Unter den Lesern von ZR, zumal unter den Zimmerleuten hier im Forum wird es manchen geben, der wie ich mit der Lektüre des Buchs von Sarrazin begonnen hat.
Anders als Journalisten, die innerhalb kürzster Zeit ein umfangreiches Buch lesen und rezensieren können, wird es bei mir noch etwas dauern, bis ich "durch" bin und eine dann hoffentlich fundierte Meinung dazu habe. Vorerst nur sozusagen eine erste Impression; ja vielleicht der Startpunkt zu einem Meinungsaustausch mit denen, die ebenfalls bei der Lektüre sind.
vielleichteinlinker
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23.05.2012 20:39
#2 RE: Zitat des Tages: "So kam Deutschland zum Euro"
Zitat von ZettelHaßjournalisten wie Kiyak mit ihrer Sprache des Unmenschen
Ich mag mal naiv fragen weil ich die Antwort nicht weiß: Ist die Dolf-Anspielung Absicht?
PS.: (Editiert): Werden Sie über das Buch etwas schreiben. Ich habe in den nächsten Wochen gut 20 Stunden Zugfahrt vor mir und überlege, ob das Verantwortungsargument im Buch reicht um es zu kaufen. Sollten Sie darüber schreiben, würde ich die 20 EURO in etwas anderes investieren...
Zitat von ZettelHaßjournalisten wie Kiyak mit ihrer Sprache des Unmenschen
Ich mag mal naiv fragen weil ich die Antwort nicht weiß: Ist die Dolf-Anspielung Absicht?
Ja, lieber vielleichteinliner; mich hat damals dieses Buch "Die Sprache des Unmenschen" sehr beeindruckt.
Wer einen politischen Gegner wegen einer Behinderung angreift, wer einen Menschen als eine "lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur" bezeichnet, der steht auf der Stufe der Nazis.
Es ist ausgeschlossen, daß jemand, der human denkt, so etwas schreibt. "Die Feder sträubt sich ..." sagte man früher.
Zitat von vielleichteinlinkerPS.: (Editiert): Werden Sie über das Buch etwas schreiben. Ich habe in den nächsten Wochen gut 20 Stunden Zugfahrt vor mir und überlege, ob das Verantwortungsargument im Buch reicht um es zu kaufen. Sollten Sie darüber schreiben, würde ich die 20 EURO in etwas anderes investieren...
Hehe, was ist denn das für eine Logik ...
Gerade wenn ich darüber schreibe, müßten Sie es doch lesen, um mir auf die Finger sehen zu können.
Zur Frage: Ich weiß es noch nicht. Zum ersten Buch Sarrazins habe ich viel geschrieben, weil ich mich auf dessen thematischen Gebieten halbwegs auskenne. Bei der Ökonomie ist das überhaupt nicht der Fall.
Aber vielleicht reizt es mich zum Kommentieren, je mehr ich lese. Vorerst macht mir die Lektüre Freude, weil der Mann kenntnisreich, intelligent und ehrlich ist.
Ob er Recht hat - ich weiß es nicht. Ich habe ja in dieser ganzen Diskussion zu Rettungsschirm, ESM usw. keine Position bezogen. Ich weiß schlicht nicht, was der richtige Weg ist. Und ich habe keine Visionen, die es mir sagen.
Herzlich, Zettel
vielleichteinlinker
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23.05.2012 21:11
#4 RE: Zitat des Tages: "So kam Deutschland zum Euro"
Zitat von ZettelUnd ich habe keine Visionen, die es mir sagen.
Also kein Fall für den Arzt.
Zitat von ZettelHehe, was ist denn das für eine Logik ...
Oh, da habe ich mich vielleicht irrlich ausgedrückt. Was ich meine: Ich werde 20 Stunden still sitzen (Zug) und suche eine Lektüre. Hier liegen etwa 20 Bücher rum, die gelesen werden wollen aber es gibt ja einen Grund, warum das noch nicht passiert ist. (Einige davon werden sehr langweilig sein, das ahne ich schon) Jetzt kommt TS und legt ein Buch vor, in dem er wohl ein Argument formuliert, das die Einführung des EURO auf die Deutsche Geschichte und die für Deutschland daraus resultierende Verantwortung zurückführt. Das klingt interessant und vielleicht soagr interessant genug, deswegen das Buch zu kaufen. Aber nur deswegen. Und daher dachte ich, wenn Sie darüber schreiben, kann ich mir die anderen (wahrscheinlich) 420 Seiten sparen, die mich so gar nicht interessieren. Und für die 20 EURO was anderes kaufen. So verständlicher?
