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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 30 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

18.07.2012 20:19
Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Auf den ersten Blick ein bestechender Gedanke: Warum nicht auch auf nationaler Ebene einen Markt für Währungen einführen, so, wie es Märkte für Waren und Dienstleistungen gibt?

Mein zweiter Blick fiel auf allerlei Schwierigkeiten. Aber vielleicht existieren sie ja gar nicht, oder ließen sich leicht beheben?

Angesichts der verfahrenen Lage beim Euro erscheint es mir jedenfalls grundsätzlich sinnvoll, auch über unkonventionelle Ideen nachzudenken.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

18.07.2012 20:38
#2 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

[Edit] Ich halte es zwar für eine Idee, über die man nachdenken sollte, aber ich erwarte keine grossartig anderen Ergebnisse. [Edit Ende]

Da muss ich mal den guten Sascha mit seiner alten Idee (Entstaatlichung des Geldes nach v. Mises) verteidigen:

Grundsätzlich gibt es erstmal keinen Grund, dass es für Währungen keinen privaten Markt geben soll. Warum kann nur eine Notenbank Geld herausgeben? Technisch wäre es auch machbar mit verschiedenen Währungen zu arbeiten: Dank moderner Informationstechnik wäre ein Gutteil des Geldes ohnehin digital. Man würde mit der Kreditkarte seiner Wahl in der Währung seiner Wahl bezahlen. Mit verschiedenen, ineinander nicht wechselbaren Münzen hätte das ganze nichts mehr zu tun.

Warum denke ich dennoch, dass so ein Vorschlag in der Praxis nicht auf eine wesentlich andere Geldsituation hinausläuft:
Viele radikale Individualisten verkennen, dass grosse Spieler eine Führungsrolle haben: Wenn also z.B. in einem von heute auf morgen liberalisierten "Währungsmarkt" die 10 grössten Banken und die 50 grössten Unternehmen beschliessen, eine gemeinsame Währung herauszugeben, wird diese "Leitwährung" eines Wirtschaftsraumes gesetzt sein. Für eine zweite grosse Währung wird es vielleicht, für eine dritte sicherlich keinen Platz geben.

Das Grahamsche Gesetz wird darüber hinaus dafür sorgen, dass es eine Marktbereinigung gibt, falls es mehr als 2-3 Währungen in einer Region geben wird. Mann kann jetzt noch diskutieren, welche verschiedenen Typen von Währung es geben wird. Etwa von hart über mittelweich bis weich und regionale Unterschiede (USA, UK, EU, CN, JP als Hauptregionen) aber ein Nebeneinander vieler Währungen sehe ich nicht.

Edit 2: Wie viele im Grunde gute radikal liberale Ideen halte ich auch diesen Gedanken für instabil gegenüber nicht-liberalen Bestrebungen.

Michel Offline



Beiträge: 265

18.07.2012 20:57
#3 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Ich sehe auch nicht, dass sich Parallelwährungen bei alltäglichen Transaktionen durchsetzen. Aber da wo sie wirklich Sinn machen würden sie sich wahrscheinlich sehr schnell durchsetzen. Der große Vorteil von privatwirtschaftlichen Währungen ist, dass die Emittenten, die Währung mit Merkmalen ausstatten kann, durch die die Werthaltigkeit der Währung auch für Jahrzehnte gesichert ist und bei kluger Konstruktion auch beim Zusammenbruch des Emittenten ohne Verluste abgewickelt werden kann. Daher wird man solche Währungen dort verwenden, wo die jahrzehntelange Werthaltigkeit wichtiger ist als ein komfortabler Umgang. Also zum einen beim Langfristigen Geldanlagen und dem Notgroschen, zum anderen aber auch bei Langfristigen Kreditverträgen.
Zwar sieht es auf dem ersten Blick so aus als würde der Schuldner von der Inflation profitieren, tatsächlich holen sich die Gläubiger die Inflation über höhere Zinsen wieder zurück. Eine wertstabile Währung würde für beide Seiten das Risiko eliminieren, das die tatsächliche Inflationsrate von der erwarteten Inflation abweicht. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Die Besondere Pointe bei Parallelwährungen ist, das die volkswirtschaftlich positiven Wirkungen, das Eindämmen von Kreditgetriebenen Über- und Fehlinvestitionen, bereits das eintreten, wenn sie sich nicht im Alltag durchsetzen, sondern ihre Entwicklung auf der Stufe verbleibt, die ich oben beschrieben habe.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

18.07.2012 21:19
#4 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat von Michel im Beitrag #3
.... wo die jahrzehntelange Werthaltigkeit wichtiger ist als ein komfortabler Umgang ...


