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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 1.012 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.05.2012 11:46
Marginalie: Ein- und Auswanderung in Europa Antworten

Einmal ein kleiner Artikel nur mit einigen Daten; ohne Analyse und Kommentierung. Mit der Einladung, diese hier im kleinen Zimmer beizusteuern. ;-)

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2012 12:35
#2 RE: Marginalie: Ein- und Auswanderung in Europa Antworten

Die offiziellen Daten von Österreich für das Jahr 2011:
http://www.statistik.at/web_de/presse/064274

Florian Offline



Beiträge: 3.135

15.05.2012 15:41
#3 RE: Marginalie: Ein- und Auswanderung in Europa Antworten

und hier die Situation in Deutschland seit der Wiedervereinigung:

https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/...publicationFile


In den letzten 20 Jahren sind ca. 18,0 Mio. Menschen nach Deutschland eingewandert und ca. 13,7 Mio. Menschen ausgewandert.
Dies ergibt einen positiven Saldo ca. 4,3 Mio. Menschen.
Dieser Saldo lässt sich fast komplett durch zwei große Gruppen erklären:
- Asylanten (ca. 2,2 Mio.)
- Aussiedler (ca. 2,0 Mio.)
Wenn man von diesen beiden Gruppen absieht, ist der Saldo in 20 Jahren nur rund 100.000, also 5.000 pro Jahr.
Das ist praktisch Null (und für mich schon überraschend niedrig).



Zeitlicher Verlauf:

In den frühen 90ern:
Sehr starker Zustrom aus dem Ausland. Stark gespeist von der Gruppe der Aussiedler (1991-1995 jeweils über 200 Tsd. pro Jahr) und der Asylanten (in der Spitze 1992 über 400 Tsd. pro Jahr).
Ab Mitte der 90er ging die Anzahl der Asylanten aufgrund geänderter Gesetzeslage spürbar zurück (seit 2004 immer deutlich unter 40 Tsd. pro Jahr).
Auch die Zahl der Spätaussiedler sinkt beständig (weil halt mittlerweile wohl alle da sind, die überhaupt in Frage kommen). Seit 2006 immer deutlich unter 10 Tsd. pro Jahr.

Ab Mitte der Nuller Jahre gibt es nur noch einen sehr niedrigen Wanderungssaldo.
2008 und 2009 sind sogar erstmals mehr Menschen ausgewandert als eingewandert.
2010 war dann wieder ein relativ deutliches Einwanderungs-Jahr (vermutlich mit befeuert durch die Arbeitslosigkeit in Europas Peripherie).

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.05.2012 16:20
#4 RE: Marginalie: Ein- und Auswanderung in Europa Antworten

Zitat von Florian
Wenn man von diesen beiden Gruppen absieht, ist der Saldo in 20 Jahren nur rund 100.000, also 5.000 pro Jahr.
Das ist praktisch Null (und für mich schon überraschend niedrig).


Das täuscht jetzt aber. Der Saldo Null heißt ja nicht, daß nichts passiert oder die Zusammensetzung der Bevölkerung unverändert bliebe.
Es wandern aber Deutsche aus, und Ausländer ein. Auch bei Saldo Null ergibt das über die Jahre schon eine ziemliche Veränderung.

Florian Offline



Beiträge: 3.135

15.05.2012 18:57
#5 RE: Marginalie: Ein- und Auswanderung in Europa Antworten

Zitat
Das täuscht jetzt aber. Der Saldo Null heißt ja nicht, daß nichts passiert oder die Zusammensetzung der Bevölkerung unverändert bliebe.



Schon klar, man sollte das differenzierter betrachten.
Aber auch dieses differenzierte Bild enthält (für mich) sehr überraschendes.

Wenn man Asylanten und Aussiedler ausklammert, ist konkret in diesem langen Zeitraum insgesamt folgendes passiert:

ausgewanderte Deutsche: 2,6 Mio.
eingewanderte Deutsche: 1,9 Mio.

ausgewanderte Ausländer: 11,2 Mio.
eingewanderte Ausländer: 11,9 Mio.


