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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 23 Antworten
und wurde 2.472 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.04.2012 07:11
Digital vs. Print Antworten

Auch dieser Artikel geht wieder einmal auf eine Anregung - von Ulrich Elkmann - aus dem kleinen Zimmer zurück. Der Anlaß dafür, daß ich mir dieses Thema jetzt vorgenommen habe, ist der Insider-Artikel von Götz Hamann in der aktuellen "Zeit". Da erzählt ein Hamburger Journalist, was man dort so in den Fahrstühlen über die Kollegen hört.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

30.04.2012 09:53
#2 RE: Digital vs. Print Antworten

Zitat
Denn da strampeln sich die hoch­qualifizierten Redakteure des gedruckten "Spiegel" ab und produzieren hochpreisige Qualität ...


Es ist so schön, die Woche mit einem Witz zu beginnen ;-)

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

30.04.2012 11:16
#3 RE: Digital vs. Print Antworten

Zitat von R.A.

Zitat
Denn da strampeln sich die hoch­qualifizierten Redakteure des gedruckten "Spiegel" ab und produzieren hochpreisige Qualität ...


Es ist so schön, die Woche mit einem Witz zu beginnen ;-)




Ich würde das relative sehen, lieber R.A. Relativ zu SPON.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein


"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."

-Thomas Jefferson

Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Krischan Offline




Beiträge: 642

30.04.2012 14:21
#4 RE: Digital vs. Print Antworten

Am Ende trifft auch bei SPIEGEL bzw. SPON der altbekannte Satz zu, dass nichts umsonst ist, irgendjemand muss bezahlen. Wenn ich das ökonomisch richtig überblicke, haben SPIEGEL und SPON bisher hauptsächlich von Anzeigenerlösen gelebt (die Abogebühren blende ich da mal aus, sind aber wahrscheinlich auch vernachlässigbar). Und klar, warum den Spiegel kaufen, wenn man ihn umsonst lesen kann (Wortspiel beabsichtigt). Der Weg, bezahlten Inhalt dann eben verstärkt und irgendwann "nur" noch online zu vertreiben, ist ökonomisch der Richtige, das machen Fachmagazine seit Jahren schon, zulasten einer Printausgabe.

Haupt-Wert des SPIEGELS sind ja, wenn man zur Zielgruppe gehört, die Artikel, und nicht das Papier. Genauso wie sich Tontafeln, Pergament oder Papyrus überlebt haben bzw. nur noch in Nischen zu finden sind (hat jemand ein Beispiel für Tontafeln?), wird sich ein gedruckter Spiegel überleben.

Hausmann Offline



Beiträge: 710

30.04.2012 14:32
#5 RE: Digital vs. Print Antworten

Eine Frage am Rande:
Ich zögere noch beim Kauf eines eBooks. Insbesondere interessieren mich Fachbücher, bei denen es wohl noch Darstellungsprobleme gab (PDF?). Auch mit der Sichtbarkeit war ich letztens unzufrieden (Weltbild). Sollte man noch etwas warten? Danke!

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.560

30.04.2012 14:34
#6 RE: Digital vs. Print Antworten

Zitat von Krischan

(hat jemand ein Beispiel für Tontafeln?)




http://de.wikipedia.org/wiki/Blue_Plaque


Zitat
_______
In der Regel handelt es sich um eine Scheibe aus blau glasierter Keramik oder Kunstharz mit 48 Zentimeter Durchmesser, weißer Beschriftung und weißem Rand, die an Gebäuden oder anderen permanenten Strukturen angebracht ist.
_______


Ansonsten nur die Filmvarianten des Golem-stoffs, in der diesem der magische Begriff EMETH an die Stirn geschrieben wird (der Reset erfolgt durch Löschen des ersten Buchstabens, 'meth' = er ist tot) statt des Zettels, der ihm unter die stumme Zunge gelegt wird.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.04.2012 16:54
#7 RE: Digital vs. Print Antworten

Zitat von Krischan
Und klar, warum den Spiegel kaufen, wenn man ihn umsonst lesen kann

Kann man ja nicht, lieber Krischan. Jedenfalls nicht legal. Man muß ihn bezahlen und erwirbt damit erst einmal den Reader, ohne den man ihn logischerweise gar nicht lesen kann.

