Mit dem Wort "Schwulenehe" kann ich mich nicht anfreunden. Erstens, weil es sachlich falsch ist; denn es geht auch um die Ehe zwischen Lesbierinnen. Zweitens, weil (vielleicht ist das eine Generationsfrage) für mich das Wort "schwul" eine Herabsetzung ist; so wie "warmer Bruder", "vom anderen Ufer" und dergleichen. Es wurde dann irgendwann sozusagen herumgedreht, nach dem Vorbild der Quäker. Aber für mich bleibt es negativ besetzt.
Also, es geht um die Möglichkeit einer Eheschließung zwischen Homosexuellen; und diese ist das erste große Thema dieses Wahlkampfs zwischen Obama und Romney. Wem bringt diese Debatte einen Vorteil? Damit befaßt sich diese Folge der Serie.
Ergänzung:Die Latinos verachten Obama und sind Machos.In diesem Bereich können noch mehr Stimmen verloren werden.Allerdings will ich nicht glauben,dass die hochprofessionelle Wahlkampfleitung Obamas dies nicht bedacht hat.
Zitat Mit dem Wort "Schwulenehe" kann ich mich nicht anfreunden. Erstens, weil es sachlich falsch ist; denn es geht auch um die Ehe zwischen Lesbierinnen.
Ich kann mich mit dem Begriff auch nicht anfreunden. Und ja: Er ist sachlich falsch. Aber noch aus einem ganz anderen Grund, der mir viel wichtiger ist:
Es handelt sich (zumindest in Deutschland) NICHT um eine "Ehe". Sondern um eine sog. "eingetragene Partnerschaft".
Die Unterscheidung ist wichtig.
Zum einen ist die Unterscheidung aus theologischer Sicht wichtig. "Ehe" ist ein von Gott gespendetes Sakrament. "Eingetragene Partnerschaft" ist ein Verwaltungsakt.
Zweitens auch juristisch: Es bestehen zwischen einer Ehe und einer eingetragenen Partnerschaft zwar gewisse Übereinstimmungen in den Rechtsfolgen (etwa beim Erbschaftsrecht). Aber es bestehen auch gravierende rechtliche Unterschiede. (Zum Beispiel im Steuerrecht).
Zitat von patzerAllerdings will ich nicht glauben,dass die hochprofessionelle Wahlkampfleitung Obamas dies nicht bedacht hat.
mit rätselndem Gruß patzer
Ich glaube nicht, lieber Patzer, das das so geplant gewesen war. Obama hätte das Thema gern vermieden und hat sich ja auch immer wolkig dazu geäußert.
Aber nun war Biden vorgeprescht (er hat sich übrigens inzwischen bei Obama dafür entschuldigt). Obama mußte damit rechnen, spätestens bei der nächsten Pressekonferenz gefragt zu werden, ob er denn die Ansicht seines Vize teile. Da hat er es für besser gehalten, die Flucht nach vorn anzutreten. So interpretiere ich das jedenfalls.
Zitat Mit dem Wort "Schwulenehe" kann ich mich nicht anfreunden. Erstens, weil es sachlich falsch ist; denn es geht auch um die Ehe zwischen Lesbierinnen.
Ich kann mich mit dem Begriff auch nicht anfreunden. Und ja: Er ist sachlich falsch. Aber noch aus einem ganz anderen Grund, der mir viel wichtiger ist:
Es handelt sich (zumindest in Deutschland) NICHT um eine "Ehe". Sondern um eine sog. "eingetragene Partnerschaft".
Die Unterscheidung ist wichtig.
Zum einen ist die Unterscheidung aus theologischer Sicht wichtig. "Ehe" ist ein von Gott gespendetes Sakrament. "Eingetragene Partnerschaft" ist ein Verwaltungsakt. (…)
Das gilt nur für die Katholische Kirche in dieser Absolutheit. Für alle Menschen, die nicht katholisch sind, ist die Ehe zunächst ein Verwaltungsakt. In der Evangelischen Kirche (und anderen Kirchen) spenden die Geistliche einen Segen. Sie segnen quasi das Eheversprechen, das sich die beiden Eheleute auf dem Standesamt gegeben haben. Die Ehe ist dort kein Sakrament. Und für alle Nichtgläubigen ist sie es ohnehin nicht.
Welchen Einfluss hätte das Thema auf mich, wenn ich Wähler in den USA wäre?
Ich bin für eine eingetragene feste Partnerschaft zweier homosexueller Menschen in gemeinsamer Verantwortung. Noch zwei Schritte weiter: Ich würde es der jeweiligen Evangelischen Gemeinde überlassen, ob eine solche Partnerschaft gesegnet werden soll. Ich bedaure, dass sich die Katholische Kirche so unbarmherzig gegenüber homosexuellen Menschen zeigt.
Insofern müsste ich also gegen Romney/Santorum und für Obama sein?
Nein. Es macht mir den Präsidenten Obama nicht sympathischer, dass er in dieser einzelnen Frage mit mir etwa auf gleicher Wellenlänge liegt. Obama ist ein gnadenloser Opportunist. Er sagt seiner Anhängerschaft, was sie hören will. In der Sache kann er sowieso nichts ändern: Die eingetragene Partnerschaft kann in den Bundesstaaten per Volksabstimmung eingeführt oder abgelehnt werden.
Ich gehe davon aus, dass es ein abgekartetes Spiel war: Der Vize gibt die Vorlage und der Präsident erzielt das Tor.
Um ehrlich zu sein: Ich kann beide Alternativen nicht wählen. Ich würde einfach zu Hause bleiben.
