Am Freitag berichete die New York Times von der Klage der beiden ehemaligen Berufssoldatinnen (jetzt Reservistinnen) Sgt. Maj. (Hauptfeldwebel) Jane P. Baldwin and Col. (Oberst) Ellen L. Haring gegen Verteidigungsminister Leon E. Panetta; Heeresminister John M. McHugh; den stellvertretenden Kommandeur des Heeres, Generalleutnant Thomas P. Bostick; und den Staatssekretär im Heeresministerium Thomas R. Lamont.
250.000 Positionen in der US-Armee - zum Beispiel in Kampfeinheiten der Bodentruppen und in Spezialeinheiten wie den Navy Seals, die Bin Laden getötet haben - sind gegenwärtig nur Männern zugänglich. Die beiden Klägerinnen verlangen deren uneingeschränkte Öffnung für Frauen.
Die spannende Frage ist ob für Frauen auch die Anforderungen gesenkt werden. Die Trials für die Navy Seals sind, nach allem was man hört, knochenhart. Allein aus körperlichen Gründen ist es daher sehr unwahrscheinlich dass eine Frau zu dieser Einheit kommt.
Zitat von ZazazDie spannende Frage ist ob für Frauen auch die Anforderungen gesenkt werden. Die Trials für die Navy Seals sind, nach allem was man hört, knochenhart. Allein aus körperlichen Gründen ist es daher sehr unwahrscheinlich dass eine Frau zu dieser Einheit kommt.
Aber das wissen wir erst, wenn Frauen an der Auswahl teilnehmen können.
Wenn die Person, die neben mir steht in der Lage ist, mich aus der Gefahrenzone zu tragen, ist mir das Geschlecht egal. Es gibt in der heutigen Zeit keinen Grund mehr ritterlich zu handeln. Das einhalten der bestehenden Standards muss aber erhalten bleiben.
Im übrigen wäre die Umsetzung von Punkt B) ebenfalls sinnvoll: Denn wenn homosexuelle und hetereosexuelle Männer sich die Einrichtungen teilen müssen, so können sich auch Frauen und Männer die Einrichtungen teilen. Ich sehe da keinen Unterschied.
Zitat von vivendiIst doch nur konsequent: gleich Rechte, gleiche Pflichten.
Ja, das erscheint logisch, lieber vivendi.
Bemerkenswert finde ich deshalb auch nicht die Forderung nach gleichen Pflichten wie Rechten, sondern, daß überhaupt gleiche Rechte gelten sollen. Wieso hat ein Mitarbeiter das Recht, eine bestimmte berufliche Position zu erlangen, ob der Arbeitgeber will oder nicht?
Die US Army ist ein Arbeitgeber wie jeder andere; er sucht sich seine Mitarbeiter nach deren Qualifikation aus. Wenn er sich zum Beispiel entscheidet, für die Navy Seals eine Altersgrenze festzusetzen und keine, sagen wir, 60jährigen in die Einsätze zu schicken, dann ist das seine Sache.
Natürlich diskrimniert er damit. Jeder Arbeitgeber diskriminiert, indem er für einen Job den Bewerber A nimmt und nicht B.
Es ist das Grundübel, daß der Staat ihm da hineinredet.
Das Andere folgt daraus - bis zu dem Ergebnis, das eintreten wird, wenn die Klägerinnen obsiegen: Dann werden Frauen in den Bodenkampf geschickt werden, ob sie wollen oder nicht (bei Spezialeinheiten ist es anders, weil man sich dorthin ja freiwillig meldet). Viele dürften ja ja aber ur Army in der Erwartung gegangen sein, wie bisher beim Nachschub, der Kommunikation, der Verwaltung usw. eingesetzt zu werden.
Zitat von NumpyEs gibt in der heutigen Zeit keinen Grund mehr ritterlich zu handeln.
Das würde ich aber vehement bestreiten wollen. Sollte die Mehrheit der heutigen Zeitgenossen das doch so sehen, dann liegt diese Mehrheit eben falsch. Ich sehe keinerlei Grund eine derartige Kulturvergessenheit mitzutragen.
---------------------------------------------------- Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.
