, weiß was ich meine. "Hard" ist da Programm. Da sitzen Minister und Präsidenten wichtiger Staaten aber sie werden keinen Millimeter geschont. Wenn sie nicht auf die Frage antworten wird nachgefragt bis sie entweder antworten oder jedem klar ist, dass derjenige keine Antwort weiß oder etwas verbergen möchte. Allerdings geschieht das mit britischem Niveau und nicht in der rüden deutschen Art. Das setzt natürlich voraus, dass der Journalist intellektuell und charakterlich dieser Aufgabe gewachsen ist, wozu den meisten wohl schlicht die Größe fehlt.
Zitat von isildurIch bin da eher ein Freund der BBC, wer einmal Hardtalk gesehen hat, weiß was ich meine. "Hard" ist da Programm. Da sitzen Minister und Präsidenten wichtiger Staaten aber sie werden keinen Millimeter geschont. Wenn sie nicht auf die Frage antworten wird nachgefragt bis sie entweder antworten oder jedem klar ist, dass derjenige keine Antwort weiß oder etwas verbergen möchte. Allerdings geschieht das mit britischem Niveau und nicht in der rüden deutschen Art. Das setzt natürlich voraus, dass der Journalist intellektuell und charakterlich dieser Aufgabe gewachsen ist, wozu den meisten wohl schlicht die Größe fehlt.
Und es ist eben ein spezielles Format, lieber Isildur.
Ich sehe Hardtalk auch gern. Der Gast weiß, worauf er sich einläßt. Viele dürften als Schüler und/oder Studenten in einem Debattierclub gewesen sein, wo so etwas ja regelrecht trainiert wird; immer mit einem Augenzwinkern und mit britischer Distanz zu sich selbst - nachdem man sich heftig gefetzt hat, geht man gemeinsam einen trinken und ist weiter gut Freund.
Das ist also etwas Anderes als dieser inquisitorische Grundton, der sich in den deutschen ÖRs breitgemacht hat.
Die Arroganz der Journalisten spiegelt freilich ihre objektiv starke Stellung in der Mediendemokratie wider. Man kann das jetzt wieder an dem Vahrenholt-Buch sehen. Es hätte ein Bestseller wie das Buch Sarrazins werden können, wenn man versucht hätte, Vahrenholt à la Sarrazin zu "widerlegen". Aber diesmal hat man, wie ich es vermutet hatte, gelernt und ignoriert ihn.
Das ist Macht, und es ist - anders als die Macht der Politiker - unkontrollierte Macht. Müßten die ÖRs sich am Markt behaupten, dann würde der Konsument ihre Macht kontrollieren. Durch die Zwangsfinanzierung entsteht so etwas wie ein Feudaladel; der finanzierte sich ja auch aus dem Zehnten.
Da spielt vielleicht auch eine kulturelle Prägung hinein. Im Bereich Geisteswissenschaften dauert es ewig einen deutschen Referenten zu animieren in der Einleitung zu seinem Vortrag mal einen Scherz unterzubringen, ein hervoragendes Mittel um das Publikum und dessen Interesse für sich zu gewinnen und im angelsächsischen Raum üblich. Da muss man echte Angstbarrieren überwinden als unseriös zu gelten.
Ja, das Verhalten ist durchaus anders, jedoch muss man bedenken, dass es sich bei diesen Veranstaltungen nicht um reguläre Polit-Talkshows handelt, sondern um einen Teil des demokratischen Prozesses. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Plasberg'sche Art in deutschen Fernsehdebatten stattfindet. (Ich erinnere mich vielleicht nicht daran, da Merkel kein Interesse an Debatten hat und sich weigert).
Es gehört im übrigen auch zur Eigenart der US-Fernsehdebatten, dass aus Prinzip nicht auf die Fragen eingegangen wird, von keinem Kandidaten. Interessant war für mich auch zu beobachten, dass egal welche Frage gestellt wird, jeder Kandidat die "Bullet-Points" aus seinem Programm rezitiert. "I want too.." "As President I would..".
Die Reaktion des Publikums zu Romneys Verbalschlag empfand ich übrigens als gespalten. Es gab neben Applaus auch ein Raunen ob der Dreistigkeit, mit der Romney antworte. Ich meine auch einige Buhrufe vernommen zu haben. John King versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen und antworte ein wenig eingeschnappt mit "Fair enough".