In dem "Zeit-"Artikel von Götz Hamann steht, daß - sinngemäß zitiert - zum Entsetzen der "Spiegel"-Redaktion viele Studenten (unter denen man offenbar eine Umfrage gemacht hat) gar nicht wissen, daß "Spiegel-Online" nicht die Onlineausgabe des "Spiegel" ist, sondern ein ganz anderes Produkt - mit einer kompletten eigenen Redaktion, eigenen Auslandskorrespondenten usw. (Marc Pitze zum Beispiel würde beim gedruckten "Spiegel" keinen Satz ins Blatt kriegen).

Es gab und gibt einen gewissen personellen Austausch, der USA-Korrespondent Gregor Peter Schmitz beispielsweise wechselte, wenn ich mich recht erinnere, von "Spiegel-Online" zum "Spiegel". Journalisten der einen Sparte schreiben auch schon einmal für die andere (kürzlich zum Beispiel Traufetter in "Spiegel-Online", das logischerweise keinen eigenen Korrespondenten in Norwegen hat, über den Breivik-Prozeß). Aber im Prinzip sind das zwei verschiedene Unternehmen, nur eben in der Hand desselben Besitzers.

Zitat von Krischan
Haupt-Wert des SPIEGELS sind ja, wenn man zur Zielgruppe gehört, die Artikel, und nicht das Papier. Genauso wie sich Tontafeln, Pergament oder Papyrus überlebt haben bzw. nur noch in Nischen zu finden sind (hat jemand ein Beispiel für Tontafeln?), wird sich ein gedruckter Spiegel überleben.

Ja, das denke ich auch. Die Sache erscheint mir auch einfacher als bei Kindle vs gedrucktes Buch; denn das gedruckte Buch hat einen eigenen Wert als (beispielsweise bibliophil gestaltetes) physisches Objekt. Ein ausgelesener "Spiegel" ist aber nur noch Altpapier für die Tonne.

Die Frage ist natürlich, was diejenigen machen, die aus irgendeinem Grund keinen Zugang zu digitalen Medien haben. Sie werden zunehmend zur eigentlichen unterprivilegierten Minderheit, die schon heute ungleich schlechter (und auch noch teurer!) lebt als die anderen.

Herzlich, Zettel

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

30.04.2012 17:34
#8 RE: Digital vs. Print Antworten

Zitat von Zettel
viele Studenten (...) gar nicht wissen, daß "Spiegel-Online" nicht die Onlineausgabe des "Spiegel" ist, sondern ein ganz anderes Produkt - mit einer kompletten eigenen Redaktion, eigenen Auslandskorrespondenten usw.


Ehrlich gesagt war mir auch nicht klar, daß die Trennung so komplett ist. Ja, es sind andere Artikel, aber doch sehr ähnlich in der Machart und den Themen. Ich lese den gedruckten Spiegel inzwischen nur noch selten, aber doch alle paar Wochen mal. Und mir ist kein besonderer Unterschied aufgefallen (insbesondere auch nicht bei der Qualität).

Mir kommen die beiden Spiegel-Varianten eher vor wie Wochentags- und Sonntags-Ausgabe z. B. der FAZ: Es sind andere Artikel (alleine schon wegen des unterschiedlichen Zeithorizonts), aber grundsätzlich ist es dieselbe Zeitung.

Wenn nun wirklich Spiegel und Spiegel online so unterschiedlich sind, dann würde ich mir an Stelle der Chefredaktion weniger über die Bezahlmodalitäten Gedanken machen, sondern erst einmal über das Markenimage.

Zitat
Die Frage ist natürlich, was diejenigen machen, die aus irgendeinem Grund keinen Zugang zu digitalen Medien haben.


Was machen diejenigen, die kein Auto haben, oder keinen Fernseher, oder keinen Kühlschrank?
Die müssen halt den Bus nehmen, ins Kino gehen und ihr Bier warm trinken.

Soll heißen, ich finde das völlig unproblematisch. Es ist ziemlich jedem zumutbar, sich irgendwann den Zugang zu digitalen Medien zu verschaffen. Meine eher EDV-averse Mutter hat seit Ostern ein iPad und kommt prima damit zurecht, auch mit dem Ebook-Reader. Und wenn sie es kann, kann es jeder - der will. Und wenn die Printmedien wirklich verschwunden sein werden (einige Jahre wird es wohl noch dauern), werden die digitalen Nachfolger noch einfacher und preiswerter zur Verfügung stehen.

