Die Frage ist doch warum die Verlage dieses Gesetz wollen, wenn es ihnen letztlich schadet. Die im Text gebrachte Argumentation duerfte ja auch Springer & Co klar sein. Geht es den Verlagen vielleicht darum das Zeitungs- und Zeitschriftengeschaeft auf Kosten des Onlinegeschaefts zu staerken?
Zitat von R.A.Auch zwei Tage nach den Koalitionsbeschlüssen: Einen solchen Unsinn habe ich selten gesehen.
Das ist jetzt erst mal ein Koalitionsbeschluss, mit der Gesetzesvorlage treffen wir uns auf dem Realsatiregipfel. Google wird genauso darüber kichern wie über die Versuche der Gema bei youtube zu einer Lösung zu kommen und folgerichtig in Google News keine deutschen Zeitungen mehr anführen.
Die Grundversorgung mit Neuigkeiten kann auch mit der NZZ, Standard und wie die Gazetten des befreundeten deutschsprachigen Auslands sich sonst noch nennen, gedeckt werden. Oder Google gibt selbst eine online-Zeitung heraus, die Google-Welt, den Google-Spiegel oder für Anspruchsvolle wie mich, die Google-Bild. Die Qualitätspresse wird merken, dass das Vorhaben ein Schuss ins Knie gewesen ist und sich was Neues einfallen lassen. Immerhin wird eine Verwertungsgesellschaft angedacht, die man, einmal ins Leben gerufen, nicht mehr auflösen kann. Was wäre naheliegender als diese Gesellschaft mit der GEZ zusammenzulegen und zur Rettung der Qualitätsmedien eine Pressehaushaltsabgabe (PHA) zu erheben?
Zitat von R.A.Auch zwei Tage nach den Koalitionsbeschlüssen: Einen solchen Unsinn habe ich selten gesehen.
Ganz ehrlich: Unsinniger als "Energiewende", Eurorettung die Xundneunzigste (dafür aber garantiert letzte - Ehrenwort) oder Kampf gegen die Klimaerwärmung (oder sollte es sich doch nicht erhitzen, so doch wenigstens Kampf gegen den Klimawandel) erscheint mir das nicht. Im Gegenteil, es reiht sich nahtlos ein...
Was die privaten (Print-)Medien angeht, so ist das wohl durchaus als Versuch zu verstehen, an den GEZ-Einnahmen zu partizipieren. Da man google und Co. sicher nicht dazu bringen wird, tatsächlich zu zahlen, wird man alternativ eine allgemeine Abgabe einführen. Ganz falsch, zumindest in der merkwürdigen Logik der Staatsgläubigen, ist das ja auch nicht, schließlich erdreisten sich die Zangsabgabengepeppelten Staatsfunker ja auch einfach ein (ungefragtes) Onlineangebot anzubieten (und somit den Zahlzwang auch auf jene auszuweiten, die ganz bewußt die ÖR-Propagandakanäle meiden) und gleichzeitig wird der Werbeanteil in den ÖR auch stetig größer, sodaß sie auf diesen Feldern ganz konkret immer mehr in Konkurrenz zu den Privaten treten. Was liegt da näher, als auch ein Stück vom großen Gebührenkuchen für sich einzufordern?
Ist schon grotesk, wenn man bedenkt wie viel Aufwand heute getrieben wird, um den Pagerank einer Seite möglichst nach oben zu pushen. Noch absurder wird es, wenn man bedenkt, dass es nicht das geringste Problem darstellt, sich von Google & Co eben nicht listen zu lassen, dafür haben die Suchmaschinenanbieter schon vor Jahren die kleine Datei robots.txt definiert mit der noch der dümmste Webmaster das Indizieren seines Angebotes verhindern kann.
Nein, es dürfte sich eher so verhalten wie Vogelfrei es anmerkt, es geht weniger darum Google dazu zu zwingen etwas zu zahlen, was die womöglich einfach aus ihrem Angebot nehmen. Es geht darum eine GEZ für Verlagserzeugnisse zu erzeugen, denn die deutschen "Qualiitätsmedien" werden sich zunehmend des Druckes durch alternative Medien bewusst. Und wo man es über den Markt nicht machen kann, macht man es eben über den Staat. Man hält sich ja ohnehin für die vierte Macht im Staate, da kann man sich auch genauso dreist bedienen, egal wer es lesen will oder nicht.
