Zitat von ZettelSeither scheint das Pendel wieder zurückzuschwingen. Falls am Wochenende Shafiq gewinnt und innerhalb von 60 Tagen dann ein neues Parlament gewählt wird, könnte die Macht der Islamisten wesentlich beschnitten werden.
Zitat debkafile’s intelligence sources report that local gangs of Islamist thugs are linking up into a nationwide organization, for which the Brotherhood is setting up regional headquarters. In Cairo this week, a central headquarters began coordinating their activities with a fleet of vehicles ferrying squads between districts for creating mayhem.
The Brotherhood’s gangs are acquiring a hierarchical structure resembling the embryonic paramilitary militias which surfaced in the early years of Iran’s Shiite revolution in the late 1970s and early 1980s and evolved into Iran’s Revolutionary Guards Corps. This manifestation will not disappear after elections are over but will be there to stay as part of Egypt’s political and street landscape, whoever is elected president.
Der Riesling gehört zu Deutschland.
ESKA
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gelöscht
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14.06.2012 20:50
#3 RE: Marginalie: Entscheidung des Verfassungsgerichts in Ägypten
So in diese Richtung wird es sich vermutlich bewegen. Das Ancien Regime hat abgewirtschaftet. Die Bonzen retten was zu retten ist und sind auf der Suche nach einem Altersruhesitz irgendwo, wo nicht Ägypten ist. Die Moslembruderschaft ist eine totalitäre Graswurzelbewegung ähnlich den Bolschewiken und Nazis. Die setzen die Preisbindung bei den Lebensmitteln durch und kümmern sich überhaupt um die Sorgen und Nöte der einfachen Leute. Die Agitatoren sind allgegenwärtig. Die fürchten nicht das wirtschaftliche Chaos. Im Gegenteil, das Chaos sehen als Chance zur Machtergreifung, so wie deren historische Vorbilder die wirtschaftliche Not ausgenutzt haben.
Es könnte klappen. Und ich sehe ehrlich gesagt keinen Grund, warum wir was dagegen haben sollten. Die Nazis hatten eine nicht ganz falsche Vorstellung von der Organisation der Produktion. Die Bolschewiken hatten zwar viel marxistischen Singsang über „Produktionsverhältnisse“, „Arbeitsproduktivität“, „Arbeiterklasse“ usw. auswendig gelernt. Nur für die praktische Umsetzung hat der Genosse Marx leider keine Anleitung hinterlassen, weshalb denen nichts anderes eingefallen ist als die Wiedereinführung der Leibeigenschaft und der Sklaverei.
Noch weniger Ahnung haben die Moslembrüder. Die haben nicht mal theoretische Vordenker. Kein Wunder. Der Islam ist nicht die Ideologie der Arbeiter, sondern der Eroberer, Räuber, Herrscher. Und die Moslembrüder haben kein Geld. Noch besser/schlechter ist dass die moslemischen Glaubensbrüder der Golfmonarchien nicht das geringste Interesse an einem ägyptischen Regime haben, das den Aufruhr des Proletariats gegen die Reichen schürt. Noch unterstützen die Monarchen Ägypten. Aber sowie die Bruderschaft an der Macht ist, hat sich´s was mit Solidarität. Dann haben die Moslembrüder einen Pleitestaat ohne Rohstoffe und ohne Industrie, der die Hälfte der Lebensmittel importieren muss. Dann können die zwar den Friedensvertrag mit Israel lösen, aber davon werden die Leute auch nicht satt. Es wäre die totale Diskreditierung dieser Truppe. Mir wäre es recht.
Gegen wen soll denn der SCAF putschen? Gegen sich selbst? Das Militär hatte zur Zeit Mubaraks die Macht. Es hat die Unruhen Anfang vergangenen Jahres zum Anlaß genommen, sich Mubaraks zu entledigen und eine gewisse Liberalisierung einzuleiten. Aus der Hand gegeben hat das Militär die Macht nie.
