Zwischen Gleichheit und Freiheit gibt es bekanntlich ein Spannungsverhältnis. Das Deutschland des Jahres 2012 krankt daran, daß die Gleichheit als Wert und als Ziel inzwischen derart dominiert, daß die Freiheit zu leiden droht.
Zitat Hinter solchen Bemühungen steckt die Idee, daß die Obrigkeit berufen ist, über das Leben ihrer Untertanen zu bestimmen. Im Feudalismus wurde das durch die göttliche Legitimation dieser Obrigkeit begründet. In einer freiheitlichen Republik gibt es dafür keine Legitimation.
Die Obrigkeit unserer Zeit ist nicht berufen, über ihre Untertanen zu bestimmen. Aber sie ist natürlich dazu da, ihnen zu helfen!
Dafür gibt es zum einen die Legitimation der Wissenschaft, denn wir Untertanen wissen ja in Wahrheit gar nicht, was wir tun. Geschweige denn, was wir tun sollten. Wir brauchen die Energieeffizienzrichtlinie und den "nudge" an der Frittenbude, sonst landen wir alle noch mit Herzinfarkt in der Klimakatastrophe. Das können wir doch gar nicht wollen.
Die andere Legitimation ist die demokratische - oder auch nur demoskopische - Mehrheit. Die EU-Kommissarin Reding hat ihren Vorstoß für die Frauenquote zuletzt einfach damit begründet, dass die Mehrheit der befragten Bürger diese Quote wolle. Dafür wurde sie in der Presse von links bis rechts gelobt. (Ich glaube, sie berief sich auf eine Umfrage mit exakt 51% Zustimmung.)
Dass zur freiheitlichen Republik auch die Freiheit zur eigenen (Fehl-)entscheidung und der Schutz vor der Tyrannei der Mehrheit gehört, ist schon lange kein gesichertes Schulwissen mehr.
Zitat Wenn es, wie einst in den Südstaaten der USA, üblich war, daß die Schwarzen hinten im Bus Platz nehmen mußten, dann verstieß eine solche Regelung gegen ihre Menschenwürde.
Dem stimme ich ja zu - aber ich habe das Gefühl, daß wir damit einen logischen Widerspruch bekommen. Denn müßte es nicht eigentlich so sein, daß das jede Busgesellschaft für sich entscheiden kann. Ob die Schwarzen nun vorne oder hinten sitzen oder gar nicht oder nur Schwarze in den Bus dürfen oder ob es der Gesellschaft völlig egal ist, wieso wäre hier die Menschenwürde anders betroffen als bei einer Frauenquote in Aufsichtsräten?
Zitat Wenn es, wie einst in den Südstaaten der USA, üblich war, daß die Schwarzen hinten im Bus Platz nehmen mußten, dann verstieß eine solche Regelung gegen ihre Menschenwürde.
Dem stimme ich ja zu - aber ich habe das Gefühl, daß wir damit einen logischen Widerspruch bekommen. Denn müßte es nicht eigentlich so sein, daß das jede Busgesellschaft für sich entscheiden kann. Ob die Schwarzen nun vorne oder hinten sitzen oder gar nicht oder nur Schwarze in den Bus dürfen oder ob es der Gesellschaft völlig egal ist, wieso wäre hier die Menschenwürde anders betroffen als bei einer Frauenquote in Aufsichtsräten?
Weil diese Jim Crow Laws ja ausschließlich dem Zweck dienten, Schwarze zu diskriminieren. Damit wurden sie in ihrer Menschenwürde verletzt. Es gibt außer Rassismus kein Motiv für etwas Derartiges.
Vergleichbar ist es, wenn in einer Kultur Frauen nur deshalb, weil sie Frauen sind, gesetzlich von bestimmten Funktionen oder dem Zugang zu bestimmten Orten ausgeschlossen werden; etwa in Saudi-Arabien. Auch das verletzt ihre Menschenwürde.
Aber es gibt ja in Deutschland kein Gesetz und auch keine de-facto-Regelung, die Frauen wegen ihres Geschlechts aus Aufsichtsräten ausschließt.
Oder habe ich an Ihrem Einwand etwas nicht verstanden?
Bei der Frauenquote werden besser qualifizierte Männer per Gesetz von bestimmten Positionen der "freien" Wirtschaft ferngehalten. Unangenehme Wahrheit,aber so ist es nun.Sie werden also nicht aktiv(durch Verbot)sondern passiv benachteiligt.Ist das besser?
Gruß patzer
Die Jim Crow Law besagt für Schwarze:"Du musst dich DA hinsetzen"
Die Frauenquote besagt für viele Männer:"Du darfst dich DA nicht hinsetzen."
Das Interessanteste bei den Jim-Crow-Gesetzen ist meiner Meinung nach, dass es sich um Gesetze handelte, an die zeitgenössische Unternehmer gebunden waren. Interessant ist dies deshalb, weil im historischen Diskurs eben jene Ära völlig ins Gegenteil verkehrt wurde. Heute wird der Eindruck erweckt, die bösen Kapitalisten wären allesamt Rassisten gewesen und es sei der Staat gewesen, der ihnen ihr rassistisches Handwerk gelegt habe. Was natürlich als Beweis dafür herhalten muss, dass wir den Staat brauchen, um uns vor den bösen Unternehmern zu schützen ...
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