Ich halte den Gedanken "jahrzehntelange Werthaltigkeit" für ein -sorry- kleinbürgerliches Konzept eines Sparers. Werte können nur in Relation zueinander bestehen. Eine absolute Werthaltigkeit kann es daher konzeptionell nicht geben.

Michel Offline



Beiträge: 265

18.07.2012 21:35
#5 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat
Ich halte den Gedanken "jahrzehntelange Werthaltigkeit" für ein -sorry- kleinbürgerliches Konzept eines Sparers. Werte können nur in Relation zueinander bestehen. Eine absolute Werthaltigkeit kann es daher konzeptionell nicht geben.



Ist zwar richtig, aber auch unbedeutend. Gegenüber dem Status quo wäre eine an einem Index angebundene Währung schon ein enormer Fortschritt. Natürlich kann es Werthaltigkeit nur gegenüber einem Warenkorb geben, der in der Regel von der Warenmenge abweicht, die ein bestimmtes Wirtschaftssubjekt handelt. Wenn der Warenkorb jedoch klug gewählt wird können die Abweichungen sehr klein werden. Darüber hinaus ermöglichen es Parallelwährungen, die die Wirtschaftssubjekte einen für sie geeigneten Index verwenden, so dass die Abweichungen nochmals kleiner sind.

Florian Offline



Beiträge: 3.180

18.07.2012 22:17
#6 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Kleine Anmerkungen:

Zitat
In Deutschland könnte man dann also, nach freier Wahl, in Euro zahlen oder in D-Mark; könnte - so vermute ich es; Tamm sagt es nicht ausdrücklich - jeder Arbeitgeber entscheiden, ob er seine Mitarbeiter in Euro oder in D-Mark entlohnt.



Ich habe den verlinkten Artikel nicht gelesen, aber: Nein, so sollte das eigentlich nicht sein.
Richtiger wäre: Vertragsparteien steht es frei, Zahlung in beliebiger Währung zu vereinbaren.
Es kann also nicht eine Vertragspartei (z.B. der Arbeitgeber) einseitig entscheiden, in welcher Währung er bezahlt.


Zitat
Und wie würde ein System mit, sagen wir, einem Dutzend Währungen im selben Land denn in der Praxis funktionieren?




Richtig, da gibt es große praktische Probleme.
Und genau deshalb wird sich ein zu kompliziertes System im Markt nicht durchsetzen, da können Sie glaube ich ganz beruhigt sein.
Praktisch wäre es wahrscheinlich so, dass sich für die normalen täglichen Geschäfte (insbesondere für alle Bargeld-Geschäfte) eine einzige Währung durchsetzen würde. Das wäre praktisch ein natürliches Monopol.
Kein Einzelhändler hätte ein Interesse, mehr als eine (oder allerhöchstens zwei) Währungen zu akzpetieren. Und diese eine Währung wird sicher jene Währung sein, für die die gesamte Bargeld-Logistik (vom Bankautomaten bis zur Wechselgeldrolle) am effizientesten funktioniert.

Interessant sind weitere Währungen hingegen für bargeldlose Geschäfte.
Im digitalen Zeitalter entstehen hier auch keine großartigen zusätzlichen Transaktionskosten.
Und spannend ist die Wahl der Währung letztlich vor allem für Geschäfte mit langfristigen Zahlungsversprechen.
Bei der Eigenheimfinanzierung oder bei der Rentenversicherung wird es dann schon interessant, in welcher Währung der Vertrag geschlossen ist.

Allerdings haben wir die hier skizzierte Welt faktisch schon heute:
Es ist auch heute schon in Deutschland möglich, einen Darlehensvertrag in japanischen Yen abzuschließen. Oder ein Festgeldkonto in US$ zu führen. Oder eine Internetbestellung in Bitcoin zu bezahlen (letzteres übrigens ein Beispiel für eine echte private Währung).

Und übrigens ist das Recht, Bargeld herauszugeben in etlichen Ländern auch heute schon kein Zentralbankmonopol.
Zum Beispiel wird der Hong Kong Dollar nicht von einer staatlichen Zentralbank herausgegeben, sondern von drei verschiedenen privaten Banken.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

18.07.2012 22:45
#7 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Auf den ersten Blick ein bestechender Gedanke: Warum nicht auch auf nationaler Ebene einen Markt für Währungen einführen, so, wie es Märkte für Waren und Dienstleistungen gibt?

Mein zweiter Blick fiel auf allerlei Schwierigkeiten. Aber vielleicht existieren sie ja gar nicht, oder ließen sich leicht beheben?

Angesichts der verfahrenen Lage beim Euro erscheint es mir jedenfalls grundsätzlich sinnvoll, auch über unkonventionelle Ideen nachzudenken.

