Als ich heute die Meldung las, daß der blinde Dissident Chen freiwillig die US-Botschaft verlassen hatte, in die er geflüchtet war, erschien mir dieses "freiwillig" sehr seltsam.
Zitat die eigentliche journalistische Sensation zu sein: Die USA übermitteln einem Schutzbefohlenen den Erpressungsversuch derer, die ihn verfolgen.
Natürlich ist es eine geradezu groteske Menschenrechtsverletzung, die sich China da leistet: mit der Ermorderung der Ehefrau zu drohen, wenn sich der Gesuchte nicht stellt, ist eine ganz besonders perfide Form von Sippenhaft.
Aber wie hätten sich denn die USA in dieser Situation Ihrer Meinung nach richtig verhalten? Etwa dem Herrn Chen diese Drohung verheimlichen? Sollte nicht Herr Chen selbst abwägen dürfen, ob er der chinesischen Erpressung nachgibt?
Zitat von FlorianAber wie hätten sich denn die USA in dieser Situation Ihrer Meinung nach richtig verhalten? Etwa dem Herrn Chen diese Drohung verheimlichen?
Ja selbstverständlich. Den Chinesen mitteilen, daß sie sich nicht zum Komplicen einer brutalen Erpressung machen. Soillen sie doch selbst sehen, wie sie an ihr Opfer herankommen.
Wenn man die Drohung nicht weiterleitet und das auch so der chinesischen Seite kommuniziert, also das Chen nichts davon weiß, dann ist die Erpressung gescheitert und die Drohung wirkungslos. Von daher verstehe ich den Einwand nicht wirklich. Es sei denn, man sieht in einer Erpressung eben ein probates Mittel für Verhandlungen, was ich aber den USA nicht unterstellen will. Andererseits ist es ansonsten schwer nachzuvollziehen, wieso sie es getan haben.
Zitat von grenzenlosnaivWenn man die Drohung nicht weiterleitet und das auch so der chinesischen Seite kommuniziert, also das Chen nichts davon weiß, dann ist die Erpressung gescheitert und die Drohung wirkungslos.
Fraglich. Die Chinesen hätten die Ehefrau einfach verschwinden lassen und durchsickern lassen können, dass sie genau das so angekündigt hatten, die USA aber perfiderweise Herrn Chen das nicht weitergegeben hatten. Natürlich wären alle über China empört gewesen, aber auch über die USA. Und wie hätte Chen reagiert? "Wir wollten nur Ihr bestes, deswegen haben wir Ihnen die Erpressung nicht weitergegeben!" - ich wüsste nicht, wie ich damit umgegangen wäre.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
"Ja selbstverständlich. Den Chinesen mitteilen, daß sie sich nicht zum Komplicen einer brutalen Erpressung machen. Soillen sie doch selbst sehen, wie sie an ihr Opfer herankommen"
Ernsthaft, lieber Zettel? Das wäre Ihr Wunsch, auch bei persönlicher Betroffenheit? Wenn man weiter davon ausgeht, daß nichts so albern ist, wie eine Drohung die man nicht bereit ist umzusetzen, und ich halte die chinesischen Behörden nicht für albern, wäre Frau Chen sicherlich als Druckmittel benutzt worden
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