Wenn man sich die immensen Kosten der - vor allem bemannten - Raumfahrt vergegenwärtigt, dann erscheint es auf absehbare Zeit ausgeschlossen, daß es sich rechnen könnte, auf anderen Himmelskörpern Rohstoffe zu gewinnen und sie zur Erde zu bringen. Um, sagen wir, ein Gramm Platin zu schürfen und zur Erde zu bringen, müßte man gegenwärtig den Gegenwert von Platin kiloweise investieren.
Als ich von der Ankündigung eines derartigen Programms eines Privatunternehmens las, war ich deshalb skeptisch. Nicht ganz zu Recht, wie sich zeigte.
Zitat Planetary Resources baut bereits an einer Flotte von kleinen Teleskopen, die in eine niedrige Erdumlaufbahn geschossen werden sollen, um gezielt nach geeigneten Asteroiden (Himmelskörpern unterschiedlicher Größe, die wie die Planeten um die Sonne kreisen) Ausschau zu halten.
Auch wenn am Ende keine Rohstoffgewinnung gelingen sollte, könnte das Unternehmen extrem wichtig für die Menschheit werden: Wenn ein Asteroid auf Kollisionskurs frühzeitig entdeckt wird. Alleine schon wegen diesem Gesichtspunkt finde ich das Engagement der Investoren begrüßenswert.
Zitat von xanopos Auch wenn am Ende keine Rohstoffgewinnung gelingen sollte, könnte das Unternehmen extrem wichtig für die Menschheit werden: Wenn ein Asteroid auf Kollisionskurs frühzeitig entdeckt wird. Alleine schon wegen diesem Gesichtspunkt finde ich das Engagement der Investoren begrüßenswert.
Schon mal daran gedacht, dass das Gegenteil noch viel einfacher denkbar wäre ? Wenn ich einen Asteroiden von 30 Kilometern Durchmesser auf direkten Kollisionskurs mit der Erde bringe, entspricht das wohl einer absoluten Vernichtungswaffe, gegen den die meisten Nuklearwaffen harmlose Knallfrösche vorstellen.
Und mit was für einem Antrieb wollen Sie eine solche Masse a) überhaupt beschleunigen und b) auch noch zielgerichtet lenken? Eine solche Waffe ist auf lange Zeit nur für Endzeitsekten interessant, die nicht zielgerichtet eine Gruppe, sondern die ganze Menscheit auslöschen wollen. Und die dafür in Frage kommenden Sekten verfügen glücklicherweise nicht über die Mittel.
Zitat Mit anderen Worten, was ist der Gewinnanreiz für Investoren? Das ist wahrscheinlich die Idee, in Bezug auf welche die meisten Menschen skeptisch sind, auch etliche Leute aus meiner Bekanntschaft, die aktiv an der Erforschung von Asteroiden arbeiten.
Ich muß gestehen, daß mich die Antwort Lewickis überraschte. "Die Investoren treffen ihre Entscheidungen nicht auf der Grundlage eines Geschäftsplans oder des Ertrags von Investitionen", sagte er mir. "Sie gründen ihre Entscheidungen auf unserer Vision". Der amerikanische Traum also; der ja nicht nur der Traum vom eigenen Aufstieg ist, sondern auch der Traum, daß bisher Unvorstellbares machbar ist. Der Traum, der die USA noch immer zur führenden wissenschaftlichen und auch technologischen Nation macht, wenn es nicht um das Umsetzen bestehender Technologien geht und das Forschen in ausgefahrenen Bahnen, sondern um Innovation und mutige Ideen.
Was würde wohl aus unserer Welt, aus den Träumen und Ideen, wenn Umverteiler und Wachstumsfeinde das Sagen hätten?
Zitat Nehmen wir an, der utopische Traum aller Linken würde wahr und das Geld würde gleichmäßig auf alle Köpfe verteilt. Das entspricht etwa einem Monatseinkommen von 833 US-Dollar (brutto).
Als Bürger schämt man sich, mit welchen Krümeln die Grundlagenforschung abgespeist wird, ob bei den Asteroiden, der Ausbeutung von Rohstoffe auf dem Meeresboden, der Entwicklung der Kernenergie u.v.a.m.
