Die konservative ND hat zwar nur knapp über die linksradikale SYRIZA gesiegt; aber dank des griechischen Wahlrechts hat sie doch - nach dem gegenwärtigen Stand; ungefähr 60 Prozent der Stimmen sind ausgezählt - eine viel stärkere Fraktion im Parlament: 129 gegenüber 71 Sitzen. Das liegt daran, daß die jeweils stärkste Partei einen Bonus von 50 Sitzen erhält (siehe Das griechische Wahlergebnis - so verheerend wie erwartet; ZR vom 7. 5. 2012).
Zusammen mit der weiter dezimierten sozialdemokratischen PASOK und kleineren Parteien könnte die ND vermutlich regieren; sicher ist das gegenwärtig aber noch nicht.
In dieser Marginalie werfe ich deshalb einen Blick auf einen anderen Aspekt des Ergebnisses: Wo haben die Konservativen gewonnen, wo die Linksradikalen?
Das einzige was mich hier wundert, lieber Zettel, ist Ihre Verwunderung.
Eine ähnliche Korrelation zwischen relativ linken Wahlergebnissen und relativ wohlhabender Bevölkerung gibt es doch immer wieder.
Nehmen wir mal die USA: Die Demokraten führen in den wohlhabenden Küstenstreifen. Die Republikaner im relativ schlechter verdienenden flachen Land dazwischen.
In Deutschland: die große, wohlhabende Stadt München ist seit Jahrzehnten fest in roter Hand. Das im vergleich dazu relativ schlecht verdienende restliche Oberbayern eben so fest in schwarzer Hand. Ähnlich ist es auch bei der Wohlstands-Oase Hamburg und dem umliegenden ländlichen Niedersachsen.
Auch in Frankreich und England (nicht Schottland) ist die Lage oft ähnlich: die großen Städte sind relativ wohlhabend - und gleichzeitig relativ stark links.
In Italien hat die kommunistische Partei ihre stärkste Basis m.W. in der wohlhabenden Po-Ebene - und nicht im verarmten Sizilien, das (m.W.) brav konservativ wählt.
Insgesamt würde ich quer durch Europa vermuten, dass linke/sozialdemokratische Regierungsbeteiligungen tendenziell eher positiv mit dem Pro-Kopf-Einkommen korrelieren. Wohlhabende Länder wie Schweden, Norwegen, Dänemark sind im Schnitt eher linker regiert als relativ arme Länder wie Portugal, Spanien, Griechenland.
Woran das liegt? Man kann nur spekulieren. Zwei Vermutungen:
1. Linke Politik muss man sich leisten können. Zu voller Pracht entfaltet sich der Fürsorge- und Umverteilungs-Staat halt erst dann, wenn es viel umzuverteilen gibt.
2. Es gibt eine gewisse Binnenwanderung: Junge Leute (die tendenziell eher links wählen) sind mobiler als ältere. Und logischerweise ziehen mobile Leute dahin, wo sie gut verdienen können.
Zitat von FlorianDas einzige was mich hier wundert, lieber Zettel, ist Ihre Verwunderung.
Verwundert bin ich nicht, lieber Florian, und davon steht auch nichts in dem Artikel; der vielmehr dieses Fazit zieht:
Zitat Jedenfalls ist dies wieder einmal ein Beispiel dafür, daß die naive Vorstellung, die Armen würden links wählen und die Wohlhabenderen konservativ, in der Regel falsch ist. Links wählt im Allgemeinen, wer vom Staat abhängig ist; konservativ wählt, wer auf sich selbst vertrauen muß.
Zitat von FlorianDas einzige was mich hier wundert, lieber Zettel, ist Ihre Verwunderung.
Verwundert bin ich nicht, lieber Florian, und davon steht auch nichts in dem Artikel; der vielmehr dieses Fazit zieht:
Zitat Jedenfalls ist dies wieder einmal ein Beispiel dafür, daß die naive Vorstellung, die Armen würden links wählen und die Wohlhabenderen konservativ, in der Regel falsch ist. Links wählt im Allgemeinen, wer vom Staat abhängig ist; konservativ wählt, wer auf sich selbst vertrauen muß.
Ansonsten Zustimmung zu dem, was Sie schreiben.
Es muss nicht immer das Vertrauen auf sich selbst sein, das Vertrauen auf einen Gott, Götter oder anderem jenseitigem spielt eine nicht geringe Rolle. Linke Götter sind relativ selten, sie findet man aber zum Beispiel in der Befreiungstheologie. Wir haben also Staatsgläubigkeit versus Gottesgläubigkeit.
Zitat FLORIAN Eine ähnliche Korrelation zwischen relativ linken Wahlergebnissen und relativ wohlhabender Bevölkerung gibt es doch immer wieder. Nehmen wir mal die USA: Die Demokraten führen in den wohlhabenden Küstenstreifen. Die Republikaner im relativ schlechter verdienenden flachen Land dazwischen.
Hier möchte ich widersprechen!
USA: Es ist richtig, dass die Demokraten an der Ost-und Westküste dominieren. Aber wo werden Demokraten z.B. in L.A gewählt? In den Vierteln der Hispanics, der Afroamerikaner und der weißen Restarbeiter im Zentrum und daneben auch von "Gauche caviar" in Hollywood. Die weißen suburbanen Mittelständler wählen republikanisch. In den republikanisch wählenden Südstaaten gibt es recht wohlhabende weiße Mehrheit. Die schlechten Einkommenswerte dort ergeben sich durch die schwarze -demokratisch wählende- Minderheit.
Seite 24 SPD Seite 29 CDU Seite 37 Grüne ...und Sie wissen alles über Köln
SPD-rechtsrheinisch Mietwohnungen, dazu Hochhaussiedlungen wie Chorweiler und Meschenich Arbeitermilieu, Hartz IV, hoher Ausländeranteil bzw. Migrationshintergrundleranteil, Gewerkschafter
CDU-Südwestlage und Einfamilienhäuserzone am Stadtrand, Bürgertum, Opern-und Theaterabos, Karnevalisten, kirchennah, Kälschsprecher
Grüne-Innenstadtnähe Yuppies, DINKS (double income no kids), Unileute
Übrigens ist die FDP stark in den CDU-Wahlbezirken und die LINKE in den SPD-Wahlbezirken!
P.S.: Für Erfurt gibt es eine Analyse der Stadtstatistik, die Korrelationen in den Stadtbezirken zwischen dem Bestand an Neuwagen und der Wahl der CDU nachweist. Linkeviertel haben alte Gebrauchtwagen und Plattenbauten. In Rostock war bei der Bundestagswahl die CDU stärkste Partei in den "Sahne"gebieten (Warnemünde, Warnowufer, gründerzeitliche Villenviertel) der Stadt. Die LINKE war stärkste Partei in den Plattenbauten.
>>>> Sit intra te concordia et publica felicitas >>>>
Die Analyse für Erfurt würde mich mal interessieren, mal sehen, ob sich nach Umzug innerhalb der Stadt auch mein Wahlverhalten verändert hat
Ansonsten zeigt das Beispiel doch deutlich, dass eine Korrelation keine Kausalität darstellt. Gewählt wird eben doch nicht anhand von Einkommen, sondern anhand der persönlichen Überzeugung, eine Binsenweisheit mithin. Konterkariert aber das Gerede vom "bewusstseinsbestimmenden Sein". Die Gedanken sind halt immer noch frei.
Sein-Bewusstsein oder Bewusstsein-Sein: beides-es verstärkt sich! Die Schulen im Kölner CDU-Südwesten sind besser (Förderverein), die Eltern engagierter, die Lehrer motivierter....
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