Nur naive westliche Journalisten glaubten, nach dem Sturz Obamas werde eine parlamentarische Demokratie westlichen Musters entstehen. Was entsteht, das ist eine modifizierte Herrschaft des Militärs, in der die Moslembrüder einen Teil der Macht bekommen.
Die beiden Seiten haben sich von Anfang an arrangiert. Die Idee, daß die Generäle jetzt "putschen", ist ungefähr so skurril wie die Vorstellung, daß in Cuba Raúl Castro putscht.
Sie machen die interessante Vorhersage, daß Morsi 70:30 gewinnt.
Ich habe vergeblich nach brauchbaren Umfragen gesucht und den Eindruck, daß niemand die wirkliche Stimmung kennt.
Viele, die weder den einen noch den anderen wollen, werden vermutlich gar nicht zur Wahl gehen. Viele werden Shafiq wählen, auch wenn sie ihn nicht mögen, weil sie Angst vor dem Chaos haben. Nach dem, was ich an Informationen gefunden habe, halte ich einen knappen Sieg Morsis für das Wahrscheinlichste, einen Sieg Shafiqs für durchaus möglich. An 70 zu 30 glaube ich nicht.
Stratfor sieht die jetzigen Auseinandersetzungen vor dem Hintergrund der Erarbeitung der Verfassung, die noch im Gang ist. Der SCAF sei bereit, Morsi als Präsidenten zu akzeptieren; aber nur, wenn die Moslembrüder ihm, dem SCAF, die Federführung bei der Verfassung überlassen. Das könnte der Kompromiß sein.
Zitat von ZettelSie ist deshalb interessant, weil die vulgär-freudianische Erklärung nicht stimmt. Wer findet die Erklärung, der auch Sigmund Freud zugestimmt hätte?
Zitat von ZettelSie ist deshalb interessant, weil die vulgär-freudianische Erklärung nicht stimmt. Wer findet die Erklärung, der auch Sigmund Freud zugestimmt hätte?
Ich versuch's mal: Erst wenn Obama abgetreten ist, haben die demokratischen Kräfte in Ägypten eine realistische Chance auf Unterstützung aus Amerika.
Nachtrag: Die Fehlleistung besteht in der Gleichsetzung von Mubarak und Obama was die Eigenschaft beider Politiker anbelangt, demokratischen Bestrebungen gegenüber eher ein Hindernis darzustellen. Obamas Kairoer Rede ließ überdies die für einen Demokraten nötige Distanz zu den Moslembrüdern vermissen. Also beide Obama und Mubarak müssen "gestürzt" werden, um eine weitere Diktatur in Ägypten zu vermeiden. Der Wunsch nach einer Wahlniederlage Obamas und einem Sieg der liberal-konservativen Kräfte in Amerika wird verknüpft mit einem ähnlichen für Ägypten. Also einer Allianz aus Demokraten und denjenigen gemäßigten Militärs (unter Führung des wirtschaftsliberalen Sohns von Mubarak) welche weggeputscht wurden.
Zitat von ZettelSie ist deshalb interessant, weil die vulgär-freudianische Erklärung nicht stimmt. Wer findet die Erklärung, der auch Sigmund Freud zugestimmt hätte?
