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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 7 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.04.2012 04:55
Stratfors Analysen: Die Türkei auf dem Weg zur Großmacht Antworten

Seit einigen Jahren kommt diesesn Thema in ZR immer wieder vor, oft gestützt auf Informationen und Analysen von Stratfor. In diesem Artikel faßt George Friedman diese Analysen zusammen und vertieft sie.

Ich frage mich, ob deutsche Politiker wie Westerwelle, die immer noch an dem Ziel einer EU-Mitgliedschaft der Türkei festhalten, das ernstlich anstreben, oder ob sie innenpolitische Gründe für ihre Proklamationen haben. Aber die Kanzlerin, die sich mit diesem Ziel nie identifiziert hat, konnte das ja auch ohne innenpolitischen Schaden tun. Warum nicht auch die FDP?

Michael B. Offline



Beiträge: 66

22.04.2012 07:14
#2 RE: Stratfors Analysen: Die Türkei auf dem Weg zur Großmacht Antworten

Hinsichtlich der Kurden fehlt ein wesentlicher Faktor: Wenn sich die gegenwärtigen Trends in der Bevölkerungsentwicklung fortsetzten, werden die Kurden die Türken als zahlenstärkste Bevölkerungsgruppe in der Türkei ablösen. Ich meine, ich hätte 2040 als ungefähren Zeitpunkt gelesen, aber: "Diese Angabe ohne Gewähr".

C. Offline




Beiträge: 2.639

22.04.2012 07:39
#3 RE: Stratfors Analysen: Die Türkei auf dem Weg zur Großmacht Antworten

Zitat von Zettel
Ich frage mich, ob deutsche Politiker wie Westerwelle, die immer noch an dem Ziel einer EU-Mitgliedschaft der Türkei festhalten, das ernstlich anstreben, oder ob sie innenpolitische Gründe für ihre Proklamationen haben. Aber die Kanzlerin, die sich mit diesem Ziel nie identifiziert hat, konnte das ja auch ohne innenpolitischen Schaden tun. Warum nicht auch die FDP?



Für die FDP spielen innenpolitische Gründen weniger eine Rolle als für SPD und Grüne, die auf das Wählerpotential schielen, sondern es sind wirtschaftliche Gründe. Das gilt nicht nur für die Türkei, sondern auch für den arabischen Raum. Zetsche spricht das offener aus:

Zitat
Die Türkei hat alles, was wir an asiatischen oder südamerikanischen Staaten bewundern: eine junge Bevölkerung, die wissbegierig und leistungsbereit ist. Wir haben Fabriken in der Türkei, die Vorzeigewerke weltweit sind. Daraus ergeben sich riesige Wachstumspotenziale für ein etwas behäbig gewordenes Europa. Wir müssten der Türkei die Tür nach Europa ganz weit öffnen, statt immer neue Hindernisse zu errichten, bis eines Tages die Türkei sich von uns abwendet“

Der Riesling gehört zu Deutschland.

AldiOn Offline




Beiträge: 983

22.04.2012 12:13
#4 RE: Stratfors Analysen: Die Türkei auf dem Weg zur Großmacht Antworten

Zitat von Michael B.
Hinsichtlich der Kurden fehlt ein wesentlicher Faktor: Wenn sich die gegenwärtigen Trends in der Bevölkerungsentwicklung fortsetzten, werden die Kurden die Türken als zahlenstärkste Bevölkerungsgruppe in der Türkei ablösen. Ich meine, ich hätte 2040 als ungefähren Zeitpunkt gelesen, aber: "Diese Angabe ohne Gewähr".

Wenn man die Kurden und die Alewiten als diskriminierte Minderheit auffaßt, muß man sehen das jeder dieser Bevölkerungsteile schon jetzt etwa ¹/₃ (also zusammen ²/₃) der Gesamtbevölkerung umfassen.
Man sollte bedenken, daß es in der Türkei ja nicht nur den Völkermord an den Armeniern gegeben hat sondern auch Kriege/irredentistische Bestrebungen gegen Griechenland, den Überfall auf Zypern das sie immer noch widerrechtlich besetzt halten, mehrere Pogrome gegen die Kurden, Pogrome gegen Juden (Thrakien-Pogrom 1934, 15. November 2003 zwei Synagogen abgefackelt, 1980 Bombenanschlag auf den Sitz des Oberrabbiners in Istanbul, 1992 Neve-Schalom-Synagoge in Istanbul, 1993 und 1995 Mordanschläge auf jüdische Unternehmer bzw. den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde von Ankara, Yuda Yürüm, 1997 Anschlag auf eine Synagoge in Istanbul), Pogrome gegen die Alewiten (Pogrom von Kahramanmaraş), Pogrome gegen Roma und immer wieder auch Pogrome gegen Christen (Pogrom von Istanbul – 1955, Pogrome gegen Christen).
Im Grunde hat die Türkei in den letzten 80 Jahren mit jedem seiner Nachbarn mindestens massiven Streß gehabt, teilweise das Wasser abgedreht oder gar Krieg geführt und praktisch an jeder seiner ethnischen und religiösen Minderheiten zahlreiche und umfassende Massenmorde und Vertreibungen begangen.
Letztlich ist die Türkei ein echter Schurkenstaat gegen das sogar der Iran oder Nordkorea als vergleichsweise friedliche Waisenkinder erscheinen.

danielphoffmann Offline




Beiträge: 124

22.04.2012 12:46
#5 RE: Stratfors Analysen: Die Türkei auf dem Weg zur Großmacht Antworten

für die sogenannte Türkei gilt ähnliches wie für Ostdeutschland: Hahn abdrehen. Keine Gelder mehr von der EU und der USA. Dann wird das Land zu seiner wesenhaften Bestimmung kommen und wieder ein unbedeutendes dritte Welt Land werden.