Zitat Wenn man sich die immensen Kosten der - vor allem bemannten - Raumfahrt vergegenwärtigt,
Hierzu ein paar Überlegungen:
1. Es handelt sich ja um unbemannte Raumfahrt - das senkt die Kosten gewaltig.
2. Es muss ja nicht Material in den Weltraum befördert werden (was sehr viel Energie kostet und daher sehr teuer ist), sondern umgekehrt Material vom Weltraum zur Erde bebördert werden. D.h. für diesen Materialweg benötigt man ggf. nicht allzu viel Energie. Zumindest dann, wenn man lange Transport-Zeiten akzeptiert (denn dann würden ggf. ja schon kleine Steuerungsraketen ausreichen, um Material auf ein Orbit zu bekommen, dass jenes der Erde irgendwann in einigen Jahrzehnten streift.
3. Andererseits ist natürlich genau dies auch ein Problem: Da gibt es dann eine Firma, die Asteroidenmaterial auf Kollisionskurs mit der Erde bringt. Da kann man dann nur hoffen, dass alles richtig berechnet ist und uns kein neuerliches Tunguska-Ereignis beschert wird (http://de.wikipedia.org/wiki/Tunguska-Ereignis).
4. Mich wundert etwas, dass Asteroiden eine besonders wertvolle Zusammensetzung haben sollen. Ich hätte gedacht, dass Asteroiden zwar sicher auch kleine Mengen an Edelmetallen enthalten, dass sie aber überwiegend aus nicht besonders wertvollen Bestandteilen bestehen. Natürlich KANN man dann dort irgendwie Edelmetalle erschürfen. Aber das muss doch VIEL, VIEL aufwändiger sein als auf der Erde. Es geht ja nicht nur um die rein astronautischen Kosten. Sondern man muss auf schelcht zu erkundenden Gelände ja erst einmal die gewünschten Lagerstätten finden. Wenn man dann z.B. unerwartet einen speziellen Bohrer oder ein Ersatzteil braucht, muss man das höchst aufwändig transportieren, etc. etc. Die Gestehungskosten von Aseroidenplatin ist doch sicher um mehrere Zehnerpotenzen höher als irdische Platin.
Zitat von Florian1. Es handelt sich ja um unbemannte Raumfahrt - das senkt die Kosten gewaltig.
Ob bemannt oder unbemannt, läßt Planetary Resources vorerst offen. Wie überhaupt ja noch alles ganz weit in der Ferne ist, was die konkrete Gestaltung einer solchen Ausbeutung von Asteroiden angeht. Man legt einfach erst einmal los, um zu sehen, was daraus werden könnte. Sehr amerikanisch; aber so machten es eben auch die Siedler, die sich auf den Oregon Trail begaben. So ist Amerika.
Zitat von Florian2. Es muss ja nicht Material in den Weltraum befördert werden (was sehr viel Energie kostet und daher sehr teuer ist), sondern umgekehrt Material vom Weltraum zur Erde bebördert werden. D.h. für diesen Materialweg benötigt man ggf. nicht allzu viel Energie. Zumindest dann, wenn man lange Transport-Zeiten akzeptiert (denn dann würden ggf. ja schon kleine Steuerungsraketen ausreichen, um Material auf ein Orbit zu bekommen, dass jenes der Erde irgendwann in einigen Jahrzehnten streift.
Das stimmt; ich habe es ja auch in dem Artikel erwähnt. Aber es stimmt erst dann, wenn man auf dem jeweiligen Asteroiden die Infrastruktur aufgebaut hat.
Warum sind denn Metalle wie Gold und Platin so teuer? Weil sie nur einen winzigen Bruchteil des jeweiligen Gesteins ausmachen. Es ist also mühevoll, sie zu suchen und herauszuarbeiten - durch Waschen oder wie immer. Das ist bei Asteroiden natürlich genau so. Es müßte dort geschürft werden. Man kann nicht den ganzen Asteroiden auf die Erde bringen (auf die Folgen weisen Sie ja hin). Also muß auf dem Asteroiden ein regelrechter Bergbau eingerichtet werden, mit den entsprechen Geräten zum Bohren, Schürfen, Analysieren usw. Und das muß mit großem Energieaufwand alles erst einmal dorthin geflogen werden.
Zitat von Florian3. Andererseits ist natürlich genau dies auch ein Problem: Da gibt es dann eine Firma, die Asteroidenmaterial auf Kollisionskurs mit der Erde bringt. Da kann man dann nur hoffen, dass alles richtig berechnet ist und uns kein neuerliches Tunguska-Ereignis beschert wird (http://de.wikipedia.org/wiki/Tunguska-Ereignis).
