Lachen kann sehr befreiend sein. Gerade nach den endlosen Diskussionsblasen über die Zwickauer Zelle und allerlei Multikultistudien der letzten Jahre habe ich oft nur noch entnervt weggezappt oder im Internet weitergeklickt - aber hier bin ich doch mal wieder an einem Text hängengeblieben.
Übrigens, daß dieser Text in der ZEIT veröffentlicht wird, dem Tummelplatz aller selbsternannten Gesinnungswächter der letzten Jahre, weckt schon fast Frühlingsgefühle in mir
Das sind leider alles nur Feigenblättchen.Die Zeit leistet sich Martenstein um als ausgewogen zu erscheinen.Die ARD Nuhr und Broder.Das ZDF Sloterdijk und Nachtstudio.Der Spiegel Matussek und Fleischhauer,das Deutschlandradio Cora Stephan.Ansonsten aber übelster Mainstream.Die genannten Publizisten sind wichtig und gut,aber eben nur Alibis.(mag sein ich habe jemand vergessen,können aber nicht Viele sein) Gruß patzer
Zitat von Uwe RichardJa, Harald M. hat enorm gewonnen – seit er seine Leser nicht mehr mit Geschichten über sein Hausboot quält.
Mir scheint auch, daß er politischer geworden ist. Anfangs war ich gar nicht so begeistert, weil es ja oft nur Menschlich-Allzumenschliches war. Aber jetzt hat er Biß bekommen.
Und meine Reklame für ihn hat a bisser auch das Ziel, daß ihn auch Leute lesen, die sonst keinen Blick in die "Zeit" werfen.
Ich habe wie Martenstein die Aufregung um den Wulff-Satz "Der Islam gehört zu Deutschland" nie verstanden. Ich kann überhaupt diese Aufregung um Sätze und Wörter nicht verstehen.
Man kann solche Sätze fast immer verschieden interpretieren. Man kann Wulffs Satz so verstehen wie Harald Martenstein: "Ein Teil der deutschen Bevölkerung sind Moslems". Man kann ihn auch so verstehen: "Der Islam ist historisch ein Teil der deutschen Kultur". In der ersten Interpretation stimmt er, in der zweiten ist er schlicht falsch.
Was Wulff meinte, weiß ich nicht. Vermutlich gar nichts Durchdachtes; sondern es sollte eine politische Botschaft sein: Auch Ihr Moslems seid uns als Deutsche willkommen.
In diesem Sinn finde ich den Satz vollkommen in Ordnung. Bekanntlich sind schon jetzt ein Teil der Deutschen Moslems, und in ein, zwei Generatione wird es ein beträchtlicher Teil sein. Man kann sie ja nicht hinauswerfen; also ist es richtig und vernünftig, sie willkommen zu heißen. Willkommen in unsere Kultur, an die sie sich assimilieren müssen; die sie sicher auch verändern werden. Das ist bei jeder Wanderungsbewegung so gewesn.
Und bekanntlich ist der Mensch ein Wanderer. So gut wie jede der heutigen Kulturen Europas ist das Ergebnis von Wanderungsbewegungen. Die Briten zum Beispiel - ausgerechnet sie auf ihren Inseln! - sind ein solcher Mischmasch, daß ich das als Gymnasiast kaum glauben konnte, als ich davon erfuhr - die Kelten, die Römer, die Pikten und Scoten, die Sachsen, Angeln und Jüten, die Wikinger, die Normannen, seit der Zeit Wilhelms des Eroberers auch die Juden - alle haben sie ihre Spuren in dieser britischen Kultur hinterlassen. Jetzt die Einwanderer aus Indien und Pakistan, aus der Karibik usw.
So wird es auch in Deutschland sein. In hundert Jahren ist natürlich auch kulturell der Islam ein Teil Deutschlands.
Also, lieber FAB., was finden Sie dumm an dem Artikel von Martenstein?
Zitat von ZettelIch habe wie Martenstein die Aufregung um den Wulff-Satz "Der Islam gehört zu Deutschland" nie verstanden. Ich kann überhaupt diese Aufregung um Sätze und Wörter nicht verstehen.