[Nachtrag]
Zitat von ZettelGerade wenn ich darüber schreibe, müßten Sie es doch lesen, um mir auf die Finger sehen zu können.
Dann gucke ich Ihnen auf die Finger wie Sie Sarrazin auf die Finger gucken wie er den Politikern auf die Finger guckt. Ich befürchte, je weiter hinten man in der Verwertungskette steht desto weniger Spaß macht es.
Sarrazin wird behandelt wie ein Verräter. Weil er ein Insider ist. Er weiß besser Bescheid, als jeder seiner Kritiker. Er demaskiert viele Politiker. Er benennt ihre billigen Tricks dem Souverän erzieherisch klar zu machen, was für ihn das Beste ist. Er zeigt den Politikern ihren Narzissmus, ihre Eitelkeit und ihren Drang Geschichte schreiben zu wollen. Und weil die meisten Journalisten von ihren "Hintergrundinformationen" abhängig sind, danach lechzen etwas aus dem "Nähkästchen" zu erfahren und dabei eine Schleimspur nach der anderen hinter sich herziehen, sind sie und ihre Artikel gleichermassen betroffen. Die ganze europäische Volkserziehung steht da, wie ein begossener Pudel. Der Lächerlichkeit preisgegeben. Es geht nicht um die Fakten, die sind irgendwo vielleicht schon einmal geschrieben worden. Es geht darum, wer sie niederschreibt. Und deshalb gehen die Angriffe immer auf seine Person.
Die Frage ist allerdings nicht, ob man das Buch kauft, sondern wann. Denn es handelt sich, zumindest wenn man mitten in Deutschland sitzt, die Sprache versteht und sich "einen Kopf" über Gegenwart und Zukunft dieses Landes machen will, um eins der Bücher, die man zur Kenntnis genommen muß, und die man auch in 10 oder 20 Jahren noch in Griffweite im Regal stehen haben sollte - um zu vergleichen und nachzuschlagen. Nicht so sehr, um es von A bis Z zu lesen; aber das gilt auch für so manches andere Grundlegende (wer Adam Smith' Wealth of Nations ganz gelesen hat, dem kann man sicher, nach Lichtenbergs Worten, die Krone Polens antragen): solche Werke sind leicht kenntlich, weil sie einen (oder mehr) Index aufweisen, also Hypertext avant la lettre darstellen. Solche Bücher werden zwar auch in toto zur Kenntnis genommen, aber nicht sequentiell. So viele Titel sind das pro Jahr gar nicht - pro Jahr höchstens 1 bis 2; und die meisten sind nicht auf Deutsch geschrieben. Und als schlagendes Argument für die "Totholz-Edition" wäre zu bedenken: sollte die Energiewende bis zum bitteren Ende durchgeführt werden, läßt sich kein Kindle mehr hochfahren...
vielleichteinlinker
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23.05.2012 21:42
#7 RE: Zitat des Tages: "So kam Deutschland zum Euro"
Zitat von Ulrich ElkmannDie Frage ist allerdings nicht, ob man das Buch kauft, sondern wann. Denn es handelt sich, zumindest wenn man mitten in Deutschland sitzt, die Sprache versteht und sich "einen Kopf" über Gegenwart und Zukunft dieses Landes machen will, um eins der Bücher, die man zur Kenntnis genommen muß, und die man auch in 10 oder 20 Jahren noch in Griffweite im Regal stehen haben sollte - um zu vergleichen und nachzuschlagen.
Abgesehen davon dass ich die Sprache verstehe und mir diverse Köpfe mache und dennoch nicht finde, dass ich das Buch kaufen muss: Was Sie beschreiben kann ich erst beurteilen, nachdem ich das Buch gelesen habe. Dazu muss ich es aber kaufen. Und daran hängt es ja: Soll ich oder soll ich nicht?