Wie gesagt, ausgeschlossen. Das wird auch nicht diskutiert. Diskutiert wird, die Bahn eines Asteroiden so zu ändern, daß er um den Mond kreist. Dort könnte man dann leichter hinfliegen, um zu schürfen usw.
Zitat von Florian4. Mich wundert etwas, dass Asteroiden eine besonders wertvolle Zusammensetzung haben sollen. Ich hätte gedacht, dass Asteroiden zwar sicher auch kleine Mengen an Edelmetallen enthalten, dass sie aber überwiegend aus nicht besonders wertvollen Bestandteilen bestehen. Natürlich KANN man dann dort irgendwie Edelmetalle erschürfen. Aber das muss doch VIEL, VIEL aufwändiger sein als auf der Erde. Es geht ja nicht nur um die rein astronautischen Kosten. Sondern man muss auf schelcht zu erkundenden Gelände ja erst einmal die gewünschten Lagerstätten finden. Wenn man dann z.B. unerwartet einen speziellen Bohrer oder ein Ersatzteil braucht, muss man das höchst aufwändig transportieren, etc. etc. Die Gestehungskosten von Aseroidenplatin ist doch sicher um mehrere Zehnerpotenzen höher als irdische Platin.
Sie sagen es.
Deshalb ist es ja so erstaunlich, daß gestandene und sehr erfolgreiche Geschäftsleute in das Projekt investieren und daß Ingenieure mitmachen, die teilweise bei der NASA in Spitzenpositionen gewesen waren.
Es ist eben diese Haltung: Versuchen wir es doch erst einmal. Mal sehen, wohin es uns führt. Vielleicht liegt hinter den Rockies ja fruchtbarstes Ackerland.
2029 und noch mal (und noch näher/gefährlicher 2035) kommt ja ein Asteroid der Erde gefährlich nahe. Da es überhaupt noch kein Konzept gibt wie man eine Kollision abwenden könnte, wäre es eigentlich eine gute Idee damit mal anzufangen.
Einige von diesen Asteroiden sollen nicht aus dem üblichen Dreck bestehen sondern zu einem Großteil aus Metall. Solche suchen die wohl und wenn sie so einen finden, braucht man nicht so viel Bergbau. Einfach nur in kleine Teile schneiden und "irgendwie" auf die Erde bringen.
Zitat von AldiOn2029 und noch mal (und noch näher/gefährlicher 2035) kommt ja ein Asteroid der Erde gefährlich nahe. Da es überhaupt noch kein Konzept gibt wie man eine Kollision abwenden könnte, wäre es eigentlich eine gute Idee damit mal anzufangen.
Zum Glück, lieber AldiOn, geht von diesem Asteroiden 99942 Apophis keine Gefahr für die Erde aus. Es gab vor etlichen Jahren solche Befürchtungen, aber sie haben sich nicht bestätigt. Die Wahrscheinlichkeit eines impact für 2029 ist jenseits von Gut und Böse; für 2036 liegt sie bei ungefähr 1:45.000 - das ist also ungefähr so wahrscheinlich, wie daß es in Deutschland zu einem atomaren Unfall à la Fukushima kommt.
Zitat von AldiOnEinige von diesen Asteroiden sollen nicht aus dem üblichen Dreck bestehen sondern zu einem Großteil aus Metall. Solche suchen die wohl und wenn sie so einen finden, braucht man nicht so viel Bergbau. Einfach nur in kleine Teile schneiden und "irgendwie" auf die Erde bringen.
Aus "Dreck" bestehen Asteroiden eigentlich selten; das sind die Kometen, die hauptsächlich aus Staub und Eis bestehen. Asteroiden bestehen aus sehr unterschiedlichem Material - Felsbrocken, Geröll, diversen Metallen wie Nickel und Eisen. Platin ist meines Wissens bisher auf keinem Asteroiden nachgewiesen worden; aber das beagt natürlich wenig. Möglich ist es.
Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu, daß die Gefahr von Asteroideneinschlägen real ist; es hat sich ja in der Erdgeschichte oft genug gegeben, und der Mond mit seinem Pickelgesicht führt uns diese Gefahr sinnfällig vor Augen. Aber 2029 und 2036 werden wir noch beruhigt schlafen können - die von uns, die das noch erleben.
