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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 464 mal aufgerufen
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Yossarian Offline




Beiträge: 99

28.06.2012 15:03
Beflaggung Antworten

Da heute ja ein für viele Fussballfans entscheidendes Spiel der Nationalmannschaft (warum geht mir der Begriff National (!) mannschaft nur so schwer von der Tastatur)ansteht, ist klar, dass die Medien die Chance nutzen und schweres Geschütz auffahren:

http://www.sueddeutsche.de/wissen/fahnen...ismus-1.1394854

Aus dem SZ-Artikel:

Zitat
"Die Identifikation mit dem Land spielt bei diesen Patrioten keine so wichtige Rolle", sagt Wagner. "Wenn sie aber hochgekocht wird, dann kommt es auch bei Patrioten zu dem gleichen negativen Effekt wie beim Nationalisten." Dazu belegt eine Studie, die Wagner gemeinsam mit anderen Forschern bereits 2006 veröffentlicht hat, dass die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland nach der WM nicht geringer war als zuvor. Der Nationalismus hatte sogar leicht zugenommen. "Vielleicht war die Welt während der Weltmeisterschaft tatsächlich zu Gast bei Freunden, wie es hieß", kommentiert Wilhelm Heitmeyer, einer der Ko-Autoren, die Ergebnisse. "Aber danach war es damit wieder vorbei."



Zitat
Der "Party-Patriotismus" ist demnach nichts anders als Nationalismus, stellt Heitmeyer deshalb fest.



Zitat
"Ich halte dieses ungezwungene Zeigen der nationalen Insignien - und zwar gar nicht mit Blick auf den Holocaust und andere deutsche Verbrechen - für problematisch, weil hier eine antimoderne Stimmung entsteht", sagt Boehnke.



Zitat
Das Tragen nationaler Insignien schafft dagegen Distanz zu anderen. "Durch die Betonung des Nationalen aber schotten wir uns doch eher ab"



Ganz schön starker Tobak wie ich meine. Ich hatte nur während meiner Zeit beim Bund mal eine D-Fahne auf der Uniform. Bin ich ohne mein Wissen vielleicht auch schon ein Nationalist? Oder stellt der Vorwurf des verdeckten Nationalismus, also der Vorwurf, dass es vom Patrioten zum Nationalisten nur ein sehr kleiner Schritt ist, allemal bei den "belasteten" Deutschen, nicht auch schon Rassismus dar?

Def. Rassismus:

„Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen“ (Memmi, S. 103 u. 164).[37][40][41][42] (aus Wiki)

Wäre mal ein interessanter Gesichtspunkt, die Aktivitäten der Patriotismusgegner, deren ständige offene Unterstellung der besonderen Anfälligkeit der Deutschen (begrenzte ethnische Gruppe) auf Rassismus hin zu prüfen.

Fragen über Fragen. Aber eigentlich nervt das alles nur und sagt mehr über die Empörten aus, als über Fans der (Achtung, Autobahnwort!) Nationalmannschaft-Fans!

Yossarian

http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...d-a-841445.html

http://www.gruene-jugend.de/themen/demokratie/1078684.html

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.719

28.06.2012 16:24
#2 RE: Beflaggung Antworten

Zitat von Yossarian im Beitrag #1
...eine D-Fahne auf der Uniform...




Tja, bei dem nom de plume...
Aber das sind ahnungslose Krakeeler mit Tunnelsicht, bei denen sich Verbiestertheit, humorloser Rigorismus, Geltungssucht und moralisches Herrenmenschentum sehr passend ergänzen. Wer irgend an Nationalklischees glaubt, darf mal raten, welcher Kollektivhorde diese Modernisten angehören.
Im praktischen Leben empfiehlt es sich, beim Auftreten solcher homines superiores zur Bezeigung lauteren Geistes zwei kleine Flaggen auf dem eigenen Schreibtisch zu plazieren: links ein Sternenbanner, rechts ein Magen David. Aus unerfindlichen Gründen werden sie dann erst richtig kiebig.

C. Offline




Beiträge: 2.639

28.06.2012 16:43
#3 RE: Beflaggung Antworten

Zitat von Yossarian im Beitrag #1
Da heute ja ein für viele Fussballfans entscheidendes Spiel der Nationalmannschaft (warum geht mir der Begriff National (!) mannschaft nur so schwer von der Tastatur)ansteht, ist klar, dass die Medien die Chance nutzen und schweres Geschütz auffahren:[


Natürlich haben auch Soziologen, die ihre Mitmenschen nur durch Fragebögen kennen, die sie selbst erstellt haben, ein Recht darauf wahrgenommen zu werden. Sie sind immer für ein paar Euro Zeilenhonorar und eine erhöhte Klickquote gut, somit sind die Forschungsgelder gut zur Rettung des darbenden Qualitätsjournalismus angelegt.

http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...d-a-841445.html

Solange Fleischhauer noch schreiben darf, ist es noch ein weiter Weg zur Mediengleichschaltung.