Zitat von Ulrich ElkmannDie Frage ist allerdings nicht, ob man das Buch kauft, sondern wann. Denn es handelt sich, zumindest wenn man mitten in Deutschland sitzt, die Sprache versteht und sich "einen Kopf" über Gegenwart und Zukunft dieses Landes machen will, um eins der Bücher, die man zur Kenntnis genommen muß, und die man auch in 10 oder 20 Jahren noch in Griffweite im Regal stehen haben sollte - um zu vergleichen und nachzuschlagen.
Abgesehen davon dass ich die Sprache verstehe und mir diverse Köpfe mache und dennoch nicht finde, dass ich das Buch kaufen muss: Was Sie beschreiben kann ich erst beurteilen, nachdem ich das Buch gelesen habe. Dazu muss ich es aber kaufen. Und daran hängt es ja: Soll ich oder soll ich nicht?
Die Einschätzung ist natürlich ganz meine - aber mit dem wann kann auch gemeint sein: in zwei oder fünf Jahren. Bis dahin sollte sich der Staub gelegt haben und die Meriten klarer. Es kann natürlich auch sein, daß der Gegenstand des Buches bis dann hinfällig geworden ist. Das Problem stellt sich natürlich bei fast allen "grundlegenden Texten", und ist auch durch Rezensionen und Philosophiegeschichten nicht so recht entscheidbar: Soll ich Kant kaufen - und lesen? Hegel? Newton? Bei noch schwebendem Verfahren: den ganzen Luhmann (eher weniger), Nozicks "State, Anarchy and Utopia" (doch eher mehr), die Hinterlassenschaften der Frankfurter Schule? Adenauers Memoiren? Kohls? Kaufen muß man's aber nicht sofort - zum einen dürfte das Buch durchaus auch in Bibliotheken angeschafft werden ("aktuell und in der Diskussion"), wenn man auch einige Wochen warten muß, bis die eigene Vormerkung dran ist; wer Glück hat, hat jemanden im Bekanntenkreis, der den Titel jedem in Reichweite in die Hand drückt.
Zitat von vielleichteinlinkerSoll ich oder soll ich nicht?
Nein, du brauchst es dir nicht zu kaufen, wenn du nur am wirtschaftlichen Hintergrund der Euro-Schuldenkrise interessiert bist. Dazu gibt es m.E. (ausgehend von den bisher gelesenen Rezensionen und ersten Eindrücken seiner Argumentation) bessere Werke, sogar je nach Vorgeschmack*. Und wenn es darum geht, die ach so aufsehenerregende "Holocaust"-Referenz zu klären, habe ich hier im "Kleinen Zimmer" schon viel gelesen (und geschrieben ), auch ohne dass extra das böse "H-Wort" hätte fallen müssen. Wo ich mir Gewinn erhoffen würde, wenn es mich interessierte, wäre tatsächlich die Schilderung des Handelns der konkret mit der Einführung befassten Personen und die Vorgeschichte dazu. Da ist Sarrazin Insider, und da kann er wirklich etwas Neues beitragen.
*Ich z.B. bin schon draußen, wenn auf gut merkantilistisch "Nutzen" als Exportüberschuss definiert wird.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Sarrazin in eine Reihe zu stellen mit Kant, Hegel, Newton, Luhmann, Nozick, Horkdorno oder ehemaligen Kanzlern, scheint mir eine krasse Fehlbewertung zu sein.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von vielleichteinlinkerAbgesehen davon dass ich die Sprache verstehe und mir diverse Köpfe mache und dennoch nicht finde, dass ich das Buch kaufen muss: Was Sie beschreiben kann ich erst beurteilen, nachdem ich das Buch gelesen habe. Dazu muss ich es aber kaufen. Und daran hängt es ja: Soll ich oder soll ich nicht?
Ich werde mir das Buch ganz einfach deshalb kaufen, um ein Nachschlagewerk zu einem Zeitgeschehen im bücherschrank zu haben, das als größte Krise seit dem zweiten Weltkrieg bezeichnet wird. Ich vertraue dabei auf Sarrazin, dass er exzellente Recherchearbeit betrieben hat. Ich bin sicher, dass er auch nachvollziehare Belege für sein 'Holocaust'-Zitat hat. In der Zusammenfassung des Focus sind entsprechende Aussagen von Helmut Schmidt erwähnt. Vielleicht hat Steinbrück deshalb auch die Spannung herausgenommen (1945), um nicht Helmut Schmidt ins Rampenlicht zu zerren - ist zumindest denkbar.
