Bei uns war es immer so, daß der Sportlehrer als einziger die Schüler duzte - auch in späteren Jahrgängen - während die Schüler ihn weiterhin siezten (wie alle anderen Lehrer auch). Die Begründung war wohl, daß es eine andere Schüler-Lehrer-Beziehung im Sport gibt. Gerade der Umgang mit dem Sportlehrer war meist freundschaftlicher geprägt als zum Mathelehrer (oder der Deutschlehrerin).
Teilweise noch aufgewachsen in der ehemaligen DDR / Soffjetzone, erinnere ich mich noch sehr gut an die Respektspersonen, die Lehrer darstellten. Absolute Respektspersonen, deren Anweisungen zu folgen war. Anrede natürlich immer "Herr" oder "Frau", einige auch mit Dr., da bestanden die drauf (wenn sie einen Doktor hatten).
Ich erinnere mich nicht genau, wann das Siezen der Schüler seitens der Lehrer begann, aber ich meine, es müsste in der 9./10. Klasse begonnen haben, also mit 15-16. Viel erwachsener fühlte ich mich da. Einige, männliche und besonders "bullerige" Lehrer (Typ Herr Burschelmann, wer damit was anfangen kann, für die Ossis unter uns), ließen ab und zu nochmal das "Du" blicken. Das Duzen der Lehrer war unüblich, erst nach dem Abitur, beim Treffen in Musikklubs, ergab es sich auf eher individueller Basis.
Verehrter Zettel - zunächst einmal herzlichen Dank für die . Man tut, was man kann.
Und da schäme ich mich fast, daß ich auch mal ein wenig meckere. Aber das opus von Ringelnatz thematisiert ja die individuelle Entgrenzung, die Regression des wurzellosen Individuums,ganz bestimmt auch die Zumutungen des Kapitalismus (Marktweiber!), und nicht den Schritt-vom-Ich-zum-Wir. Am Geist dieses Sports - 11 Freunde müßt ihr sein, und ein Schiedsrichter, und zwei Linienrichter, und ein Publikum, das mitgeht - geht es mithin vorbei (und die Haltung des schlendernden Vorbeigehens, der flanerie - Max Goldt, Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens - ist literarisch der Widerpart des Mannschaftssports).
Den wahren Kern des Fußballs scheint mir eher Ror Wolf in seinen "Rammer & Brecher"-Sonetten getroffen zu haben:
http://www.uni-bielefeld.de/lili/forschu...tung/6ball.html _____ Morast und Schlamm und Sturm jawohl und Regen. Der Regen fällt herab, als es beginnt. Das Gras ist naß. Im Kessel braust der Wind. Die Schirme gehen auf. Die Schauer fegen.
Es knarrt am Dach. Das Regenwasser rinnt. Der Nebel schwebt. Man sieht sich was bewegen. Es kommt jemand und jemand geht entgegen. Und patscht vorbei und jemand stochert blind.
Und stampft und dampft und hat ihn nicht erreicht. Das Feld ist leer. Der Weg zum Tor verstopft. Die Pfütze spritzt und jemand ganz durchweicht.
Und jemand triefend dort und jemand tropft. In dieser Suppe sieht man nun vielleicht, Wie matt das Leder an den Pfosten klopft. ________
Zitat von NumpyBei uns war es immer so, daß der Sportlehrer als einziger die Schüler duzte - auch in späteren Jahrgängen - während die Schüler ihn weiterhin siezten (wie alle anderen Lehrer auch). Die Begründung war wohl, daß es eine andere Schüler-Lehrer-Beziehung im Sport gibt. Gerade der Umgang mit dem Sportlehrer war meist freundschaftlicher geprägt als zum Mathelehrer (oder der Deutschlehrerin).
Ich habe solche und solche erlebt.
Zu meiner Schulzeit in den 50er Jahren gab es noch Typ, den Sie schildern; ganz im Geist des Turnvaters Jahn. Der einzige Lehrer, der mit kurzen Hosen und Schillerkragen in die Schule kam. Aber es überwogen schon diejenigen, die Sport als zweites oder drittes Fach hatten und "eigentlich" Mathe- oder Französischlehrer usw. waren.
Vor allem ein Französischlehrer ist mir in Erinnerung; ein harter Hund, bei dem ich sehr viel gelernt habe. Er verwandelte sich auch bei den "Leibesübungen" (so hieß das Fach damals) nicht in einen Kumpel, sondern trat unverändert in Anzug und mit Schlips auf und ließ uns die Übungen machen, so wie wir sonst bei ihm den subjonctif übten.