Zu bedenken wäre auch das baldige Ende jeglichen Papiergeldes. Es wird wohl nicht mehr allzu lange dauern, und wir bezahlen mit dem Smartphone. Da genügt eine gute App für den Währungsüberblick. Eigentlich macht der technologische Fortschritt erst jetzt die Möglichkeit verschiedener Währungen real.
Der nächste Punkt wäre, dass die Banken unabhängiger würden und der Einfluss der Zentralbanken könnte verringert werden.

Es wäre mühsamer, das stimmt. Aber ist das nicht immer so, wenn die Freiheit zunimmt?
Mir gefällt der Vorschlag vor allem, weil er der "Alternativlosigkeit" den Boden entzieht.

Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass alle in der Eurozone aus dem Euro raus müssen wie sie hereinkamen. Da aber das Herauskommen viel schwieriger ist, würde die Paralellösung den Euroländern erst mal ihre eigene Geldpolitik zurückgeben, was ihnen ermöglichte, die von ihnen favorisierten Lösungswege zu beschreiten ohne von außen zu unerwünschten genötigt zu werden. Sie könnten, nein, sie müssten ihre Probleme selbst in die Hand nehmen.
Das ist zwar nichts anderes als das Ende des Euro, aber er wäre noch präsent und diejenigen welche das Desaster angerichtet haben, könnten ihr Gesicht wahren.
Dass dieser Vorschlag aus der Regierungspartei FDP kommt, zeigt ja auch:
Es gibt Alternativen.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

19.07.2012 01:21
#8 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #6
Kleine Anmerkungen:
Allerdings haben wir die hier skizzierte Welt faktisch schon heute:
Es ist auch heute schon in Deutschland möglich, einen Darlehensvertrag in japanischen Yen abzuschließen. Oder ein Festgeldkonto in US$ zu führen. Oder eine Internetbestellung in Bitcoin zu bezahlen (letzteres übrigens ein Beispiel für eine echte private Währung)



Jeder Kaufmann, jede Firma wird eine Währung haben, in der die Bücher geführt werden. Es besteht ein riesengrosses Interesse, in dieser Währung auch die Rechnungen zu bezahlen. Ein Argument mehr für ein einheitliches Währungsgefüge.

An dieser Tatsache wird auch der Vorschlag scheitern, 2 Währungen für "Alltagsgeschäfte" und "Langfristgeschäfte" zu haben: Die beiden Kreisläufe kurz- und langfristig lassen sich nicht trennen: Wer Geschäfte in 2 Währungen mit verschiedenen Eigenschaften führt, muss eigentlich immer die Geschäfte gegen Kursverluste absichern. Oder zwischen kurz- und langfristigen Verpflichtungen in den 2 Währungen hin- und her wechseln. Dann wird aber der Unterschied zwischen diesen beiden entweder verstärkt oder niveliert. In beiden Fällen wird sich eine Währung als dominante durchsetzen.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

19.07.2012 04:29
#9 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Mit der Mark Banco gibt es ja durchaus ein historisches Vorbild für eine wertstabile, private Handelswährung in Deutschland. Immerhin 250 Jahre Stabilität und erst mit Einführung des Goldstandards ersetzt.
Hier gibt es einen schönen Artikel dazu, welches Ansehen und welchen Erfolg die Mark Banco gegenüber den verschiedensten Münzwährungen und denen der "Zettelbanken" aufwies.

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Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

WasIstLiberal? ( gelöscht )
Beiträge:

19.07.2012 06:29
#10 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Es wäre alleine schon hilfreich wenn es Banken gebe die nur
"Nach dem „Banco-Mandat“ war die Bank verpflichtet, den
Kontoinhabern ihr gesamtes Guthaben jederzeit auszuzahlen."

erfüllten. Aber davon gibt es in D nicht eine einzige.

Und außerdem bin ich der Meinung Zentralbanken gehören abgeschafft.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

19.07.2012 10:08
#11 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat von WasIstLiberal? im Beitrag #10
Es wäre alleine schon hilfreich wenn es Banken gebe die nur
"Nach dem „Banco-Mandat“ war die Bank verpflichtet, den
Kontoinhabern ihr gesamtes Guthaben jederzeit auszuzahlen."

erfüllten. Aber davon gibt es in D nicht eine einzige.


Oh, verpflichtet sind die Banken heute auch ;-)

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein


"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."