"Freudsche Fehlleistungen" sind sicher der Aspekt der psychoanalytischen Luftschlosses, der am gründlichsten als haltlose Fata Morgana entzaubert worden ist; um in diese Kategorie zu f/phallen, muß da ja was ganz Übles zum Vorschwein kommen, das vom Überich auf keinen Preis durch die Schleuse des Bewußtseins gelassen werden darf, um den mentalen Haushalt nicht anzusägen, und dessen dunkle kriminelle Energie sich durch Fehlschaltungen an den Stimmbändern Luft verschafft. Da geht es dann bestimmt, wie ich den Doktor Freud kenne, um Ödipus und eigentlich doch gewollten, aber nicht erlaubten Mord am Übervater der Urhorde (das Konzept stammt aus der mittleren Periode der Psychoanalyse - nach dem Kokain & der Hysterie und vor dem Prinzip Todestrieb; fällt also grob in die Periode 1910-1915). Obama als ideale Vaterfigur (Protestationen gegen das Analyseresultat beweisen nur schlagend, daß die Analyse stimmt!); was das alteuropäische Überich wegen falscher Hautfarbe (das ist ja jahrhundertelang kolonialistisch geprägt) nicht zulassen darf; Mubarak als "Pharaoh", Ägypten als "älteste Kultur", ganz theokratisch, "mit noch ganz viel Mama Afrika"; Ablösung und Bestrafung Pharaohs durch Moses (der nicht als Jude, sondern als Ägypter gesehen wird: das ist nun richtig später Freud, sh. Jan Assmann, Moses der Ägypter); so möchte das europäische Ich an Obama das vollziehen, was die Ägypter an ihrem Pharaoh geschafft haben; kann aber leider nur "schade" sagen, was angesichts der aufgestauten Frustrationsenergie nicht ausreicht... Wäre in dieser Richtung fortzusetzen: Lehranalysen dauern in der Regel drei Jahre; bis der Analytiker den Grund sieht, sind 4 bis 6 Monate anzusetzen; der Rest der Zeit wird dazu gebraucht, den Patienten zu überzeugen, der ja ganz von selbst auf den Trichter zu kommen hat (oder bis die Finanzierung halt zusammenbricht).
Zitat von ZettelSie ist deshalb interessant, weil die vulgär-freudianische Erklärung nicht stimmt. Wer findet die Erklärung, der auch Sigmund Freud zugestimmt hätte?
Also, es war so gewesen:
Geschrieben habe ich:
Zitat Nur naive westliche Journalisten glaubten, nach dem Sturz Obamas werde eine parlamentarische Demokratie westlichen Musters entstehen.
Und zuvor hatte war mir durch den Kopf gegangen:
Zitat Nur naive westliche Journalisten und Barack Obama glaubten, nach dem Sturz Mubaraks werde eine parlamentarische Demokratie westlichen Musters entstehen.
Dabei dachte ich an das, was man hier lesen kann: Obamas naiv-pathetische Reaktion auf den Sturz Mubaraks.
Es war also einer der klassischen Verschreiber, wie sie bei Mehringer analysiert werden - eine Antizipation; nur hatte ich mich dann entschlossen, den Bezug zu Obama wegzulassen. Er grummelte aber. Der Gedanke war in meinem System aktiver Assoziationen nicht weg.
Und hier kommt Freud ins Spiel. Er war ein Assoziationstheoretiker, wie die meisten Psychologen seiner Zeit. Aber ihm fehlte an der Assoziationstheorie das dynamische Moment.
Gut, hätte er vermutlich gesagt, es gab da diese Intention, Obama zu erwähnen, und sie wurde verworfen. Wie so viele Intentionen, die es nie zur Ausführung bringen. Warum setzte aber gerade diese sich durch, gegen das richtige "Mubarak"? Weil, würde Freud sagen, es einen "Gegenwillen" gab. Und jetzt kommt die "Freud'sche Fehlleistung": Zettels Hoffnung, daß Obama nicht wiedergewählt wird, lieferte der latenten Schreibintention "naive westliche Journalisten und Obama" die psychische Energie, um den Verschreiber zu produzieren.
Das freilich ist Freuds Spekulation. Denn Assoziationen können sich eben auch zufällig durchsetzen. So, wie man sich vertippt, oder wie ein Fußballspieler versehentlich einen Gegenspieler anspielt.
Nicht immer muß das bedeuten, daß er unbewußt die Partie verlieren will.