Gruß, Martin
vielleichteinlinker
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23.05.2012 23:13
#12 RE: Zitat des Tages: "So kam Deutschland zum Euro"
Zitat von RaysonWo ich mir Gewinn erhoffen würde, wenn es mich interessierte, wäre tatsächlich die Schilderung des Handelns der konkret mit der Einführung befassten Personen und die Vorgeschichte dazu. Da ist Sarrazin Insider, und da kann er wirklich etwas Neues beitragen.
Das wäre das zweite Argument gewesen, Quasi die (Oral-)History der Eurokrise. Allerdings werde ich da auf die Lektüre des poltisch motivirten Laien (Sarrazin: Deutschland braucht den Euro nicht) verzichten und auf den Fachmann (Niall Ferguson: Euro - Europa - Utopia failed) warten.
@ Zettel: Um Ihre "triviale" Erklaerung fuer den Hass, der Sarazzin entgegenschlaegt etwas auszuweiten: Die faktisch unloesbaren Probleme, die er in beiden Buechern beschreibt, sind ja nicht nur schlecht fuer's politische Wohlbefinden, sondern schlicht und einfach auch fuer den Geldbeutel. Der deutsche Lebenswandel wird seit 40 Jahren dadurch finanziert, dass man die Zukunft verpfaendet... sich diesen Problemen zu stellen ist gleichbedeutend mit der Einsicht, dass man den Guertel wird enger schnallen muessen; das will niemand hoeren, und es laesst sich auch schlecht verkaufen (was den Widerstand von Politik und Journaille erklaert).
Kurz gesagt: Der Schlaraffenland-Sozialstaat ist tot, muss aber von den Nutzniessern moeglichst lange im Zombie-Modus erhalten werden; ich bin gespannt wie Griechenland das loest, das wird der Praezedenzfall fuer die restlichen Staaten Europas.
P.S.:
Zitat Sarrazin, dieser ruhige, bedächtige Mann mit dem Temperament eines Nilpferds
Musste ein wenig schmunzeln... ich glaube dieses Vorurteil, dass Flusspferde behaebige Tiere sind kommt nicht zuletzt daher, dass die meisten Menschen, die mal einem begegnet sind nicht mehr das Gegenteil berichten koennen
Zitat von RaysonSarrazin in eine Reihe zu stellen mit Kant, Hegel, Newton, Luhmann, Nozick, Horkdorno oder ehemaligen Kanzlern, scheint mir eine krasse Fehlbewertung zu sein.
Mir auch, lieber Rayson. Habe ich das denn getan?
Oder irgendwer sonst? Um das zu wissen, müßte ich jetzt den ganzen Thread daraufhin noch einmal lesen ...
Herzlich, Zettel
vielleichteinlinker
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24.05.2012 00:52
#15 RE: Zitat des Tages: "So kam Deutschland zum Euro"
Zitat von ZettelMir auch, lieber Rayson. Habe ich das denn getan? Oder irgendwer sonst?
Mmmmh, bitte nicht wieder entäuscht sein weil die Threaded-Fraktion und die Flat-Allianz sich nicht einig sind, wie das Forum genutzt werden sollte... ;-)
Zitat von Ulrich ElkmannDie Einschätzung ist natürlich ganz meine - aber mit dem wann kann auch gemeint sein: in zwei oder fünf Jahren. Bis dahin sollte sich der Staub gelegt haben und die Meriten klarer. Es kann natürlich auch sein, daß der Gegenstand des Buches bis dann hinfällig geworden ist. Das Problem stellt sich natürlich bei fast allen "grundlegenden Texten", und ist auch durch Rezensionen und Philosophiegeschichten nicht so recht entscheidbar: Soll ich Kant kaufen - und lesen? Hegel? Newton? Bei noch schwebendem Verfahren: den ganzen Luhmann (eher weniger), Nozicks "State, Anarchy and Utopia" (doch eher mehr), die Hinterlassenschaften der Frankfurter Schule? Adenauers Memoiren? Kohls? Kaufen muß man's aber nicht sofort - zum einen dürfte das Buch durchaus auch in Bibliotheken angeschafft werden ("aktuell und in der Diskussion"), wenn man auch einige Wochen warten muß, bis die eigene Vormerkung dran ist; wer Glück hat, hat jemanden im Bekanntenkreis, der den Titel jedem in Reichweite in die Hand drückt.