-Thomas Jefferson

Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

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Danke, ich weiß das Jungenfrauengeburt und Dogma der unbefleckten Empfängnis zwei grundverschiedene Dinge sind. Nur weil jemand einem Dogma nicht folgt, muss er es nicht unbedingt falsch verstanden haben, auch wenn es tatsächlich ein weit verbreitetes Missverständnis gibt.

lemmyPaz Offline



Beiträge: 90

19.07.2012 10:28
#12 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Parallelwaehrungen wuerden vor allem erstmal die Transaktionskosten erhoehen. In neue IT Systeme liesse sich das problemlos integrieren. Teuer ist immer die Anpassung bestehender Systeme. Und warum noch mehr Baustellen fuer eine Branche, in der es sowieso einen deutlichen Mangel an hinreichend fitten Arbeitkraeften gibt?
Ausserdem ist der Euro hinreichend stabil. Langfristige Kreditvertraege koennen ja schon heute bei Bedarf komplexer konstruiert werden. Nur wird das von dem Privatmann kaum genutzt, weils halt Sinn macht die Schulden in der Waehrung lauten zu lassen, in der man auch sein Einkommen bezieht. Gabs da nicht Probleme in einen Ost-Europaeischen Land, weil da massiv Immobilien-Kredite in Franken deklariert waren?
Laender mit einer hohen Inflation in ihrer Geschichte besitzen oft indexierte Parallel-Waehrungen. In Chile etwa U.F. (Unidad de Formento). Fuer mich unbegreiflich, kapieren dort 9 von 10 ohne technisches oder oekonomisches Studium die Konsequenzen eines U.F. Kredits nicht wirklich.

MadBaron Offline



Beiträge: 52

19.07.2012 12:41
#13 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Bequemlichkeit, oder meinetwegen auch weniger Belastung durch eine einzige vom Staat vorgeschriebene Währung ist ja gerade das Mittel, Sympathie für diese Währung zu erzeugen. Andere Vorteile für den wertevernichtenden Euro herauszustellen wird dann auch schon deutlich schwieriger.
Auch die anderen nationalen Währungen kranken unter dem Zentralbanksymptom und werden zum Vorteil einer kleinen Gruppe Begünstigter genutzt, zu Lasten der Allgemeinheit.

Ich bin auch dafür es den Markt regeln zu lassen und gehe wie andere hier davon aus, dass sich für das Tagesgeschäft eine oder wenige Währungen herauskristalisieren würden. Das könnte dann sogar eine staatliche Variante sein, sofern sie eben ihren privaten Wettbewerbern nicht unterlegen ist.

isildur Offline



Beiträge: 366

19.07.2012 13:04
#14 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Für den Alltagsgebrauch würden sich sicherlich einige wenige Währungen durchsetzen, eine vielleicht 2 in Bar und einige digital. Aber für Unternehmen könnte es doch durchaus Vorteile haben sich mit wichtigen Vertragspartnern auf eine gemeinsame Währung einigen zu können. Dann wäre der Druck weg die Wechselkurse zu beeinflussen, weil sonst "der Export leidet" oder dgl. An irgendeiner späteren Stelle in der Kette würde es natürlich wieder Wechselkursunterschiede geben.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

19.07.2012 13:05
#15 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat von lemmyPaz im Beitrag #12
In neue IT Systeme liesse sich das problemlos integrieren.

Naja. Wenn ich mir überlege, wieviele Systeme das betreffen würde und mit welchen anderen Features das interagieren würde... Es wäre ein nicht zu unterschätzender Aufwand. Und entsprechend würden andere Features eben nicht implementiert werden, weil es nur endliche Ressourcen gibt.

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Frankenstein Offline




Beiträge: 891

19.07.2012 13:31
#16 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat von Dagny im Beitrag #8
Zitat von Florian im Beitrag #6
Kleine Anmerkungen:
Allerdings haben wir die hier skizzierte Welt faktisch schon heute:
Es ist auch heute schon in Deutschland möglich, einen Darlehensvertrag in japanischen Yen abzuschließen. Oder ein Festgeldkonto in US$ zu führen. Oder eine Internetbestellung in Bitcoin zu bezahlen (letzteres übrigens ein Beispiel für eine echte private Währung)



Jeder Kaufmann, jede Firma wird eine Währung haben, in der die Bücher geführt werden. Es besteht ein riesengrosses Interesse, in dieser Währung auch die Rechnungen zu bezahlen. Ein Argument mehr für ein einheitliches Währungsgefüge.

An dieser Tatsache wird auch der Vorschlag scheitern, 2 Währungen für "Alltagsgeschäfte" und "Langfristgeschäfte" zu haben: Die beiden Kreisläufe kurz- und langfristig lassen sich nicht trennen: Wer Geschäfte in 2 Währungen mit verschiedenen Eigenschaften führt, muss eigentlich immer die Geschäfte gegen Kursverluste absichern. Oder zwischen kurz- und langfristigen Verpflichtungen in den 2 Währungen hin- und her wechseln. Dann wird aber der Unterschied zwischen diesen beiden entweder verstärkt oder niveliert. In beiden Fällen wird sich eine Währung als dominante durchsetzen.