Zitat von Vogelfrei...als Versuch zu verstehen, an den GEZ-Einnahmen zu partizipieren
Ich stimme zu: Ein GEZ-ähnliches Komplott zu vermuten, drängt sich hier geradezu auf. Nun erinnert uns allerdings Hanlons Rasiermesser daran, nicht alles auf eine Verschwörung zurückzuführen, was ebensogut durch Dummheit zu erklären sei. Aber wäre das möglich? Daß Branchen- und Volksvertreter tatsächlich meinten, die zitierende Verlinkung sei mit den Maßstäben der Realgüterwelt, mithin des 19. Jahrhunderts zu fassen? Muß man sich da Leute vorstellen, die sich ihre E-Mails erst ausdrucken lassen und dann in den Tresor legen, damit niemand ihre Geschäftsgeheimnisse erfährt? Oder genügt da schon der Abgeordnete Heveling (CDU), der von "digitalem Blutvergießen" zwischen "'Netzgemeinde'" und der "großen Mehrheit der Menschen" spricht (Handelsblatt, 30.1.12), und der zur Abwehr das Loblied des "gebundenen Buch[es]" singt (ebd., S.2; s.a. Cicero v. 3.2.12)? Kein Wunder, wenn solchen Leuten die Piratenpartei den Schneid absegelt. Aber ist die ganze Regierung so? (edit: Eingangszitat)
Zitat von AbendlaenderNun erinnert uns allerdings Hanlons Rasiermesser daran, nicht alles auf eine Verschwörung zurückzuführen, was ebensogut durch Dummheit zu erklären sei.
Das eine schließt das andere ja nicht aus. Die privaten Medien ärgern sich schon des Längeren (m. M. n. vollkommen zu recht) über das Geschäftsgebaren der ÖR, mit Millionen aus den Zwangsabgaben im Rücken den Werbemarkt zu "plündern". Die Verabredung, meinetwegen auch Verschwörung, im Gegenzug an den GEZ-Abgaben beteiligt zu werden, oder eben eine eigene, ähnliche, von staateswegen erhobene Abgabe zu etablieren, steht ja schon des längeren im Raum.
Dummheit kommt, wenn überhaupt, dann erst in zweiter Instanz ins Spiel. Denn es wird auch hier gelten, wer zahlt, der bestimmt - der deutsche Blätterwald würde also noch stromlinienförmiger und pc-konformer, als er es ohnehin längst ist, ganz zu schweigen von der dann restlos verlorenen Glaubwürdigkeit als verlängerter Arm der Staatspropaganda. Für mich allerdings sieht es eher so aus, als ob den hiesigen Printmedien das Wasser bis zum Halse steht und man verzweifelt auf der Suche nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten ist. Denn nicht der landauf landab nahezu gleiche Wortlaut aller Publikationen, der oftmals bald eins zu eins aus der entsprechenden dpa-Meldung übernommen wurde und die unterirdisch schlechte Qualität, die mangelnde Objektivität und die, meines Erachtens zur Unterwürfigkeit neigende, unkritisch-naive Zeitgeisthechelei sind schuld am eigenen Niedergang, sondern - wie immer - die anderen... Und wenn sie nur auf die, von einem selbst kostenfrei zur Verfügung gestellten, Angebote verweisen.
Daß nun "unsere" Politiker dankbar auf jeden Zug aufspringen, der eine, wie auch immer geartete, weitere Regulierung verspricht, sollte wirklich niemanden mehr verwundern.
Das Ganze ist mir nur ein Beleg für die Lebensweltferne und Unfähigkeit derjenigen, die für uns im Parlament sitzen. Derselbe Schwachsinn ist ja vor ein paar Jahren mit dem Urheberrechtsgesetz gemacht worden, was die Artikel betrifft, die für Schule, Universität und Forschung relevant sind. Da entscheiden Leute, die keine Ahnung von der Sache haben, aber sich von den Verlagen über den Tisch ziehen lassen.
Zeitungsverlage plädieren dafür, dass für das Zitieren fremder Texte Geld gezahlt werden muss?
Das kann doch nicht ernst gemeint sein. Das Zitieren fremder Texte ist doch das Geschäftsmodell von Zeitungen. Fast alles was ich in einer Zeitung lese, beruht auf Informationen, die man aus fremden Texten entnommen hat. Nach dieser Logik müsste einer Zeitung ja jedesmal an den Autoren Geld zahlen, wenn aus Geschäftsberichten, Parteiprogrammen, Anträgen vor Gericht, offenen Briefen, Pressemitteilungen, anderen Medien, Fachliteratur, Lexika, etc. zitiert wird.
Zitat von FlorianNach dieser Logik müsste einer Zeitung ja jedesmal an den Autoren Geld zahlen, wenn aus Geschäftsberichten, Parteiprogrammen, Anträgen vor Gericht, offenen Briefen, Pressemitteilungen, anderen Medien, Fachliteratur, Lexika, etc. zitiert wird.