Zitat von NumpyIm übrigen wäre die Umsetzung von Punkt B) ebenfalls sinnvoll: Denn wenn homosexuelle und hetereosexuelle Männer sich die Einrichtungen teilen müssen, so können sich auch Frauen und Männer die Einrichtungen teilen. Ich sehe da keinen Unterschied.
Ich hatte mir eigentlich Mühe gegeben, alle drei anderen Punkte so sinnvoll zu machen wie (A), lieber Numpy.
Wenn Fluglinien ihre Flugbegleiter zwingen, eine männliche oder weibliche Uniform zu tragen, diskriminieren sie dann nicht Menschen, die sich auf keine sexuelle Identität festlegen wollen?
Ist die Wahl zwischen der Anrede Mr und Mrs nicht a) aus demselben Grund diskriminierend und b) ein Verstoß gegen das Gebot der staatlichen Gleichbehandlung aller Menschen? Mit welchem Recht teilt der Staat sie bereits mit der Anrede in Kategorien ein? Menschen werden ja auch nicht unterschiedlich angeredet, je nachdem, ob sie blond oder schwarzhaarig, ob sie dick oder dünn sind.
Zitat von ZettelDie US Army ist ein Arbeitgeber wie jeder andere; er sucht sich seine Mitarbeiter nach deren Qualifikation aus. Wenn er sich zum Beispiel entscheidet, für die Navy Seals eine Altersgrenze festzusetzen und keine, sagen wir, 60jährigen in die Einsätze zu schicken, dann ist das seine Sache.
Natürlich diskrimniert er damit. Jeder Arbeitgeber diskriminiert, indem er für einen Job den Bewerber A nimmt und nicht B.
Es ist das Grundübel, daß der Staat ihm da hineinredet.
Die US Army ist eben nicht „ein Arbeitgeber wie jeder andere“. Sie ist eine staatliche Institution. Und so redet ihr auch nicht der Staat hinein, sondern sie ist selbst Teil des Staates.
Anscheinend kommt derzeit ein hoher Anteil der Rekruten aus dem Osten. (Was ja eigentlich nicht verwunderlich ist. Auch in den USA entscheiden sich mehr junge Leute aus dem strukturschwachen Kentucky für die Armee als aus Regionen, in denen es viele alternative Chancen gibt).
Dem Verteidigungsminister gefällt das nicht und er will verstärkt in Süddeutschland rekrutieren. Soweit meinetwegen ok. Wes Geistes Kind das ganze ist, merkt man allerdings an diesem Satz des Verteidigungsministers:
Zitat "Deshalb sage ich einigen süddeutschen Ländern allerdings auch: Gemessen am Bevölkerungsanteil muss euer Anteil an der Rekrutierung höher sein."
Es gibt hier also nicht das Bild, dass man Individuen anwirbt. Sondern darum, dass einzelne Bundesländer (also Kollektive) bestimmte Quoten erfüllen sollen.
Das ist einerseits eine fast schon mittelalterliche Denkweise: die einzelnen Stammesherzogtümer müssen bestimmte Heereskontingente stellen.
Andererseits eben auch richtig postmodern: Es ist nicht der einzelne Bayer Träger von Rechten oder Pflichten. Sondern das Kollektiv der Bayern hat Rechte und Pflichten. Nur in dieser Denkweise lassen sich ja Quoten rechtfertigen: Die Gruppe der Frauen als Kollektiv hat zu wenig Vorstandsposten - also brauchen wir für dieses Kollektiv eine Quote. Ob dies gegenüber dem einzelnen Menschen gerecht ist (wo womöglich unter den sechs konkreten männlichen Kandidaten einer besser qualitfiziert ist als die eine Frag, die sich bewirbt), ist irrelevant.
Und so kann dann eben auch der Verteigungsminster dem Bundesland Bayern sagen "euer Anteil muss höher sein".
Zitat von ZettelDie US Army ist ein Arbeitgeber wie jeder andere; er sucht sich seine Mitarbeiter nach deren Qualifikation aus. Wenn er sich zum Beispiel entscheidet, für die Navy Seals eine Altersgrenze festzusetzen und keine, sagen wir, 60jährigen in die Einsätze zu schicken, dann ist das seine Sache.