Man kann solche Sätze fast immer verschieden interpretieren. Man kann Wulffs Satz so verstehen wie Harald Martenstein: "Ein Teil der deutschen Bevölkerung sind Moslems". Man kann ihn auch so verstehen: "Der Islam ist historisch ein Teil der deutschen Kultur". In der ersten Interpretation stimmt er, in der zweiten ist er schlicht falsch.
Wir hatten das bereits diskutiert. Der Kontext lässt keine andere Interpretation zu als die zweite, schlicht falsche.
Zitat von Der Ehrensöldner in seiner Amtszeit als Bundespräsident Ein Verständnis von Deutschland, das Zugehörigkeit nicht auf einen Pass, eine Familiengeschichte oder einen Glauben verengt, sondern breiter angelegt ist. Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland. Vor fast 200 Jahren hat es Johann Wolfgang von Goethe in seinem West-östlichen Divan zum Ausdruck gebracht: "Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen."
Zitat von ZettelWas Wulff meinte, weiß ich nicht. Vermutlich gar nichts Durchdachtes; sondern es sollte eine politische Botschaft sein: Auch Ihr Moslems seid uns als Deutsche willkommen.
Dem Aufbau der Rede nach zu urteilen, war das sehr wohl durchdacht. Die Interpretation, die Du hier anbietest, hat er bereits ein paar Sätze vorher abgefrühstückt: Wenn mir deutsche Musliminnen und Muslime schreiben: "Sie sind unser Präsident" - dann antworte ich aus vollem Herzen: Ja, natürlich bin ich Ihr Präsident! Und zwar mit der Leidenschaft und Überzeugung, mit der ich der Präsident aller Menschen bin, die hier in Deutschland leben. Das ist zwar auch Unsinn, das der Bundespräsident laut Grundgesetz und Amtseid der Bundespräsident des deutschen Volkes* ist und nicht aller Menschen die hier in Deutschland leben, aber meinetwegen kann er sein Amtsverständnis auch ausweiten, wenn er damit jemand eine Freude macht. Allerdings hätte ich es für hilfreich gehalten, wenn er dafür eine Verfassungsänderung angeregt hätte.
Martenstein hängt sich an der von Dir als falsch bezeichnete Interpretation auf, aber damit ist er nicht alleine. Mir ist übrigens schnuppe, was Wulff gesagt hat, ich habe ihn sowieso nicht ernst genommen und da hat Martenstein recht, es ist kein Grund zu Aufregung, ein müdes Abwinken hätte genügt.
Zitat von ZettelSo wird es auch in Deutschland sein. In hundert Jahren ist natürlich auch kulturell der Islam ein Teil Deutschlands.
Da war Wulff wohl seiner Zeit voraus.
Glücklicherweise werde ich nicht mehr erleben, welcher Islam kulturell ein Teil Deutschland sein wird. Wenn ich mir die Geschichte Brittaniens anschaue, bleibt lediglich die Hoffnung, dass die Angelegenheit nicht ganz so blutrünstig ausgeht.
*
Zitat von Amtseid des BundespräsidentenIch schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.
Zitat von ZettelAlso, lieber FAB., was finden Sie dumm an dem Artikel von Martenstein?
Muß ich das wirklich noch ausbuchstabieren?
Vorweg: ich gehe davon aus, daß Herr M. das, was er da schreibt, selbst glaubt bzw. meint. Vielleicht ist es auch intelligente und deswegen am Zielpublikum ausrichtete Propaganda. Man weiß es nicht.
Was also ist dumm, wenn er es denn wirklich selbst so meint? Nicht zu erfassen, daß sowohl "Deutschland ist kein Einwanderungsland" als auch "Der Islam gehört zu Deutschland" im politischen Kontext eindeutig keine Tatsachenbeschreibungen, sondern Programmsätze sind. Über die zu streiten die Aufgabe eines "demokratischen Diskurses" wäre, der diesen Namen verdiente.
Und zu erklären, was an dem Satz
Zitat von Herr M.Nun gab es die Mordserie der Neonazis, bei deren Aufklärung der Staat versagt und die Familien der Opfer beleidigt hat.
idiotisch ist, weigere ich mich, pardon.
____________________________________________________ "I want my republic back!"
Zitat von FAB.Vorweg: ich gehe davon aus, daß Herr M. das, was er da schreibt, selbst glaubt bzw. meint. Vielleicht ist es auch intelligente und deswegen am Zielpublikum ausrichtete Propaganda. Man weiß es nicht.