Dass der Trainer die Spieler duzt, wundert mich eigentlich nicht. Der Trainer steht über den Spielern, er entscheidet über ihren Einsatz und ihre Auswechselung, er kommandiert sie nach vorne oder nach hinten - das geht nur, wenn er sie duzt. Ich kann mir nur vorstellen, wie ein Trainer brüllt: "Lukas, gib alles - Holger, ran an den Gegenspieler - Arjen, verdammt, diesen Elfer machst Du rein." Soll er rufen: "Herr Podolski, bitte strengen Sie sich mehr an!! - "Herr Badstuber, bitte gehen Sie an den Gegenspieler ran!"
Die Journalisten duzen die Fußballer wenigstens teilweise auch.
Ich sieze die Schüler seit der Jgst. 11; aber wenn ich mit Schülern unterwegs bin oder in manchen anderen Situationen, wechsle ich auch ins Du oder Ihr, v.a., wenn ich mehrere anspreche. Ich sage zwar: "XX, lesen Sie bitte Ihre Hausaufgaben vor!" "XX, leider ist Ihre Klausur wieder nur mangelhaft - Sie müssen dringend das und das wiederholen." - Aber ich sage auch: "Morgen will ich die Formulare haben - da will ich nicht wieder Euch hinterherrennen müssen!" - "Jetzt macht mal hinne, damit wir noch den Zug kriegen!"
Das Siezen der Schüler wird durch G8 erschwert. Das erste Jahr der Oberstufe ist deren 10. Schuljahr, d.h. die Schüler sind zu Beginn der Jgst. 10 ("EF") 15 Jahre alt. Einige haben in der Grundschule ein Jahr übersprungen, die sind 14. Eine Schülerin war zu Beginn der Jgst. 10 - nach zwei übersprungenen Jahren - 13 Jahre alt. DAs Mädchen ist in der Oberstufe, kam aber bis Februar nicht mal in die 18-Uhr-Vorstellung im Kino, weil der Film mit Werbung erst nach 20 Uhr zu Ende ist - und erst mit 14 Jahren darf man länger als bis 20 Uhr im Kino sein. Da kann ich solche Kinder nicht siezen.
Ich weiß nicht, ob ich meine jetzige EF (Jgst. 10) im nächsten Jahr sieze. Die Schüler kommen dann zwar in das traditionelle Oberstufenalter, aber ich mitten in der Oberstufe die Anrede zu wechseln? Ich weiß nicht ...
Zitat von GansguoterDas Siezen der Schüler wird durch G8 erschwert. Das erste Jahr der Oberstufe ist deren 10. Schuljahr, d.h. die Schüler sind zu Beginn der Jgst. 10 ("EF") 15 Jahre alt. Einige haben in der Grundschule ein Jahr übersprungen, die sind 14. Eine Schülerin war zu Beginn der Jgst. 10 - nach zwei übersprungenen Jahren - 13 Jahre alt.
Hm, in der DDR wurden wir, glaube ich, ab der 8. Klasse gesiezt. Jedenfalls nach der Jugendweihe. Also da war ich auch erst 14, fühlte mich aber plötzlich mächtig erwachsen.
---------------------------------------------------- Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.
Zitat von GansguoterDass der Trainer die Spieler duzt, wundert mich eigentlich nicht. Der Trainer steht über den Spielern, er entscheidet über ihren Einsatz und ihre Auswechselung, er kommandiert sie nach vorne oder nach hinten - das geht nur, wenn er sie duzt. Ich kann mir nur vorstellen, wie ein Trainer brüllt: "Lukas, gib alles - Holger, ran an den Gegenspieler - Arjen, verdammt, diesen Elfer machst Du rein." Soll er rufen: "Herr Podolski, bitte strengen Sie sich mehr an!! - "Herr Badstuber, bitte gehen Sie an den Gegenspieler ran!"
Wie ist das eigentlich heute beim Militär? Ist das üblich, daß der Offizier die Männer duzt und diese ihn siezen?
Das war zur Zeit des jungen Jahn das Muster für asymmetrisches Duzen; zwischen Offizieren und Mannschaft. Ich könnte mir gut denken, daß es von dort auch in die Turnerei übernommen wurde.
Was Holger und Arjen angeht - ich weiß nicht, lieber Gansguoter, ob Vornamen im Schnitt kürzer sind als Nachnamen; in der abgekürzten Form jedenfalls nicht. Warum soll der Trainer nicht "Robben" rufen statt "Arjen" und "Poldi" statt Lukas?
