Bemerkenswert ist nicht nur der schnelle Fortschritt der Chinesen in der bemannten Raumfahrt, sondern auch ihre für ein kommunistisches Land ungewohnte Offenheit: Als die drei Astronauten in die Station "Himmelspalast" hineinschwebten, wurde das live übertragen.
Zitat Ein solches Wohnmodul sollte die ISS eigentlich auch bekommen. Es wurde aber aus Kostgengründen gestrichen. Die dortigen Astronauten müssen - anders als anscheinend ihre chinesischen Kollegen, die Taikonauten - gewissermaßen am Arbeitsplatz wohnen, schlafen und essen. Und ihre Freizeit gestalten.
Dass die Arbeitsbedingungen im Kapitalismus, wie soll ich sagen, "suboptimal" sind, wundert mich nicht. Was mich wundert, ist vielmehr, dass die überhaupt Freizeit haben. Andererseits werden die Geknechteten der ISS damit belohnt, dass ihnen bei der Sicht auf die Erde sogar die Ortsnamen "eingeblendet" werden, was die dekadenten Weicheier von Taikonauten mit Sicherheit sehr vermissen werden.
EDIT: "dekadenten Weicheier" eingefügt.
Mit freundlichem Gruß
-- Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben – Uwe Richard
Wieder ein schöner Blick über das deutsche Schüsselchen hinaus - danke! Und wenn es dann noch zur Kooperation mit privaten Weltraumfirmen kommt, was will man mehr? :)
Bemerkenswert finde ich auch mit wieviel Energie die Chinesen ihr Weltraumprojekt verfolgen, in einer Zeit, wo sich die alten Großmächte wenigstens gefühlt stark davon zurückgezogen haben. Was treibt sie an? Ist es wirklich nur wissenschaftlicher Eifer, das Streben nach Prestige oder reine Zurschaustellung des eigenen Erfolgs auf dem Weg zur neuen Großmacht? Leider stecken wir im Westen derzeit wohl zu tief in der Finanzkrise, als dass man erwarten könnte 'nebenbei' von den Qualitätsmedien dazu informiert zu werden. Schön, dass es zumindest hier passiert.
Zitat Was treibt sie an? Ist es wirklich nur wissenschaftlicher Eifer, das Streben nach Prestige oder reine Zurschaustellung des eigenen Erfolgs auf dem Weg zur neuen Großmacht?
Wahrscheinlich alles ein bißchen.
Hinzu kommt noch die ganz spezielle makroökonomische Situation, in der sich China befindet: Jahr für Jahr sehr hohe Außenhandelsüberschüsse. Und dadurch mittlerweile Fremdwährungsbestände in Billionenhöhe. In so einer Lage kann sich (und sollte sich auch) eine Volkswirtschaft durchaus mehr Konsum erlauben.
Und wenn schon Konsum, dann ist aus Sicht der chinesischen Parteiführung vielleicht eine staatlich kontrollierte Raumstation politisch unproblematischer als eine Million zusätzliche Autos in privater Hand.
(Man sollte aber nicht zuviel für unsere Breitengrade erwarten: bei einer nördlichen Breite von knapp 48° beträgt die Höhe über dem Horizont rund 23 Grad; das nimmt nach Norden hin natürlich schnell ab, als Faustregel gilt, daß alles, was weniger als 10° über dem Horizont steht, kein lohnendes Objekt darstellt; wie bei allen Satelliten gilt, daß der Aufgang im Westen bzw. Südwesten erfolgt; die maximale Helligkeit beträgt gut 1 mag.)
Zitat von FlorianUnd wenn schon Konsum, dann ist aus Sicht der chinesischen Parteiführung vielleicht eine staatlich kontrollierte Raumstation politisch unproblematischer als eine Million zusätzliche Autos in privater Hand.
Mao Tsetung ist schon einige Zeit im kommunistischen Himmel und auch der Pkw-Bestand schnellt nach oben. :)
Wer die Größenverhältnisse in einer Raumstation "erfühlen" will, kann im Raumfahrtmuseum in Morgenröthe-Rautenkranz ein Trainingsmodul des Basisblocks der Raumstation MIR inspizieren.
Nichts für ungut, aber bezüglich "Morgenröthe-Rautenkranz" hat der Staatsschutz ermittelt, daß es dort, abweichend von den Beschlüssen usw., schon immer arschkalt war. Ich verlange Klimaerwärmung!!
Zitat von HausmannNichts für ungut, aber bezüglich "Morgenröthe-Rautenkranz" hat der Staatsschutz ermittelt, daß es dort, abweichend von den Beschlüssen usw., schon immer arschkalt war. Ich verlange Klimaerwärmung!!
Zitat von grenzenlosnaivBemerkenswert finde ich auch mit wieviel Energie die Chinesen ihr Weltraumprojekt verfolgen, in einer Zeit, wo sich die alten Großmächte wenigstens gefühlt stark davon zurückgezogen haben. Was treibt sie an? Ist es wirklich nur wissenschaftlicher Eifer, das Streben nach Prestige oder reine Zurschaustellung des eigenen Erfolgs auf dem Weg zur neuen Großmacht?
Vielleicht von allem etwas, lieber grenzenlosnaiv.
Ich hatte, als ich den Artikel schrieb, keine Zeit mehr gehabt, auf diesen Aspekt einzugehen. Ich habe dazu jetzt drei Absätze hinzugefügt.
Zitat von ESKAWer die Größenverhältnisse in einer Raumstation "erfühlen" will, kann im Raumfahrtmuseum in Morgenröthe-Rautenkranz ein Trainingsmodul des Basisblocks der Raumstation MIR inspizieren.