An eye for an eye, a tooth for a tooth

grenzenlosnaiv Offline



Beiträge: 88

23.04.2012 02:17
#6 RE: Stratfors Analysen: Die Türkei auf dem Weg zur Großmacht Antworten

Mir fehlt bei der Analyse (zumindest bei dem Teil der von Ihnen übersetzt wurde; das englische Original habe ich nur überflogen) die Betrachtung des Kampfs zwischen dem Iran und Saudi-Arabien um die Vorherrschaft in der Region. Letztlich denke ich, dass eher der "Sieger" dieses Konflikts die neue Großmacht der Region wird und die teilweise doch arg isolierte, weil eher nach Westen ausgerichtete Türkei da das Nachsehen haben wird. Natürlich hat die Türkei sich nachdem klar wurde, dass Europa sie nicht wirklich dabeihaben will, mehr auf die Region und etwaige Bündnisse konzentriert und da sicher auch Erfolge erzielt, aber generell wird es nicht reichen nur gegen Israel Front zu machen, damit die andere Staaten um sie herum sie wieder lieb haben. Zumal es, wie in der Analyse beschrieben, ja auch noch genug innere Konflikte gibt, die dem im Weg stehen können.

Dass man die Türkei was eine Mitgliedschaft in der EU angeht, immernoch in der Schwebe hält, ist neben wirtschaftlichen und militärischen Gründen wohl auch mit dem Bestreben verbunden, dass man nicht will, dass die islamistischen Kräfte dauerhaft die Oberhand gewinnen und man einen weiteren islamistischen Gottesstaat vor der Haustür hat. Zumindest wäre das für mich der Hauptgrund sie nicht als Partner verlieren zu wollen. Wie sie sich aber letztendlich entwickeln, liegt wohl an den Türken selbst und man kann nur abwarten und das Beste hoffen. Solange ein islamistischer Hetzer wie Erdogan am Ruder ist, sehe ich allerdings schwarz.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

23.04.2012 10:58
#7 RE: Stratfors Analysen: Die Türkei auf dem Weg zur Großmacht Antworten

Zitat von AldiOn
Wenn man die Kurden und die Alewiten als diskriminierte Minderheit auffaßt, muß man sehen das jeder dieser Bevölkerungsteile schon jetzt etwa ¹/₃ (also zusammen ²/₃) der Gesamtbevölkerung umfassen.


Das kann man wohl nicht einfach addieren, da sehr viele Alewiten Kurden sind. Die große Mehrheit der Bevölkerunt besteht weiterhin aus "normalen" sunnitischen Türken.

Zitat
Letztlich ist die Türkei ein echter Schurkenstaat gegen das sogar der Iran oder Nordkorea als vergleichsweise friedliche Waisenkinder erscheinen.


Das ist ja nun eine haltlose Übertreibung.
Es hat natürlich alle die von Ihnen aufgezählten Vorfälle gegeben - aber eben über drei Generationen verstreut und nicht einer einheitlichen Regierungslinie folgend.
Die heutige Türkei hat immer noch massive Menschenrechtsprobleme, ist aber überhaupt nicht mit der brutalen Diktatur z. B. im Iran zu vergleichen.

Was aber richtig ist: Die Türkei hat nach wie vor mit ziemlich jedem ihrer Nachbarstaaten ein schwieriges bis feindliches Verhältnis. Weswegen ich Friedmans Thesen weiterhin kritisch gegenüber stehe - eine Großmacht kann man nicht nur aus eigener Stärke werden (und auch da hat die Türkei Defizite), man braucht auch andere Staaten, die die Vorrangstellung der Großmacht anerkennen und ihr zuarbeiten.

AldiOn Offline




Beiträge: 983

23.04.2012 12:05
#8 RE: Stratfors Analysen: Die Türkei auf dem Weg zur Großmacht Antworten

Zitat von R.A.
Das ist ja nun eine haltlose Übertreibung.

haltlos?

Die Geschichte mit den Armeniern war nun

Zitat
einer einheitlichen Regierungslinie folgend

Das einzige Denkmal dazu ist vor kurzem auf Weisung der Regierung in die Luft gesprengt (!) worden und alle Regierungen die sich dazu äußern - ja sogar wenn man was dazu in Schulbücher reinschreibt - bekommen Streß mit der Türkei. An der Behandlung der Kurden sieht man ja ganz deutlich, daß die - soweit nötig - Manns genug sind, so was wieder zu machen.

Es mag ja sein, daß der Iran noch keinen Holocaust realisiert hat. Natürlich nicht weil es am guten Willen dazu fehlt, sondern weil man ihn versucht davon abzuhalten. Tatsache ist aber das er so was noch nicht gemacht hat. Die Behandung von religiösen Minderheiten im Iran ist das in muslimischen Ländern übliche und erwartbare und gibt es auch in der Türkei. In der Türkei ist es deshalb unauffälliger weil die ihre Minderheiten (Griechen, Armenier) schon weitgehend ausgerottet oder vertrieben haben.

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