Was also ist dumm, wenn er es denn wirklich selbst so meint? Nicht zu erfassen, daß sowohl "Deutschland ist kein Einwanderungsland" als auch "Der Islam gehört zu Deutschland" im politischen Kontext eindeutig keine Tatsachenbeschreibungen, sondern Programmsätze sind. Über die zu streiten die Aufgabe eines "demokratischen Diskurses" wäre, der diesen Namen verdiente.
Und zu erklären, was an dem Satz
Zitat von Herr M.Nun gab es die Mordserie der Neonazis, bei deren Aufklärung der Staat versagt und die Familien der Opfer beleidigt hat.
idiotisch ist, weigere ich mich, pardon.
Es ist sicher nicht idiotisch, das Zitat von Martenstein im Kontext zu sehen. Da sagt er nämlich durchaus etwas Vernünftiges (Hervorhebung von mir):
Zitat von MartensteinFolgt aus der Tatsache, dass der Staat den Naziterror unterschätzt und Menschen beleidigt hat, als logische Konsequenz, dass es nun plötzlich keinerlei Integrationsprobleme mehr gibt in Deutschland, oder dass man darüber nicht reden darf, und dass man sich diesem Problem erst dann wieder zuwendet, wenn der letzte Nazi-Terrorist gefasst und verurteilt ist? Ist es wirklich politisch unmöglich, oder verwerflich, zwei Probleme gleichzeitig anzugehen, muss man es hintereinander tun? Quelle: http://www.tagesspiegel.de/meinung/debat...ng/6284182.html
Nein, man muss beide Probleme behandeln. Meint Martenstein und meine ich auch.
Und jetzt möchte ich mir den Satz anschauen, den Sie am Anfang zitiert haben. Auch wenn man mit Betrachtungen im Nachhinein immer vorsichtig sein muss, bleibt doch die Tatsache: Der Rechtsstaat hat die Verbrechen der Mörder von neun Ausländern und einer Polizistin lange Zeit falsch eingeschätzt.
Nein, der Staat hat die Angehörigen der Opfer nicht beleidigt: Beleidigen und Beleidigungen wahrnehmen können nur einzelne Menschen. Tatsache ist, dass die Angehörigen einiger Opfer Beleidigungen empfunden haben, wo im nüchternen Verlauf von Ermittlungen vermutlich keine Beleidigungen beabsichtigt waren. Es würde jeden von uns tief treffen, wenn nach einem Mordfall in der Familie plötzlich Vermutungen über einen Auftragsmord im kriminellen Milieu angestellt würden. Denken wir auch mal die Angehörigen der ermordeten Polizistin: Was mussten sie für haltlose Spekulationen anhören, als die Identität der mutmaßlichen Täter bekannt wurde …
In der Tat ist diese Verkürzung »bei deren Aufklärung der Staat (…) die Familien der Opfer beleidigt hat« im Wortlaut ungeschickt, sie kann einem Autor im Rahmen eines Kommentars aber geschehen. Der Einstufung als »idiotisch« widerspreche ich ausdrücklich. Dass staatliche Ermittlungsbehörden und Sicherheitsbehörden im Verlaufe der zehn Jahre Fehler gemacht haben, sollte inzwischen unstrittig sein. Ob man im Wortsinn von Versagen sprechen darf, müssen die Untersuchungsausschüsse klären.
Zitat von ZettelWas Wulff meinte, weiß ich nicht. Vermutlich gar nichts Durchdachtes; sondern es sollte eine politische Botschaft sein: Auch Ihr Moslems seid uns als Deutsche willkommen.
Eher: "Auch Euer Islam ist uns Deutschen willkommen."
Das empfindet nicht jeder so. Der Islam ist nicht ausgesprochen beliebt bei den Deutschen, und weder die Sympathiewerbung für ihn (zu der auch die Rede des Präsidenten gehört) noch die hochoffizielle Verurteilung der "Islamophobie" konnten bisher viel ausrichten, wie es scheint.
Daten über die Religion habe ich auf die Schnelle nicht aufgetrieben, nur über deren Anhänger: 2011 sahen nur 45% der Deutschen die Muslime positiv, 75% die Christen und 71% die Juden. (Quelle: Pew Research Center, 21.7.2011.)