Hausmann Offline



Beiträge: 710

30.04.2012 18:36
#9 RE: Digital vs. Print Antworten

Zitat von R.A.
Und wenn die Printmedien wirklich verschwunden sein werden...


http://www.amazon.de/Fahrenheit-451-Ray-...y/dp/3453164121

C. Offline




Beiträge: 2.639

30.04.2012 18:50
#10 RE: Digital vs. Print Antworten

Zitat von Hausmann

Zitat von R.A.
Und wenn die Printmedien wirklich verschwunden sein werden...


http://www.amazon.de/Fahrenheit-451-Ray-...y/dp/3453164121




Die Spiegel-Print-Redaktion kann ja den ehrwürdigen Beruf des Moritatensängers wieder aufleben lassen.

Zitat von Wikipedia
Die Moritat ist ein balladenähnliches Bänkellied mit einer einfachen Melodie, das entsetzliche Ereignisse und schaurige Verbrechen schildert und mit moralisierenden Worten endet



http://de.wikipedia.org/wiki/Moritat

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.04.2012 19:42
#11 "Spiegel" vs "Spiegel-Online" Antworten

Zitat von R.A.
Ehrlich gesagt war mir auch nicht klar, daß die Trennung so komplett ist. Ja, es sind andere Artikel, aber doch sehr ähnlich in der Machart und den Themen. Ich lese den gedruckten Spiegel inzwischen nur noch selten, aber doch alle paar Wochen mal. Und mir ist kein besonderer Unterschied aufgefallen (insbesondere auch nicht bei der Qualität).

Interessant, wie verschieden die Wahrnehmung sein kann, lieber R.A. Für mich ("Spiegel"-Leser seit Anfang der fünfziger Jahre; damals lag er im Wartezimmer meines Vaters als Teil der "Lesemappe" aus) ist der "Spiegel" nach dem Kriterium der journalistischen Qualtität nach wie vor an der Spitze. Mit "Qualität" meine ich die Zuverlässigkeit der Informationen, die Reichhaltigkeit der Details, das gedankliche und sprachliche Niveau.

Der "Spiegel" leidet, wie ein großer Teil der deutschen Medien, darunter, daß die Meinungsvielfalt weitgehend verlorengegangen ist. Zu Augsteins Zeiten war das ganz anders - da gab es linke, rechte, vor allem natürlich liberale Tendenzen in der Reaktion. Heute gibt es (mit Ausnahme von Feigenblättern wie Fleischhauer) nur noch den rotgrünen Einheitsbrei.

Aber die Tendenz ist ja eine andere Dimension als die Qualität. In der Tendenz ist der "Spiegel" nicht mehr das, was er einmal war - ein Blatt für freie Gedanken. Die Qualität ist nach wie vor exzellent. Ganz anders als die von "Spiegel-Online", dem man nie eine Information ungeprüft abnehmen kann. Schlampig, agitatorisch. Der einzige Vorzug ist, daß sehr viel sehr schnell aus den Agenturen übernommen wird. Deshalb gehe ich immer zuerst dorthin, und falls mich ein Thema interssiert, sehe ich in den seriösen Medien nach.

Vielleicht ist es ganz nützlich, den Unterschied an einem ganz äußerlichen Kriterium zu verdeutlichen: Beim "Spiegel" sind laut Impressum 30 Redakteure promoviert; bei "Spiegel-Online" kein einziger.

Zitat von R.A.
Wenn nun wirklich Spiegel und Spiegel online so unterschiedlich sind, dann würde ich mir an Stelle der Chefredaktion weniger über die Bezahlmodalitäten Gedanken machen, sondern erst einmal über das Markenimage.

Exakt.

"Spiegel-Online" begann natürlich als der digitale Ableger des "Spiegel". Anfangs standen dort hauptsächlich Stories aus dem "Spiegel". Aber das hat sich eben im Lauf der Jahre geändert, das Image aber nicht.

Nur, was tun? Beides sind nun einmal eingeführte Markennamen. Im Grunde müßte man eines der Produkte umbenennen.

Herzlich, Zettel

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

30.04.2012 20:16
#12 RE: Digital vs. Print Antworten

Zitat von Zettel
Aber die Tendenz ist ja eine andere Dimension als die Qualität. In der Tendenz ist der "Spiegel" nicht mehr das, was er einmal war - ein Blatt für freie Gedanken. Die Qualität ist nach wie vor exzellent.