Es ist eine Sache, neue Techniken zu entwickeln und auszuprobieren - der Erfolg der Schiefergas- und -ölexploitation ist da ein rezentes Paradebeispiel; es ist aber etwas ganz anderes, solch ein Geschäft groß aufzuziehen und die Anteilsscheine zu verkaufen, bevor die ersten Bodenproben zu Hause begutachtet sind.
Zitat Zettel __________ Es ist eben diese Haltung: Versuchen wir es doch erst einmal. Mal sehen, wohin es uns führt. Vielleicht liegt hinter den Rockies ja fruchtbarstes Ackerland. __________ Das letzte Mal, aus dem mir dieses Argument - wortwörtlich, nota bene - in Erinnerung (nicht personlicher, of course, nur angelesener) ist, war zwischen 1900 und 1905 die "Erschließung" Montanas; nach drei fatalen Mißernten 1908-10 war das Ergebnis, daß dieser Bundesstaat bis heute nach Louisiana das Armenhaus der USA ist, in dem es nur religiöse Hinterwäldler und potentielle (Öko)-Terroristen wie der Unabomber aushalten. Davor wurde 1870-72 in Australien die Erschließung der Blue Mountains damit beworben; nach der Dürre 1875-80 mit dem selbigen sükzeh. Andererseits dürfte es sich bei dieser speziellen Projektemacherei wohl eher um eine Alterabsicherung Camerons handeln. Im Filmbereich würde alles, was er noch liefern könnte, nach Titanic und Avatar zum Antiklimax, bestenfalls zur Fußnote; so kann er bis ans Ende seine Tage mit einer utopischen Idee auf "Zukunftskongressen" hausieren gehen; ohne daß eine große Gefahr auf Falsifizierung durch Schiffbruch besteht * (zumeist scheitern solche Visionen ja am ersten Härtetest wie 1996 die SSTO Boeing X-33, wenn die Rakete schlicht umkippt; oder wenn der Sturm die Cargolifter-Luftschiffhalle ein wenig zaust) - und vielleicht, wie bei Eulenspiegel oder Hodscha Nasreddin, lernt der Esel am Ende ja doch sprechen. Daß "namhafte NASA-Größen" hier die Chance sehen, Druck auf die US-Raumfahrtbehörde auszuüben, ist natürlich: NASA-Chef Biden hat bekanntlich gleich nach Amtsübernahme im Juli 2009 mitgeteilt, daß nicht mehr die Weltraumforschung das Hauptanliegen dieser Behörde sei, sondern auf Anordnung Obamas, dafür zu sorgen, daß die muslimische Welt stolz auf die Errungenschaften der arabischen Wissenschaft vor gut 1000 Jahren sei.
* schließlich ist ja keine der dafür notwendigen Techniken auch nur im Embryonalstadium verwirklicht, geschweige denn praxisreif.
Zitat von Florian3. Andererseits ist natürlich genau dies auch ein Problem: Da gibt es dann eine Firma, die Asteroidenmaterial auf Kollisionskurs mit der Erde bringt. Da kann man dann nur hoffen, dass alles richtig berechnet ist und uns kein neuerliches Tunguska-Ereignis beschert wird (http://de.wikipedia.org/wiki/Tunguska-Ereignis).
Wie gesagt, ausgeschlossen. Das wird auch nicht diskutiert. Diskutiert wird, die Bahn eines Asteroiden so zu ändern, daß er um den Mond kreist. Dort könnte man dann leichter hinfliegen, um zu schürfen usw.