Zitat von NumpyDie Reaktion des Publikums zu Romneys Verbalschlag empfand ich übrigens als gespalten. Es gab neben Applaus auch ein Raunen ob der Dreistigkeit, mit der Romney antworte. Ich meine auch einige Buhrufe vernommen zu haben. John King versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen und antworte ein wenig eingeschnappt mit "Fair enough".
Die Buhrufe sind mir entgangen. Die Bemerkung Kings hatte ich in dem Applaus nicht verstanden; danke für die Aufklärung!
Zitat von NumpyJa, das Verhalten ist durchaus anders, jedoch muss man bedenken, dass es sich bei diesen Veranstaltungen nicht um reguläre Polit-Talkshows handelt, sondern um einen Teil des demokratischen Prozesses. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Plasberg'sche Art in deutschen Fernsehdebatten stattfindet. (Ich erinnere mich vielleicht nicht daran, da Merkel kein Interesse an Debatten hat und sich weigert).
Es ist auch nicht mein Eindruck, daß sie in Talkshows allgemeine üblich wäre. Ich sehe etwa Anne Will nicht regelmäßig, deswegen kann mir manches entgangen sein. Aber das einzige Mal, an das ich mich erinnere, daß dort 'nachgehakt' wurde, war, als von Weizsäcker dazu gebracht werden sollte, aus den Tugenden Friedrichs II irgendwelche Lehren Christian Wulffs Amtseignung betreffend zu ziehen; es scheint, daß nur dann, wenn die Redaktion eine besonders dumme Idee hatte, darauf bestanden wird, diese auch zur Geltung zu bringen.
Ansonsten ist mein Eindruck meist, daß eine Frage dort auch als befriedigend beantwortet gelten würde, wenn der Gefragte sich die Daumen in die Nasenlöcher schöbe und einen Narrenmarsch intonierte, was ja auch den gleichen Informationsgehalt hätte wie viele tatsächlich gegebene Antworten. Wofür da noch Respekt nötig wäre, ist mir noch nicht klar. Davon scheint es mir allenfalls zu viel zu geben.
Zitat von ZettelIch sehe Hardtalk auch gern. Der Gast weiß, worauf er sich einläßt.
Anders bei "Hart aber fair": Deutschen Politikern wird stets weisgemacht, es gehe zu "Soft aber nett". Denjenigen, die den Braten riechen, hilft das auch nicht, denn deutschen Politikern ist es strengstens verboten, "Hart aber fair" anzusehen, weshalb sie niemals wissen können, was dort auf sie zukommt; es sei denn sie waren schon einmal da. Diejenigen, die schon einmal da waren, kommen zwar auch oft wieder. Allerdings nur, weil sie sonst erschossen würden.
Zitat von NumpyJa, das Verhalten ist durchaus anders, jedoch muss man bedenken, dass es sich bei diesen Veranstaltungen nicht um reguläre Polit-Talkshows handelt, sondern um einen Teil des demokratischen Prozesses. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Plasberg'sche Art in deutschen Fernsehdebatten stattfindet. (Ich erinnere mich vielleicht nicht daran, da Merkel kein Interesse an Debatten hat und sich weigert).
Es gehört im übrigen auch zur Eigenart der US-Fernsehdebatten, dass aus Prinzip nicht auf die Fragen eingegangen wird, von keinem Kandidaten. Interessant war für mich auch zu beobachten, dass egal welche Frage gestellt wird, jeder Kandidat die "Bullet-Points" aus seinem Programm rezitiert. "I want too.." "As President I would..".
Die Reaktion des Publikums zu Romneys Verbalschlag empfand ich übrigens als gespalten. Es gab neben Applaus auch ein Raunen ob der Dreistigkeit, mit der Romney antworte. Ich meine auch einige Buhrufe vernommen zu haben. John King versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen und antworte ein wenig eingeschnappt mit "Fair enough".
Romneys' answer was rude and arrogant, to say the least. Es war eine faire Frage, und sie verdiente eine faire Antwort. Der Moderator stellt schließlich Fragen stellvertretend für die Wähler, die aus den Debatten mehr über die Kandidaten lernen möchten. Romney hat sich durch sein rüpelhaftes Benehmen nur selbst bloßgestellt. John King's "fair enough" war eines gentleman's Antwort auf Romney's flegelhafte.
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