Natürlich diskrimniert er damit. Jeder Arbeitgeber diskriminiert, indem er für einen Job den Bewerber A nimmt und nicht B.
Es ist das Grundübel, daß der Staat ihm da hineinredet.
Die US Army ist eben nicht „ein Arbeitgeber wie jeder andere“. Sie ist eine staatliche Institution. Und so redet ihr auch nicht der Staat hinein, sondern sie ist selbst Teil des Staates.
Was ich meinte, war: Die US Army ist ein Arbeitgeber wie jeder andere, insofern auch sie Mitarbeiter nach deren Qualifikation aussucht.
"Der Staat" ist fast immer eine zu pauschale Bezeichnung. Wer sie verwendet, der meint fast immer etwas Bestimmteres. Ich in diesem Fall: "Die Organe der Gesetzgebung".
Vielleicht hatte ich mich nicht verständlich genug ausgedrückt; ist jetzt verständlicher, was ich meine?
Zitat "Deshalb sage ich einigen süddeutschen Ländern allerdings auch: Gemessen am Bevölkerungsanteil muss euer Anteil an der Rekrutierung höher sein."
Und so kann dann eben auch der Verteigungsminster dem Bundesland Bayern sagen "euer Anteil muss höher sein"
Das lässt sich mit einer Strafsteuer steuern (Pun intended!). So ist es in der Schweiz, wo die allgemeine Dienstpflicht gilt. wer keinen Dienst in der Armee absolviert (z.B. aus physischen oder psychischen Gründen), bezahlt eine Ersatzsteuer. Das gilt aber für Männer, Frauen dürfen allerdings freiwillig Dienst leisten. Im März 2011 waren 1'053 Frauen in der Armee eingeteilt, was ungefähr 0.6% des Effektivbestandes der Armee entspricht. Seit 2007 müssen Frauen die gleichen physischen Leistungen erbringen wie Männer.
Zitat von Florian Andererseits eben auch richtig postmodern: Es ist nicht der einzelne Bayer Träger von Rechten oder Pflichten. Sondern das Kollektiv der Bayern hat Rechte und Pflichten. Nur in dieser Denkweise lassen sich ja Quoten rechtfertigen: Die Gruppe der Frauen als Kollektiv hat zu wenig Vorstandsposten - also brauchen wir für dieses Kollektiv eine Quote. Ob dies gegenüber dem einzelnen Menschen gerecht ist (wo womöglich unter den sechs konkreten männlichen Kandidaten einer besser qualitfiziert ist als die eine Frag, die sich bewirbt), ist irrelevant.
In linken Kreisen ist die Forderung nach der Mediatisierung des Einzelnen durch das Kollektiv schon ein etwas älterer Hut. Dass ein CDU-Minister eine solche Denkweise erkennen lässt, befremdet. Ich frage mich nur, ob diese Geisteshaltung mittlerweile die offizielle Parteilinie der nach links tendierenden Merkel-CDU ist oder ob sich darin eine für Deutschland nicht untypische (aber überwunden geglaubte) parteiübergreifende Gemeinschaftsmeierei offenbart. Oder beides?
Zitat von NumpyEs gibt in der heutigen Zeit keinen Grund mehr ritterlich zu handeln.
Das würde ich aber vehement bestreiten wollen. Sollte die Mehrheit der heutigen Zeitgenossen das doch so sehen, dann liegt diese Mehrheit eben falsch. Ich sehe keinerlei Grund eine derartige Kulturvergessenheit mitzutragen.
Das sehe ich genauso.