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Yossarian Offline




Beiträge: 99

28.06.2012 17:03
#4 RE: Beflaggung Antworten

Zitat
Tja, bei dem nom de plume...



Damals hat einem Vater Staat diese Zeit noch abgerungen. Über den Zugewinn an Anekdoten hinaus hat mir die Zeit damals nicht geschadet. Man muss dem Wahnsinn mit einem offenen Auge und viel Witz begegnen.

Yossarian

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

28.06.2012 18:11
#5 RE: Beflaggung Antworten

Zitat von Yossarian im Beitrag #1

Zitat
Der "Party-Patriotismus" ist demnach nichts anders als Nationalismus, stellt Heitmeyer deshalb fest.


Na, da hat wohl einer die äußerst (ge)wichtige Plasberg-Sendung am letzten WE nicht gesehen, wenn das Thema jetzt erst aufs Tapet kommt. Der oben genannte, unvermeidliche Heitmeyer wurde dorten nämlich auch voller Überzeugung ins Feld geführt, als man den "Party-Patrioten" ehrlich besorgt die Leviten las.

Rädelsführerin bei der Spaßbremsenfraktion war eine äußerst engagierte Grünjugendliche, bei deren leuchtäugiger Performance sich mir unwillkürlich das Bild einer 150-prozentigen FDJ-Funktionärin vors innere Auge schob. In anderen Epochen, unter anderen Umständen und in anderen Ländern gab es mit Sicherheit ebenso trittsicher auf dem (Kriegs-)Pfad des Guten wandelnde Exemplare des schönen Geschlechts. Ich dachte da so ans grad frische Bürger-Frankreich, an Maos China und an den BDM.

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Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

01.07.2012 05:51
#6 RE: Beflaggung Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #5
Rädelsführerin bei der Spaßbremsenfraktion war eine äußerst engagierte Grünjugendliche, bei deren leuchtäugiger Performance sich mir unwillkürlich das Bild einer 150-prozentigen FDJ-Funktionärin vors innere Auge schob. In anderen Epochen, unter anderen Umständen und in anderen Ländern gab es mit Sicherheit ebenso trittsicher auf dem (Kriegs-)Pfad des Guten wandelnde Exemplare des schönen Geschlechts. Ich dachte da so ans grad frische Bürger-Frankreich, an Maos China und an den BDM.



Die Reaktion der Grünen-Funktionärin verwundert nicht, wenn man sieht, was sie sich von einer EM erhofft hat:

Zitat von Terry Reintke
The Euro Championship is a festival that should connect people, however we do only see national flags, no European flags. The tournament should serve as a sign for european cooperation and against racism, nationalism and crude patriotism that stand against real European solidarity.


Quelle: http://www.fyeg.org/main/index.php/news/...opean-indentity

Zum FDJ-Vergleich: Ich war im Jahr 1989 gerade 22 Jahre und ich habe sicher seit 1983 die DDR mit sehr wachen Augen gesehen. Solche 150-prozentigen Funktionärinnen sind mir in den letzten Jahren der DDR nicht mehr begegnet.

Ich habe mir den Beginn der Plasberg-Sendung angeschaut, bis es unerträglich wurde (die lebensklugen Äußerungen von Rainer Brüderle habe ich noch gesehen). Ich habe mich eher gefragt, ob sie die »spokesperson« der Europäischen Grünen in all ihrem Sendungsbewusstsein vielleicht einfach nur aufgeregt war.

Zum unvermeidlichen Prof. Heitmeyer: Seine ganze Geschäftsgrundlage beruht darauf, die positiven Entwicklungen zu negieren und immer irgendwo ein Haar in der Suppe zu finden. Wenn in der Öffentlichkeit weniger Jungnazis zu sehen sind, verlagert er den Nationalsozialismus eben »in die Mitte der Gesellschaft«. Die Mitte ist breit. Irgendwo werden wohl auch ein paar Ressentiments stecken. Damit wird natürlich auch jeder Fußball-Fan mit Fahne zum Zeugen für eine aufkommende braune Gefahr (obwohl Schwarz-Rot-Gold für etwas ganz anderes steht).

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.120

04.07.2012 00:01
#7 RE: Beflaggung Antworten

Zitat
"Ich halte dieses ungezwungene Zeigen der nationalen Insignien - und zwar gar nicht mit Blick auf den Holocaust und andere deutsche Verbrechen - für problematisch, weil hier eine antimoderne Stimmung entsteht", sagt Boehnke.


Teil B ist richtig: Nationalflaggen sind antimodern. Schon die französische Revolution, der Inbegriff der Modernität, hat ihr Bestes getan, die fraternité über die Landesgrenzen hinaus zu exportieren. Und die Revolutionäre und ihre geistigen Erben haben nie verstanden, warum sich die Brüder anderer Nationen dagegen aufgelehnt haben.

Nur Teil A sehe ich anders, ich halte eine antimoderne Stimmung a priori überhaupt nicht für problematisch. Aber dass ich mit der Gleichsetzung "modern = Aufklärung = gut" meine Schwierigkeiten habe, sollte unter Zimmeranten mittlerweile bekannt sein

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

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