Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  

ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 1.458 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.03.2012 08:46
Marginalie: Merkel, Sarkozy, das AA Antworten

Ich bin ja bekanntermaßen sehr dafür, daß die FDP Flagge zeigt und sich von der Union nicht unterbuttern läßt; deshalb habe ich ja ihr Vorgehen im Fall Gauck sehr gelobt.

Aber ein wenig Sinn und Verstand sollte es schon haben, wenn aus der FDP heraus der Kurs der Kanzlerin kritisiert wird. Im jetzigen Fall hat wohl Angela Merkel etwas weiter gedacht als das "Umfeld von Minister Guido Westerwelle".

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

05.03.2012 10:04
#2 RE: Marginalie: Merkel, Sarkozy, das AA Antworten

Ach, als Physikerin kann ich die Kanzlerin in ihrem Lob, Zettel, schon verstehen. "Vom Ende her denken" mag ich als Phrase nicht, aber es spricht für Machiavelli kombiniert mit analytischem Realitätssinn, wenn Sie hier eine mögliche Isolationsstrategie beschreiben.
Man isoliert Hollande gemeinsam und macht weiter wie bisher. Warum auch nicht.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

05.03.2012 10:56
#3 RE: Marginalie: Merkel, Sarkozy, das AA Antworten

Zitat von Zettel
Aber ein wenig Sinn und Verstand sollte es schon haben, wenn aus der FDP heraus der Kurs der Kanzlerin kritisiert wird.


Bisher ist mir keine solche FDP-Kritik bekannt.
Wir haben nur einen Bericht des Neuen Süddeutschland über angebliche Äußerungen aus Kreisen des AA.

Und ansonsten ist es bisher nur Ihre private Vermutung, daß Merkel hier vorausdenken würde und mit Sinn und Verstand handelt.
Mein Sinn und Verstand lassen mich eher daran zweifeln.

Denn selbstverständlich wäre ein Präsident Hollande schlecht für Frankreich und auch für uns.
Aber wenn man ihn verhindern möchte, dann doch nicht so plump wie Merkel das derzeit versucht. Die öffentliche Bekanntmachung der aktiven Einmischung in den Wahlkampf eines anderen Landes ist nicht nur ein Tabubruch in Bezug auf die Beziehungen innerhalb Europas, sondern auch völlig kontraproduktiv. Die Franzosen haben zwar Respekt vor der wirtschaftlichen Leistungskraft Deutschlands - aber deswegen werden sie nicht einen Kandidaten wählen, der sich so offensichtlich als Sockenpuppe der Kanzlerin präsentiert.

Ob die frühzeitige offenen Frontstellung gegen Hollande im Falle seiner Wahl irgendetwas bringen wird, bezweifele ich.

Aber im restlichen Europa schrillen natürlich die Alarmglocken. Wenn Deutschland sogar in Frankreich versucht, einen genehmen Kandidaten durchzudrücken - was müssen dann erst die kleineren Nachbarstaaten künftig befürchten? Merkel hat hier massiv Porzellan zerschlagen, daß schadet unseren Interessen stark.

C. Offline




Beiträge: 2.639

05.03.2012 11:04
#4 RE: Marginalie: Merkel, Sarkozy, das AA Antworten

Zitat von Zettel
Ich bin ja bekanntermaßen sehr dafür, daß die FDP Flagge zeigt und sich von der Union nicht unterbuttern läßt; deshalb habe ich ja ihr Vorgehen im Fall Gauck sehr gelobt.

Aber ein wenig Sinn und Verstand sollte es schon haben, wenn aus der FDP heraus der Kurs der Kanzlerin kritisiert wird. Im jetzigen Fall hat wohl Angela Merkel etwas weiter gedacht als das "Umfeld von Minister Guido Westerwelle".