Der Vater (Augstein) erstellts, der Sohn (Aust) erhälts, dem Enkel (wer ist das nochmal?) zerfällts. Früher Sturmgeschütz der Demokratie, heute Konfettikanone derselben. Auch wenn die Beamtenprawda noch gut gemacht ist, bleibts doch die Prawda ... für den gehobenen Dienst.
Mainstream, wenn auch auf hohem Niveau, braucht niemand. Dafür bezahlen tut nur noch der, der damit in Erinnerungen schwelgt. Papierne Infofolklore für Pensionäre und solche, die es noch werden wollen.

Wenn der Absatz aber weiter sinken sollte wirds schwerer, die promovierten Redakteure zu halten (übrigens, wurden die schon gevroniplaged?). Das Ende vom Lied wird sein, dass die Qualitätsjournalisten gehaltsbedingt zu den Einzigen wechseln werden, die sich um ihren Umsatz wahrlich nicht zu sorgen brauchen. -> Potenzielle Verstärkung für die GEZ-Mafia.

Beste Grüße, Calimero

----------------------------------------------------
Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

C. Offline




Beiträge: 2.639

01.05.2012 00:30
#13 RE: Digital vs. Print Antworten

Zitat von Calimero
Das Ende vom Lied wird sein, dass die Qualitätsjournalisten gehaltsbedingt zu den Einzigen wechseln werden, die sich um ihren Umsatz wahrlich nicht zu sorgen brauchen. -> Potenzielle Verstärkung für die GEZ-Mafia.



Aber auch Zwangsgebührenver(sch)wender haben so ihre Sorgen: Apps statt Journalisten - Wir sind dann mal bald weg

Zitat von Qualitätsjournalist
Die Automatisierung schreitet unaufhaltsam voran - immer mehr Berufsbilder verschwinden oder verlieren zumindest an Bedeutung. Da sind Journalisten doch wahrlich glücklich dran: Unsere messerscharfe analytische Intelligenz, unser geschliffener Sprachstil, die immerwährende intellektuelle Präsenz, all das können nur wir.

Oder eine Handy-App der US-Firma "Narrative Science" (Erzählende Wissenschaft).



Can the Computers at Narrative Science Replace Paid Writers?

Leider ist kein Journalismus auch keine Lösung. Worüber kann ich mich sonst empören? Dann lieber doch eine Haushaltsabgabe für Qualitätsjournalisten.

Der Riesling gehört zu Deutschland.

DavidHarnasch Offline



Beiträge: 24

01.05.2012 01:18
#14 App ohne Anzeigen Antworten

Ein Nebenaspekt: Auch ich lese den SPIEGEL praktisch nur noch auf dem Tablett. Dabei fällt eines auf: Hier gibt es nur Eigenanzeigen aus dem Verlag. Und das halte ich für fatal. Erstens gewöhnt man so die Leser daran, hier keine Werbung zu erwarten. Wäre von Anfang an Werbung in der App gewesen, hätte das niemanden gestört, aber wenn nun nachträglich Werbung integriert wird, werden einige Leser das als Produktverschlechterung empfinden. Wäre ich Mediaplaner, würde ich es außerdem als Affront werten, wenn ausgerechnet der Teil der Abonnenten mir entgeht, der konsumfreudig und technikaffin genug ist, um schon jetzt Geld für ein Tablett und das Digitalabo auszugeben.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.560

01.05.2012 01:27
#15 RE: Digital vs. Print Antworten

Zitat von C.

Zitat von Calimero
Das Ende vom Lied wird sein, dass die Qualitätsjournalisten gehaltsbedingt zu den Einzigen wechseln werden, die sich um ihren Umsatz wahrlich nicht zu sorgen brauchen. -> Potenzielle Verstärkung für die GEZ-Mafia.



Aber auch Zwangsgebührenver(sch)wender haben so ihre Sorgen: Apps statt Journalisten - Wir sind dann mal bald weg

Zitat von Qualitätsjournalist
Die Automatisierung schreitet unaufhaltsam voran - immer mehr Berufsbilder verschwinden oder verlieren zumindest an Bedeutung. Da sind Journalisten doch wahrlich glücklich dran: Unsere messerscharfe analytische Intelligenz, unser geschliffener Sprachstil, die immerwährende intellektuelle Präsenz, all das können nur wir.

Oder eine Handy-App der US-Firma "Narrative Science" (Erzählende Wissenschaft).



