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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 1.340 mal aufgerufen
 Pro und Contra
Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

10.03.2012 10:07
100% Mindestreserve Antworten

Auf das Thema bin ich durch die - aus meiner Sicht vollkommen unsinnige - Forderung nach einem Verbot von Schulden gekommen.

Das ist natürlich nicht sinnvoll - und nebenbei auch ziemlich klischehaft. Natürlich braucht es die Möglichkeit einen Kredit aufnehmen zu können.

Aber wie sieht es mit dem Schaffen von Geld aus dem nichts aus? Dem künstlichen Drücken von Zinsen (das zu exessivem Schuldenmachen verleitet)? Der Mögichkeit das Leihen von anderen privaten Wirtschaftssubjekten (oder von mir aus dem Staat) durch zusätzliche Geldschöpfung zu ersetzen, die nicht ein Wachstum an Waren, Gütern und Dienstleistungen wiederspiegelt?

Was wären die Auswirkungen einer 100%-Mindestreserve, also der Pflicht der Geschäftsbanken ihre zum Zahlungsverkehr gedachten Sichteinlagen zu 100% mit den Dingen zu Decken, auf die das Guthaben lautet? Also bei Euro eben Zentralbankgeld der EZB...

Wäre dies eher stabilisierende oder destabilisierend? Und bei welcher Politik der EZB wäre dies der Fall? Was würde bei einer steuernden EZB-Politik geschehen, was bei einer, in der das Geldmengenwachstum auf einen festen Wert durch eine justiziable Regelung begrenzt wäre und die bestehende Geldmenge konsequent per Zinstender verteilt werden müsste (also die EZB weniger steuern kann und eher Marktelementen folgt)?

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein



Ich forder die Anwerbung von journalistischen Fachkräften aus Großbritannien, USA, Frankreich und der Schweiz!

WasIstLiberal? ( gelöscht )
Beiträge:

11.03.2012 07:05
#2 RE: 100% Mindestreserve Antworten

Natürlich ist eine Forderung nach dem Verbot von Schulden unsinning (ausgenommen die Haushalte von Staaten, denn Staaten können Ihre Einkunftsseite ziemlich frei gestalten). Eine 100 % Mindestreserve ist genau der richtige Weg und es wäre stabilisierend. Das Problem ist eben das "Erschaffen" von Geld aus dem nichts dem keine Ersparnis gegenüber steht. Wie von Mises treffend feststellte:
"Es gibt keine Möglichkeit, den finalen Zusammenbruch eines Booms zu verhindern, der durch Kreditexpansion erzeugt wurde. Die einzige Alternative lautet: Entweder die Krise entsteht früher durch die freiwillige Beendigung einer Kreditexpansion – oder sie entsteht später als finale und totale Katastrophe für das betreffende Währungssystem. "

Wie kann man auch nur glauben eine Billion aus dem Nichts macht uns alle "wohlhabender"? Es braucht dazu auch keine Zentralbank, im Gegenteil die Zentralbanken sind der Treiber des Geldmengenwachstums. Das steuern versuchen die Zentralbanken seit Sie geschaffen wurden und was nur immer schlimmer wurden sind die Krisen.

Fakt ist auch die Staaten decken Betrug der Banken. Keine Bank darf auch nur eine Sichteinlage als Kredit vergeben. Wenn Sie mir Ihr Geld zur Aufbewahrung geben, dann haben Sie das Recht es von mir zurückzubekommen. Ich darf Ihnen durchaus für meine enstehenden Kosten Rechnungen stellen aber ich DARF nicht, ihr Geld einfach irgendjemand anders als Kredit geben. Denn woher soll ich wissen ob ich diesen Kredit wiederbekommen. All' das wird aber von den Staaten sanktioniert.

Dazu ein paar Statistiken über Leverage: http://www.rottmeyer.de/keine-kohle-aber-vollgas-fahren/

Mit dem Fiat-Geld fingen die Probleme massivst an (ja es gab auch vorher Blaen und ja es gab auch vorher Inflation (indem nämlich der Fürst/König) das Geld schlechter machte), es gab aber auch Deflation und Inflation war kein "Schicksal". Seit dem Abschaffen des Geld als Wert Systems gibt es nur noch eine Richtung für den Geldwert (abwärts) oder anders herum aufwärts mit der Inflation http://fdominicus.blogspot.com/2011/12/e...-inflation.html

Es braucht auch kein "Geldmengenwachstum". Die Preise passen sich an die Menge der Verrechnungseinheiten an. Und derzeit wird gerade in dem Bereich mit den am stärksten fallenden Preisen, das Meiste verdient (Stichwort Apple). Wenn Sie 100 GE im Jahr zur Verfügung haben und 90 davon für Ihre Ausgaben brauchen. Dann haben Sie am Ende des jahre 10 GE übrib. Nun nehmen wir mal an Ihre Einkommen stiege auf 110 bei gleichbleibenden Kosten also bleiben Ihnen 20 GE übrig. Aber was passiert wenn Sie eben ihre 100 GE behalten aber Ihre Kosten gehen auf 80 herunter? Dann haben Sie auch 20 GE übrig. Im Augenblick läuft es so in diesem Jahr haben Sie 100 GE. Im nächsten Jahr das gleiche aber Ihre Ausgaben werden zwischen 2-10% höher. Wie lange halten Sie das durch?