Zitat von MartinIch bin sicher, dass er auch nachvollziehare Belege für sein 'Holocaust'-Zitat hat.
Soweit ich sehe, lieber Martin, spielt das Thema in dem Buch überhaupt keine Rolle. Sarrazin erwähnt es, weil andere es in dieser Diskussion immer wieder erwähnt haben.
Das Buch auf dem Kindle zu lesen hat den Vorteil, daß man eine zuverlässige Suchfunktion hat. Hier sind die vier Stellen, an denen das Wort "Holocaust" vorkommt:
Zitat Auch Helmut Schmidt unterstrich ... diese Linie [daß es um das Große Ganze gehe; Zettel], als er am 4. Dezember 2011 in einer Rede vor dem SPD-Parteitag den Bogen schlug von der deutschen Schuld am Holocaust bis zur ... Notwendigkeit deutscher Mithaftung ...
Zitat Soweit die deutsche Politik meint, aufgrund politischer Erwägungen wegen der Schuld am Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust besondere Opfer im Sinne einer "europäischen Solidarität" bringen zu müssen, sollte auch dies offen diskutiert und klar ausgewiesen werden.
Zitat In der deutschen Politik votieren Vertreter der SPD, der Grünen und der Linkspartei mehrheitlich für Eurobonds. (...) Sie sind außerdem getrieben von jenem sehr deutschen Reflex, wonach die Buße für den Holocaust und Weltkrieg erst dann endgültig getan ist, wenn wir alle unsere Belange, auch unser Geld, in europäische Hände gelegt haben.
Zitat Georg Paul Hefty äußerte kürzlich zur deutschen Einwanderungspolitik, das "Nachkriegsdeutschland war moralisch so diskreditiert, daß es sich nie so anstellen konnte wie die klassischen Einwanderungsländer mit ihren Quoten und Noten" - so als wenn Krieg, Holocaust und Vertreibung es den Deutschen moralisch auferlegt hätten, passiv zu dulden, wer sich in ihrem ... Land sonst noch ansiedeln will.
Zitat von RaysonSarrazin in eine Reihe zu stellen mit Kant, Hegel, Newton, Luhmann, Nozick, Horkdorno oder ehemaligen Kanzlern, scheint mir eine krasse Fehlbewertung zu sein.
Mir auch, lieber Rayson. Habe ich das denn getan?
Oder irgendwer sonst? Um das zu wissen, müßte ich jetzt den ganzen Thread daraufhin noch einmal lesen ...
Herzlich, Zettel
Eine Gleichstellung war niemals nicht beabsichtigt - nur der Hinweis, daß man als Buchkäufer öfters mit der Frage nach dem Kauf ziemlich allein dasteht. 's war dennoch mit Hintergedanken: Kant & Co "braucht" man nicht unbedingt, um sich gut über sie & ihren Einfluß zu orientieren; und die Erinnerungen der Kanzler auch nicht, um ihnen historisch gerecht zu werden - und eben Kohl und Adenauer lösten zu ihrer Zeit schließlich bei sich als für anständig links gepolt haltenden Zeitgenossen auch Reaktionen aus, die ihnen jedes klares Denken verunmöglichten. (Bei Adenauer reicht ein Blick in die Spiegel-Rezension, 1965 von Böll, oder in den von Martin Walser zu den Wahlen 1961 herausgegebenen rororo-Band Die Alternative.)
Zitat von ZettelDas Buch auf dem Kindle zu lesen hat den Vorteil, daß man eine zuverlässige Suchfunktion hat. Hier sind die vier Stellen, an denen das Wort "Holocaust" vorkommt:
Zitat Auch Helmut Schmidt unterstrich ... diese Linie [daß es um das Große Ganze gehe; Zettel], als er am 4. Dezember 2011 in einer Rede vor dem SPD-Parteitag den Bogen schlug von der deutschen Schuld am Holocaust bis zur ... Notwendigkeit deutscher Mithaftung ...
Zitat Soweit die deutsche Politik meint, aufgrund politischer Erwägungen wegen der Schuld am Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust besondere Opfer im Sinne einer "europäischen Solidarität" bringen zu müssen, sollte auch dies offen diskutiert und klar ausgewiesen werden.