Unterstützt Angelika Merkel Sarkozy jetzt als Bundeskanzlerin oder als Parteivorsitzende der CDU? Und übt Westerwelle schon für die Ampel?

http://iceagenow.info

Westfale Offline



Beiträge: 45

05.03.2012 11:11
#5 RE: Marginalie: Merkel, Sarkozy, das AA Antworten

Wäre ich Franzose, dann empfände ich es als unfreundlichen Akt, wenn andere Staaten Einfluss auf französische Wahlen nehmen wollten. Es handelt sich bei Hollande ja nicht um einen Antidemokraten, die mit gutem Grund zu bekämpfen wären, sondern um jemanden, der Frankreich voraussichtlich in den kommenden Jahren regieren und repräsentieren soll.

Das, was Merkel, Monti und Co. da vorhaben - das tut man einfach nicht. Aus Respekt auf die Souveränität der Völker.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.03.2012 11:15
#6 RE: Marginalie: Merkel, Sarkozy, das AA Antworten

Lieber R.A.,

Zitat von R.A.

Zitat von Zettel
Aber ein wenig Sinn und Verstand sollte es schon haben, wenn aus der FDP heraus der Kurs der Kanzlerin kritisiert wird.


Bisher ist mir keine solche FDP-Kritik bekannt.
Wir haben nur einen Bericht des Neuen Süddeutschland über angebliche Äußerungen aus Kreisen des AA.


Ja, das stimmt. Ich habe das vielleicht nicht gut formuliert. "Wenn" = "if".

Zitat von R.A.
Und ansonsten ist es bisher nur Ihre private Vermutung, daß Merkel hier vorausdenken würde und mit Sinn und Verstand handelt.

Tja, das ist eine Ebene, wo wir leider alle auf private Vermutungen angewiesen sind. Sie haben Recht, mehr als Plausibilität kann so etwas nicht haben; und es mag jeder entscheiden, was er plausibel findet.

Zitat von R.A.
Denn selbstverständlich wäre ein Präsident Hollande schlecht für Frankreich und auch für uns.
Aber wenn man ihn verhindern möchte, dann doch nicht so plump wie Merkel das derzeit versucht. Die öffentliche Bekanntmachung der aktiven Einmischung in den Wahlkampf eines anderen Landes ist nicht nur ein Tabubruch in Bezug auf die Beziehungen innerhalb Europas, sondern auch völlig kontraproduktiv.

Das, lieber R.A., ist jetzt Ihre private Vermutung.

Ich habe in einem Beitrag in ZR einmal über das überaus positive Bild von Merkel in Frankreich berichtet. Das deutsche Vorbild gilt dort schon sehr viel. Die Unterstützung Sarkozys durch Merkel wird diesem sicher nicht schaden.

Zitat von R.A.
Die Franzosen haben zwar Respekt vor der wirtschaftlichen Leistungskraft Deutschlands - aber deswegen werden sie nicht einen Kandidaten wählen, der sich so offensichtlich als Sockenpuppe der Kanzlerin präsentiert.

"Sockenpuppe" - das kannte ich noch nicht. Eine Puppe, die Mutter aus alten Socken macht? Wir hatten als Kinder in der Nachkriegszeit tatsächlich so eine Puppe, die unsere Mutter aus alten Stofffetzen zusammengenäht hatte. Um eine Puppe als Kind liebzuhaben, muß sie ja nicht schön sein.

Sarkozys Unbeliebtheit hat nichts mit seinem Verhältnis zu Deutschland zu tun. Aus meiner Sicht - private Meinung - ist die tiefere Ursache, daß Sarkozy so etwas wie die Lebenslüge Frankreichs bedroht: Daß man sich 35Stundenwochen, Rente mit 60, einen aufgeblähten Staatsapparat usw. leisten und dabei so gut leben kann wie die Deutschen. Viele sehen das zwar abstrakt ein, daß es so nicht geht. Wenn dann aber die Sozialisten kommen und ein schönes und bequemes Leben versprechen, dann werden viele eben doch schwach.