Oder er redet sie mit Vornamen und "Sie" an wie zu meiner Zeit die Oberstufenlehrer ihre Schüler. Oder - das Nächstliegende - man duzt sich gegenseitig. Warum soll denn nicht auch der Spieler seinem Trainer zurufen können "Joachim, es geht nicht mehr, wechsle mich aus"?
An Unis ist es - ich habe das, glaube ich, schon einmal erwähnt - in den naturwissenschaftlichen Fächern etwas kurios, weil alle Mitarbeiter ja auf internationale Konferenzen fahren, auf denen man grundsätzlich on first-name terms ist. Es ist etwas seltsam, wenn ich an der Uni eine Mitarbeiterin "Frau X" nenne und auf der Konferenz auf einmal "Ingrid".
Das hat dazu geführt, daß sich in diesen Fächern inzwischen meist auch zu Hause Professoren und Mitarbeiter duzen.
Aber natürlich symmetrisch. Daß ich einen Mitarbeiter duze und erwarte, daß er mich siezt, das wäre mir absurd vorgekommen. Warum kommt es nicht auch Jogi Löw absurd vor?
Zu meiner Zeit bei der Bundeswehr (05/06) wurden wir von den höheren Dienstgraden ab Uffz/Feldwebel aufwärts in der AGA (Allgemeine Grundausbildung) nur gesiezt, auch von unserem Teileinheitsführer, einem Oberfeldwebel. Wir hatten natürlich auch entsprechend zu siezen.
Später in den Stammeinheiten konnte man als Gefreiter locker alle Unteroffiziere und Stabsunteroffiziere duzen, machmal auch den Fahnenjunker oder den Feldwebel im Mannschaftsheim außer Dienst, niemals jedoch den Hauptmann oder den Hauptfeldwebel sowie Höherrangige, schon gar nicht Offiziere.
Das "Sie" bei der Bundeswehr war jedoch recht unbestimmt, man wurde häufig angesprochen mit "Panzergrenadier Meyer", "Schütze Lindner" usw. Immer Dienstgrad und Nachname. Dies führe dazu, daß man seine Kameraden auch immer nur mit Nachname ansprach, auch bei Leuten, die man auf Stube hatte und deren Vornamen mann natürlich kannte. Da hieß es dann: "He, Hartenstein, wann ist antreten?" oder "Wann ist antreten? - Keine Ahnung, frag mal Köttnitz". Sehr kurios, habe ich bisher nur dort erlebt, das bundeswehr'sch Du unter Kameraden, niemals Vornamen, nur Nachnamen.
Wenn Sie, lieber Zettel, diese Serie noch etwas erweitern wollen, schreiben sie doch mal über die in Thürgingen/Bayern geläufige Bezeichnung von Personen durch Dritte, bei der immer zuerst der Nachname genannt wird, z.B. "Wendens Ruth" oder "Graupner Fritz" usw. Es gibt noch mehr dieser regionalen Besonderheiten, z.B. das "Hamburger Sie"
Zitat von ZettelWie ist das eigentlich heute beim Militär? Ist das üblich, daß der Offizier die Männer duzt und diese ihn siezen?
Nein, es wird konsequent beiderseitig gesiezt. Unter Mannschaften und UffzKorps kann man sich auch gegenseitig duzen wenn man eng zusammenarbeitet, aber die Offiziere wurden, soweit ich es beurteilen kann, auch noch von langgedienten HFw und aufwärts gesiezt und siezten auch alle zurück.
Beispieltobsuchtsanfall vor einem verschüchterten Rekruten: "Sie verdammte Gefechtsfeldschlampe, wie sehen sie denn aus?! Wollen sie vielleicht die ganze Einheit der Lächerlichkeit preisgeben? Darf ich sie mal anfassen, Mann?" (Übersetzt: Dein Kragen sitzt schief du Pappnase! Ich habs dir schon hundert mal gesagt, und jetzt zupple ich dir das Ding lieber selbst gerade, weil du sonst eh nicht verstehst wie das korrekt aussehen soll.)
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Zitat von ZettelWie ist das eigentlich heute beim Militär? Ist das üblich, daß der Offizier die Männer duzt und diese ihn siezen?
Nein, es wird konsequent beiderseitig gesiezt.
Ja, wenn selbst beim Militär - warum dann nicht auch im Fußball? Die Sache erscheint mir immer seltsamer.
