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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 7 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

18.06.2012 01:48
Zum Wahlergebnis in Griechenland Antworten

Die konservative ND hat zwar nur knapp über die linksradikale SYRIZA gesiegt; aber dank des griechischen Wahlrechts hat sie doch - nach dem gegenwärtigen Stand; ungefähr 60 Prozent der Stimmen sind ausgezählt - eine viel stärkere Fraktion im Parlament: 129 gegenüber 71 Sitzen. Das liegt daran, daß die jeweils stärkste Partei einen Bonus von 50 Sitzen erhält (siehe Das griechische Wahlergebnis - so verheerend wie erwartet; ZR vom 7. 5. 2012).

Zusammen mit der weiter dezimierten sozialdemokratischen PASOK und kleineren Parteien könnte die ND vermutlich regieren; sicher ist das gegenwärtig aber noch nicht.

In dieser Marginalie werfe ich deshalb einen Blick auf einen anderen Aspekt des Ergebnisses: Wo haben die Konservativen gewonnen, wo die Linksradikalen?

Marriex Offline



Beiträge: 185

18.06.2012 11:43
#2 RE: Zum Wahlergebnis in Griechenland Antworten

Meines Wissens sind solche Zuordnungen in Griechenland problematisch, da man am Geburts- nicht am Wohnort wählt (Stichwort Klientelismus).
http://de.wikipedia.org/wiki/Parlamentsw...und_Wahlpflicht

Florian Offline



Beiträge: 3.180

18.06.2012 11:57
#3 RE: Zum Wahlergebnis in Griechenland Antworten

Das einzige was mich hier wundert, lieber Zettel, ist Ihre Verwunderung.

Eine ähnliche Korrelation zwischen relativ linken Wahlergebnissen und relativ wohlhabender Bevölkerung gibt es doch immer wieder.

Nehmen wir mal die USA:
Die Demokraten führen in den wohlhabenden Küstenstreifen.
Die Republikaner im relativ schlechter verdienenden flachen Land dazwischen.

In Deutschland:
die große, wohlhabende Stadt München ist seit Jahrzehnten fest in roter Hand.
Das im vergleich dazu relativ schlecht verdienende restliche Oberbayern eben so fest in schwarzer Hand.
Ähnlich ist es auch bei der Wohlstands-Oase Hamburg und dem umliegenden ländlichen Niedersachsen.

Auch in Frankreich und England (nicht Schottland) ist die Lage oft ähnlich:
die großen Städte sind relativ wohlhabend - und gleichzeitig relativ stark links.

In Italien hat die kommunistische Partei ihre stärkste Basis m.W. in der wohlhabenden Po-Ebene - und nicht im verarmten Sizilien, das (m.W.) brav konservativ wählt.

Insgesamt würde ich quer durch Europa vermuten, dass linke/sozialdemokratische Regierungsbeteiligungen tendenziell eher positiv mit dem Pro-Kopf-Einkommen korrelieren.
Wohlhabende Länder wie Schweden, Norwegen, Dänemark sind im Schnitt eher linker regiert als relativ arme Länder wie Portugal, Spanien, Griechenland.


Woran das liegt?
Man kann nur spekulieren.
Zwei Vermutungen:

1. Linke Politik muss man sich leisten können. Zu voller Pracht entfaltet sich der Fürsorge- und Umverteilungs-Staat halt erst dann, wenn es viel umzuverteilen gibt.

2. Es gibt eine gewisse Binnenwanderung:
Junge Leute (die tendenziell eher links wählen) sind mobiler als ältere.
Und logischerweise ziehen mobile Leute dahin, wo sie gut verdienen können.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

18.06.2012 12:47
#4 RE: Zum Wahlergebnis in Griechenland Antworten

Zitat von Florian
Das einzige was mich hier wundert, lieber Zettel, ist Ihre Verwunderung.

Verwundert bin ich nicht, lieber Florian, und davon steht auch nichts in dem Artikel; der vielmehr dieses Fazit zieht:

Zitat
Jedenfalls ist dies wieder einmal ein Beispiel dafür, daß die naive Vorstellung, die Armen würden links wählen und die Wohlhabenderen konservativ, in der Regel falsch ist. Links wählt im Allgemeinen, wer vom Staat abhängig ist; konservativ wählt, wer auf sich selbst vertrauen muß.

Ansonsten Zustimmung zu dem, was Sie schreiben.

Herzlich, Zettel

C. Offline




Beiträge: 2.639

18.06.2012 14:18
#5 RE: Zum Wahlergebnis in Griechenland Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Florian
Das einzige was mich hier wundert, lieber Zettel, ist Ihre Verwunderung.

Verwundert bin ich nicht, lieber Florian, und davon steht auch nichts in dem Artikel; der vielmehr dieses Fazit zieht:

Zitat
Jedenfalls ist dies wieder einmal ein Beispiel dafür, daß die naive Vorstellung, die Armen würden links wählen und die Wohlhabenderen konservativ, in der Regel falsch ist. Links wählt im Allgemeinen, wer vom Staat abhängig ist; konservativ wählt, wer auf sich selbst vertrauen muß.

