Fuss gehört ja noch zu den besseren Vertretern seiner Zunft (wenngleich das immer auch Geschmackssache ist, ich finde zum Beispiel Rethy und Bartels um einiges unerträglicher). Sein Glanzabend war das gestern aber sicher nicht.
Was mich aber viel mehr aufregt, ist die Vor- und Nachberichterstattung. Die Spielanalyse besteht immer nur aus der Wiederholung von Torchancen und ein paar Allerweltsphrasen, gekrönt von lauter mehrfach wiederholten faktisch falschen Informationen (Arsenal ist nach dem Chelsea-Sieg für die CL gesetzt und muss NICHT in die Qualifikation, wie es SAT1 gestern ständig vermeldet hat). Ist es denn so schwer, sich ein bißchen vorzubereiten und vielleicht mal einen Taktikexperten (nein, Beckenbauer ist keiner) einzuladen, der ein paar Spielzüge kompetent erläutert, wie es im britischen Fernsehen oft so gut gemacht wird?
Zitat von Stitch Jones Ist es denn so schwer, sich ein bißchen vorzubereiten und vielleicht mal einen Taktikexperten (nein, Beckenbauer ist keiner) einzuladen, der ein paar Spielzüge kompetent erläutert, wie es im britischen Fernsehen oft so gut gemacht wird?
Da gab es ja mal einen, aber der analysiert jetzt um Titel und Pokale zu holen. Ich denke noch mit Wehmut an diese Strategie-Lehrstunden von Kloppo.
Lieber Zettel, ich habe ein hervorragendes Chelsea gesehen, bestens eingestellt auf die besondere Situation eines, aus ihrer Sicht, Auswärtsfinales. Bayern dagegen hat Raffinesse vermissen lassen, sie waren gut aber nicht gut genug. Genau wie ihr Trainer. Womit ich bei meiner Frage der Fragen zu diesem Spiel bin: Was reitet einen Trainer, nach all den Erfahrungen die Bayern München mit Gegentoren in der Nachspielzeit hat machen müssen, dazu, seinen besten Spieler und einzigen Torschützen vom Platz zu nehmen, gleich nachdem er ein solch exzellentes Tor erzielt hat? Angst! German Angst. Das kam an bei den Spielern. Am Ende musste Neuer im Elfmeterschießen ran. Der Trainer gehört gefeuert.
Zitat von Stitch JonesIst es denn so schwer, sich ein bißchen vorzubereiten und vielleicht mal einen Taktikexperten (nein, Beckenbauer ist keiner) einzuladen, der ein paar Spielzüge kompetent erläutert, wie es im britischen Fernsehen oft so gut gemacht wird?
Oder auch im französischen, wo oft zwei Kommentatoren in Doppelmoderation arbeiten. Und durchaus auch mit Emotionen.
Denn das ist ja die andere Möglichkeit. Entweder liefert der Kommentator Informationen zum Verständnis des Spiels; wie das, was Sie nennen (der TV-Zuschauer hat ja selten die Totale und kann schon deshalb den Spielaufbau und Spielzüge nicht so gut erkennen wie der Zuschauer im Stadion). Oder der Kommentator macht das, was einst der Reporter tat: Er bringt die Emotionen rüber.
Oder beides kombiniert. Aber, wie Fuss das penetrant gemacht hat, irgendwelche belanglosen Informationen über die Spieler usw. von seinem Notebook abzulesen, das aus meiner Sicht inakzeptabel.
Oder er hält eben mal ein paar Minuten den Mund. Oder wird er à la Zeilenhonorar nach der Zahl der geplapperten Wörter honoriert?
Zitat von Erling Plaethe Was reitet einen Trainer, nach all den Erfahrungen die Bayern München mit Gegentoren in der Nachspielzeit hat machen müssen, dazu, seinen besten Spieler und einzigen Torschützen vom Platz zu nehmen, gleich nachdem er ein solch exzellentes Tor erzielt hat?