Can the Computers at Narrative Science Replace Paid Writers?

Leider ist kein Journalismus auch keine Lösung. Worüber kann ich mich sonst empören? Dann lieber doch eine Haushaltsabgabe für Qualitätsjournalisten.





"...where writers are free from the drudgery of writing to be public figures..."

THE SILVER EGGHEADS By Fritz Leiber (1958/1961)
http://georgekelley.org/?p=2493
____________
Imagine a world where computers write the books and authors are mere marketing devices to help sell the product. This is the world Fritz Leiber imagined nearly 50 years ago. ... Leiber, ever the innovator, came up with the concept of The Silver Eggheads which seems to be coming to fruition in the near future. Until then, we have real writers who actually write the books they hawk to the reading public. Let’s celebrate them until the computers take over writing the books as Leiber predicted.
___________

http://www.trashfiction.co.uk/silver_eggheads.html

Zitat
__________
"In the future, the business of creative writing has been passed on from humans to machines (an echo of 1984), whilst - paradoxically - writers are more famous and popular than ever before. The job of the writer is to sit with the wordmill while it does the writing, and then to be the public face of the book in a society where novelists are stars. In this context the image is the crucial bit of the job, and contracts stipulate every detail of his or her appearance: an apprentice is 'generally required to wear some such costume as a Grecian tunic, Roman toga, monkish robes, or doublet-and-hose along with a starchy wide ruff', a journeyman progresses onto something more Germanic and 19th century, while a master writer is 'licensed to wear levis and sweatshirt, get a crewcut, and smoke cigarettes in public.' (p.8)

Writers being contrary sods, however, they're not content to sit around, collecting the royalties and the adulation, and a rebel group of literary Luddites decide to smash up the wordmills in an attempt to reassert their historic role. Well, you've got to fight for your right to write. And then they realize that they have no idea what to do next."
_____________

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

01.05.2012 06:32
#16 RE: App ohne Anzeigen Antworten

Zitat von DavidHarnasch
Ein Nebenaspekt: Auch ich lese den SPIEGEL praktisch nur noch auf dem Tablett. Dabei fällt eines auf: Hier gibt es nur Eigenanzeigen aus dem Verlag. Und das halte ich für fatal. Erstens gewöhnt man so die Leser daran, hier keine Werbung zu erwarten. Wäre von Anfang an Werbung in der App gewesen, hätte das niemanden gestört, aber wenn nun nachträglich Werbung integriert wird, werden einige Leser das als Produktverschlechterung empfinden. Wäre ich Mediaplaner, würde ich es außerdem als Affront werten, wenn ausgerechnet der Teil der Abonnenten mir entgeht, der konsumfreudig und technikaffin genug ist, um schon jetzt Geld für ein Tablett und das Digitalabo auszugeben.



Aber der Verlag spart doch gegenüber der Print-Ausgabe die gesamten Druckkosten und einen großen Teil der Distributionskosten. Die Kosten für das Layout dürften etwa gleich sein. Warum sollte die App dann so viel Werbung enthalten wie das gedruckten Magazin? Übrigens scheint mir der gedruckte SPIEGEL heute auch dünner zu sein als früher.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

02.05.2012 10:33
#17 RE: "Spiegel" vs "Spiegel-Online" Antworten

Zitat von Zettel
Mit "Qualität" meine ich die Zuverlässigkeit der Informationen, die Reichhaltigkeit der Details, das gedankliche und sprachliche Niveau.


Das sind natürlich wichtige Faktoren, aber "Zuverlässigkeit der Informationen" umfaßt für mich deutlich mehr als beim Spiegel üblich.

Die Fakten dort sind zuverlässig im Sinne von recherchiert. Was im Artikel steht, wird normalerweise auch stimmen. Aber sie sind nicht zuverlässig im Sinne von vollständig oder im korrekten Zusammenhang präsentiert.

Beim Spiegel steht die Propagandathese im Vordergrund. Im Artikel soll eine bestimmte Position "rübergebracht" werden. Und es werden alle Informationen gebracht (und dies sprachlich gut), die diese Position stützen. Und es fehlen die Informationen, die der Position widersprechen. Mit anderen Worten: Beim Print-Spiegel wird man auf höherem Niveau belogen als beim Online-Spiegel.

