Zitat: "Kitas auch nicht, denn dort befinden sich ja ebenfalls Erwachsene und geben den Ton an. Für das unbetreute Spielen unter Nachbarskindern, das ich in der Tat für einen wesentlichen Teil der Kindheit halte, braucht man überhaupt keine Gesetze und Subventionen."
Das ist schon richtig und das haben wohl die meisten Angehörigen früherer Generationen als wertvollen Teil ihrer Kindheit in Erinnerung behalten. Doch wenn man mit Personen über die Gangstagsbetreuung diskutiert (die ja nicht früh genug anfangen kann), dann kommt früher oder später das Argument mit den Bildungsexperten und der Sozialisation der Kinder in den Ganztagsinstitutionen. Dem Argument habe ich dann meist nichts entgegenzusetzen. Die Nachbarskinder sind ja auch nicht alle gleichalterig und nicht immer da. So entsteht in den Diskussionen häufig der Eindruck, dass wir vor der Wahl stünden ob das Kind ganztagsbetreut in der Schule untergebracht ist oder sozial völlig isoliert aufwachsen muss. Alle Probleme in den Schulklassen wie Mobbing, soziale Ausgrenzung Einzelner oder Gruppen und Jugendliche die den Unterricht stören, könnte man Nachmittags durch qualifiziertes Personal besser lösen als jemals zuvor. Dass das nicht der Praxis entspricht, das ist kein Argument...
Zitat von Johanes im Beitrag #26Doch wenn man mit Personen über die Gangstagsbetreuung diskutiert (die ja nicht früh genug anfangen kann), dann kommt früher oder später das Argument mit den Bildungsexperten und der Sozialisation der Kinder in den Ganztagsinstitutionen.
Damit ziehen diese Experten ihrem eigenen Argument den Boden weg, die Eltern seien für die Erziehung nicht ausreichend, da die Kinder den Umgang mit Gleichaltrigen brauchen. Der entfällt ja gerade bei der Ganztagsbetreuung, weil dort die Pädagogen die Struktur vorgeben.
Zitat von Johanes im Beitrag #26Die Nachbarskinder sind ja auch nicht alle gleichalterig und nicht immer da.
Ersteres ist nicht unbedingt schädlich. Ältere Kinder sind als Lehrer und als Vorbilder überaus nützlich, an jüngeren können sich die Kleinen selbst als Lehrer und Vorbilder ausprobieren.
Zu 2. So weit ich das mit kurzem Googeln feststellen konnte, findet das "Ganztagsangebot" (im Unterschied zum Internat) lediglich an den Werktagen und da auch nur bis zum Nachmittag statt. Zu anderen Zeiten sind die Profis im Feierabend bzw. Wochenende. Manchmal streiken sie auch. Die Verfügbarkeit von Nachbarskindern dürfte meistens erheblich zuverlässiger sein als die von bezahlten Pädagogen. Ganz abgesehen von dem Wert, der darin liegt, daß sie sich selbst um die Kontakte kümmern dürfen. Probleme können allerdings auftreten, wenn die Nachbarskinder alle in der Ganztagsbetreuung sind. Es ist ungünstig, Kindern etwas vorzuenthalten, was alle anderen Kinder machen.
Zitat von Johanes im Beitrag #26Doch wenn man mit Personen über die Gangstagsbetreuung diskutiert
Ob unbeabsichtigt oder nicht: Gangstagsbetreuung ist ein herrlicher Vertipper. Macht einem richtig Lust, noch mal Ivan Illich zu lesen. In typo veritas.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Zitat von Kallias im Beitrag #27Damit ziehen diese Experten ihrem eigenen Argument den Boden weg, die Eltern seien für die Erziehung nicht ausreichend, da die Kinder den Umgang mit Gleichaltrigen brauchen. Der entfällt ja gerade bei der Ganztagsbetreuung, weil dort die Pädagogen die Struktur vorgeben.
Naja, das wird wohl auch als positiv angesehen. Immerhin sind Pädagogen die Fachleute für die Erziehung von Kindern, sie sollten also wissen, wie man es besser machen kann. Dass es mit der Erziehung und der Vorbildfunktion von Eltern bisweilen Probleme gibt, glaube ich übrigens gerne. Das war sicherlich schon vor der Ganztagsschule so. Die Frage ist nur, ob man den Kindern nicht auch ein Stück weit etwas von ihrer Kindheit wegnimmt, wenn diese nur noch (oder größtenteils) im pädagogischen Kontext stattfindet.
Andere Dinge bleiben dabei wahrscheinlich auf der Strecke. Der Sportverein, der nachmittagliche Klavierunterricht, die Nachhilfe oder der Zusatzunterricht.
Das wird wahrscheinlich als großer gesellschaftlicher Wandel zu beginn des 21. Jahrhunderts in die Geschichtsbücher eingehen.
Zitat von Kallias im Beitrag #27Damit ziehen diese Experten ihrem eigenen Argument den Boden weg, die Eltern seien für die Erziehung nicht ausreichend, da die Kinder den Umgang mit Gleichaltrigen brauchen. Der entfällt ja gerade bei der Ganztagsbetreuung, weil dort die Pädagogen die Struktur vorgeben.
Naja, das wird wohl auch als positiv angesehen. Immerhin sind Pädagogen die Fachleute für die Erziehung von Kindern, sie sollten also wissen, wie man es besser machen kann. Dass es mit der Erziehung und der Vorbildfunktion von Eltern bisweilen Probleme gibt, glaube ich übrigens gerne. Das war sicherlich schon vor der Ganztagsschule so. Die Frage ist nur, ob man den Kindern nicht auch ein Stück weit etwas von ihrer Kindheit wegnimmt, wenn diese nur noch (oder größtenteils) im pädagogischen Kontext stattfindet.
Andere Dinge bleiben dabei wahrscheinlich auf der Strecke. Der Sportverein, der nachmittagliche Klavierunterricht, die Nachhilfe oder der Zusatzunterricht.
Das wird wahrscheinlich als großer gesellschaftlicher Wandel zu beginn des 21. Jahrhunderts in die Geschichtsbücher eingehen.
Herzlichst, Johanes.
Lieber Johanes, ich glaube eher es geht ja gar nicht um Kinder (Der Sportverein, der nachmittagliche Klavierunterricht, die Nachhilfe oder der Zusatzunterricht) es geht um "die Kinder" die aufgrund ihres Elternhauses eine nicht westliche Erziehung und erst recht keine grünrote erhalten.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
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