Zitat von ZettelMan kann solche Sätze fast immer verschieden interpretieren. Man kann Wulffs Satz so verstehen wie Harald Martenstein: "Ein Teil der deutschen Bevölkerung sind Moslems". Man kann ihn auch so verstehen: "Der Islam ist historisch ein Teil der deutschen Kultur". In der ersten Interpretation stimmt er, in der zweiten ist er schlicht falsch.
Genau. Und diese Doppeldeutigkeit ist nicht zufällig, sondern m. E. von Wulff genauso gewollt. Er hätte ja präziser formulieren können - aber dann hätte er sich festlegen müssen. Genau darum hat er sich gedrückt.
Denn die erste Interpretation ist ja so banal, daß sie fast unsinnig ist für eine Rede des Bundespräsidenten. Na klar, Islam kommt irgendwo in Deutschland vor. Fußpilz kommt auch vor, Boule-Spielen kommt vor, die Zeugen Jehovas kommen vor. Es wäre aber hochgradig lächerlich, wenn Wulff diese Begriffe in einer Rede explizit nennen und damit hervorheben würde.
Gemeint war selbstverständlich die zweite Interpretation. Und so ist sie ja auch allgemein aufgefasst worden - sowohl von den Befürwortern, die diesen Satz als wesentlichn Höhepunkt von Wulffs Amtszeit loben, wie von den Gegnern, die hier einen Kardinalfehler sehen.
Wulff (und Martenstein) ist aber zu feige, um diesen Standpunkt offensiv zu vertreten. Er bringt ihn, um bei den Linken und den Einwandererverbänden zu punkten. Und wenn dann Kritik kommt, dann war ja nur die erste Interpretation gemeint.
Ganz ähnlich war das ja damals mit "Einwanderungsland". Auch hier wurde die klassische Bedeutung von "Einwanderungsland" (ein Land, daß von Einwanderern begründet und geprägt wurde und daß aktiv neue Einwanderer will) umgelogen in eine harmlose Interpretation (ein Land, in dem auch irgendwo Einwanderer rumlaufen).
Ich mag solche Sprachschludereien überhaupt nicht, sie sind eine sehr infame Form von Lüge.
Wenn jemand etwas sagt, das schön pointiert ist und mir gefällt und ich ihn dafür klug nenne, dann fühle ich mich verpflichtet, ihn bis auf weiteres auch dann noch klug zu finden, wenn er etwas sagt, das mir nicht gefällt. Es ist dann nämlich nach meiner Erfahrung oft so, dass er einfach zufällig meine eigene Ideologie kritisiert hat. Und das kann doch nur anregend sein! Im eigenen Saft schmoren kann ich auch alleine.
Zitat von R.A. Ich mag solche Sprachschludereien überhaupt nicht, sie sind eine sehr infame Form von Lüge.
Ob es jetzt Lüge ist oder Unvermögen, kann ich nicht beurteilen, aber zumindest ist Martenstein in diesem kleinen Aufsatz schludrig, vielleicht wegen der Pointe. Die hätte er aber auch mit größerer Genauigkeit erzielen können. Wenn die Quintessenz aus diesem Artikel sein soll, dass die Morde an Kleingewerbetreibende mit Migrationshintergrund kein Grund sein dafür sein dürfen die Integrationsunwillgkeit einer signifikanten Gruppe Gruppe von Muslimen, die allerdings nicht die Mehrheit aller Muslime darstellt, als Ergebnis einer nicht repräsentativen Untersuchung zu benennen ist das nicht dumm. Allerdings ist der Weg dahin recht kurvig, wobei ich Autoren natürlich Narrenfreiheit zugestehe, wenn sie witzig schreiben können, aber auch das ist diesmal misslungen.
Zitat von C.Ob es jetzt Lüge ist oder Unvermögen ...
Nur zur Klarstellung: Mein Lügen-Vorwurf ging an die Leute, die den Begriff "Einwanderungsland" umgebogen haben, um politische Nebelpropaganda zu verbreiten. Martenstein greift das auf, ist aber nicht Urheber. Und ich stimme zu, daß bei diesem Aufgreifen nicht klar ist, ob Martenstein die Lüge erkennt und billigt oder ob er hier einfach naiv ist.