Soweit ich das richtig mitbekommen habe, wollte Müller wegen Krämpfen selbst ausgewechselt werden.
Nein, ich habe das Spiel nicht gesehen und bin auch sonst eher in der Banausenkurve zu finden. Ich kann mich aber an eine Fernsehübertragung mit nur spärlichem Kommentar erinnern, bei der ich mich langweilte wie als Zuschauer beim Videospiel "Pong". Ich hielt mich dann für schlau, als ich den Fernseher stumm und dafür das Radio zuschaltete. Der Funkkommentar war dann zwar wie erwartet schmissig-atemlos, paßte aber trotzdem nicht zum TV-Bild: wie ich bei dieser Gelegenheit lernte, hinkt die Berichterstattung im Radio immer um etliche Sekunden dem tatsächlichen Spielgeschehen hinterher, weil so vieles erst wortreich erklärt werden muß, was die Mattscheibe schon längst gezeigt hat. Aus dem Spiel wurde ich damit auch nicht klüger als zuvor.
Einen guten Sportreporter zeichnet wohl aus, daß er seine Antennen genauso bei den Zuschauern hat ("daheim an den Geräten") wie beim Ereignis selbst, daß er ihre Erwartungen, ihren Wissensstand kennt, und daß er einen Kommentar liefert, der sie weder überfordert noch langweilt, mithin also neben ihnen auf dem Sofa sitzt und nicht über ihnen auf der Kanzel.
Zitat von AbendlaenderEinen guten Sportreporter zeichnet wohl aus, daß er seine Antennen genauso bei den Zuschauern hat ("daheim an den Geräten") wie beim Ereignis selbst, daß er ihre Erwartungen, ihren Wissensstand kennt, und daß er einen Kommentar liefert, der sie weder überfordert noch langweilt, mithin also neben ihnen auf dem Sofa sitzt und nicht über ihnen auf der Kanzel.
Das, lieber Abendlaender, ist eine treffliche Beschreibung des guten Hörfunk-Reporters.
Ja, natürlich bleibt er mit seiner Beschreibung zeitlich etwas hinter dem Geschehen zurück; ungefähr so, wie der Simultandolmetscher, und aus demselben Grund: Das Gehirn arbeitet halt mit einer etwas niedrigeren Taktfrequenz als ein PC.
Aber das stört ja nicht; weil man normalerweise - Ihr Experiment ausgenommen - nicht zugleich das Geschehen sieht. Dieses so zu schildern, daß man es als Hörer "vor Augen" hat, war und ist eine große Kunst. Diese Reporter wie Zimmermann bis, sagen wir, Manni Breukmann und Werner Hantzsch waren ja nachgerade Berühmtheiten.
Aber was soll das im TV? Niemand braucht dem Zuschauer das zu schildern, was er ja sieht. Er braucht - noch einmal gesagt - überhaupt keinen Kommentator. Und wenn er einen haben will, dann einen mit gelegentlichen sparsamen Informationen.
Wäre es anders - warum ist dann noch kein Verein auf den Gedanken gekommen, einen solchen Journalisten anzuheuern und ihn über die Stadionlautsprecher kommentieren zu lassen? Mit Details darüber, daß Neuer mit Schalke auch schon mal gegen Chelsea gespielt hat usw. ?
Die Zuschauer würden wütend protestieren; sie haben dafür bezahlt, das Spiel zu sehen und nicht mit solchen Albernheiten belästigt zu werden. Warum lassen es sich die TV-Zuschauer gefallen?
Ja, die Kommentatoren sind zu sehr im Vordergrund. Muss nicht sein. In (m)einer guten Fussballkneipe ist das Publikum laut genug um selber ordentlich Stimmung zu machen. Moderation unnoetig.
Als Spielanalyse frage ich mich, ob die 'goldene Generation' aus den Lahms, Schweinsteigers, aber auch Ozils, Kedhiras - kurz die heutige deutsche Nationalmannschaft - mit einer 'es braucht keine Fuehrungsspieler' Philosophie nicht falsch ausgebildet wurde? Das Spiel war immer schoen anzuschauen, aber nicht effektiv. "In Schonheit untergehen...." Dazu Schweinsteiger mit seinem zoegerlichen Anlauf und dem Schuss aus dem Stand... ... Prognose fuer die EM.. Platz 3 oder 4.
