Da dachte ich mir, versuche ich's doch diesmal statt mit Kunst mit Wissenschaft, statt mit einem Kupferstich mit einem der faszinierenden Fotos von Hubble.
Dieser Kugelsternhaufen, ein kleines Gebilde innerhalb der hundert Milliarden (vielleicht noch mehr) Sterne unserer Galaxie, die eine von wiederum vielleicht hundert Milliarden ist - dieses kleine Gebilde hat immerhin die Leuchtkraft von ungefähr 120.000 Sonnen.
Zitat von ZettelDieser Kugelsternhaufen, ein kleines Gebilde innerhalb der hundert Milliarden (vielleicht noch mehr) Sterne unserer Galaxie, die eine von wiederum vielleicht hundert Milliarden ist - dieses kleine Gebilde hat immerhin die Leuchtkraft von ungefähr 120.000 Sonnen.
Ich war mir nicht sicher gewesen, woher ich für diese Sternhaufen den Namen "Kugelnebel" kannte, der ja eigentlich völlig veraltet ist.
Jetzt habe ich es gefunden. Meine Großmutter bezog die Zeitschrift für Naturfreunde "Kosmos", und deren Abonnenten erhielten regelmäßig (ich glaube, viermal im Jahr), "Kosmos-Bändchen" zu einem bestimmten Thema. Diese sammelte sie, und ich habe als Kind bei Besuchen mit Begeisterung darin gelesen.
Darunter muß wohl auch dieses Bändchen gewesen sein, an dessen geheimnisvollen Titel ich mich auch erinnere.
Übrigens war im sogenannten "Bildungsbürgertum" im 19. Jahrhundert und bis vielleicht in die Mitte des 20. Jahrhunderts die Begeisterung für Naturwissenschaften beträchtlich gewesen. Auch Geisteswissenschaftler kannten sich meist bestens in den Naturwissenschaften aus (ich habe zB viel über die Natur von einem Onkel gelernt, der Pfarrer war).
Davon scheint mir wenig geblieben zu sein. Es ist paradox: Fast alle sorgen sich um "unsere Natur". Von ihr wissen wollen die meisten, die nicht selbst Naurwissenschaftler sind, fast nichts mehr.
Die Astronomie ist ein krasses Beispiel. Ich habe das gelegentlich schon erwähnt:
Wenn jemand auf einer Party meint, Cäsar habe im 19. Jahrhundert gelebt, dann lacht man ihn aus. Wenn jemand meint, die Erde sei eine Million km von der Sonne entfernt, dann werden die meisten wahrscheinlich noch nicht einmal merken, daß das ein ungefähr ebenso gewaltiger Schnitzer ist; und wer es merkt, der wird den Betreffenden nicht auszulachen wagen.
Er könne selbst ausgelacht werden, als Zahlenfetischist oder als verschrobener Faktenhuber.
es reicht ja schon aus, wenn Sie Ihre Mitbürger fragen würden, ob sie denn wissen, was da so allabendlich am Sternenhimmel so früh leuchtet (Venus) oder wo sich gerade der eine oder andere Planet positionsmäßig befindet.
Ich zeige meinen Freunden/Bekannten gerne mal, wie die Planeten / Nebel what ever durch einen Blick durchs Fernrohr aussehen. Ich ernte viel AHHH und OHHH und meist noch die Frage, woher ich so schnell die Position rausgefunden habe.
Viele meiner Bekannten verwechseln gerne auch Saturn und Jupiter, aber ich kläre natürlich gerne auf.
Immer am Ball bleiben, ich habe nichts dagegen, als verschroben dazu stehen, im Gegenteil, ich pfeif drauf Schließlich tu ich es ja für mich.
Zitat von kabelfreakImmer am Ball bleiben, ich habe nichts dagegen, als verschroben dazu stehen, im Gegenteil, ich pfeif drauf Schließlich tu ich es ja für mich.
Recht so. Aber wie kann überhaupt jemand auf den Gedanken kommen, daß an der Sternenbeobachtung, der Hobby-Astronomie etwas verschroben sein könnte?
Wenn jemand als Hobby den orientalischen Bauchtanz oder die Ornithologie hat, dann findet man das toll. Wer sich für laichende Kröten interessiert, der kann sich allgemeiner Sympathie sicher sein. Warum nicht auch, wer sich für den Mond, die Planeten oder, sagen wir, Kugelsternhaufen interessiert?
Ich glaube, es liegt daran, daß das, womit sich die Astronomie beschäftigt, gar nicht zur "Natur" gezählt wird.
