Sollte die deutsche Qualitätspresse* die Lage genauso wie Sie, werter Zettel, interpretieren, wird sie keinen Anlass sehen, wie übrigens auch ich, darüber an exponierter Stelle zu berichten. Anders wäre der Fall gelagert, wenn die Rechte Frankreichs gewinnen wollen würde. Aber das ist wohl unwahrscheinlich; so unwahrscheinlich wie der Siegeswillen der FDP hierzulande.
* Da ich davon ausgehe, dass die Mehrheit der Leser die Gänsefüßchen um den Begriff "Qualitätspresse" automatisch mitdenkt (oder sogar erwartet), habe ich sie weggelassen. Wem das Fehlen auffällt, darf dies als kleinen nonkonformistischen Akt interpretieren.
Mit freundlichem Gruß
-- Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben – Uwe Richard
Die Wahlbeteiligung wird mit rund 57 Prozent wahrscheinlich einen Negativrekord erreichen. Seit 1988 lag sie stets zwischen 60 und 70 Prozent, davor meist noch höher. Am höchsten war sie 1978 mit 83,2 Prozent gewesen.
Die Hochrechnung von Ipsos um 20 Uhr liegt nah bei dem, was ich aufgrund der letzten Umfragen errechnet hatte. Die UMP liegt mit 35,4 Prozent leicht vor der PS mit 34,9 Prozent. Die extreme Linke hat 7,9 Prozent, die extreme Rechte (Front National, jetzt Rassemblement Bleu Marine, und andere extreme Rechte) schneidet mit 13,5 etwas schwächer ab als erwartet. Das MoDem scheint in der Tat unterzugehen (1,5 Prozent). Die Grünen schneiden wie erwartet ab: 5,3 Prozent.
Allerdings kann sich das noch ändern. Beim Mehrheitswahlrecht sind Hochrechnungen immer schwierig, weil in jedem Wahlkreis besondere Bedingungen herrschen.
Jedenfalls kann, nimmt man diese Prozentwerte, von einem Wahlsieg der Linken keine Rede sein. Er wird sehr wahrscheinlich im zweiten Wahlgang allein deshalb stattfinden, weil die Rechte/extreme Rechte getrennt, die Linke/extreme Linke aber vereint antreten werden.
Sie werden es heute vermutlich landauf, landab lesen und hören: Die Mehrheit der Franzosen habe gestern für die Linke gestimmt. Eine schlichte Falschmeldung.
Heute sind Wahlen in Griechenland, Ägypten und Frankreich. Diejenigen in Griechenland scheinen völlig offen zu sein; Umfrageergebnisse dürfen in den letzten beiden Wochen vor der Wahl nicht veröffentlicht werden. Zu Ägypten gibt es noch eine kleine Glosse.
Was die Wahlen in Frankreich angeht, besteht am Sieg der Sozialisten kein Zweifel. Trotzdem gibt es eine Reihe von spannenden Fragen.
Noch eine Bemerkung zu Jean-Luc Mélenchon: Die ersten Berichte hatten den Eindruck erweckt, daß er freiwillig darauf verzichtet habe, im zweiten Wahlgang anzutreten, um die Chance des Sozialisten gegen Le Pen zu verbessern (désistement). Ich habe ein Interview mit ihm gesehen, das ebenfalls diesen Eindruck erweckte.
Zitat von ZettelWas die Wahlen in Frankreich angeht, besteht am Sieg der Sozialisten kein Zweifel. Trotzdem gibt es eine Reihe von spannenden Fragen.
In der "Tagesschau" teilte eben eine Korrespondentin in der PS Zentrale Rue Solférino mit, Marine Le Pen habe ihren Wahlkreis gewonnen. Eine Falschmeldung: Sie hat gegen den Sozialisten Kemel verloren.
Ebenso haben François Bayrou und Ségolène Royal ihre Wahlkreise verloren und werden der Nationalversammlung also nicht mehr angehören. Zwei große Karrieren gehen damit zu Ende, jedenfalls vorerst.
Die absolute Mehrheit der Sozialisten ist sehr wahrscheinlich, auch wenn die in der "Tagesschau" behauptete Zahl von 291 Mandaten noch keineswegs feststeht.
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