Es gibt einen dreiteiligen Artikel, in dem ich ein wenig versucht habe, Freuds Theorie der Fehlleistungen auseinanderzuklamüsern:
Zitat von Ulrich ElkmannDa geht es dann bestimmt, wie ich den Doktor Freud kenne, um Ödipus und eigentlich doch gewollten, aber nicht erlaubten Mord am Übervater der Urhorde (das Konzept stammt aus der mittleren Periode der Psychoanalyse - nach dem Kokain & der Hysterie und vor dem Prinzip Todestrieb; fällt also grob in die Periode 1910-1915). Obama als ideale Vaterfigur (Protestationen gegen das Analyseresultat beweisen nur schlagend, daß die Analyse stimmt!); was das alteuropäische Überich wegen falscher Hautfarbe (das ist ja jahrhundertelang kolonialistisch geprägt) nicht zulassen darf; Mubarak als "Pharaoh", Ägypten als "älteste Kultur", ganz theokratisch, "mit noch ganz viel Mama Afrika"; Ablösung und Bestrafung Pharaohs durch Moses (der nicht als Jude, sondern als Ägypter gesehen wird: das ist nun richtig später Freud, sh. Jan Assmann, Moses der Ägypter); so möchte das europäische Ich an Obama das vollziehen, was die Ägypter an ihrem Pharaoh geschafft haben; kann aber leider nur "schade" sagen, was angesichts der aufgestauten Frustrationsenergie nicht ausreicht...
*lol*
Nur darf man nicht die andere Seite Freuds übersehen: Er war das Gegenteil eines Scharlatans. Ein exzellenter Wissenschaftler, ein unbeirrbarer Theoretiker. Er hätte, wäre nicht Martha gewesen, einer der großen Physiologen seiner Zeit werden können; ebenbürtig Helmholtz. Sein "Entwurf einer Psychologie", den er an Fließ sandte, ist eine physiologische Psychologie, ihrer Zeit fast ein Jahrhundert voraus.
Freud fehlte nur die Bescheidenheit des Naturwissenschaftlers. Er arbeitete auf einem Gebiet, das in den allerersten Anfängen steckte; und er wollte es gleich zu Glanz und Vollendung führen. Er hatte, dieser umfassend gebildete Mann, Hume nicht verstanden und nicht Kant.
Er war aus meiner Sicht eine tragische Figur: Einer der begabtesten Wissenschaftler des Abendlandes. Ein Genie, was seine gedankliche Kraft anging. Ein Meister theoretischen Denkens, auch der Sprache. Und völlig gescheitert daran, daß er sich nicht bescheiden konnte. Daß er überschätzte, was man in seiner Zeit über das Gehirn wissen konnte.
Er wollte alles wissen und konnte es nicht, weil die Daten fehlten. Seine nachgerade irrwitzige Idee war es, da man denn schon direkt nichts über das Gehirn erfahren konnte, mittels schieren Redens den "psychischen Apparat" zu entschlüsseln.
Das war ein abeneuerliches Unternehmen. Aber es war immerhin das Unternehmen eines Naturwissenschaftlers. Die meisten seiner Jünger waren nur noch Schwätzer; wenige, wie Heinz Hartmann, ausgenommen.
Diese drei Teile sind eine sehr gute und eingängliche Zusammenfassung dieser Theorie. Osama-Obama ist aber m.E. keine freudsche Fehlleistung, weil diesem Versprecher oder dieser Verwechselung die freie, spontane Assoziation fehlt. Obamas Nachname wurde schon in seinem Wahlkampf mit Bin Ladens Vornamen sarkastisch vertauscht. Es ist ein schlichtes Wortspiel welches nur bei denen zu Versprechern führte, die den Terroristenführer bei seinem Vornamen nannten, so wie Saddam Hussein. Eigentlich eine gute Gelegenheit sich die Angewohnheit Menschen seine Missachtung durch Anrede mit dem Vornamen zum Ausdruck zu bringen, abzugewöhnen. Würde man gemäß Freud einen reinen Versprecher, also den Zufall, ausschliessen wollen, dann bestünde in diesem Fall die Fehlleistung in der paternalisierten Ausdrucksweise und in der assoziierten Annahme, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und der Terrorist wären als Führer die Vertreter zweier sich kriegerisch gegenüber stehender Welten. Das wäre dann aber eine transportierte Assoziation, die wie ein Witz die Runde macht. Und als Fehlleistung Demjenigen zuzuschreiben welcher sie als erster generiert hat. Manchmal ist eine Zigarre einfach nur eine Zigarre.
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