Zitat von Frank BöhmertWenn jemand etwas sagt, das schön pointiert ist und mir gefällt und ich ihn dafür klug nenne, dann fühle ich mich verpflichtet, ihn bis auf weiteres auch dann noch klug zu finden, wenn er etwas sagt, das mir nicht gefällt. Es ist dann nämlich nach meiner Erfahrung oft so, dass er einfach zufällig meine eigene Ideologie kritisiert hat. Und das kann doch nur anregend sein! Im eigenen Saft schmoren kann ich auch alleine.
Auf jeden Fall! Nur hat dieser Martenstein-Text eben nicht meine "Ideologie" kritisiert, sondern ist an zwei markanten Stellen einfach so dünn, wie ich es von ihm nicht erwartet hätte. Das liest sich für mich eher wie eine Auftragsarbeit, als wie ein ihm aus dem Herzen in die Tasten gepurzelter Text. Die wirklich dümmste Argumentation zur Verteidigung des Wulff-Satzes ist eines Martenstein einfach unwürdig. Das ist Schülerzeitungsniveau (wurde in diesem Thread aber schon genug zerpflückt). Und zu diesem Satz:
Zitat von Harald MartensteinNun gab es die Mordserie der Neonazis, bei deren Aufklärung der Staat versagt und die Familien der Opfer beleidigt hat.
hätte ich auch gern eine Erklärung, worin da konkret die Beleidigung der Familien der Opfer besteht. Das ist Satzbaukasten "Neue Südfreitägliche Spiegeltaz" - nicht Martenstein.
Ansonsten schließe ich mich C. hier vollumfänglich an.
Beste Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.
Zitat von Harald MartensteinNun gab es die Mordserie der Neonazis, bei deren Aufklärung der Staat versagt und die Familien der Opfer beleidigt hat.
hätte ich auch gern eine Erklärung, worin da konkret die Beleidigung der Familien der Opfer besteht.
Ich will das jetzt nicht belegen, weil ich mit meiner Tagesarbeit noch nicht fertig bin, aber ich habe in Erinnerung, dass man auch eine Zeitlang mal eine "Türkenmafia" hinter den Taten vermutet hat. Als Hinterbliebener würde ich es vielleicht schon als beleidigend empfinden, wenn mein kürzlich ermordeter Vater/Onkel/Bruder plötzlich als Teil solch krimineller Strukturen und damit implizit als "selbst schuld" dargestellt wird. Viel Nervenkostüm hat man da sicher nicht.
EDIT: Ich sehe gerade, Stefanolix hat ja schon Ähnliches weiter oben geschrieben, sorry. Ich sekundiere seinen Beitrag mal, insbesondere auch die Hervorhebung.
Im Artikel »Noch einmal Martenstein« hat Zettel den Autor gelobt. Dann wurde uns ein Beispiel präsentiert, in dem eine fehlkonstruierte Aussage enthalten ist.
Ja, die Formulierung dieser Aussage ist danebengegangen. Vermutlich weiß Herr Martenstein selbst, dass »der Staat« niemanden beleidigen kann und dass »die Angehörigen« nicht pauschal beleidigt sein können. Aber wenn man fein ziseliert darlegen möchte, auf welche Weise einzelne Opferangehörige durch einzelne Aktionen der Ermittlungsbehörden individuell beleidigt wurden, müsste man wohl einen ganzen Artikel schreiben.
Einen weiteren Artikel über die Instrumentalisierung der Ereignisse und einen dritten über die Instrumentalisierung des Beleidigtseins. Aber ich beginne zu ahnen: Über die Instrumentalisierung dieser Mordserie könnte man ein ganzes Buch schreiben.
Die Kernaussage des gesamten knappen Absatzes ist für mich, dass man die Probleme der Integration weiterhin mit hoher Dringlichkeit bearbeiten und besprechen sollte, auch wenn bei der Aufklärung der Mordserie und speziell bei der Fahndung nach dem rechtsextremen Trio offensichtlich Fehler gemacht wurden. Und es schadet ganz sicher nicht, wenn das öfter in der Zeitung steht.