Das ist die tiefere Ebene. Sarkozy wird insofern nicht als ein richtiger Franzose betrachtet; sondern hatte den Spitznamen "Amerikaner". Hinzu kommt an der Oberfläche, daß Sarkozy es an Würde fehlen läßt. Er ist eben ein Emporkömmling, so sehen das viele.

Hollande ist hingegen Absolvent der ENA. Mit ihm kehrt die alte Machtelite zurück.

Zitat von R.A.
Aber im restlichen Europa schrillen natürlich die Alarmglocken. Wenn Deutschland sogar in Frankreich versucht, einen genehmen Kandidaten durchzudrücken - was müssen dann erst die kleineren Nachbarstaaten künftig befürchten?

Ist es in Europa nicht allgemein üblich, daß man Parteien derselben "politischen Familie" im Wahlkampf hilft?

Lafontaine hat vor fünf Jahren der kommunistischen Kandidatin Marie-George Buffet geholfen; damals wurde das in Deutschland fast als Geheimsache behandelt. Die PDS war damals noch längst nicht so offen kommunistisch wie jetzt.

Herzlich, Zettel

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

05.03.2012 11:51
#7 RE: Marginalie: Merkel, Sarkozy, das AA Antworten

Zitat von Zettel
Die Unterstützung Sarkozys durch Merkel wird diesem sicher nicht schaden.


Eine "normale" Unterstützung hätte bestimmt nicht geschadet, sondern ihm eher genützt, da stimme ich Ihnen zu.

Aber diese sehr ungewöhnliche Form der offiziellen Einmischung ist etwas anderes. Da rechne ich schon mit nationalen Reflexen.

Zitat
"Sockenpuppe" - das kannte ich noch nicht.


Da muß ich zugeben, diese Wortwahl anstelle der sonst üblichen "Marionette" kannte ich bisher auch nicht. Die habe ich erst kürzlich gelesen und jetzt ist sie mir ganz unwillkürlich in die Tastatur geflossen.

Zitat
Sarkozys Unbeliebtheit hat nichts mit seinem Verhältnis zu Deutschland zu tun.


Sicher nicht. Die hat er sich hart erarbeitet und das wird ihm wohl das Amt kosten.

Zitat
Hollande ist hingegen Absolvent der ENA. Mit ihm kehrt die alte Machtelite zurück.


Und eigentlich war diese Elite doch noch nie wirklich beliebt, und diese Einschätzung hat sich m. W. in den letzten Jahren noch deutlich verschlechtert. Aber es scheint wohl nicht möglich zu sein, Hollande an diesem Punkt anzugreifen.

Zitat
Ist es in Europa nicht allgemein üblich, daß man Parteien derselben "politischen Familie" im Wahlkampf hilft?


Nicht so direkt oder massiv.
Üblich sind Gastauftritte (z. B. auf Parteitagen) als nette Geste und natürlich werden Besuche von Kandidaten bei Regierungschefs taktisch platziert (man erinnere sich daran, wie vor deutschen Wahlen die Spitzenkandidaten versuchten, beim jeweiligen US-Präsident eine Audienz mit Phototermin zu bekommen).

Regierungschefs sind aber innerhalb Europas sehr zurückhaltend mit Besuchen in einem Land, das sich gerade im Wahlkampf befindet. Man versucht manchmal, seinem Favoriten etwas zu helfen - aber immer in einer Form, in der die Hilfe nicht so auffällig ist.

Merkels Ankündigung einer aktiven Wahlkampfunterstützung für Sarkozy ist m. E. ein völliger Tabubruch, ich kann mich an kein Vorbild erinnern.
Wobei ich allerdings jetzt nicht geprüft habe, wie genau sie das angekündigt hat, ob das vielleicht nur eine Presse-Interpretation war (die "Allianz" mit den anderen Staatschefs ist bisher nur eine solche).

Florian Offline



Beiträge: 3.134

05.03.2012 11:52
#8 RE: Marginalie: Merkel, Sarkozy, das AA Antworten

@ Zettel:

Zitat
Ist es in Europa nicht allgemein üblich, daß man Parteien derselben "politischen Familie" im Wahlkampf hilft?