Erstklassige Analysen (auf Englisch) mit schönen Skizzen, jeweils vor und nach einem Spiel. Habe dort bei der letzten WM sehr viel gelernt und hoffe, der Mann hält bei der kommenden EM die Form.
Zitat von ZettelAber was soll das im TV? Niemand braucht dem Zuschauer das zu schildern, was er ja sieht. Er braucht - noch einmal gesagt - überhaupt keinen Kommentator. Und wenn er einen haben will, dann einen mit gelegentlichen sparsamen Informationen.
Es gibt einen Unterschied: Im Stadion ist man immer unter mehreren, und da wird auch heftig mitkommentiert, überwiegend emotional, manchmal aber auch fachsimpelnd. Zu Hause wird man diese Atmosphäre nur selten haben, man will aber das Gefühl, sozusagen mitten drin zu sitzen, nicht missen, und da übernimmt der Kommentator auch die Rolle der Mit-Zuschauer. Ich weiß nicht, wie das anderen geht, aber wenn ich z.B. eine gelungene Aktion sehe und mir denke "hervorragend gemacht", dann freut es mich, wenn ein anderer diese Gedanken auch ausspricht.
Dazu kommt, wie gesagt, die Rolle des Kommentators als Berichterstatter all der Dinge, die auf und neben dem Platz geschehen, die man aber nicht sehen kann.
Was man aber wirklich nicht gebrauchen kann, und da gebe ich dem Tenor hier Recht, sind die "Ich weiß was"-Kommentatoren, denen man anmerkt, dass sie während des Spiels ein gegebenes Quantum an Hintergrundinformationen loswerden wollen, egal, was da gerade auf dem Rasen passiert. Eine andere Unart, die mich jedesmal fast zur Weißglut treibt, sind die Resümees ab der 80. Minute (ähnlich übel wie das "nur noch zwei Bälle" beim Tennis). Klar, nach Spielende hat er nichts mehr zu sagen, der arme Kerl, also muss er seine Bewertung der Partei unterbringen, während diese noch läuft. Aus seiner Sicht, die aber auch in diesem Fall nicht die des Zuschauers ist, jedenfalls nicht, wenn das Ergebnis noch auf der Kippe steht.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von ZettelAber was soll das im TV? Niemand braucht dem Zuschauer das zu schildern, was er ja sieht. Er braucht - noch einmal gesagt - überhaupt keinen Kommentator. Und wenn er einen haben will, dann einen mit gelegentlichen sparsamen Informationen.
Es gibt einen Unterschied: Im Stadion ist man immer unter mehreren, und da wird auch heftig mitkommentiert, überwiegend emotional, manchmal aber auch fachsimpelnd. Zu Hause wird man diese Atmosphäre nur selten haben, man will aber das Gefühl, sozusagen mitten drin zu sitzen, nicht missen, und da übernimmt der Kommentator auch die Rolle der Mit-Zuschauer.
Die meisten werden ja nicht ganz solo gucken, zu Hause. Oder?
Aber gut, wenn man solo ist, dann mag das so sein, wie du es beschreibst.
Ich habe ja auch gar nichts dagegen, wenn der Kommentator gelegentlich eine Wertung gibt wie "die *** stehen zu weit hinten", oder "aus dem Mittelfeld kommen zu wenige Impulse" usw. Da kann man vergleichen, ob man das selbst genauso sieht.
Ich würde mich sogar freuen, wenn er bei einem Tor das nicht - wie Fuss gestern - der Kommentator beiläufig mitteilen würde, sondern sich so weit gehen lassen könnte, "Tooor" zu rufen (das "goool!!!"-Rufen ist bei französischen Kommentatoren eine Selbstverständlichkeit).