Es gibt reichlich Literatur über die Probleme speziell mit dem Fiat-Geld Systemen. Irgendwelche Bücher von Baader, von Mises, Hayek, Friedman. Natürlich werden Sie das nicht in den aktuellen Büchern der Volkswirtschaft finden. Unser Volkswirte könnten es besser wissen, wollen aber offensichtlich nicht....

Und außerdem bin ich der Meinung Zentralbanken gehören abgeschafft.

Frankenstein Offline




Beiträge: 888

06.07.2012 16:05
#3 RE: 100% Mindestreserve Antworten

Die Forderung nach einer 100%igen Deckung wäre auf das jetzige System bezogen zwar sinnvoll, wäre aber einer Entstaatlichung des Geldsystems und der Einführung eines marktwirtschaftlichen Geldsystems mit konkurrierenden privatwirtschaftlichen Währungen deutlich unterlegen.

Tatsächlich ist eine 100%ige Deckung keine Notwendigkeit an sich, sondern eben nur da erforderlich, wo diese vom Zahlungsmittelanbieter garantiert werden würde.

Auf anderen Gebieten, beispielsweise im Bereich der Energieversorgung, ist mitunter auch keine 100%ige Deckung erforderlich: Leitungsquerschnitte, die z. B. ein Mehrfamilienhaus versorgen, werden nicht für die gleichzeitige maximale theoretische Belastung in allen Haushalten, sondern - in Abhängigkeit der Anzahl zu versorgender Haushalte - deutlich geringere Werte ausgelegt.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

07.07.2012 21:46
#4 RE: 100% Mindestreserve Antworten

Zitat von Frankenstein im Beitrag #3


Tatsächlich ist eine 100%ige Deckung keine Notwendigkeit an sich, sondern eben nur da erforderlich, wo diese vom Zahlungsmittelanbieter garantiert werden würde.


Eine 100% Mindestdeckung sei nur notwendig, wenn vom Zahlungsmittelanbieter garantiert? Dann bräuchte man auch im heutigen Fiat-Money-Staatsmonopol-System keine 100%-Mindestdeckung, denn heute wird von diesem System ja keine Garantiert.

Hätten Sie recht wäre eine 100%-Mindestdeckung reiner Selbstzweck.

Zitat
Auf anderen Gebieten, beispielsweise im Bereich der Energieversorgung, ist mitunter auch keine 100%ige Deckung erforderlich: Leitungsquerschnitte, die z. B. ein Mehrfamilienhaus versorgen, werden nicht für die gleichzeitige maximale theoretische Belastung in allen Haushalten, sondern - in Abhängigkeit der Anzahl zu versorgender Haushalte - deutlich geringere Werte ausgelegt.



Geld ist nicht unbedingt mit Stromversorgung vergleichbar.

Ein entscheidendes Problem entsteht ja durch die Tatsache, dass die Geldmenge in einem Teilreserve-System nicht nur durch neue Schulden aufgeblasen werden kann, sondern im Falle schlechter wirtschaftlicher Aussichten und Mangel an neuen, zuverlässigen Schuldnern auch wieder zusammenbrechen kann. Wodurch die noch bestehenden Schulden (nominell gleichbleibend) in Kaufkraft gemessen größer werden. Dies überfordert potentielle Schuldner, die Zukunftsaussichten gehen noch mehr den Bach runter, die Kreditvergabe wird noch knausriger, es wird noch weniger neues Giralgeld geschöpft... Ein Teufelskreis.

Ein Teilreservesystem erscheint mir daher inheränt instabil, egal was als Basisgeld dient. Mit Basisgeld meine Geld, dem ein Wert an sich zugesprochen wird, dessen Wert also nicht auf das Versprechen zurückgeführt wird, jederzeit in Basisgeld umgetauscht werden zu können. Wobei wirklich zu 100% mit Basisgeld gedeckte Sichteinlagen so gut wie Basisgeld sind.