Qualität im Journalismus bedeutet für mich aber unabdingbar, daß die Fakten so gut, so umfassend und so objektiv wie eben möglich gebracht werden. Und zwar getrennt vom Kommentar, in dem der Journalist dann seine persönlichen Ansichten einfließen lassen kann. Und das ist beim Spiegel nicht üblich.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.05.2012 10:58
#18 RE: "Spiegel" vs "Spiegel-Online" Antworten

Zitat von R.A.
Beim Spiegel steht die Propagandathese im Vordergrund. Im Artikel soll eine bestimmte Position "rübergebracht" werden. Und es werden alle Informationen gebracht (und dies sprachlich gut), die diese Position stützen. Und es fehlen die Informationen, die der Position widersprechen.

Kennen Sie, lieber R.A., diesen Essay von Enzensberger?

Ich habe ihn damals verrauscht gehört, über Mittelwelle, und mich dann sehr gefreut, als der "Spiegel" ihn abgedruckt hat.



Es stimmt, daß die "Spiegel"-Geschichte etwas anderes ist als die Stories des Vorbilds Time Magazine (das das aber inzwischen auch nicht mehr so macht; das einzige verbliebene echte "Nachrichtenmagazin", das ich kenne, ist der Economist).

Am Anfang war der "Spiegel" wie Time. Allmählich wurden die Stories länger und oft einseitiger.

Das Credo lautet, daß jede Story möglichst eine - genau eine - message rüberbringen soll. Das ist keineswegs immer ideologisch; Jahrzehnte war es das sogar nur selten. Sondern die Redakteure setzen sich zusammen, analysieren, bewerten und versuchen dann, einer runde Geschichte daraus zu machen.

Nun ist die Wirklichkeit aber selten rund; und da haben Sie Recht: Es wird weggelassen, es wird einseitig dargestellt.

In ganz unterschiedlichem Maß. Manchmal ist es sehr schlimm, wie zum Beispiel die Berichterstattung über den Irakkrieg oder über die Katholische Kirche, überhaupt das Christentum. Meist ist es aber - aus meiner Sicht - ganz erträglich. Man muß ja den Autoren ihre Sicht nicht abnehmen. Die Stories enthalten ja auch (anders als die bei "Spiegel-Online") reichlich Fakten.

Herzlich, Zettel

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

02.05.2012 13:04
#19 RE: Digital vs. Print Antworten

Zitat von Hausmann

Zitat von R.A.
Und wenn die Printmedien wirklich verschwunden sein werden...


http://www.amazon.de/Fahrenheit-451-Ray-...y/dp/3453164121




Sehe wir es positiver: digitale Medien kann man schlecht verbrennen ;-)

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein


"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."

-Thomas Jefferson

Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

DavidHarnasch Offline



Beiträge: 24

02.05.2012 14:01
#20 RE: App ohne Anzeigen Antworten

"Druckkosten und einen großen Teil der Distributionskosten" sind absolut vernachlässigbar, machen bei einer Publikation wie dem SPIEGEL weniger als 5% der Gesamtkosten aus. Was übrigens etwa den Einkünften aus dem Verkauf entspricht. Der SPIEGEL ist, wie alle kommerziellen Massenmedien, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nichts als ein Werbeträger. Das Pendant zum Layout beim Print ist bei der App die Software, die dramatisch teurer sein dürfte, da ja zur reinen Gestaltung auch noch die technische Umsetzung kommt, die für derzeit drei verschiedene Plattformen regelmäßige Updates benötigt. Zumal nicht weniger - sondern GAR KEINE - bezahlte Werbung mit der App ausgeliefert wird. Nicht nur aus den genannten Gründen m.E. ein riesiger Fehler: In der App ließe sich endlich Multimediawerbung in guter Qualität ausliefern.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

03.05.2012 10:19
#21 RE: App ohne Anzeigen Antworten

Zitat von DavidHarnasch
"Druckkosten und einen großen Teil der Distributionskosten" sind absolut vernachlässigbar, machen bei einer Publikation wie dem SPIEGEL weniger als 5% der Gesamtkosten aus.


Wenn man unter Distribution nur die reine Logistik versteht, mag das hinkommen. Aber die Endverteilung über Einzelhandel bzw. Post fällt bei der App ja auch weg und das sind deutlich höhere Kosten.

Zitat
In der App ließe sich endlich Multimediawerbung in guter Qualität ausliefern.