Nein, ist es soweit ich sehe nicht.
Wahlen werden nach wie vor als innere Angelegenheiten betrachtet, in die sich das Ausland nicht einzumischen hat.

Es geht vielleicht noch durch, wenn normale Parteipolitiker sich gegenseitig etwas unterstützen.
Lafontaines Unterstützung in Frankreich oder ein Auftritt von Cohn-Bendit in Deutschland scheinen mir noch ok zu sein.
Aber wenn Regierungen in den Wahlkampf von Nachbarländern intervenieren, scheint mit das schon sehr ungewöhnlich.

Mir ist auch kein Fall bekannt, in dem ein ausländischer Regierungs-Chef in Deutschland Wahlkampf für eine deutsche Partei gemacht hätte.
Und ich hätte das auch als eine sehr unpassende Einmischung empfunden.


Ich sehe im übrigen das gleiche Problem wie auch R.A.:

Durch Merkels Parteinahme wird in Europa wieder einmal der Eindruck aufkommen, dass Deutschland versucht, europaweit genehme Satrapen-Regierungen zu installieren. Der Eindruck mag objektiv vielleicht gar nicht stimmen.
Aber betrachten sie es einmal aus sagen wir mal mild-paranoider Sicht:
- die griechische Regierung wurde auf Betreiben Deutschlands ausgetauscht, ohne dass das Volk mitreden durfte. (Bzw. Deutschland hat sogar den Sturz der alten Regierung gefordert, nachdem diese eine Volksabstimmung initiieren wollte).
- die italienische Regierung wurde auf Betreiben Deutschlands ausgetauscht, ohne dass das Volk mitreden durfte
- in Portugal gibt es wegen der Euro-Krise vorgezogene Neuwahlen. Der Deutschland genehme Kandidat gewinnt die Wahl.
- in der Slowakei stürzt die Regierung, nachdem sie für Merkels Euro-Kurs keine eigene Mehrheit findet.
- die französische Regierung wird womöglich auf Betreiben Deutschlands im Amt gehalten.

Da muss man sich doch als durchschnittlich germanophober Pole so langsam fragen, was als nächstes kommt.
Aus Ihrer und meiner Sicht mögen derartige Befürchtungen gegenstandslos sein.
Aber es war aus gutem Grund jahrzehntelange deutsche Politik, solche Befürchtungen erst gar kein Futter zu geben.

In sofern kann ich schon verstehen, dass das AA hier Bedenken hat.
Und es ehrt Weserwelle, wenn er solche Bedenken höher gewichten sollte, als kurzfristige parteitaktische Überlegungen zu Gunsten eines ideologisch nahestehenden französischen Präsidenten.

Frank Böhmert Offline




Beiträge: 927

05.03.2012 13:18
#9 RE: Marginalie: Merkel, Sarkozy, das AA Antworten

Zitat von Zettel
"Sockenpuppe" - das kannte ich noch nicht. Eine Puppe, die Mutter aus alten Socken macht? Wir hatten als Kinder in der Nachkriegszeit tatsächlich so eine Puppe, die unsere Mutter aus alten Stofffetzen zusammengenäht hatte. Um eine Puppe als Kind liebzuhaben, muß sie ja nicht schön sein.


http://de.wikipedia.org/wiki/Sockenpuppe_%28Netzkultur%29

Besten Gruß,
Bö.

lukas Offline



Beiträge: 261

06.03.2012 00:41
#10 RE: Marginalie: Merkel, Sarkozy, das AA Antworten

Zitat von Westfale
Das, was Merkel, Monti und Co. da vorhaben - das tut man einfach nicht. Aus Respekt auf die Souveränität der Völker.



Der Zug ist doch schon etwas länger abgefahren, meinen Sie nicht? Immerhin gesteht man dem französischen Volk zu, seine nächste Regierung selbst zu wählen.

 Sprung  



Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.



Xobor Xobor Forum Software
Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz