Wer selbst schon einmal mit dem Thema Brandschutz in gewerblichen Immobilien konfrontiert war, wird mit den Betreibern eher Mitleid als Häme verspüren.
Da gibt es teilweise skurile Auflagen, die spotten jeder Vorstellungskraft.
(Und umgekehrt genauso pervers und unlogisch: Es ist wie beim Führerschein - wer einmal eine Genehmigung hat, der behält sie. Ein Unternehmer kann in einem hundert Jahre alten, leicht entzündlichen Altbau ohne irgendwelche Brandschutz-Ertüchtigungen weiter sein Geschäft betreiben. Es wird ihm nie irgendeine Behörde sagen, dass er da nachrüsten muss. Aber Gnade ihm Gott, wenn er irgendwo im Gebäude eine bauliche Mini-Änderung vornehmen will und dafür eine Baugenehmigung braucht. Dann muss er komplett im ganzen Gebäude nachrüsten. Eine Mini-Investition kann daher leicht ein Vielfaches an Brandschutzmaßnahmen nach sich ziehen).
Brandschutz in Deutschland ist ein komplett unlogisches Thema. Kleine Anekdote (von denen ich viele erzählen könnte): Bei einem Bau ca. 1980 musste mein Unternehmen z.B. für viel Geld im Gebäude Hydranten mit angeschlossenen Löschschläuchen installieren. Beim letzten Umbau war ein Teil der Brandschutz-Auflagen dann kurioserweise, dass wir verpflichtet wurden, diese bestehende Löscheinrichtungen ersatzlos RÜCKZUBAUEN. (Weil die neue Doktrin nun war, es sei besser, die Menschen flüchten aus dem Gebäude, statt selbst Löschversuche zu unternehmen).
....hat es beim Umzug vom Riem nach Erding/Freising vor 20 Jahren (Flughafen München, Anm. d. Verf.) (?) auch solche Probleme gegeben? Nicht dass ich mich erinnere, aber damals gabs auch kein Twitter.
Wir bauen einen Flughafen, laufen durch zig Trillionen Genehmigungsprozesse und stellen 4 Wochen vor der Eröffnung fest, "dass am Brandschutz" was nicht stimmt?
Das passt nicht: Was soll bei einem neuen, durchgeplanten Objekt nicht am Brandschutz stimmen?
Bei einem solchen Großprojekt sind nicht alle Abläufe im Detail planbar und steuerbar, zumindest nicht aus der Gesamtperspektive. Als erfahrener Projektleiter weiss ich, wovon ich rede. Deswegen gibt es ja Risikomanagement, entsprechende Zeit- und Budgetpuffer sowie Notfallpläne, falls mal was nicht geht.
Aber: Bei der Laufzeit des Bauvorhabens >10 Jahre ändern sich Rahmenbedingungen, insbesondere gesetzlicher Art. Außerdem gibt es externen Leistungsdruck (Kostendruck scheint bei solchen Prestigeprojekte regelmäßig NICHT da zu sein), z.B. nach einem politisch opportunen Eröffnungstermin, egal wie hoch das Risiko steigt.
Wobei, erfahrungsgemäß zeichnen sich solche Risiken meistens länger am Horizont ab und brechen nicht über Nacht herein. Entweder hat jemand gepennt, oder jemand hat die Realität ignoriert. Kommt beides gerne mal vor.
Der Grund für die Häme liegt momentan wohl nicht in der Begründung der erneuten Verschiebung (unzureichender Brandschutz), sondern in der Art und Weise, wie die Eröffnung des Flughafens kommuniziert wurde. Der erste "Eröffnungstermin" war für 1997 geplant. Seit dem haben sich alle offiziellen Prognosen zur Eröffnung des Flughafens als Luftnummer erwiesen. Mal ist die Olympiabewerbung von Berlin geplatzt, dann sind private Investoren abgesprungen, so dass der Flughafen jetzt aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden muss oder ein wichtiger Bauträger ist Pleite gegangen. Krischan hat vorher richtig angemerkt, dass ein Projekt dieser Größe viel zu komplex für genaue Vorhersagen ist. Die Berliner Politik will dies nicht berücksichtigen und kommuniziert einen unhaltbaren Eröffnungstermin nach dem Anderen. Jetzt gab es wieder einen 100%ig sicheren Eröffnungstermin. Und wieder ist er geplatzt. Der Grund für die Häme ist also eher die Unfähigkeit der Verantwortlichen, aus den letzten acht oder neun geplatzten Eröffnungsterminen zu lernen und wieder einen definitiv falschen Termin zu setzen.
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