Vermutlich ist dieser Artikel die letzte Folge der Serie; denn jetzt hat Frankreich seinen neuen Präsidenten und sein neues Parlament.
Die Linke hat, wie allgemein vorhergesagt worden war, gewonnen. Die im Augenblick vorliegenden Ergebnisse finden Sie in dem Artikel.
Aber das ist nicht dessen Hauptthema. Dieses ist Schlamperei in der Wahlberichterstattung der ARD; hier einer Korrespondentin des WDR.
Die "Tagessschau" galt einst in Deutschland als die verläßlichste Informationsquelle überhaupt. Heute kann man nur raten: Glauben Sie nichts nur deshalb, weil es die "Tagesschau" gebracht hat.
xanopos
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.06.2012 08:54
#2 RE: Frankreichs Wahljahr 2012 (15): Falschmeldungen der Tagesschau
Tageschau war früher eine Institution, die nur noch vom Papst übertroffen wurde. :-) Da gab es auch noch den Herrn Köpke. Interessant hierbei: er protestierte bei der ersten Sendung der Tagesthemen gegen dieses Konzept mit deutlichem Papierrascheln während des Intros. Er hielt - zu recht - nichts von "aufbereiteten Themen". Er war - richtigerweise - der Meinung nur nackte Informationen abzuliefern. Heute gibt es nur noch "Meinungsbildner" - "BILD Dir eine Meinung - wir helfen dabei". Mir wird schlecht - ich zum Örtchen.
Wer nichts weiss muss glauben. Wer nicht mehr an Gott glaubt, der glaubt an alles mögliche/andere, (was sich eben so anbietet).
Die Meldung in Bezug auf Marine Le Pen ist natürlich eine boulette und auf die Zahl 291 scheint auch nur die ARD gekommen zu sein. Allerdings muss man auch sagen, dass die französischen Medien selber nicht sehr trennscharf sind, wenn es darum geht, wer jetzt als Kandidat des PS durchgeht und wer nicht.
Auf lemonde.fr heißt es aktuell zum Beispiel:
Zitat Mais c'est surtout au sein de ce groupe de gauche que se situe la - relative - surprise du second tour : le PS obtiendrait finalement seul la majorité absolue, avec 300 sièges, soit 11 de plus que le nécessaire. En ajoutant les partis associés que sont le MRC et le PRG, cette majorité se monte à 315 sièges pour les socialistes, qui n'auront pas à composer avec leurs alliés de gauche, parfois turbulents, pour gouverner.
Selbst wenn man davon ausgeht, dass bei Ihrer Hochrechnung noch 11 Wahlkreise auszuzählen waren, hätte der PS nach Ihrem "reinen" Kalkül nur auf 282 Sitze kommen können. In meinen Augen bedeutet das, dass die alliierten Einzelkandidaten in den meisten französischen Medien einfach wie die Parteikandidaten gezählt werden.
P.S. Hätte die ARD ohne Nennung eines Vornamens gesagt, dass Le Pen in der neuen Nationalversammlung sitzt, hätten sie sogar noch recht behalten, nachdem die Nichte von Marine Le Pen offenbar ihre Stichwahl gewonnen hat.
Zitat von FTT_2.0Selbst wenn man davon ausgeht, dass bei Ihrer Hochrechnung noch 11 Wahlkreise auszuzählen waren, hätte der PS nach Ihrem "reinen" Kalkül nur auf 282 Sitze kommen können. In meinen Augen bedeutet das, dass die alliierten Einzelkandidaten in den meisten französischen Medien einfach wie die Parteikandidaten gezählt werden.
So ist es, lieber FTT. Und dagegen ist wegen des französischen Wahlrechts ja auch gar nichts zu sagen; denn die Divers Gauche und die Kandidaten der RDG werden in der Regel nur mit Unterstützung der PS gewonnen haben; mindestens in Form eines désistement.
Ich kritisiere ja nicht, daß Ellis Fröder zu Unrecht eine absolute Mehrheit der Linken gemeldet hätte; die gibt es ja schon. Sondern daß sie eine Zahl, die sie irgendwo aufgeschnappt hatte, fröhlich als das Ergebnis für die Sozialisten verkündet hat.
Würden einem Journalisten von CNN in einem Statement von gut einer Minute zwei solche Falschmeldungen unterlaufen, dann könnte er am nächsten Tag seine Papiere abholen. In der ARD hat es vermutlich noch nicht einmal jemand gemerkt.
Ach wo, lieber Zettel. Für so etwas bekommt man beim Rotfunk WDR ein Fleißkärtchen. Das kaum zu unterdrückende breite Grinsen der Korrespondentin (hier Tagesthemen in der Halbzeitpause) war unübersehbar.
Wer nichts weiss muss glauben. Wer nicht mehr an Gott glaubt, der glaubt an alles mögliche/andere, (was sich eben so anbietet).
"Sie haben die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung bekommen - 291 von möglichen 577 Sitzen."
Vielleicht wusste man zu diesem Zeitpunkt auf Grund der Auszählung bereits, dass so viele Sitze definitiv an die PS gehen? Dann ist der Satz doch nicht zu beanstanden. Es wird ja nicht behauptet, dass dies das Endresultat ist.