Ähnlich wie in anderen Industriezweigen auch, würden sich Standards durchsetzen. Der Anker der meisten marktgängigen Währungen wäre höchstwahrscheinlich Gold, mit einer Unze des Edelmetalls als Bezugspunkt.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

19.07.2012 13:42
#17 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Auf den ersten Blick ein bestechender Gedanke: Warum nicht auch auf nationaler Ebene einen Markt für Währungen einführen, so, wie es Märkte für Waren und Dienstleistungen gibt?

Mein zweiter Blick fiel auf allerlei Schwierigkeiten. Aber vielleicht existieren sie ja gar nicht, oder ließen sich leicht beheben?

Angesichts der verfahrenen Lage beim Euro erscheint es mir jedenfalls grundsätzlich sinnvoll, auch über unkonventionelle Ideen nachzudenken.


So richtig bestechend finde ich den Ansatz nicht. Tamm schließt in seine Ausführungen auch ein, dass es Geld ohne unterlegte Werte (Gold, Immobilien, ..) geben könnte. Das schließe ich aus, denn wer wird schon heutige Euros in eine Währung eintauschen, von der ich einen Betrag auf die Bank bringen kann, und ich diesen auch garantiert zurückbekommen werde, dessen Realwert aber keine wirkliche Basis hat.

Nimmt man aber Geld das mit Werten unterlegt ist, dann ist der Unterschied eines Anteils an einem heutigen beispielsweise breit investierten Fond in den Fragen des Werterhalts minimal. Würde man nun die Fondanteile beliebig klein stückeln, dann könnten diese sogar im täglichen Zahlungsverkehr als Währung genutzt werden. Meines Wissens verbietet das kein Gesetz. Das Monopol des Staates wird wohl eher damit begründet, dass der Bürger Steuern in eben dieser Währung zu entrichten hat - ich könnte den Staat also nicht in Fondanteilen bezahlen.

Was aber wäre gewonnen, wenn diese Art Anteile zur offiziellen Parallelwährung erhoben würden? Die wertmäßige Unterlegung der beiden Währungen wäre eine unterschiedliche. Oder doch nicht? Der dem Euro unterliegende Wert ist die Wirtschaftskraft, der kumulierte Reichtum von Volk und Staat, auf den der Staat letztlich zurückgreifen kann. Damit sind auch alle Besitztümer in einer Parallelwährung im Zugriff des Staats, und der Realwert der Parallelwährung ist auch nicht entkoppelt von der Wirtschaftsleistung: Immobilien, Aktien, Schuldverschreibungen u.a. sind über mehr oder weniger starke Mechanismen letztlich an die Entwicklung der Wirtschaft gebunden. Eine Parallelwährung würde also nicht wirklich Grundsätzliches an den heutigen Problemen lösen.

Wenn schon 'parallel', dann würde ich eher an ein neues Bankensystem parallel zu dem etablierten denken, ein Bankensystem, das nicht im (ungeregelten) Derivategeschäft tätig sein darf, das Fristenkongruenz einhält (ich bekomme angelegtes Geld nur so schnell zurück, wie ich als Zeitraum vereinbart habe), und das nicht einem Einlagensicherungsfond angehört, dem Banken anderer Couleur angeschlossen sind. Risiken aus Kreditvergaben müssen versichert sein, der Versicherer entsprechend überwacht. Vielleicht ein System, das weniger weit von unserem Sparkassensystem entfernt ist, als eine Deutsche Bank.

Hätten wir ein zuverlässiges, unbelastetes System (und auch die Spanier), dann könnten Privatleute und Firmen nach und nach umziehen. Die überschuldeten Banken könnten Pleite gehen, ohne dass das Wirtschaftsleben zum Erliegen kommt - die Systemrelevanz existiert nicht mehr (Na ja, wenn die spanischen Banken mit spanischen Staatsanleihen vollgesogen sind, dann könnten deren Kurse unter die Räder kommen, und Neuausgabn könnten darunter leiden. Aber, dann wären die Probleme wieder auf den Staat verlagert, man üsste keine 'Banken retten').

Gruß, Martin

Am_Rande Offline




Beiträge: 196

19.07.2012 13:59
#18 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Sehr verehrter Zettel,

Zitat
Welches die Folgen, welches Vor- und Nachteile einer dauerhaften Einführung von zwei Parallelwährungen in jedem Land der Eurozone wären, das mögen die Fachleute beurteilen.