Aber dieses ständige im Wortsinn nichtsnutzige Gerede über Karrieren, frühere Verletzungen, Trainerwechsel usw. usw. ist wirklich eine Zumutung.
Und wie es jemand in diesem Thread richtig gesagt hat: Fuss ist ja nicht mal der Schlimmste.
Zitat von Zettel Ist Ihnen ansonsten das Dummgeschwätz diess Wolff-Christoph Fuss auch so auf die Nerven gegangen wie mir?
Mir nicht, stattdessen musste ich das Dummgeschwätz von Marcel Reif in Kombination mit Stefan Effenberg (wobei dieser überraschenderweise den deutlich stärkeren Part gab) ertragen.
Aber ich habe mit solchen Situationen reichlich Erfahrung, und so stelle ich mir einfach vor, wie viel schlimmer es wäre, wenn jetzt Werner Hansch, Bela Rethy, Günther Koch, Tom Bartels, Reinhold Beckmann, Steffen Simon oder gar Fritz von Thurn und Taxis am Mikrofon wären. Und schon geht es wieder. Klappt immer, außer es kommentiert tatsächlich Fritz von Thurn und Taxis.
Ihren Vorschlag zum Thema "Zweikanalton" (einmal mit Kommentator, einmal ohne) hat Sky schon seit Premiere-Zeiten in die Tat umgesetzt. Beim digitalen Fernsehen verliert man durch eine zusätzliche Tonspur ja auch nicht die Räumlichkeit wie damals zu Analogzeiten, wo sich die Sendeanstalt zwischen Stereo oder Zweikanal entscheiden musste.
Wobei es zur deutschen Berichterstattung gehört, gerade eben nicht emotional-jubelnd-parteiergreifend zu sein, sondern sachlich und nüchtern. Das verträgt sich nicht mit dem unerträglichen Torjubel von Reportern manch anderer Länder. Insofern, bitte mehr Verständnis für deutsche Tugend, denn das ist fast eine der wenigen noch existierenden.
Zitat von ZettelWas macht überhaupt den Reiz des Fußballs aus?
Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich finde es zum Gähnen langweilig, eigentlich ein Frauensport, sowas wie Ringelpiez – und dann noch ohne anfassen.
Männersportarten sind Boxen, American Football und Eishockey. Die Slovaken, mein Liebling ist Zdeno Chára, der es oft krachen lässt, haben ein tolles Turnier hingelegt, um am Ende doch gegen die Besseren zu verlieren.
Zitat von hubersnMir nicht, stattdessen musste ich das Dummgeschwätz von Marcel Reif in Kombination mit Stefan Effenberg (wobei dieser überraschenderweise den deutlich stärkeren Part gab) ertragen.
Ich finde auch, dass Effenberg als Co-Kommentator vernünftige und informative Beiträge bringt.
Zitat von hubersnKlappt immer, außer es kommentiert tatsächlich Fritz von Thurn und Taxis.
Bei dem kann man aber gut ein Trinkspiel starten: Immer, wenn er einen Spieler verwechselt - hoch die Tassen! Aber Vorsicht: Danach das Auto stehen lassen, auch wenn's nur Cidre war...
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Also das, wo man sog. "Punktrichter" bei ihrer teilweise sehr fantasievollen Arbeit bewundern darf?
Zitat American Football
Ist das dieses Spiel, wo 90% der Zeit die Spieler teilnahmslos auf dem Platz stehen und wo es sogar fürs Schuhzubinden "special teams" gibt? Wahrscheinlich ein "Männer-Sport", weil es so genug Zeit zum Bierholen gibt.
Zitat und Eishockey.
Bei 30 Grad im Schatten ein ungeheuer volkstümlicher Sport.
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Warum darf John Cleese, dessen Beiträge ich in der Regel sehr schätze, nicht auch einmal ins Kloo greifen, indem er öffentlich kundtut, und er tut das ja très charmant, von football keine Ahnung zu haben?
Mit freundlichem Gruß
-- Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben – Uwe Richard
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