Zitat von CalimeroBeispieltobsuchtsanfall vor einem verschüchterten Rekruten: "Sie verdammte Gefechtsfeldschlampe, wie sehen sie denn aus?! Wollen sie vielleicht die ganze Einheit der Lächerlichkeit preisgeben? Darf ich sie mal anfassen, Mann?" (Übersetzt: Dein Kragen sitzt schief du Pappnase! Ich habs dir schon hundert mal gesagt, und jetzt zupple ich dir das Ding lieber selbst gerade, weil du sonst eh nicht verstehst wie das korrekt aussehen soll.)
Zitat von GansguoterDas Siezen der Schüler wird durch G8 erschwert. Das erste Jahr der Oberstufe ist deren 10. Schuljahr, d.h. die Schüler sind zu Beginn der Jgst. 10 ("EF") 15 Jahre alt. Einige haben in der Grundschule ein Jahr übersprungen, die sind 14. Eine Schülerin war zu Beginn der Jgst. 10 - nach zwei übersprungenen Jahren - 13 Jahre alt.
Hm, in der DDR wurden wir, glaube ich, ab der 8. Klasse gesiezt. Jedenfalls nach der Jugendweihe. Also da war ich auch erst 14, fühlte mich aber plötzlich mächtig erwachsen.
Kann ich (*1967) bestätigen. In der achten Klasse begann es — und ich war auch stolz, »groß« zu sein.
Zitat von GansguoterDas Siezen der Schüler wird durch G8 erschwert. Das erste Jahr der Oberstufe ist deren 10. Schuljahr, d.h. die Schüler sind zu Beginn der Jgst. 10 ("EF") 15 Jahre alt. Einige haben in der Grundschule ein Jahr übersprungen, die sind 14. Eine Schülerin war zu Beginn der Jgst. 10 - nach zwei übersprungenen Jahren - 13 Jahre alt.
Hm, in der DDR wurden wir, glaube ich, ab der 8. Klasse gesiezt. Jedenfalls nach der Jugendweihe. Also da war ich auch erst 14, fühlte mich aber plötzlich mächtig erwachsen.
Kann ich (*1967) bestätigen. In der achten Klasse begann es — und ich war auch stolz, »groß« zu sein.
Jetzt bin ich allmählich nicht mehr sicher, ob es bei mir nicht vielleicht auch die Untersekunda war und nicht die Obersekunda (also die 10. Klasse und nicht die 11.).
Früher sicher nicht; aber damals war man ja auch noch nicht so jung schon erwachsen wie heute.
Ich höre gerade den Beginn der Übertragung des Fußballspiels Deutschland gegen Israel. Ich bin fassungslos, wenn trotz Aufforderung zum Respekt während der israelischen Hymne Pfiffe und Lärm hörbar sind. Mit solchen »Fans« will man nicht gemeinsam für die selbe Mannschaft sein.
Zitat Die Journalisten duzen die Fußballer wenigstens teilweise auch.
Meines Erachtens übrigens ein echtes Ärgernis: Das öffentliche Fraternisieren eines Journalisten mit seinem Berichtsobjekt.
Es ist irgendwie schwer vorstellbar, dass so ein kampf-duzender Journalist z.B. einem Dopingskandal seines Duzfreunds ordentlich nachrecherchiert. (Vielleicht macht er das sogar - aber wie gesagt: für mich als Zuschauer ist ein Journalist kompromittiert, der sich auf diese Weise an einen Sportler ranschmeißt).
Insgesamt scheint mir das Duzen eine Spezialität in der Sportbranche zu sein. Gegen gegenseitiges Duzen unter Sportlern auf dem Fußballplatz oder in der Skihütte ist ja auch nichts einzuwenden. Unpassend finde ich allerdings das z.T. rabiate Duzen in Sportgeschäften. (Diesen Winter war ich einmal gemeinsam mit meinem Vater - 73 Jahre, sehr honorige Erscheinung, Typ königlich-bayerischer Kommerzienrat - in einem Sportgeschäft. Mein Vater hat den knapp 20-jährigen Verkäufer natürlich gesiezt und wurde dann konsequent geduzt. Der Verkäufer ließ sich auch durch hartnäckiges Zurück-Siezen durch meinen Vater nicht beeindrucken und blieb beim Du. Fand ich sehr unpassend, scheint aber branchenüblich zu sein).