Das ist German Angst... deswegen wird in Deutschland so etwas (wenn ueberhaupt) nur dann gemacht, wenn es zu mindestens 95% unter Kontrolle des Staates steht (siehe Atomkraft), also gar nicht
"Die Asteroiden: Das neue Golkonda" - bis man sich einen Bierdeckel hernimmt und eine Strichliste beginnt... Zur Genese dieses speziellen spins der "Eroberung des Alls": das beginnt bei H. G. Wells' The First Men in the Moon (1901), der ersten halbwegs plausibel gebauten Mondlandung (na gut, als Antrieb gibt's ein aus den Hut gezaubertes Anti-Schwerkraft-Metall, das allein schon weitere Ausflüge ins Unbekannte überflüssig gemacht hätte, gäb's es denn: aber dann hätten wir keinen Roman), wo die beiden Reisenden nach der Landung erst mal kräftig die Mondparzellen als Kolonien verteilen wollen (die Seleniten, die's da noch gibt, sehen dann dann etwas anders). in der Frau im Mond (1929) geht's um mächtig viel viel Gold; im ersten Nachkriegs-SF-Film, noch dazu mit dokufiktionalem Anspruch, Destination Moon (1950) um Uran für die Atomkraft, die sich "da draußen" für praktisch umsonst finden. Die Begründung bei vorgeblich ernst gemeinten Projekten ist stets ene variante mathusianischer Knappheitsbefürchtungen: bei den L-5-Projekten von Gerard K. O'Neill, so um 1977, ging's um Sonnenergie, die um geostatoonären Orbit gewonnen werden sollte, weil uns ja bis zum Jahr 2000 das Benzin ausgeht (das kleine Problem, wie der Saft transportiert werden sollte, wurde dann mit einem nie konkretisierten Hinweis auf "Mikrowellen" ad acta gelegt). Seit Mitte der 90er gilt als Motiv die ganz sicher vorhandenen Schätze von Helium-3 auf dem Mond, für die Kernfusion, die ja bis 2100 ganz bestimmt kommerziell nutzbar sein wird, ischwör. Der gegenwärtige, auch seit gut 6-7 Jahren ventilierte Vorstoß fußt auf einer postulierten demnächstigen Knappheit seltener Erden, v.a. von Gallium. http://www.asimovs.com/_issue_0806/ref.shtml
Daß diese diversen peak oil / coal / water pp. -situationen seit William Jevons' The Coal Question von 1872 nie eingetreten sind und bei einer funktionierenden Markwirtschaft samt freier Forschung, die für Recycling & Substitute sorgt, auch gar nicht eintreten können, hat Utopisten noch nie gestört. Zur Strichliste: 1) Es muss schlicht jede Schraube zum Objekt der Begierde transportiert werden: hier geht es nicht um das Einsammeln von Krümeln, wie bei der Hayabusa-Sonde, sondern um die industrielle Zerlegung von Millionen Tonnen von Gestein: nach Elementen getrennt, also geschmolzen & aufgespalten, die guten ins Töpfchen = im großindustriellen Maßstab; alles per Automatik (menschliche Klempner mitzuschicken gäbe ungeheure Risiken und würde die Transportmasse für Lebenserhaltungssystems und Quartiere - für Zeiträume von 5-20 Jahren! - sehr ungünstig beeinflussen): wie der Stand der Technik ist, setzt jedes klemmende Scharnier oder Ventil so eine Sonde matt. Hier geht's aber nicht ums Messen & Photographieren, sondern um intensivsten mechanischen Einsatz. Das Ganze bittschön mit ein paar hundert m2 Sonnenpaneelen befeuert (es sei denn, man traut sich zu, aus aufgeschmolzenem Erz glatt neue Sonnenzellen zu gießen, aufzuspannen, samt Steuerchips, alles automatisch). Ist die Ladung fertig, muß sie auf die Reise geschickt werden: Apollo-Asteroiden, also Erdbahnkreuzer, haben trotzdem eine andere Umlaufbahn als die Erde, nämlich weiter draußen, nur mit stärkerer Elliptizität. Nun wirds aber sehr aufwendig, von einem Orbit etwas nach "innen" zu schießen (die jeweilige Bahnenergie eines Objekts nimmt mit der abnehmenden Entfernung, hier zur Sonne, im Quadrat zu) (Der Aufwand, die Merkursonde Messenger in Position zu bringen, gibt da eine Ahnung: http://en.wikipedia.org/wiki/MESSENGER).