Vielen Dank für den Hinweis!
Allerdings war MIR doch recht klein im Vergleich zur ISS. Diese hat eine Länge von 73 Meter. Der Raum, in dem sich Astronauten aufhalten können, beträgt 837 Kubikmeter, die Masse rund 450 Tonnen.
Zum Vergleich das Basismodul von MIR: 13 Meter, 90 Kubikmeter, 20 Tonnen.
Aber interessieren würde es mich schon, dieses Modul einmal zu sehen; die MIR war ja wirklich eine Pionierleistung. Ich habe mir eben einmal angesehen, wo Morgenröthe-Rautenkranz liegt; offenbar in der Nähe des Karl-May-Lands, das ich auch immer einmal besuchen wollte.
Ihr unvoreingenommenes Interesse freut mich, lieber Zettel!
(Diese Gegend wird ja aus der Ferne gern politisch "eingeordnet".)
Zitat von ZettelIch habe mir eben einmal angesehen, wo Morgenröthe-Rautenkranz liegt; offenbar in der Nähe des Karl-May-Lands, das ich auch immer einmal besuchen wollte.
Als Reisektüre darf ich vielleicht auf die autorisierte Biographie von Sigmund Jähn hinweisen und, in Verbindung mit Karl May, auf die herrliche Sächsische Schweiz, zum Beispiel die Gegend um die Felsenbühne.
Zitat von Zettel(…) Aber interessieren würde es mich schon, dieses Modul einmal zu sehen; die MIR war ja wirklich eine Pionierleistung. Ich habe mir eben einmal angesehen, wo Morgenröthe-Rautenkranz liegt; offenbar in der Nähe des Karl-May-Lands, das ich auch immer einmal besuchen wollte.
Das sieht aus der Ferne näher aus, als es ist: etwa 70 Kilometer sind es bis zu Karl Mays Geburtsort Hohenstein-Ernstthal. Aber der wirklich echte Karl-May-Standort mit Karl-May-Museum ist ja wohl die Stadt Radebeul bei Dresden ;-)
Bereits in den 1970ern mußte ich mir den Unsinn "Milliarden in die Raumfahrt und auf der Erde verhungern Menschen" anhören. Man bedenke: Als die Amerikaner auf dem Mond landeteten, plagte Peking der Fahrradstau (dürfte angenehmer gewesen sein als der übelriechende "Droschkenstau" und seiner "Äppel"-Abgase [heute ein erfolgreiches IT-Unternehmen ;-) - der Brüller mußte jetzt sein] in London des 19. Jahrhunderts) inkl. diverser Verunreinigungen der Straßenbekleidung (besonders wenn es in London "ausnahmesweise" regnete). Weiterhin litt China unter Maos glorreichen Aufbau einer kleinteiligen Stahlindustrie mit seiner bemerkenswerten Stahlqualität. Seit über 20 Jahren ist man im Westen ernsthaft bemüht das Rad des technologischen Fortschritts und der unternehmerischen Freiheit zurückzudrehen. Völlig unfaßbar stehe ich vor der Erkenntnis, dass es auch noch genug Kaufleute und Investoren gibt, die das unterstützen, weil sie mit Ihren "Puts" u. a. Subventionsunsinn daran auch noch verdienen können. Die Geschichte der ISS, das eingestampfte Mondprogramm sind ein kleines Zeichen dafür, dass auch wir - Dank eines weitsichtigen sozialromantischen Solidar-Staates unter der glorreichen Führung einer politischen Negativauslese von Red-nose-Funktionären und Politkapserln - auf gerecht-solidarische Lebensqualität für (fast) alle eines Pekings im Jahre 1970 hinentwickeln werden. Die unermüdlichen Propagandalautsprecher der verzückten Medienhansel bereiten das Volk mit seinem treuen Dackelblick gezielt darauf vor. Kein Tag vergeht ohne Erklärung, wie wichtig es ist zu sparen: Lebensmittel, Energie, CO2 und vor allem selber denken. Als vor einigen Jahren Europa sich auf die Fahnen schrieb ein industriell starkes Land zu werden, war es schon gescheitert. Denn die Parolen kamen von Etatisten, die beruflich in einer wettbewerbsgeschützten Zone (öffentlicher Dienst mit all sein Subtypen (Sparkassen, Sozialverbände, Kranken- un dRentenkassen etc)) aufwuchsen. Diese Zone garantiert bis heute ein sehr angehmes Einkommen und eine Vollkaskosicherung bei niedrigstem Leistungs- und Risikoeinsatz. Der aktuelle Zustand zeigt mir aber auch die Stärke des (freien) Marktes (bzw. seiner Reste), dass trotz vieler planwirtschaftlicher Elemente die o. g. Zone noch finanziert werden kann. Noch. Wie gesagt: ich sehe diese Marginalie als ein (weiteres) Omen für den Zustand und die Zukunft eines vormals führenden Europas/USA (der sogenannte Westen) an, das seinen freiheitlichen Optimismus (Werte) zu Gunsten eines depressiv-solidarischen-Sozial-Pessimsimus aufgegeben hat. Diese Entwicklung prophezeite von L. Erhard in "Wohlstand für alle" ausführlichst (Kapitel 12) - vor gut 50 Jahren! Übrigens! In Asien gibt es jetzt mehr Millionäre als im "Westen" (Handelsblatt vom 20.6.). "... und das ist gut so." (Wowereit, Berlin)
Wer nichts weiss muss glauben. Wer nicht mehr an Gott glaubt, der glaubt an alles mögliche/andere, (was sich eben so anbietet).
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