Um aber auf Zettels Eingangs-Beobachtung zurück zu kommen:
Es scheint sich beim Trainer-Spieler-Verhältnis schon um ein tradiertes paternalistisches Verhältnis zu handeln. Hier habe ich ein Interview mit Jupp Heynckes gefunden, dass das Thema streift:
Zitat: „Ich bin 66 – ich duze [die Spieler] natürlich. Die Spieler siezen mich. Wenn sie Champions-League-Sieger oder Deutscher Meister werden, dürfen sie mich einen Tag duzen.“
Zitat Was Holger und Arjen angeht - ich weiß nicht, lieber Gansguoter, ob Vornamen im Schnitt kürzer sind als Nachnamen; in der abgekürzten Form jedenfalls nicht. Warum soll der Trainer nicht "Robben" rufen statt "Arjen" und "Poldi" statt Lukas?
Das ist jetzt eine andere Ebene - es ging ums Duzen, nicht um die Frage Vorname oder Nachname. Vielleicht ruft der Trainer auch: "Schweini, lauf!", "Gomez, schieß endlich!" - aber dass er die 2. Pers. Sg. verwendet, finde ich selbstverständlich. Der Imperativ 2. Sg. ist entschieden kürzer als der Imp. 3. Pl. "Lauf" vs. "Laufen Sie!", "Schieß" vs. "Schießen Sie!"
Aus dem Imperativ ergibt sich dann das Duzen insgesamt, da der Imperativ der bevorzugte Modus eines Trainers sein dürfte.
Was die Frage Vorname oder Nachname + Duzen angeht: Es ist m.E. eine Sache von männlich dominierten Gruppen, in denen Nachname + Du von Gleichrangigen verwendet wird. In meiner Schulzeit, Jungenschule, Abitur 1992, wurden wir in der Oberstufe von den Lehrern teilweise mit Vornamen angeredet und gesiezt "Markus, lesen Sie bitte die Hausaufgaben vor"; untereinander haben wir uns aber seit der QUinta, Quarta bevorzugt angeredet mit Nachname (oder Kurzform des Nachnamens) + Du: "Morgen, Kreuzberg, hast Du die Hausgaben?" - "Ne, aber frag man den Schwarzer. "Ey, Schwarzi, hast Du die HA?"
Den Bundeswehr-Usus würde ich hier einordnen. Ich meine, in Remarques "Im Westen nichts Neues" findet man das schon so.
Zitat von Gansguoter(…) Den Bundeswehr-Usus würde ich hier einordnen. Ich meine, in Remarques "Im Westen nichts Neues" findet man das schon so.
Ich glaube mich zu erinnern, dass es in seinem Roman »Der schwarze Obelisk« an einer Stelle sogar explizit darum geht, dass man sich in bestimmten Situationen einfach nicht siezen kann.
Zitat Was Holger und Arjen angeht - ich weiß nicht, lieber Gansguoter, ob Vornamen im Schnitt kürzer sind als Nachnamen; in der abgekürzten Form jedenfalls nicht. Warum soll der Trainer nicht "Robben" rufen statt "Arjen" und "Poldi" statt Lukas?
Hierher gehört m.E. auch, dass manche Fußballspieler ihren Vornamen auf den Trikot stehen haben statt des Nachnamens: Ronaldo (Luís Nazário de Lima) z.B.
Oder einen Spitznamen: Claudemir Jeronimo Barreto - bekannt als Cacau. Edson Arantes do Nascimento - Pelé. Ronaldo de Assis Moreira - Ronaldinho.
Zitat Was Holger und Arjen angeht - ich weiß nicht, lieber Gansguoter, ob Vornamen im Schnitt kürzer sind als Nachnamen; in der abgekürzten Form jedenfalls nicht. Warum soll der Trainer nicht "Robben" rufen statt "Arjen" und "Poldi" statt Lukas?
Hierher gehört m.E. auch, dass manche Fußballspieler ihren Vornamen auf den Trikot stehen haben statt des Nachnamens: Ronaldo (Luís Nazário de Lima) z.B.
Oder einen Spitznamen: Claudemir Jeronimo Barreto - bekannt als Cacau. Edson Arantes do Nascimento - Pelé. Ronaldo de Assis Moreira - Ronaldinho.
Ja, das ist eine brasilianische Spezialität. Künstlernamen, denn in Brasilien ist man als Fußballer ja ein Künstler.
Es gab ja einmal die Sitte derartiger Künstlernamen auch in anderen Branchen. Im Film zum Beispiel; da hieß man Arletty oder Bourvil; dann natürlich beim Chanson und Schlager - Barbara, Dalida, Lolita usw.