Ohne Antrieb fliegt "die Ladung" weiter auf bisheriger Bahn; als Antrieb kommen nur Sonnensegel, "mass drives" mit taubem Gestein, quasi als Schleuder, Ionenatriebe oder gute alte chemische Antriebe in Frage: die letzten beiden müssten bei der Hinreise mitgebracht werden (s.o. wg. Astronauten). Soll der Kram nicht ungebremst in die Wüste oder den Ozean pladdern, muss diese Geschwindigkeit wieder abgebremst werden. Dann eingefangen & "irgendwie" das "Problem der letzten Meile" gelöst. Das alles geht für nicht nur jede einzelne Tonne, sondern jedes einzelne Gramm in die Bereitstellungskosten ein. Und damit sich die Chose rechnet, müssen Sie das Endprodukt billiger anbieten als das hier schon angebotene, weil es sonst keinen Anreiz gibt, in diese Schiene zu investieren. Wie Sie erwähnen, sollte man bei solchen Aussichten klein anfangen: z.B. am Südpol ein Gewächshaus bauen & Riesling züchten (Wasser, Schwerkraft, 6 Monate Sonnenenergie im Jahr vorhanden, sogar Wartungspersonal, wenn nötig, die Transportwege sind erprobt: what can go wrong?) Für den Winter kann man ganz leicht Pumpbecken ins Eis schmelzen. Stufe 2 wäre dann Riesling vom Boden des Marianengrabens. Wenn Sie dann den (Meeres-)Riesling ohne Subventionen billiger anbieten können als aus hiesiger Produktion, bei gleicher Qualität, bin ich gern bereit, mir die Cameron'sche Kalkulation etwas genauer anzuschauen.
Zitat _________ The most pertinent piece of law is the Outer Space Treaty (OST), an agreement signed or ratified by all spacefaring nations in 1967, which established, among other things, that no nation may claim sovereignty over space, the moon or celestial bodies. The treaty was intended to protect the rights of lesser developed nations that did not yet have the ability to explore space, and to prevent the U.S. or the Soviet Union — whichever would go on to win the space race — from claiming sovereignty over the moon. However, the question of space resource exploitation is not explicitly addressed in the treaty, and interpretations of its words vary widely.
Frank Lyall, public law professor at the University of Aberdeen, Scotland, and director of the International Institute of Space Law, and Paul Larsen, a space law expert and adjunct professor at Georgetown Law School, both interpret the OST as meaning that no one — neither a government, nor a person — can claim title to an asteroid, or the precious metals therein.
The point is proven by a 2001 court case, they said. In 2000, an American man named Gregory Nemitz registered a claim to the asteroid Eros. When NASA sent a satellite to investigate this asteroid soon after, Nemitz sent a letter to NASA telling the space agency to pay parking fees for landing the satellite on his property. "NASA declined and so did the U.S. Dept. of State," Larsen explained in an email. "The reason is that the 1967 Outer Space Treaty, Article II, specifically states ’outer space ... is not subject to national appropriation by claim of sovereign, by means of use or occupation, or by any other means.’"
Thus, as the international law on the matter now stands, "an asteroid in outer space cannot be mined for the purpose of appropriation," Lyall wrote. "All the states whose nationals might mine are part of the 1967 [Outer Space] Treaty agreement and hence their national systems cannot provide the base of a title to the property." __________
P.P.S. - es wäre, wenn der Ballon steigen sollte, nicht die erste Blase, die dadurch erzeugt wird, daß das Fell des Bären verteilt wird, bevor er erlegt ist - oder bevor man sich seiner Existenz überhaupt sicher ist: sh. die "South Sea Bubble" von 1720.
Die Science Fiction wäre nicht das - auch - satirisch grundierte Genre, das sie ist, wenn solch ein scam nicht auch zum Thema gemacht worden wäre, zuerst in Cyril Kornbluth's "The Rocket of 1955" (April 1941)
Zitat Kornbluth _________ The requested contributions poured in. Newspapers and magazines ostentatiously donated yard-long checks of a few thousand dollars; the government gave a welcome half-million; heavy sugar came from the "Rocket Contribution Week" held in the nation's public schools; but independent contributions were the largest. We cleared seven rail-lion dollars, and then started to build the spaceship... The vaned projectile roared a hundred yards into the air with a wobbling curve-then exploded...But the professor got drunk, and, disgusted with the part he had played in the affair, told all and poisoned himself. Fein and I left the cash behind and hopped a freight. We were picked off it by a vigilance committee (headed by a man who had lost fifty cents in our rocket). Fein was too frightened to talk or write so they hanged him first, and gave me a paper and pencil to tell the story as best I could. Here they come, with an insulting thick rope. ___________