Natürlich wäre ein Freebanking-System bei einem offensichtlich nicht beliebig schöpfbaren Basisgeld dem heutigen System überlegen. Aber nur weil der Bruch der Vollreserve und die Praktizierung der Teilreserve durch Wettbewerb und einem für jedermann offensichtlichen Fehlen eines Lenders of Last Resort im Zaum gehalten würde.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein


"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."

-Thomas Jefferson

Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

nestroy Offline




Beiträge: 14

09.07.2012 18:05
#5 RE: 100% Mindestreserve Antworten

Zitat von WasIstLiberal? im Beitrag #2
Es gibt reichlich Literatur über die Probleme speziell mit dem Fiat-Geld Systemen. Irgendwelche Bücher von Baader, von Mises, Hayek, Friedman.


Milton Friedman war ein eindeutiger Befürworter von Fiat-Geld. Seine Ablehnung des Gold-Standards basierte im Grunde auf zwei Argumenten: Dass ein vollständiger Gold-Standard (gemeint ist ohne Kredit-Elemente) nicht umsetzbar wäre; und dass Gold relativ schwer zu gewinnen sei. Zum zweiten Teil gibt es ein bekanntes Zitat von ihm, welches besagt, dass es widersinnig sei, dass in Afrika Menschen unter hohen Kosten Gold aus der Erde graben würden, nur damit es in einem anderen Teil der Erde - in Fort Knox - wieder eingegraben würde.

Davon abgesehen war Friedman aber ein Befürworter des Fiat-Geldes, weil es flexible (das heißt freie) Wechselkurse zwischen den Währungen erlaubt. Bei Systemen, die auf einem Goldstandard basieren, sind die Wechselkurse ja fixiert. Friedman hielt freie Wechselkurse für die marktwirtschaftliche Lösung. Letztendlich hat er sich mit dem Ende von Bretton Woods 1973 tatsächlich durchgesetzt; das war, als er diese Forderung erhob, noch keineswegs absehbar.

Jetzt, einige Jahrzehnte später, werden die Schattenseiten dieser Politik freilich immer deutlicher.

WasIstLiberal? ( gelöscht )
Beiträge:

10.07.2012 07:08
#6 RE: 100% Mindestreserve Antworten

Sie haben recht ich hätte Friedman als "Monetaristen" nicht aufführen dürfen. Oh, halten wir und also an
von Mises, Hayek und Rothbard.

Man muß Friedman aber zugute halten. Sein starres monetarische Korsett "hätte" geholfen. Leider machen Ihm da "natürlich"
die "Steuerleute" der VWL einen Strich durch die Rechnung. Im Endeffekt basierte auch Friedmans Lösung auf einem "starken" Staat, der
allen "monetaristischen" Versuchungen wiederstehen könnte. Was man durchweg als "falsifizierte Annahme" zurückweisen kann.

Auf die Mithilfe von Staaten und gewählten Vertretern zu bauen, den Geldwert stabil zu halten dürfte insgesamt die größte Utopie sein die je "angenommen" wurde. Da ist Sozialismus ja geradezu ein Ausbund an Rationalität gegen....

Und außerdem bin ich der Meinung Zentralbanken gehören abgeschafft.

nestroy Offline




Beiträge: 14

10.07.2012 23:39
#7 RE: 100% Mindestreserve Antworten

Ja, dem stimme ich zu. Friedman wollte ja die Fed im Wesentlichen durch einen gesetzlich festgelegten Automatismus ersetzen, welcher die Geldmenge kontinuierlich um eine gewisse Menge erhöht - um, basierend auf der Quantitätstheorie und ein gewisses Wirtschaftswachstum vorausgesetzt, den Geldwert stabil zu halten. Durch den Automatismus erhoffte er sich, die Gefahren von Machtmissbrauch oder schlicht falsches Handeln durch staatliche oder staatsnahe Institutionen wie der Fed abzuwenden. Aus heutiger Sicht scheint es, wie Sie auch angedeutet haben, illusorisch, dass ein solches Gesetz überhaupt verabschiedet würde oder - für den Fall, dass doch - es nicht in der nächstmöglichen Situation abgeändert oder aufgegeben würde. Dieser Punkt ist aber - und das sollte man nicht übersehen - auch für den Gold-Standard zutreffend. So vernünftig wie der Gold-Standard und die damit verbundenen Auswirkungen sein mögen, die Geschichte hat gezeigt, dass Regierungen, wenn's eng wird, schnell vom Gold-Standard abgehen. So ist es 1914 geschehen; in den 1930ern und schließlich 1973 haben wir ähnliches erlebt. Man müsste daher den Gold-Standard schon in den Verfassungsrang heben, um Sicherheiten zu bekommen; und selbst das scheint keine absolute Sicherheit zu garantieren, wenn ich daran denke, wie die No-bail-out-Klausel des Lissabonvertrags geschickt ausgehebelt wurde.

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