Fazit eins:
Trotz aller "Auswanderer-Shows" im Fernsehen ist die Zahl der Deutschen, die sich über die Grenze bewegen eigentlich unglaublich gering.
2,6 Mio. deutsche Auswanderer in 20 Jahren, das sind jährlich ca. 0,15 Prozent der Bevölkerung. Nicht gerade ein Massen-Exodus.
(Zumal etliche dieser Deutschen vermutlich eingebürgerte ehemalige Ausländer sind, die in ihr ursprüngliches Heimatland zurückkehren).

[Wobei ich zugeben muss: Als ich einmal 5 Jahre im Ausland gelebt habe, habe ich mich auch nicht regulär abgemeldet. Es gibt hier also womöglich eine Dunkelziffer von weiteren "stillen" Emigranten].


Fazit zwei:
Per Saldo 700 Tsd. Ausländer in 20 Jahren ist auch nicht gerade eine Massen-Invasion aus dem Ausland.
Ich hätte diese Zahl gefühlsmäßig VIEL höher eingeschätzt.

[Natürlich kommen zu dieser Zahl noch einmal 2,2 Mio. Asylanten und 2 Mio. Aussiedler hinzu. Letztere sind zwar juristisch Deutsche, führen allerdings ebenfalls zu gewissen Intergrationsproblemen. Und natürlich ist die Geburtenrate der Ausländer tendenziell höher, so dass die Verschiebung in den Bevölkerungsanteilen sich nicht nur aus den Wanderungssalden ergibt].


Fazit drei:
Trotz sehr offener Grenzen sind die tatsächlichen Wanderungsbewegungen verblüffend gering.
Die Zahl der Migrationsbewegungen hat in den letzten 20 Jahren trotz immer offenerer Grenzen tendenziell auch nicht zu- sondern eher abgenommen.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

16.05.2012 11:09
#6 RE: Marginalie: Ein- und Auswanderung in Europa Antworten

Zitat von Florian
Wobei ich zugeben muss: Als ich einmal 5 Jahre im Ausland gelebt habe, habe ich mich auch nicht regulär abgemeldet. Es gibt hier also womöglich eine Dunkelziffer von weiteren "stillen" Emigranten


Davon muß man ausgehen.
Das Problem ist ja, daß das bei deutschen Emigranten nicht mehr so läuft wie früher. Man beschließt selten explizit, alle Zelte abzubrechen um in der Fremde auf Dauer zu leben und dort begraben zu werden.
Vielmehr gehen viele Leute beruflich für einige Zeit ins Ausland, eigentlich mit der Absicht zurückzukehren - und dann bleiben sie dort kleben.

Ich habe zwei Studienfreunde, einer im UK, einer in den USA, denen ist das so gegangen. Aus wenigen Jahren wurden viele Jahre, sie haben dort geheiratet, die Ehefrauen können kaum Deutsch, die Kinder wachsen dort auf - de facto sind sie längst ausgewandert und werden nur noch besuchsweise nach Deutschland kommen. Aber offiziell sind sie immer noch "normale" Deutsche, einer hat sogar noch einen Wohnsitz hier gemeldet.

Mir ist überhaupt unklar, wie diese Ein- und Auswanderungsstatistik in Bezug auf Deutsche erhoben wird und wie zuverlässig die sein kann, wenn die Leute selber nicht wissen, wie ihre weitere Lebensplanung sich entwickeln wird.

Zitat
Per Saldo 700 Tsd. Ausländer in 20 Jahren ist auch nicht gerade eine Massen-Invasion aus dem Ausland.


Es ist halt nur ein Saldo.
Wenn Luigi, gut integriert und deutsch sprechend, aktiv im Verein und der Kirchengemeinde, nach 30 Jahren Arbeit in Deutschland wieder nach Italien zieht - und wird ersetzt durch Mohammed aus Afghanistan mit Frau in Burka, tiefreligiöser Integrationsverweigerer und Hartz-IV-Empfänger: Dann hat sich im Saldo nichts getan, aber für unsere Gesellschaft ist die Veränderung heftig.

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