Mein Eindruck nach dem Lesen und Mitschreiben in diesem Thread, aber auch nach den vielen Diskussionen über einzelne Zitate von Joachim Gauck: Wenn wir jeden geschriebenen oder gesprochenen Satz auf diese Weise sezieren, dann will irgendwann niemand mehr für uns schreiben und niemand mehr vor uns reden.
Wenn ich Herr Martenstein wäre und das alles lesen müsste, wäre mir die Lust auf das Schreiben der nächsten Kolumne jedenfalls schon lange vergangen. In diesem Forum gab es über längere Zeit eine Signatur, in der es sinngemäß hieß, dass wir uns gegenseitig unsere Schwächen verzeihen müssen …
Zitat von stefanolixIm Artikel »Noch einmal Martenstein« hat Zettel den Autor gelobt. Dann wurde uns ein Beispiel präsentiert, in dem eine fehlkonstruierte Aussage enthalten ist.
Ja, die Formulierung dieser Aussage ist danebengegangen. Vermutlich weiß Herr Martenstein selbst, dass »der Staat« niemanden beleidigen kann und dass »die Angehörigen« nicht pauschal beleidigt sein können. Aber wenn man fein ziseliert darlegen möchte, auf welche Weise einzelne Opferangehörige durch einzelne Aktionen der Ermittlungsbehörden individuell beleidigt wurden, müsste man wohl einen ganzen Artikel schreiben.
Einen weiteren Artikel über die Instrumentalisierung der Ereignisse und einen dritten über die Instrumentalisierung des Beleidigtseins. Aber ich beginne zu ahnen: Über die Instrumentalisierung dieser Mordserie könnte man ein ganzes Buch schreiben.
Die Kernaussage des gesamten knappen Absatzes ist für mich, dass man die Probleme der Integration weiterhin mit hoher Dringlichkeit bearbeiten und besprechen sollte, auch wenn bei der Aufklärung der Mordserie und speziell bei der Fahndung nach dem rechtsextremen Trio offensichtlich Fehler gemacht wurden. Und es schadet ganz sicher nicht, wenn das öfter in der Zeitung steht.
Mein Eindruck nach dem Lesen und Mitschreiben in diesem Thread, aber auch nach den vielen Diskussionen über einzelne Zitate von Joachim Gauck: Wenn wir jeden geschriebenen oder gesprochenen Satz auf diese Weise sezieren, dann will irgendwann niemand mehr für uns schreiben und niemand mehr vor uns reden.
Wenn ich Herr Martenstein wäre und das alles lesen müsste, wäre mir die Lust auf das Schreiben der nächsten Kolumne jedenfalls schon lange vergangen. In diesem Forum gab es über längere Zeit eine Signatur, in der es sinngemäß hieß, dass wir uns gegenseitig unsere Schwächen verzeihen müssen …
Zitat von stefanolixIn diesem Forum gab es über längere Zeit eine Signatur, in der es sinngemäß hieß, dass wir uns gegenseitig unsere Schwächen verzeihen müssen …
Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
---------------------------------------------------- Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.
Zitat von stefanolixIn diesem Forum gab es über längere Zeit eine Signatur, in der es sinngemäß hieß, dass wir uns gegenseitig unsere Schwächen verzeihen müssen …
Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Danke. Diesmal habe ich mir das Zitat gespeichert ;-)
Zitat von stefanolixMein Eindruck nach dem Lesen und Mitschreiben in diesem Thread, aber auch nach den vielen Diskussionen über einzelne Zitate von Joachim Gauck: Wenn wir jeden geschriebenen oder gesprochenen Satz auf diese Weise sezieren, dann will irgendwann niemand mehr für uns schreiben und niemand mehr vor uns reden.
Sogar für Bibelexegese spielt der Kontext eine Rolle. Daher ist dein Appell generell natürlich richtig.
Aber (): Ich kann es niemandem übelnehmen, wenn er auf Sprachregelungen besonders sensibel reagiert. Im Zusammenhang mit der Bitte um Verzeihung durch die Kanzlerin steht dann natürlich auch die Aussage, der Staat habe die Opfer und die Hinterbliebenen der Neonazi-Morde beleidigt. So muss man das in Deutschland jetzt sagen, wenn man selbst nicht als Sympathisant verdächtigt werden will. Martenstein umgeht diese Klippe bewusst, und von daher ist sein Satz tatsächlich bemerkenswert.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
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