Zitat von Ulrich ElkmannZur Genese dieses speziellen spins der "Eroberung des Alls": das beginnt bei H. G. Wells' The First Men in the Moon (1901), der ersten halbwegs plausibel gebauten Mondlandung (na gut, als Antrieb gibt's ein aus den Hut gezaubertes Anti-Schwerkraft-Metall, das allein schon weitere Ausflüge ins Unbekannte überflüssig gemacht hätte, gäb's es denn: aber dann hätten wir keinen Roman), wo die beiden Reisenden nach der Landung erst mal kräftig die Mondparzellen als Kolonien verteilen wollen (die Seleniten, die's da noch gibt, sehen dann dann etwas anders). in der Frau im Mond (1929) geht's um mächtig viel viel Gold; im ersten Nachkriegs-SF-Film, noch dazu mit dokufiktionalem Anspruch, Destination Moon (1950) um Uran für die Atomkraft, die sich "da draußen" für praktisch umsonst finden. Die Begründung bei vorgeblich ernst gemeinten Projekten ist stets ene variante mathusianischer Knappheitsbefürchtungen: bei den L-5-Projekten von Gerard K. O'Neill, so um 1977, ging's um Sonnenergie, die um geostatoonären Orbit gewonnen werden sollte, weil uns ja bis zum Jahr 2000 das Benzin ausgeht (das kleine Problem, wie der Saft transportiert werden sollte, wurde dann mit einem nie konkretisierten Hinweis auf "Mikrowellen" ad acta gelegt). Seit Mitte der 90er gilt als Motiv die ganz sicher vorhandenen Schätze von Helium-3 auf dem Mond, für die Kernfusion, die ja bis 2100 ganz bestimmt kommerziell nutzbar sein wird, ischwör. Der gegenwärtige, auch seit gut 6-7 Jahren ventilierte Vorstoß fußt auf einer postulierten demnächstigen Knappheit seltener Erden, v.a. von Gallium. http://www.asimovs.com/_issue_0806/ref.shtml
Danke, lieber Ulrich Elkmann, für diese schöne Sammlung; lesenswert und lehrreich wie alles, was Sie schreiben.
Nur ist es ja so, daß diese mehr oder weniger irren, verstiegenen, naiven Utopien und Hoffnungen nicht selten am Ende doch den Fortschritt vorangebracht haben. Ich halte es da mehr mit Bloch als mit den orthodoxen Marxisten. Es waren selten wirtschaftliche Motive, die Entdeckungen motivierten; die kamen danach und schlachteten diese aus.
Am Anfang der heutigen Raumfahrt stand Hermann Oberth; ein Phantast und skurriles Original, wie der "Feuerzangenbowle" entsprungen. Er hatte Ideen, die heute grotesk erscheinen, wie zum Beispiel riesige die Erde umkreisende Spiegel, die nachts die Großstädte erhellen sollten, indem sie das Sonnenlicht reflektierten. Sie sollten geostationär sein - solche Satelliten gibt es heute bekanntlich wirklich; nur reflektieren sie nicht Sonnenlicht, sondern senden TV-Programme usw.
Was aus technischen Ideen wird, weiß man selten. Das Internet sollte bekanntlich der militärischen Kommunikation dienen und wäre vermutlich verboten worden, wenn damals, sagen wir, die Piraten das Sagen gehabt hätten.
Übrigens, lieber Ulrich Elkmann, war es ja mit dem Oregon Trail nicht anders. Montana mag eine Enttäuschung gewesen sein; aber dann zog man eben weiter bis nach Oregon. Als Lewis & Clark die Route ausbaldowerten, ging es um den Pelzhandel und dergleichen. Aber dann kamen die Siedler. Es kommt anders als man denkt. Aber wenn man nicht denkt und phantasiert, dann kommt gar nix.
Es ist halt wie in der Evolution. Das meiste funktioniert nicht. Aber der Mechanismus, der alle diese Irrtümer hervorbringt, ist dennoch gut.
Zitat von Ulrich Elkmann wäre ein solches Unterfangen - wie auch das Schürfen auf dem Mond - wahrscheinlich illegal
Das kann ich den Zitaten nicht entnehmen. Ich interpretiere das eher so, daß sich niemand dort Rechte reservieren kann. Aber schürfen dürfte man sehr wohl.
Das wäre dann wie auf hoher See: Die kann sich kein Staat als Territorialgewässer sichern, aber alle dürfen sie (inbesondere für Fischfang) nutzen.
Zitat von Ulrich Elkmann wäre ein solches Unterfangen - wie auch das Schürfen auf dem Mond - wahrscheinlich illegal
Das kann ich den Zitaten nicht entnehmen. Ich interpretiere das eher so, daß sich niemand dort Rechte reservieren kann. Aber schürfen dürfte man sehr wohl.