Ansonsten Zustimmung zu dem, was Sie schreiben.




Es muss nicht immer das Vertrauen auf sich selbst sein, das Vertrauen auf einen Gott, Götter oder anderem jenseitigem spielt eine nicht geringe Rolle. Linke Götter sind relativ selten, sie findet man aber zum Beispiel in der Befreiungstheologie. Wir haben also Staatsgläubigkeit versus Gottesgläubigkeit.

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Frank Offline




Beiträge: 187

18.06.2012 15:05
#6 RE: Zum Wahlergebnis in Griechenland Antworten

Zitat
FLORIAN
Eine ähnliche Korrelation zwischen relativ linken Wahlergebnissen und relativ wohlhabender Bevölkerung gibt es doch immer wieder.
Nehmen wir mal die USA:
Die Demokraten führen in den wohlhabenden Küstenstreifen.
Die Republikaner im relativ schlechter verdienenden flachen Land dazwischen.



Hier möchte ich widersprechen!

USA: Es ist richtig, dass die Demokraten an der Ost-und Westküste dominieren. Aber wo werden Demokraten z.B. in L.A gewählt?
In den Vierteln der Hispanics, der Afroamerikaner und der weißen Restarbeiter im Zentrum und daneben auch von "Gauche caviar" in Hollywood.
Die weißen suburbanen Mittelständler wählen republikanisch.
In den republikanisch wählenden Südstaaten gibt es recht wohlhabende weiße Mehrheit. Die schlechten Einkommenswerte dort ergeben sich durch die schwarze -demokratisch wählende- Minderheit.

Deutschland: Beispiel Köln Bundestagswahl 2009
Laden Sie sich bitte die Kurzanalyse herunter:
http://www.stadt-koeln.de/1/wahlen/bunde...09/kurzanalyse/

Seite 24 SPD
Seite 29 CDU
Seite 37 Grüne
...und Sie wissen alles über Köln

SPD-rechtsrheinisch Mietwohnungen, dazu Hochhaussiedlungen wie Chorweiler und Meschenich
Arbeitermilieu, Hartz IV, hoher Ausländeranteil bzw. Migrationshintergrundleranteil, Gewerkschafter

CDU-Südwestlage und Einfamilienhäuserzone am Stadtrand, Bürgertum, Opern-und Theaterabos, Karnevalisten, kirchennah, Kälschsprecher

Grüne-Innenstadtnähe Yuppies, DINKS (double income no kids), Unileute

Übrigens ist die FDP stark in den CDU-Wahlbezirken und die LINKE in den SPD-Wahlbezirken!

P.S.: Für Erfurt gibt es eine Analyse der Stadtstatistik, die Korrelationen in den Stadtbezirken zwischen dem Bestand an Neuwagen und der Wahl der CDU nachweist. Linkeviertel haben alte Gebrauchtwagen und Plattenbauten.
In Rostock war bei der Bundestagswahl die CDU stärkste Partei in den "Sahne"gebieten (Warnemünde, Warnowufer, gründerzeitliche Villenviertel) der Stadt. Die LINKE war stärkste Partei in den Plattenbauten.

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Sit intra te concordia et publica felicitas
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Krischan Offline




Beiträge: 642

18.06.2012 16:41
#7 RE: Zum Wahlergebnis in Griechenland Antworten

Die Analyse für Erfurt würde mich mal interessieren, mal sehen, ob sich nach Umzug innerhalb der Stadt auch mein Wahlverhalten verändert hat

Ansonsten zeigt das Beispiel doch deutlich, dass eine Korrelation keine Kausalität darstellt. Gewählt wird eben doch nicht anhand von Einkommen, sondern anhand der persönlichen Überzeugung, eine Binsenweisheit mithin. Konterkariert aber das Gerede vom "bewusstseinsbestimmenden Sein". Die Gedanken sind halt immer noch frei.

Frank Offline




Beiträge: 187

18.06.2012 17:56
#8 RE: Zum Wahlergebnis in Griechenland Antworten

Erfurt
Kommunalstatistisches Heft 52, Analyse der Bundestagswahl

CDU-Hochburgen alle im Stadtrandlage (neue Einfamilienhäuser, überformte Dörfer) wie Tiefthal, Molsdorf, Hochheim oder Ermstedt.

Hier stehen pro 1000 Einwohner 170 "Jungwagen" (Pkw-Neuzulassung erst 2 Jahre her)

Korrelation CDU-Wahl-Hoher Anteil an Jungwagen +0,64
Korrelation CDU-Arbeitslosenquote -0,75

Linke-Hochburgen: Rieth (Platte), Herrenberg, Wiesenhügel

Korrelation Linke-Wahl-Jungwagen -0,63
Korrelation Linke-Wahl-hohe Arbeitslosenquote 0,80

Sein-Bewusstsein oder Bewusstsein-Sein: beides-es verstärkt sich!
Die Schulen im Kölner CDU-Südwesten sind besser (Förderverein), die Eltern engagierter, die Lehrer motivierter....

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Sit intra te concordia et publica felicitas
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