Zitat In der deutschen Politik votieren Vertreter der SPD, der Grünen und der Linkspartei mehrheitlich für Eurobonds. (...) Sie sind außerdem getrieben von jenem sehr deutschen Reflex, wonach die Buße für den Holocaust und Weltkrieg erst dann endgültig getan ist, wenn wir alle unsere Belange, auch unser Geld, in europäische Hände gelegt haben.
Zitat Georg Paul Hefty äußerte kürzlich zur deutschen Einwanderungspolitik, das "Nachkriegsdeutschland war moralisch so diskreditiert, daß es sich nie so anstellen konnte wie die klassischen Einwanderungsländer mit ihren Quoten und Noten" - so als wenn Krieg, Holocaust und Vertreibung es den Deutschen moralisch auferlegt hätten, passiv zu dulden, wer sich in ihrem ... Land sonst noch ansiedeln will.
Herzlich, Zettel
Vielen Dank für die Suche, lieber Zettel. Das Zitat #3 ist der Anlass für die erste Aufregung, Zitat #1 (4?) ist wohl Sarrazins formaler Bezug für den 'Reflex'.
Auch wenn das Zitat nicht häufig untermauert ist, so denke ich doch, dass es eine große Rolle spielt, und Sarrazin liegt richtig mit seiner Forderung, dass die Politik die Triebfeder ihres irrational erscheinenden Handelns offen zur Diskussion stellt. Es ist ja auch durchaus denkbar, dass die historische Last Deutschlands nur als ultimatives Argument vorgeschoben ist ("killer phrase"), wenn sich unsere Regierungen um schwierige Entscheidungen drücken wollen. Es genügt nicht, die negativen Folgen einer faktisch unregulierten Transferunion aufzuzeigen (an denen ja wohl kein Zweifel besteht), es ist viel wichtiger, die Begründung dafür öffentlich zu diskutieren, wenn sie sich letztlich auf die 'deutsche Schuld' reduziert. Denn - ohne das Buch heute gelesen zu haben - Sarrazin scheint deutlich zu machen, dass Alternativen zum Euro oder einer unregulierten Transferunion machbar sind.
Zitat wird es manchen geben, der wie ich mit der Lektüre des Buchs von Sarrazin begonnen hat.
Ja, und dabei wär's beinahe auch geblieben. Der einführende Teil ist nach meinem Empfinden eine Katastrophe. Literarisch bin ich ja ein Ignorant aber man kann mich durchaus auf eine zielführende Reise mitnehmen. Nur kam ich mir auf den ersten Seiten eher vor wie eine Flipperkugel, die ohne rechtes Ziel mal gegen diese, dann gegen jene Information geschleudert wird. Flüssiges Lesen war mir nicht möglich; zuoft wurde die Aussagenlogik vom Schwanz her aufgezäumt. Das normalisiert sich später schlagartig, als der Autor endlich den Zeitstrang als ordnende Kraft seiner Gedanken entdeckt. Dann wird's sogar ganz interessant, was die Details betrifft, bietet bisher (S. 100) aber keine grundsätzlich neuen Erkenntnisse oder Überraschungen.
Zum Glück hat man mir den Einstieg nicht als Leseprobe angeboten, so daß ich die Katze im Sack kaufte und mich dann auch erfolgreich durchbiß.
Zitat von ZettelDas Buch auf dem Kindle zu lesen hat den Vorteil, daß man eine zuverlässige Suchfunktion hat.
Die bisher beste Erklärung für den höheren Mehrwertsteuersatz bei e-books. Ich werde abwarten, bis der Preis gefallen ist, zumal ich die Metadiskussion zum Buch spannender finde als das Buch zu sein verspricht.
Geht es der SPD-Troika so schlecht, dass sie jetzt ihre Brötchen als Sarrazin-Rezensenten verdienen müssen? Unpolitisch aufs Scheitern fixiert schreibt Peer Steinbrück in der FAZ nach der "Anleitung zur Menschenzucht" von Sigmar Gabriel in der ZEIT. Wenn Thilo Sarrazin sich eilt, hat Frank-Walter Steinmeier seine große Stunde noch kurz vor der Bundestagswahl. "Mit der Energiewende in die Dritte Welt" hätte Aufschreipotential.
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