Das wäre dann wie auf hoher See: Die kann sich kein Staat als Territorialgewässer sichern, aber alle dürfen sie (inbesondere für Fischfang) nutzen.
So würde dass wohl in der Praxis verlaufen, da man de facto doch nichts ausrichten könnte. Aber man würde sicher versuchen, die "hands off!"-Interpretation juristisch an Anschlag zu bringen. Im Seerecht läuft das ja über die Ausweitung der Küstenzone auf 200 Meilen, was Förder- und Schürfrechte angeht, seitdem Tiefseebohrungen technisch durchführbar sind. Der erste Streitfall im Sachen Weltraumrecht ergab sich übrigens aus der Frage, ob ein Satellit den Luftraum des überflogenen Staates verletzt (und evt. abgeschossen werden dürfte), gleich nach dem Sputnik-Schock von 1957-58. Man hat sich dann darauf geeinigt, daß der Luftraum eben nur dort gilt, "bis wo der Erde Atem hinreicht", wie Mörike im "Letzten König von Orplid" formuliert.
Die Vorstellung im Weltraum gewonnene Materialen könnten mit denen, die auf der Erde hergestellt werden, konkurrieren, ist tatsächlich absurd. Was sich aber lohnen könnte, Materialen im Weltraum zu gewinnen, wenn sie für die Nutzung im Weltraum vorgesehen sind. Es ist unglaublich teuer Material in den Orbit zu befördern. Ein nahliegender Gedanke ist es, das Wasser eines eingefangenen Kometen elektrolytisch zu zerlegen und mit damit Raketen aufzutanken. Diese müssten dann nur noch den Treibstoff mitnehmen um in eine niedrige Umlaufbahn zu gelangen. Den Treibstoff um von dort auf eine geostationäre Bahn zu kommen, könnte man dort aufnehmen.
Zitat von MichelDie Vorstellung im Weltraum gewonnene Materialen könnten mit denen, die auf der Erde hergestellt werden, konkurrieren, ist tatsächlich absurd.
Finde ich nun nicht. Wenn man sich ansieht mit welch gigantischem Energieaufwand man heute beispielsweise Einkristalle herstellen muss (-> Czochralski-Verfahren), kann ich mir schon vorstellen, dass es durchaus Sinn machen kann, grosse Mengen davon an Orten zu erschmelzen, die sowohl keine Gravitation als auch grosse Energiemengen zur Verfügung stellen. Und die (weitgehende) Abwesenheit von Gravitationskräften mag auch ganz andere Produktionsprozesse möglich machen. Ob das in 30 Jahren oder wenn das ganze wirklich mal umsetzbar ist, noch wirtschaftlich Sinn macht, sei dahingestellt.
In den Entwicklungsabteilungen hieß es früher: Dem (deutschen) Inschenör ist nichts zu schwör. Und heute, alles zu "schwör" geworden? Oder ist nur der alte "Geist" entwichen, die frühere grenzenlose, optimistische, naive, opferungsbereite Sicht auf die Zukunft? Die Welt ist vielfältiger, widersprüchlicher und interessanter geworden, unsere Möglichkeiten wuchsen um Größenordnungen und ich denke, daß die wissenschaftliche, technische und soziale Entwicklung beschleunigt weitergetrieben wird - aber vermutlich ohne uns deutsche Bedenkenträger. Sehen wir zurück auf die Wissenschaftsgeschichte. Es lief fast nie plangemäß. Vielleicht kommt man bei den extragalaktischen Forschungen auf neue Energietechniken, bei der Untersuchung von Zahnbürsten auf revolutionäre Raketenantriebe, durch die Differentialgleichungen des Klima zum ultimativen Potenzmittel ... :-) mfG
Zitat von Hausmann Oder ist nur der alte "Geist" entwichen, die frühere grenzenlose, optimistische, naive, opferungsbereite Sicht auf die Zukunft?
Nee, der ist noch da. Grenzenlos der Wille zur Beglückung und Erziehung, optimistisch bei aussichtslos scheinenden Vorhaben wie der Energiewende, naiv der Glaube an den Staat und seine Rettungskünste und opferbereit wenn es gilt mit dem Fahrrad die Umwelt zu schützen.
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