Ich meine, schon jetzt sagen zu können, was das breite Echo der Fachleute wäre, würden diese sich auch nur dazu herablassen, sich solch einen Vorschlag auch nur näher anzuschauen: „Hanebüchen und weltfremd!“
Und warum?
Weil ein solches Währungssystem so arg schlecht funktionieren würde?
Nein, im Gegenteil - weil es vermutlich ausgesprochen gut funktionieren würde.
Aber man sollte wissen, dass der Kern des Vorschlags von Herrn Tamm,

Zitat
[…]die […] Idee, dass Währungen ebenso miteinander konkurrieren könnten (und sollten) wie auf dem Markt angebotene Waren. […]


ganz genau in das Herz der Theorie stößt, die seit 1936, dem Erscheinungsjahr des Buches „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ von John Maynard Keynes, das „credo di credi“ der Mainstream-Ökonomie ist:
Geld ist keine Ware! Und das Geld ist viel zu wichtig um es den Bürgern überlassen zu dürfen!
Wie schreibt Professor Wilhelm Hankel – ja, der Professor Wilhelm Hankel - so eindrücklich:

Zitat
Die private Geldnutzung kann jederzeit […] die volle Auslastung des Angebotspotentials, die Vollbeschäftigung, konterkarieren. Die staatliche Geldpolitik kann jederzeit den daraus resultierenden Schaden reparieren […]. (S.48)


Und weiter:

Zitat
Der Geld- und Kapitalmarkt […] kann der Gesellschaft [nicht] garantieren, daß sie voll auf ihre Kosten kommt. […] Die Gesellschaft bezahlt […] die Kampfdrohung ihrer beiden tragenden Geldparteien [- gemeint ist: Sparer wollen hohe Zinsen, Kreditnehmer niedrige Zinsen (A_R.) -] entweder mit Inflation – wenn der Zins zu niedrig – oder mit Depression – wenn der Zins zu hoch ermittelt wird. […] Sie bedarf eines ebenso neutralen wie starken und erfahrenen Schlichters – des […] Staates oder seines wichtigsten Geldagenten, seiner Zentralbank. (S.19f)


Und er zitiert Keynes selbst:

Zitat
„die Waffe einer Zentralbank [besteht] in der Fähigkeit, die Zinssätze und allgemein die Kreditbedingungen zu ändern.“ (S.22)


Man sieht: dem Markt, also dem Bürger, also dem Individuum ist mit seinem Geld nicht zu trauen.
Papa Staat weiß es – mal wieder – besser.

Zitat
Der Keynesianismus [bedarf] des starken Staates. (S.20)


[Alle Zitate aus: Wilhelm Hankel, „John Maynard Keynes – Die Entschlüsselung des Kapitalismus“, 1986; und ich zitiere Herrn Professor Hankel nur, weil er vielleicht als typischer und auch prominenter Mainstream-Ökonom gelten darf.]

Unser gesamtes schönes Geldsystem mit seinen Zentralbankern und seinen Politikern und vor allem auch mit seinen wissenschaftlichen Beratern, den ökonomischen Fachleuten, diesen Hohepriestern der Geldwirtschaft, all dies würde durch eine marktwirtschaftliche Geldkonkurrenz in arge Bedrängnis gebracht.
Und wer kann das schon wollen?

WasIstLiberal? ( gelöscht )
Beiträge:

19.07.2012 16:28
#19 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat von Am_Rande im Beitrag #18


Unser gesamtes schönes Geldsystem mit seinen Zentralbankern und seinen Politikern und vor allem auch mit seinen wissenschaftlichen Beratern, den ökonomischen Fachleuten, diesen Hohepriestern der Geldwirtschaft, all dies würde durch eine marktwirtschaftliche Geldkonkurrenz in arge Bedrängnis gebracht.
Und wer kann das schon wollen?



Das fasst es genau zusammen. Wo kämen wir hin wenn der Staat sich nicht mehr an dem Eigentum seiner Bürger vegreifen könnte?
Aber wissenschaftliche Berater wären wirklich nicht gefährdet nur Schlangenölverkäufer im Gewand der VWLer hätten einen etwas schwereren Stand. Und da wäre es ja "unglaublich" schade drum. Die ganzen Geldklempner müssten sich woanders umschauen, was insgesamt viel zu viel verlangt ist. Und so treiben wir von Krise zu Krise bis das ganze System zusammenkracht, dann gibt es ein paar Jahre "relative" Ruhe und dann kommt wieder die Zeit der Schlangenölverkäufer.

Ich weiß nicht, wie oft ich schon vorgeschlagen habe. Bleiben Sie bei dem Papierzahlungsmittel aber intervenieren Sie nicht bei einer Geldwährung. Warum wohl noch niemand darauf eingegangen ist?

Und außerdem bin ich der Meinung Zentralbanken gehören abgeschafft.

Florian Offline



Beiträge: 3.180

19.07.2012 18:15
#20 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

@Martin:

Zitat
Das schließe ich aus, denn wer wird schon heutige Euros in eine Währung eintauschen, von der ich einen Betrag auf die Bank bringen kann, und ich diesen auch garantiert zurückbekommen werde, dessen Realwert aber keine wirkliche Basis hat.