Richtig. Und so weit wollen die Verleger es natürlich nicht treiben.
D.h. das Zitieren selber soll frei bleiben. Aber wenn man das Zitat mit einem Link zur Quelle versieht, dann würde das als "Ausnutzung" der Quelle interpretiert und dann müßte man zahlen.
Man könnte auch zynisch sagen: Geschützt werden soll das Geschäftsmodell "schlechter Journalismus", in dem möglichst keine nachprüfbaren Quellen angegeben werden. Moderner Online-Journalismus dagegen mit sauberer Verlinkung aller als Beleg benutzten Quellen wäre kostenpflichtig.
Zitat von Vogelfrei Daß nun "unsere" Politiker dankbar auf jeden Zug aufspringen, der eine, wie auch immer geartete, weitere Regulierung verspricht, sollte wirklich niemanden mehr verwundern.
Nein, es verwundert mich nicht, wobei nicht nur die Kontrolle über das internet eine Rolle spielt, sondern auch die Einladung zum Bundespresseball und zur Bambi-Verleihung, im harmlosesten Fall.
Wer sich von einer solchen haarsträubenden Begründung treiben lässt, kann nicht mehr bei Trost sein:
Zitat von Hubert "Bushido" BurdaWir debattieren daher in zunehmendem Maße darüber, ob wir es weiter akzeptieren können, wenn andere kommerzielle Anbieter aus unseren Angeboten und damit von unserem originären journalistischen Handwerk einen größeren wirtschaftlichen Nutzen ziehen, als wir selbst es tun. ... Die drei Gewalten Legislative, Judikative und Exekutive unterliegen einem sehr feinen Widerspruchverfahren – wie es der Philosoph Habermas beschrieben hat –, nämlich einer kritischen Öffentlichkeit, wie sie durch die Medien hergestellt wird. Ich denke, wir sollten von diesem sogenannten vierten Teil der Gewalten als der „Mediativen“ sprechen. ... Und wenn die strukturelle Krise der freien Presse deren finanzielle Spielräume enger werden lässt, muss die rechtliche Absicherung der wirtschaftlichen Basis umso mehr ein Selbsterhaltungstrieb unseres Rechtsstaats sein.
Zitat von C.[quote="Herbert "Bushido" Burda"]Wir debattieren daher in zunehmendem Maße darüber, ob wir es weiter akzeptieren können, wenn andere kommerzielle Anbieter aus unseren Angeboten und damit von unserem originären journalistischen Handwerk einen größeren wirtschaftlichen Nutzen ziehen, als wir selbst es tun.
Das ist alles so unfaßbar doof - ist eigentlich vorstellbar, daß Burda selber daran glaubt, was er hier faselt?
Zitat von FlorianNach dieser Logik müsste einer Zeitung ja jedesmal an den Autoren Geld zahlen, wenn aus Geschäftsberichten, Parteiprogrammen, Anträgen vor Gericht, offenen Briefen, Pressemitteilungen, anderen Medien, Fachliteratur, Lexika, etc. zitiert wird.
Richtig.
Falsch. Der deutsche Qualitaetsjournalist liest naemlich keine Geschaeftsberichte, Perteiprogramme, Fachliteratur, Lexika usw., bevor er die Menschheit mit seiner Weisheit beglueckt. Fakten interessieren nicht nur nicht, sie machen auch Arbeit und behindern evtl. sogar die Agitationslinie... falls es dochmal so weit kommt, wird natuerlich nie die Quelle genannt und auch nicht zitiert, sondern, nennen wir es: "kreativ in den Text eingearbeitet".
Zitat von R.ADas ist alles so unfaßbar doof - ist eigentlich vorstellbar, daß Burda selber daran glaubt, was er hier faselt?
Natürlich glaubt er das nicht, aber es reicht doch, wenn es Frau Leutheusser-Schnarrenberger, die Koalitionsrunde und die Mehrzahl der Bundestagsabgeordneten glauben. Allerdings wird es google nicht glauben und auf die kommt es an. Dann muss sich die mediative vierte Gewalt etwas anderes einfallen lassen, wir ahnen ja schon bereits was.
Wenn ich mir das Spektrum, welches von Burda Medien feilgeboten wird, anschaue, weht der wind nicht in Richtung in google news; oder wer hat schon tagesaktuell Interesse daran, was Playboy, Wohnenträume und Gartenspaß an qualitätsjournalistischen Leistungen herausdonnern. Desweiteren sollte sich Hubert Burda fragen, was mit denjenigen passiert, die zu spät kommen. Er hätte mit Burda Digital schon längst das Newsportal Nummer 1 kreieren können.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.