Am Bemerkenswertesten an der kurzen Szene, die heute durch die Medien geht, scheint mir die Gestik zu sein. Sehen Sie sich einmal an, wie Obama seine Hand auf die Medwedews legt, ihn fast tätschelnd; und wie dieser nach einer Schrecksekunde seinerseits die andere Hand auf die Obamas legt.
Das Video, das ich in dem Artikel verlinke, bringt allerdings nicht den ersten Satz der Szene. Diesen findet man zum Beispiel bei Slate. Obama sagt nämlich ""This can be solved, but it's important for him to give me space". Dann geht es weiter mit dem auf dem Video dokumentierten "This is my last election".
"Him" - das ist natürlich Putin. Obama hat also ausdrücklich Medwedew eine Botschaft an Putin mit auf den Weg gegeben.
Das Interessante daran ist, daß diese Botschaft in direktem Gegensatz zu der offiziellen Position der USA steht, die Stratfor noch am 27. Mai 2011 so kommentiert hatte:
Zitat In short, there will never be a compromise on the BMD issue between the United States and Russia. It is clear that this issue will continue to define the larger struggle between Moscow and Washington over influence in Eurasia.
Das war es offensichtlich, was Stratfor damals aus dem Weißen Haus erfahren hatte. Jetzt wird erkennbar, daß es von dem Wahlkämpfer Obama an den amerikanischen Wähler gerichtet gewesen war, nicht von dem Präsidenten Obama an seinen russischen Partner.
Wenn Rußland eines Tages die ehemaligen Ostblockländer unter seine Fuchtel kriegt (die USA orientieren sich ja auch in Richtung Pazifik), ist dann nicht irgendwann auch "wieder" Deutschland "dran"? Es ist ja auch auf die Energie- und Rohstoffabhängigkeit hinzuweisen, die Zettel hier schon thematisiert hat. Und: Würde so eine Dominaz Rußlands auch Auswirkungen auf die Innenpolitik hier haben (russsich als 1. Fremdsprache und so)?
Wenn doch Rußland um keinen Preis die Abwehrraketen in den ehemaligen Ostblockländern stehen haben will, warum bietet es nicht an die Dinger irgendwo in Rußland zu stationieren? Rein technisch dürfte das doch keine Problem sein.
Allerdings: Schon im Fall Syrien sieht man doch, daß Rußland im Zweifelsfall auf der Seite des Iran steht (wohl auch um den USA was auszuwischen). Aus einer möglicherweise sehr naiven Perspektive wäre es doch zwanglos möglich Rußland Osteueropa zu überlassen im Tausch gegen einen Seitenwechsel in der Iran-Frage. Und: Steht eventuell sogar diese Überlegung hinter diesem "Ausrutscher" von Obama?
Eigentlich wäre das eine ganz vernünftige Poltik, die man so auch kommunizieren und dabei das noch mit dem Gewinnen gewichtiger Freunde gegen den Iran er - oder verklären könnte.
Russisch als 1. Fremdsprache? Hatten wir doch schon mal. Passt doch auch zum Wandel der BRD in einen Wohlfahrtsstaat. Genau wie die DDR nur von Westkrediten gelebt hat, lebt die BRD nur von Staatsanleihen, also Krediten auf zukünftige Steuererträge. Clever, diese Kapitalisten.
Zitat von AldiOn Allerdings: Schon im Fall Syrien sieht man doch, daß Rußland im Zweifelsfall auf der Seite des Iran steht (wohl auch um den USA was auszuwischen). Aus einer möglicherweise sehr naiven Perspektive wäre es doch zwanglos möglich Rußland Osteueropa zu überlassen im Tausch gegen einen Seitenwechsel in der Iran-Frage. Und: Steht eventuell sogar diese Überlegung hinter diesem "Ausrutscher" von Obama?
Eigentlich wäre das eine ganz vernünftige Poltik, die man so auch kommunizieren und dabei das noch mit dem Gewinnen gewichtiger Freunde gegen den Iran er - oder verklären könnte.
Wenn Obama denn erkennen würde, was ich bezweifle, welche Gefahr der Iran darstellt, dann hätte er sich 2009 auf die Seite der grünen Revolution gestellt und sie nicht fallen gelassen. Doch Obama versuchte lediglich mit Appeasement sich Wohlwollen bei den arabischen Regimen zu ergattern, was sich als völlig umsonst herausstellte. Wäre das theokratische Regime gestürzt, wäre der Iran die nächsten Jahre mit sich selber beschäftigt und würde nicht durch Ausbildung, Finanzierung und Bewaffnung von Terroristen und Großmachtsansprüchen den ganzen nahen Osten in Aufruhr versetzen. Ich könnte mir sogar vorstellen das sich der Iran pro westlich und demokratisch orientiert hätte(was auch den Irak deutlich stabilisiert hätte), anders als Ägypten dies tat.
Für mich ist dies das mit Abstand größte Versagen Obamas.
Wenn Europa einig wäre in der Bewertung der kontinantalen Sicherheitsinteressen und vor allem der potenziellen Bedrohungen, bräuchte man die USA nicht. Die Vergemeinschaftung von Luftverteidigung und der Aufbau multinationaler Brigaden zumindest im Baltikum und Polen, hätten einen ähnlichen Effekt. Multinationale Brigaen sind vom Kampfwert her zwar eher unbefriedigend, aber politisch erreichen sie, korrekt geplant und administriert, das gleiche wie die Raketenabwehr. Eine militärische Aktion gegen diese Staaten wäre dann gleichzeitig ein Angriff gegen alle militärisch relevanten europäischen Staaten. Mit dem Rückzug der USA muss man sich abfinden, egal unter welchem Präsidenten.
EDIT: Ich sehe gerade, dass die gemeinsame Luftraumüberwachung in Teilen schon Realität ist (http://de.wikipedia.org/wiki/Air_Policing_Baltikum). Allerdings scheint es so zu sein, dass immer ein großer Nator-Partner diese Rolle für eine gewissen Zeit übernimmt und ab 2018 die Rolle von den baltischen Staaten selbst übernommen werden soll. Also ist die Aktion keine politische sondern eine aus militärischen Erfordernissen geborene.
Hm. Der amerikanische Präsident verbündet sich mit einer fremden Macht gegen die erklärten Interessen eines Großteils seines eigene Volkes. Ziemlich pikant!
Zitat von Thomas PauliHm. Der amerikanische Präsident verbündet sich mit einer fremden Macht gegen die erklärten Interessen eines Großteils seines eigene Volkes. Ziemlich pikant!
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