Zitat Ich bin für eine eingetragene feste Partnerschaft zweier homosexueller Menschen in gemeinsamer Verantwortung. Noch zwei Schritte weiter: Ich würde es der jeweiligen Evangelischen Gemeinde überlassen, ob eine solche Partnerschaft gesegnet werden soll. Ich bedaure, dass sich die Katholische Kirche so unbarmherzig gegenüber homosexuellen Menschen zeigt. ... Um ehrlich zu sein: Ich kann beide Alternativen nicht wählen. Ich würde einfach zu Hause bleiben.
Soweit ich weiß, war auch George W. Bush für "civil unions", was wohl der eingetragenen Partnerschaft entspricht. Vielen Aktivisten reicht das aber nicht - womit sich die Frage stellt, was sie eigentlich erreichen wollen. Letztendlich hassen sie Konservative und unterstützen linke Politiker, egal ob es ihre Ziele kurzfristig fördert. Mit anderen Worten: Bush oder Romney haben halt nicht den richtigen Stallgeruch, Obama kann dagegen auf diese Gruppen zählen, obwohl er faktisch nichts für sie tut.
Und so mache ich es auch. Die Gelegenheit, Obama abzuwählen, würde ich mir nicht wegen eines Themas entgehen lassen, auf das der Präsident ohnehin kaum Einfluss hat und auch nicht haben sollte. Ob aus liberaler oder konservativer Sicht, Obama ist ein furchtbarer Präsident, wenn man die Aufgaben betrachtet, die tatsächlich bei der Exekutive bzw. der Bundesregierung liegen. "Gay marriage" gehört nicht dazu.
Zitat Obama hätte das Thema gern vermieden und hat sich ja auch immer wolkig dazu geäußert. Aber nun war Biden vorgeprescht (er hat sich übrigens inzwischen bei Obama dafür entschuldigt). Obama mußte damit rechnen, spätestens bei der nächsten Pressekonferenz gefragt zu werden, ob er denn die Ansicht seines Vize teile. Da hat er es für besser gehalten, die Flucht nach vorn anzutreten. So interpretiere ich das jedenfalls.
Das ist plausibel. Andererseits verfolgt Obama ganz offensichtlich die Strategie, mit gezielten kulturellen und ideologischen Themen plus unbezahlbaren Versprechungen möglichst stark zu polarisieren. Er will eine Wählergruppe nach der anderen für sich mobilisieren, indem er den Gegner dämonisiert, ohne über seine tatsächliche Politik und ihre Folgen reden zu müssen. Die Vorgehensweise orientiert sich dabei streng an der heiligen Dreifaltigkeit der Linken: "Race, Gender, Class".
(2008 war jedes Thema, dass ihm nicht genehm war, eine "Ablenkung" (Distraction) - der Mann kennt den Wert einer wohlplatzierten Ablenkung)
Zitat "Today, we are just sects with quarrels — to be exploited for political advantage."
Kurz, wir haben einen amtierenden Präsidenten, der vor so etwas nicht zurückschreckt: http://youtu.be/vAFQIciWsF4
Ich wäre nicht vollkommen überrascht, wenn Obama zwischen August und November dem Iran mit Krieg drohen würde, um auch auf der Rechten noch einige Wähler abzuspalten.
Und es macht schon nachdenklich, wenn diese alberne Story über Romney im selben Moment erscheint, in dem der Präsident höchstpersönlich Wahlkampfspender von Romney namentlich identifiziert und kritisiert, und diese kurz danach als als "schwulenfeindlich" an den Pranger gestellt werden.
Ich möchte an dieser Stelle noch eine kleine Anmerkung anbringen, auch wenn es sich um keinen direkten Diskussionsbeitrag handelt:
Zitat von Zettel im Blog-EintragIm Deutschen hat sich dafür der flapsige Begriff "Schwulenehe" eingebürgert, wie auch im Englischen gay marriage. Beides ist nicht richtig, denn die Bezeichnungen "schwul" und gay, die sich in der Umgangssprache festgesetzt haben, bezeichnen nur männliche Homosexuelle. Es geht aber um Ehen ebenso zwischen lesbischen Frauen.
Während das auf "Schwulenehe" zweifellos zutrifft, ist es bei "gay marriage" nicht ganz klar. Seit längerem wird der Begriff "gay" nämlich durchaus auch für weibliche Homosexuelle verwendet - nicht nur umgangssprachlich, sondern, wie die Wikipedia weiß, auch beispielsweise im Styleguide der Nachrichtenagentur AP:
Zitat von AP StyleguideGay: Used to describe men and women attracted to the same sex, though lesbian is the more common term for women. Preferred over homosexual except in clinical contexts or references to sexual activity.
Zitat von nestroyWährend das auf "Schwulenehe" zweifellos zutrifft, ist es bei "gay marriage" nicht ganz klar. Seit längerem wird der Begriff "gay" nämlich durchaus auch für weibliche Homosexuelle verwendet - nicht nur umgangssprachlich, sondern, wie die Wikipedia weiß, auch beispielsweise im Styleguide der Nachrichtenagentur AP:
Zitat von AP StyleguideGay: Used to describe men and women attracted to the same sex, though lesbian is the more common term for women. Preferred over homosexual except in clinical contexts or references to sexual activity.
Danke für die Ergänzung. Mir ist das Begriffspaar "gays and lesbians" bisher geläufiger.
Zitat von nestroyIm Übrigen wird im Englischen meiner Einschätzung nach mittlerweile meist der Begriff "same-sex marriage" verwendet.
Das dürfte wie im Deutschen mit "Schwulenehe" und "gleichgeschlechtliche Ehe" sein. Es wird beides verwendet, aber die Sprachebene ist etwas verschieden.
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