Zitat von GansguoterVielleicht ruft der Trainer auch: "Schweini, lauf!", "Gomez, schieß endlich!" - aber dass er die 2. Pers. Sg. verwendet, finde ich selbstverständlich. Der Imperativ 2. Sg. ist entschieden kürzer als der Imp. 3. Pl. "Lauf" vs. "Laufen Sie!", "Schieß" vs. "Schießen Sie!"
Aus dem Imperativ ergibt sich dann das Duzen insgesamt, da der Imperativ der bevorzugte Modus eines Trainers sein dürfte.
Interessante Theorie. Halb glaube ich sie, halb nicht.
Rein sprachlich stimmt das, was Sie sagen, für das Deutsche, aber zum Beispiel nicht für das Französische. "Reculez!" läßt sich ebenso leicht rufen wie "recule!", falls es mal zurückgehen soll.
Andererseits könnte es schon sein, daß Kommandos als solche nicht gut zur Höflichkeitsform passen. Wenn man barsch wird, dann verfällt man gern ins Duzen.
"Halten Sie die Klappe" ist weniger griffig als "Halt die Klappe!". Im Französischen haben ich oft "ta gueule" gehört; aber "vôtre gueule" klänge schon etwas eigenartig.
Zitat von stefanolix Ich höre gerade den Beginn der Übertragung des Fußballspiels Deutschland gegen Israel. Ich bin fassungslos, wenn trotz Aufforderung zum Respekt während der israelischen Hymne Pfiffe und Lärm hörbar sind. Mit solchen »Fans« will man nicht gemeinsam für die selbe Mannschaft sein.
Das Problem besteht ja ein wenig auch darin, dass ein lautstarker Depp unter 1.000 Schweigenden ausgezeichnet hörbar ist.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von stefanolix Ich höre gerade den Beginn der Übertragung des Fußballspiels Deutschland gegen Israel. Ich bin fassungslos, wenn trotz Aufforderung zum Respekt während der israelischen Hymne Pfiffe und Lärm hörbar sind. Mit solchen »Fans« will man nicht gemeinsam für die selbe Mannschaft sein.
Das Problem besteht ja ein wenig auch darin, dass ein lautstarker Depp unter 1.000 Schweigenden ausgezeichnet hörbar ist.
Ja. Aber ich hatte den Eindruck, dass es doch eine gewisse Zahl an Deppen gegeben hat. Bestimmte Vorurteile lassen sich offensichtlich nicht aus den Köpfen verdrängen.
Zitat von stefanolix... ich hatte den Eindruck, dass es doch eine gewisse Zahl an Deppen gegeben hat. Bestimmte Vorurteile lassen sich offensichtlich nicht aus den Köpfen verdrängen.
Ich wuerde das nicht ueberbewerten; hab in Fussballstadien schon einige voellig idiotische Dinge erlebt, bspw. wenn die Fans ihre eigenen Spieler auspfeifen, obwohl sie alles geben.
Fussballstadion ist das beste Beispiel fuer Zettel's Schwarmdummheit, nirgends funktioniert die intellektuelle Selbstentleibung der Massen so gut wie dort.
Wenn Sie den Artikel in der Zeit gelesen haben, wissen Sie, woher das (zumindest bei Loew) kommt: Die alten Spieler kannten ihn als Team-Mitglied, als Co-Trainer, mit dem sie gearbeitet haben; nicht als Boss.
Der einzige, der ihn duzt seit er Cheftrainer ist, ist der Podolski. Naja, muss ich dazu noch was sagen? (Loew erzaehlt im gleichen Interview auch, dass Podolski einer der sensibelsten Spieler der Mannschaft ist; wozu ihn also mit einer du-sie Diskussion aus dem Gleichgewicht bringen?)
Man darf dabei auch nicht vergessen, wo die Spieler herkommen: Die halbe deutsche Mannschaft sind Bayern Muenchen Leute, und in diesem Verein werden Umgangsformen und Respekt vor Autoritaeten GANZ gross geschrieben. Auch Trainer-maessig: Die Leute die von Bayern kommen hatten teilweise Hitzfeld, alle anderen nach der Klinsmann Aera Louis van Gaal (der sich von seinen Toechtern siezen laesst) und Jupp Heynckes als Trainer... das sind keine Leute, die man (selbst als weltklasse-Spieler) mit DU anredet.
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