Oh doch, dass passiert.
Auch der US$ hat keine "reale Basis".
Und ständig tauschen Leute Euro in US$.
Und dann gibt es auch noch die reine Kunstwährung Bitcoins.

Zitat
Der dem Euro unterliegende Wert ist die Wirtschaftskraft, der kumulierte Reichtum von Volk und Staat, auf den der Staat letztlich zurückgreifen kann.



Da muss ich Sie leider enttäuschen.
Dem Euro unterliegt kein Wert. Nada.
Früher einmal gab es Währungen, die mit etwas unterlegt waren. Zum Beispiel mit Gold. Da konnte man dann z.B. tatsächlich zur US-Notenbank an den Schalter gehen und eine $-Banknote gegen eine Goldmünze tauschen.
Aber diese Zeiten sind vorbei.
Der heutige US$ und auch der Euro sind mit nichts unterlegt.
Auch nicht mit der Wirtschaftskraft eines Landes.
Wie sollte das auch funktionieren? Sie können nicht zum Schalter der EZB gehen, einen 100-Euro-Schein auf den Tisch legen und einen Umtausch in einen Anteil am europäischen BIP verlangen.

Das einzige, mit dem der Euro unterlegt ist, ist Vertrauen.
Mein Bäcker akzeptiert meinen Euro-Schein, weil er darauf vertraut, dass er seinerseits wieder jemanden findet, der ihm für dieses Stück Papier etwas mit realem Wert gibt.
Wenn dieses Vertrauen weg wäre, dann wäre der Euro-Schein nichts mehr wert. Auch dann nicht, wenn die Wirtschaftsleistung Europas unverändert da wäre.

Das ist allerdings nicht so dramatisch, wie es klingt. Währungen können sehr stabil unbegrenzte Zeit funktionieren, auch wenn sie auf nichts als Vertrauen beruhen. (Und im Prinzip braucht man auch bei einer Gold-Währung vertrauen: Das Vertrauen, dass mir auch morgen noch mein Bäcker für meine Goldmünze Brot gibt. Denn "objektiv" hat Gold ja auch keinen besonderen Wert).

Martin Offline



Beiträge: 4.129

19.07.2012 18:23
#21 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat von WasIstLiberal? im Beitrag #19
Das fasst es genau zusammen.


Wie das? Die Bürger sind nach wie vor Bürger eines Staates, der sich bei ihnen nach Lust und Laune bedienen kann. Parallelwährungen ändern daran nichts.

Außerdem: Wie will man verhindern, dass Parallelwährungen von der Finanzindustrie mal rauf- und mal runterspekuliert werden? Je kleiner der Währungsraum, desto weniger Einsatz ist erforderlich. Ich denke, das sind Träume.

Gruß, Martin

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

19.07.2012 19:21
#22 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #20
Währungen können sehr stabil unbegrenzte Zeit funktionieren, auch wenn sie auf nichts als Vertrauen beruhen.

Oh, gibt es dafür Beispiele? Wenigstens eins? Nach meiner bisherigen Kenntnis gibt es die komplette Nichtdeckung von (real noch existenten) Währungen erst seit 1971. Alle vorherigen reinen Papiergeldexperimente sind regelmäßig krachend kollabiert.

Zitat von Florian
(Und im Prinzip braucht man auch bei einer Gold-Währung vertrauen: Das Vertrauen, dass mir auch morgen noch mein Bäcker für meine Goldmünze Brot gibt. Denn "objektiv" hat Gold ja auch keinen besonderen Wert).

Stimmt schon, aber bei Edelmetallen ist das Vertrauen auf seinen Wert immerhin ein paar tausend Jahre alt. Die hat ja nicht irgendwann mal jemand erfunden und zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt. Es ist halt "gewachsenes Geld", und komischerweise "weiß" man auch überall auf der Welt, dass Gold wertvoll ist. Wieviel nun genau es jemandem wert wäre, der vielleicht nicht über den aktuellen "Goldpreis" informiert ist, unterliegt sicherlich einer enormen Schätzbreite. Aber DASS es wertig ist weiß man überall (was man von den meisten Regionalwährungen außerhalb von Dollar, Franken, Euro, Yen und Pfund wohl nicht behaupten kann).

Nur wenn das zur Währung gehörende Land als wirtschaftlich stark eingeschätzt wird, misst man dem entsprechenden Geld auch einen gewissen Wert zu. Gold ist aber unabhängig von irgendeinem Land oder Währungsraum, und auch unabhängig von einer bestimmten Zeit. Nicht umsonst wird noch immer ein Heidenaufwand getrieben um irgendwelche versunkenen Schatzschiffe zu finden. Nach ungedeckten früheren "Banknoten" würde keiner suchen, selbst wenn sie aus durch Wasser ungefährdeten Schiefertafeln bestehen würden.