Früher gab es den "Naturfreund", der "Kosmos" las. Manche interessierten sich für alles in der Natur, wie ich als Kind. Die meisten begannen, wenn sie älter wurden, sich zu spezialisieren - aus dem Naturfreund wurde ein "Sternenfreund" zum Beispiel; oder ein Hobby-Geologe, der Mineralien sammelt.
Heute gibt es mehr Leute als irgendwann, die sich mit "der Natur" beschäftigen. Aber sie interessieren sich nicht für Astronomie, Mineralogie, Ornithologie oder vielleicht das Leben der Eidechsen - sondern sie haben ein unwissenschaftliches, selektives, affektives Verhältnis zu "unserer Natur".
Sie wollen sie nicht kennenlernen, die Natur. Sie wollen sie nur retten. Ihr Interesse wird nicht durch die wunderbare Vielfalt der Natur geweckt; durch das, was es alles zu entdecken und zu wissen gibt. Sondern allein dadurch, daß irgendetwas "bedroht" ist.
Es ist ein seltsames, ein oft auch quasi-religiöses Verhältnis zur Natur. Ein kultureller Rückschritt: Von der Naturwissenschaft zurück zur Naturverehrung.
Also, viel Spaß, lieber Kabelfreak, mit Ihrem Refraktor oder Reflektor, und zeigen Sie Ihren Freunden die Wunder des Weltalls (demnächst wird es mit dem Venusdurchgang ja wieder richtig spektakulär).
Zitat von kabelfreakImmer am Ball bleiben, ich habe nichts dagegen, als verschroben dazu stehen, im Gegenteil, ich pfeif drauf Schließlich tu ich es ja für mich.
Recht so. Aber wie kann überhaupt jemand auf den Gedanken kommen, daß an der Sternenbeobachtung, der Hobby-Astronomie etwas verschroben sein könnte?
Wenn jemand als Hobby den orientalischen Bauchtanz oder die Ornithologie hat, dann findet man das toll. Wer sich für laichende Kröten interessiert, der kann sich allgemeiner Sympathie sicher sein. Warum nicht auch, wer sich für den Mond, die Planeten oder, sagen wir, Kugelsternhaufen interessiert?
Dem würde ich widersprechen. Nicht nur Naturwissenschaft erscheint verschroben. Interessieren Sie sich einfach mal für Sprachen, die vom Englisch/Französisch/Italienisch/Spanisch-Mainstream abweichen, womöglich gar für tote Sprachen.
Das einzige, wofür man sich in Deutschland vertieft interessieren darf, ohne dass man belächelt wird, ist Sport. Vorzugsweise Fussball.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
So neu ist der Widerstand gegen die kalte Wissenschaft ja nicht - besonders wenn es um Zahlen & exakte Meßwerte geht.
Schwatzet mir nicht so viel von Nebelflecken und Sonnen! Ist die Natur nur groß, weil sie zu zählen euch gibt? Euer Gegenstand ist der erhabenste freilich im Raume, Aber, Freunde, im Raum wohnt das Erhabene nicht.
Zitat von Ulrich ElkmannSo neu ist der Widerstand gegen die kalte Wissenschaft ja nicht - besonders wenn es um Zahlen & exakte Meßwerte geht.
Schwatzet mir nicht so viel von Nebelflecken und Sonnen! Ist die Natur nur groß, weil sie zu zählen euch gibt? Euer Gegenstand ist der erhabenste freilich im Raume, Aber, Freunde, im Raum wohnt das Erhabene nicht.
Friedrich Schiller, An die Astronomen
Schöner Fund! Anders als sein Freund Goethe hatte Schiller eben überhaupt kein Verhältnis zu den Naturwissenschaften, auch wenn sein vollständiger Name ja Dr. med. Johann Christoph Friedrich Schiller lautete.
Zitat von GorgasalNicht nur Naturwissenschaft erscheint verschroben. Interessieren Sie sich einfach mal für Sprachen, die vom Englisch/Französisch/Italienisch/Spanisch-Mainstream abweichen, womöglich gar für tote Sprachen.
Das einzige, wofür man sich in Deutschland vertieft interessieren darf, ohne dass man belächelt wird, ist Sport. Vorzugsweise Fussball.
Das Letzere finde ich ja in Ordnung.
Nur nicht als Einziges. Aber Sie haben Recht.
Ich erinnere mich an eine Familienfeier - wie so oft ein Begräbnis -, auf der ich einen weit entfernten Verwandten kennenlernte. Der Zufall wollte, daß ich neben ihm saß. Er galt allgemein als ein verschrobener Kauz, mit dem niemand etwas zu tun haben wollte. Tatsächlich war er ein ungemein intelligenter, witziger und anregender Gesprächspartner, mit dem ich mich den ganzen Abend unterhalten habe. Er hatte gerade Sanskrit gelernt.
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