Und es gibt eben doch noch mehr Gründe, warum Frauen nicht an der Front Dienst tun. Die Gegner von heute sind nicht Genfer-Konvention-gebundene zivilisierte Staaten. Das sind muslimische Fanatiker. Was passiert wohl mit Frauen, die in einem Einsatz in den afghanischen Bergen gefangengenommen werden? Noch viel Hässlicheres als Männern. Und das ist auch den Männern in der Einheit klar. Ergo würde der Einsatz von Frauen zu ganz anderen Gruppendynamiken innerhalb der Einheit führen - selbst wenn sie die physischen Anforderungen erfüllen. Das mag gut sein oder schlecht, aber erstmal sollten da Experten zu Wort kommen und nicht Genderjuristen.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von Gorgasal Und es gibt eben doch noch mehr Gründe, warum Frauen nicht an der Front Dienst tun. Die Gegner von heute sind nicht Genfer-Konvention-gebundene zivilisierte Staaten. Das sind muslimische Fanatiker. Was passiert wohl mit Frauen, die in einem Einsatz in den afghanischen Bergen gefangengenommen werden? Noch viel Hässlicheres als Männern. Und das ist auch den Männern in der Einheit klar. Ergo würde der Einsatz von Frauen zu ganz anderen Gruppendynamiken innerhalb der Einheit führen - selbst wenn sie die physischen Anforderungen erfüllen. Das mag gut sein oder schlecht, aber erstmal sollten da Experten zu Wort kommen und nicht Genderjuristen.
Genau das ist der Grund, warum in den israelischen Streitkräften - die ja einen hohen Frauenanteil haben, Soldatinnen nicht zu Kampfeinsätzen eingeteilt werden. Stabsdienst, Sanitäter, Nachschub ja, aber nicht als "Frontschweine". Da "wo es ernst wird", findet man auch keine Admiralinnen oder Kommmandantinnen in Führungspositionen - es ist eine alte Erfahrung, daß der Corpsgeist nur greift, wenn das Risiko auf alle Ränke verteilt ist.
Vielleicht solte man um das Wort "Ritterlichkeit" einen Eigen machen, um den Begriff, nicht die Sache. Historiker könnten darauf verweisen, daß dieser Kodex viel später entstanden ist, als die Ritter selbst durch Feuerwaffen und moderne Massenarmen überflüssig geworden waren (in Japan, mit dem "Weg des Kriegers" der Samurai, dem Bushi-do [nicht das deutsche Schandmaul: tatsächlich sieht der Kodex unabdingliche Höflichkeit vor, unbedingten Gehorsam, und verlangt, hmm, warme Brüderlichkeit ] ist es das Gleiche). Das mittelalterliche Praxis des Rittertums sah dann doch handfester aus. Hinter Rüstung und Bewaffnung steht da wie immer ein sehr handfestes, weil fortdauernd praxiserprobtes, Kosten-Nutzen-Kalkül. Der Proest des Ritterstandes gegen Distanzwaffen - erst gegen Landbögen, dann Armbrüste, dann Musketen - hat insofern mit der "Ehre des edlen Standes" zu tun, als solch modernes Teufelszeug des spezialisierten und sonst unnützen Ritterstand überflüssig zu machen drohte.
Zitat von Ulrich ElkmannDa "wo es ernst wird", findet man auch keine Admiralinnen oder Kommmandantinnen in Führungspositionen - es ist eine alte Erfahrung, daß der Corpsgeist nur greift, wenn das Risiko auf alle Ränke verteilt ist
Wenn wir den gleichen Aufsatz, bester patzer, von van Creveld meinen, beklagt er darin den Verlust Leistungsfähigkeit der Bundeswehr verursacht durch die Aufnahme von Damen.
Bis heute rätsel ich, worin eigentlich die "Leistungen" vorher bestanden?
Zitat von Ulrich ElkmannDa "wo es ernst wird", findet man auch keine Admiralinnen oder Kommmandantinnen in Führungspositionen - es ist eine alte Erfahrung, daß der Corpsgeist nur greift, wenn das Risiko auf alle Ränke verteilt ist
Ränkespiele?
Heiliger Sigmund.... Rangeleien unter den Rangen.
"Our lieutenant is the up-and-coming type Played with soldiers as a boy, you just can bet. It is written in the stars He will get his captain's bars But he hasn't got enough buckstop yet."
(Tom Lehrer, "It Makes a Fellow Proud to Be a Soldier")
EDIT: P.S. van Creveld haben seine Überlegungen natürlich stante pede das Verdikt eingetragen, hier handel es sich um Vorurteile eines phallogozentrischen Chauvis, eines üblen Kommisskopfes.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.