Zitat von Leibniz"Sie haben die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung bekommen - 291 von möglichen 577 Sitzen."
Vielleicht wusste man zu diesem Zeitpunkt auf Grund der Auszählung bereits, dass so viele Sitze definitiv an die PS gehen? Dann ist der Satz doch nicht zu beanstanden. Es wird ja nicht behauptet, dass dies das Endresultat ist.
Doch, lieber Leibniz. Ellis Fröder sagte: "Sie haben die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung bekommen - 291 von möglichen 577 Sitzen".
Ausgezählt war um 20 Uhr nur ein Teil der Wahlkreise; mit Sicherheit nicht so viele, daß die Sozialisten samt ihren Verbündeten bereits 291 Sitze erreicht gehabt hätten. Ohne diese haben sie ja nach Auszählung aller Wahlkreise nur 280 erreicht.
Zitat von Karl TheodorTageschau war früher eine Institution, die nur noch vom Papst übertroffen wurde. :-) Da gab es auch noch den Herrn Köpke. Interessant hierbei: er protestierte bei der ersten Sendung der Tagesthemen gegen dieses Konzept mit deutlichem Papierrascheln während des Intros. Er hielt - zu recht - nichts von "aufbereiteten Themen". Er war - richtigerweise - der Meinung nur nackte Informationen abzuliefern. Heute gibt es nur noch "Meinungsbildner" - "BILD Dir eine Meinung - wir helfen dabei". Mir wird schlecht - ich zum Örtchen.
Während die Bild ja ihre Leser auffordert sich ihre eigene Meinung zu bilden, geht so etwas dem ÖR entschieden zu weit:
Zitat von Welt OnlineDer eine habe keine klare Meinung, der andere sei nicht hart genug: Der ARD-Programmbeirat rüffelt seine Top-Moderatoren Günther Jauch und Frank Plasberg – und hat auch am Publikum etwas auszusetzen. (...) Herr Jauch ist […] der einzige Moderator, dessen Gesprächsführung der Beirat deutlich kritisieren muss: Er hakt selten nach, setzt sich sogar teilweise über die Antworten seiner Gäste hinweg", so die Programmbeobachter. Dem von RTL mit viel Geld eingekauften Jauch fehle zu oft "eine klar erkennbare eigene Meinung". Er folge "strikt seinem vorgefertigten Konzept" und hake "eine Frage nach der anderen ab".
Das Publikum klatscht an den falschen Stellen, und wenn aus einem Politik-Talk eine Show wird, ist das für ein öffentlich-rechtliches Format eine beunruhigende Entwicklung. Und wie sich diese m.E. paternalistischen Erzieher die Ausgestaltung der durch Zwang finanzierten Lektionen vorstellt, wird auch klargemacht; mit dem Zaunpfahl: Eine Reduzierung der Talkangebote ist angebracht und Günther Jauch soll an seiner Themen und Gästeauswahl arbeiten.
Zitat von Welt OnlineDer Programmbeirat findet aber auch ein paar lobende Worte. Es geht um eine Sendung, die verlasse der Zuschauer "meist mit einem Erkenntnisgewinn", weil der Moderator zuhöre und nachfrage, ins Thema einführe, den Gesprächsfluss strukturiere – und am Ende gar "eine gesamtgesellschaftliche Botschaft ableitet". Dies sei "brillant". Gemeint ist: "Beckmann".
Zitat von Erling PlaetheWährend die Bild ja ihre Leser auffordert sich ihre eigene Meinung zu bilden, geht so etwas dem ÖR entschieden zu weit:
Zitat von Welt OnlineDer eine habe keine klare Meinung, der andere sei nicht hart genug: Der ARD-Programmbeirat rüffelt seine Top-Moderatoren Günther Jauch und Frank Plasberg – und hat auch am Publikum etwas auszusetzen. (...) Herr Jauch ist […] der einzige Moderator, dessen Gesprächsführung der Beirat deutlich kritisieren muss: Er hakt selten nach, setzt sich sogar teilweise über die Antworten seiner Gäste hinweg", so die Programmbeobachter. Dem von RTL mit viel Geld eingekauften Jauch fehle zu oft "eine klar erkennbare eigene Meinung". Er folge "strikt seinem vorgefertigten Konzept" und hake "eine Frage nach der anderen ab".
Vielen Dank für diesen Hinweis, den ich zu einem Zitat des Tages verarbeitet habe.
"Welt-Online" hat die Informationen aus der "taz" übernommen; und dabei ist ein sinnentstellender Fehler passiert. Im "taz"-Artikel heißt es:
Zitat Der im Herbst 2011 mit großem Bahnhof von RTL – zum Teil – in die ARD geholte Moderator vertrete in seinem sonntäglichen Talk zu oft „eine klar erkennbare eigene Meinung, folge „strikt seinem vorgefertigten Konzept“ und hake „eine Frage nach der anderen ab“.
Hervorhebung von mir. Also das Gegenteil von dem, was "Welt-Online" daraus gemacht hat.
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