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Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

19.07.2012 21:13
#23 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #20
Auch der US$ hat keine "reale Basis".
Und ständig tauschen Leute Euro in US$.
Lieber Florian,

die reale Basis des Dollar ist eine Mixtur aus Wirtschaftskraft, in den USA akkumulierte Vermögen, militärischer Macht. Ob Sie das als 'realen Wert' anerkennen oder nicht. Die Tatsache, dass mit der Inflationierung der Wert des Dollar gegenüber weniger inflationierten Werten sinkt, tut diesem Zusammenhang keinen Abbruch, solange die USA ihren Schuldendienst bedienen können. Das berühmte 'Vertrauen' ist kein blindes Vertrauen, sondern auch das Kalkül, dass die US-Regierung die Mittel hat, Vermögen einzutreiben. Die militärische Macht ist zweischneidig: Sie kann helfen, notfalls Auslandsvermögen gewaltsam einzutreiben, sie kann aber auch den Zugriff auf US-Vermögen gegen den Willen der Regierung unvorstellbar machen.

Zitat

Zitat
Der dem Euro unterliegende Wert ist die Wirtschaftskraft, der kumulierte Reichtum von Volk und Staat, auf den der Staat letztlich zurückgreifen kann.



Da muss ich Sie leider enttäuschen.
Dem Euro unterliegt kein Wert. Nada.




Lieber Florian,

Sie denken zu materialistisch, auch Rechte sind ein Wert. Alle Deutschen als Arbeitssklaven ist durchaus ein Wert. Dass heute noch viel Vertrauen in deutsche Staatsanleihen existiert liegt daran, dass man a.) der Wirtschaftskraft Deutschlands vertraut, und b.) der Staat notfalls viel viel Vermögen in seinem 'Einzugsbereich' hat: Die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Schulden zurückbezahlt werden ist höher als die von Argentinien. Und aus denselben Gründen ist die Stabilität des Euro höher als die von Argentinien.

Gruß, Martin

Florian Offline



Beiträge: 3.180

19.07.2012 21:37
#24 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat

die reale Basis des Dollar ist eine Mixtur aus Wirtschaftskraft, in den USA akkumulierte Vermögen, militärischer Macht. Ob Sie das als 'realen Wert' anerkennen oder nicht. Die Tatsache, dass mit der Inflationierung der Wert des Dollar gegenüber weniger inflationierten Werten sinkt, tut diesem Zusammenhang keinen Abbruch, solange die USA ihren Schuldendienst bedienen können.



@ Martin:

Ich fürchte, Sie vermischen da etwas.
Einerseits die Währung US$.
Andererseits die amerikanischen Staatsschulden.

Ja, richtig:
Hinter den amerikanischen Staatsschulden steht tatsächlich die Wirtschaftskraft der USA und meinetwegen auch deren militärische Macht.

Hinter dem US$ steht allerdings nichts.
Wenn Sie einen 100$-Schein in der Tasche haben, dann gibt es keinerlei reales Gut, auf dass Sie einen Tauschanspruch hätten. Kein Gold, keine Immobilie, kein nichts. Es ist nur ein Fetzen Papier.
Das einzige, was diesen 100$-Schein einen Wert gibt, ist das Vertrauen, dass es irgendeine Person gibt, die Ihnen im Tausch für diesen Fetzen Papier Güter und Dienstleistungen gibt. Dieses Vertrauen ist ja auch ganz begründet (nicht zuletzt auch deshalb, weil diese Person ihrerseits auch wieder das gleiche Vertrauen hat). Ich halte dieses Vertrauen auch für stabil.
Sollte aber aus irgendeinem Grund dieses Vertrauen erschüttert werden, dann hat der 100$-Schein einen Wert von Null.
Da hilft alle amerikanische Wirtschaftsleistung und militärische Macht nichts.

Michel Offline



Beiträge: 265

19.07.2012 21:54
#25 RE: Marginalie: Parallelwährungen? Antworten

Zitat
Wie will man verhindern, dass Parallelwährungen von der Finanzindustrie mal rauf- und mal runterspekuliert werden?



Fast jede funktionsfähige Parallelwährung wäre gegen solche Versuche resistent. Eine gut konstruierte Währung ist gegen ein Gut konvertierbar. Das heißt man kann sie jeder Zeit gegen eine festgelegte Menge dieses Guts eintauschen. Abweichungen des Werts einer Währung vom Wert dieser Güter, würden sofort Arbitragemöglichkeiten eröffnen, so dass die Spanne innerhalb der der Wert einer derartigen Währung sehr gering wäre.

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