Grusel. Solche Multimediawerbung bei einer bezahlten Dienstleistung wäre für mich absolut abschreckend. Beim Print kann man die Werbung einfach überblättern, bei einer App stört es deutlich mehr, wenn plötzlich irgendwelche Videos zu dudeln anfangen und man jedesmal einen Weg finden muß, sie wieder abzuschalten.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

03.05.2012 19:32
#22 RE: App ohne Anzeigen Antworten

Zitat von DavidHarnasch
Der SPIEGEL ist, wie alle kommerziellen Massenmedien, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nichts als ein Werbeträger. Das Pendant zum Layout beim Print ist bei der App die Software, die dramatisch teurer sein dürfte, da ja zur reinen Gestaltung auch noch die technische Umsetzung kommt, die für derzeit drei verschiedene Plattformen regelmäßige Updates benötigt.
Zumal nicht weniger - sondern GAR KEINE - bezahlte Werbung mit der App ausgeliefert wird. Nicht nur aus den genannten Gründen m.E. ein riesiger Fehler: In der App ließe sich endlich Multimediawerbung in guter Qualität ausliefern.


Genau, irgendjemand muss ja das Mittagessen bezahlen, wenn ich es nicht tue und mir ist es lieber der Werbeträger bezahlt es, als das sich meine Haushaltsabgabe (ehem. GEZ) erhöht.
Überhaupt sollte alles was so konsumiert wird, erst einmal vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt aus betrachtet werden.

Viele Grüße, Erling Plaethe

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

03.05.2012 23:14
#23 RE: App ohne Anzeigen Antworten

Zitat von DavidHarnasch
"Druckkosten und einen großen Teil der Distributionskosten" sind absolut vernachlässigbar, machen bei einer Publikation wie dem SPIEGEL weniger als 5% der Gesamtkosten aus. Was übrigens etwa den Einkünften aus dem Verkauf entspricht.



Diese Kalkulation würde ich gern mal mit konkreten Zahlen sehen.

Die Kunden honorieren es durchaus, wenn sie mal keine Werbung ertragen müssen. Bei uns gibt es ein Multiplex-Kino, das seit kurzer Zeit in allen Filmen mit Beginn vor 18.00 Uhr auf Werbung verzichtet. Seitdem gehen Eltern mit ihren Kindern wesentlich häufiger ins Kino, weil man sich nämlich jetzt eine Viertelstunde nutzlosen Werbemüll erspart. Die Karten sind nicht teurer geworden. Das Kino gewinnt augenscheinlich jetzt wieder die Besucher, die sonst abgeschreckt wurden.


Zitat von DavidHarnasch
Der SPIEGEL ist, wie alle kommerziellen Massenmedien, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nichts als ein Werbeträger. Das Pendant zum Layout beim Print ist bei der App die Software, die dramatisch teurer sein dürfte, da ja zur reinen Gestaltung auch noch die technische Umsetzung kommt, die für derzeit drei verschiedene Plattformen regelmäßige Updates benötigt. Zumal nicht weniger - sondern GAR KEINE - bezahlte Werbung mit der App ausgeliefert wird. Nicht nur aus den genannten Gründen m.E. ein riesiger Fehler: In der App ließe sich endlich Multimediawerbung in guter Qualität ausliefern.



Für die technische Umsetzung gibt es ein ausgefeiltes Redaktionssystem. Aus dieser Sicht spielt es keine große Rolle, ob noch ein weiterer »Digitalkanal« (ein neuartiges Gerät oder ein neues Betriebssystem für Tablets) hinzukommt. Man schreibt ein paar Scripte und man erstellt neue Vorlagen für andere Auflösungen. Eine Quelle - viele Kanäle.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

04.05.2012 10:28
#24 RE: Digital vs. Print Antworten

Zitat von Zettel
In dem "Zeit-"Artikel von Götz Hamann steht, daß - sinngemäß zitiert - zum Entsetzen der "Spiegel"-Redaktion viele Studenten (unter denen man offenbar eine Umfrage gemacht hat) gar nicht wissen, daß "Spiegel-Online" nicht die Onlineausgabe des "Spiegel" ist, sondern ein ganz anderes Produkt - mit einer kompletten eigenen Redaktion, eigenen Auslandskorrespondenten usw.


Brand dilution ist nun wirklich kein so neuartiges Phänomen, als dass da irgendjemand hätte überrascht sein sollen. Ab und zu lohnt es sich sogar, kurz mit Marketing-Leuten zu reden, bevor man handelt...

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

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