Japan hatte seit dem 11. März 2011 die meisten seiner KKWs abgeschaltet - nicht als Teil eines "Ausstiegs", sondern weil sie überprüft wurden und teils auch vom Erdbeben und Tsunami beschädigt worden waren.
In Japan läuft sozusagen das Gegenprogramm zu Deutschland: Dort wurde man von dem Unfall getroffen und verhält sich rational. In Deutschland ist weder etwas passiert, noch hat der Unfall von Fukushima die (Un)wahrscheinlichkeit eines nuklearen Unfalls in Deutschland in irgendeiner Weise verändert. Aber wir steigen aus.
Möchte das gerne bekräftigen. Nicht wegen der Kernkraft an sich oder eines Faibles für Atomphysik, sondern wegen der ökonomischen Nüchternheit. Wer sich ein Bein bricht, setzt es wieder instand und sägt es nicht ab. Der Unfall offenbarte ansonsten gravierende Mängel (hinterher ist man schlauer) und man darf wohl davon ausgehen, daß diese weltweit genau zur Kenntnis genommen wurden - außer halt ...
Zitat Die einzige größere Demonstration seit dem Unfall von Fukushima brachte am 11. September 2011 in der Neunmillionenstadt Tokio ganze 60.000 Demonstranten auf die Beine; viele vermutlich von auswärts angereist.
Letzte Woche machte allerdings die Meldung die Runde, dass am Montag über 100.000 (laut Veranstalter bis 170.000) Menschen gegen das KKW Ōi und die Atomkraft protestierten.
Nicht nur im Zusammenhang mit dem Unfalls hat sich die bittere Lehre herausgeschält, daß man den deutschen Massenmedien nicht ungeprüft vertrauen kann. Ansonsten gibt es auch in Japan Wähler, Parteien und demokratische Spielregeln. mfG
Zitat von Fellsen im Beitrag #3Letzte Woche machte allerdings die Meldung die Runde, dass am Montag über 100.000 (laut Veranstalter bis 170.000) Menschen gegen das KKW Ōi und die Atomkraft protestierten.
Mit besten Grüßen, Fellsen
Die Massenmedien zeigen nicht die Realität. Sie verkaufen Meldungen und Meinungen mit hohem Popularitätsgrad.
Beispiel: es gab in den letzten Monaten einige spektakuläre Forschungsergebnisse bzgl. der Wirkung niedrig-dosierter radioaktiver Strahlung. Diese Meldungen gingen nicht oder kaum über die Presseagenturen. Man musste diese Meldungen suchen bzw. gezielt nach solchen Meldungen fahnden (z.b. mit Google Alerts).
Nun bringt ein Wissenschaftler von Stanford folgende Meldung in Umlauf: "Bis zu 1300 Tote weltweit durch Fukushima". Diese Meldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer über die Agenturen. Laut Google-News-USA haben über 2000 Webseiten diese Meldung übernommen. Die Verzerrung der Realität kann nicht schlimmer sein. Einfach nur "mehr als 1000 Tote" auf das Forschungsergebnis kleben und schon geht die Studie um die ganze Welt. Übrigens ist diese Studie nicht das Papier wert auf dem sie hoffentlich niemals ausgedruckt wird.
Zitat von Reiner aus dem Saarland im Beitrag #5Nun bringt ein Wissenschaftler von Stanford folgende Meldung in Umlauf: "Bis zu 1300 Tote weltweit durch Fukushima". Diese Meldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer über die Agenturen. Laut Google-News-USA haben über 2000 Webseiten diese Meldung übernommen. Die Verzerrung der Realität kann nicht schlimmer sein. Einfach nur "mehr als 1000 Tote" auf das Forschungsergebnis kleben und schon geht die Studie um die ganze Welt. Übrigens ist diese Studie nicht das Papier wert auf dem sie hoffentlich niemals ausgedruckt wird.
Zitat Nach der Veröffentlichung der Untersuchung über den Zusammenhang zwischen der Fukushima-Katastrophe und Krebserkrankungen hagelt es vonseiten der Umweltorganisation Global 2000 Kritik.
Zitat "Aus unserer Sicht ist das eine grob verharmlosende Einschätzung auf Basis von unzureichendem Datenmaterial", so die Organisation. Atom-Experte Reinhard Uhrig schätzt, dass der Atomunfall in Japan sogar Hunderttausende zusätzliche Krebsfälle zu verantworten habe.
Na toll. Reinhard Uhrig, der "Atomexperte" dieser Global-2000-NGO, ist studierter Literaturwissenschaftler.
Zitat Liebe Focus Redaktion, ich habe ihre Beiträge immer geschätzt und freue mich sehr über Informationen bezüglich Fukushima. Dennoch, Herr Dr. Reinhard Uhrig ist studierter Germanist, also kein Atomexperte. Wozu auch jahrelang Physik, Maschinenbau oder Verfahrenstechnik studieren?! Seine Dr. Arbeit verfasste er über „Changing ideas, changing texts : first-person novels in the early modern period, Francion, Courasche and Moll Flanders“. Ich möchte Ihm den nötigen Sachverstand nicht abstreiten, würde mich aber über echte Nachweise darüber freuen. Außerdem liegt die Schmeltztemp. von Beton bei ca. 1400 , also würde ja die 3000 Schmelze irgendwie weiter schmelzen. Kann man das weiter aufklären?
EDIT Und diese Aussage des Herrn Uhrig ist eine Frechheit sondergleichen:
Zitat Aus ukrainischen Aufzeichnungen gehe allerdings hervor, dass von den 600.000 Liquitadoren, die in Tschernobyl das schmutzige Aufräumgeschäft erledigen mussten, bereits 100.000 gestorben sind. (APA/red, derStandard.at, 17.7.2012)
In 26 Jahren sterben statistisch betrachtet eine bestimmte Anzahl von Menschen.
Zitat von Reiner aus dem Saarland im Beitrag #7 Und diese Aussage des Herrn Uhrig ist eine Frechheit sondergleichen: Zitat:Aus ukrainischen Aufzeichnungen gehe allerdings hervor, dass von den 600.000 Liquitadoren, die in Tschernobyl das schmutzige Aufräumgeschäft erledigen mussten, bereits 100.000 gestorben sind. (APA/red, derStandard.at, 17.7.2012)
600.000 Liquidatoren, das muss man sich mal vorstellen. Da ist doch jemand mit den Nullen ausgerutscht. Schon 60.000 wären zu viel. Sicherlich waren es nur 6.000 oder gar nur 600? Wohlgemerkt, es geht um die Liquidatoren. Natürlich braucht herr Uhrig diese hohe Zahl. Wie soll er sonst 100.000 Tote unterbringen?
Zitat von Paul im Beitrag #8600.000 Liquidatoren, das muss man sich mal vorstellen. Da ist doch jemand mit den Nullen ausgerutscht. Schon 60.000 wären zu viel. Sicherlich waren es nur 6.000 oder gar nur 600?
Nicht mit den Nullen, aber einen Punkt mit einem Komma verwechselt: 600,000. "Changing ideas, changing interpunctuations"
Tschernobyl: Es sind 526.000 Aufräumarbeiter erfaßt, die in der 30 km-Zone über die Jahre tätig waren, davon liegen bei 247.000 Messungen vor. 134 Leute waren unmittelbar in das Unfallgeschehen verwickelt, von denen 28, vermutlich in diesem Zusammenhang, verstarben. Einzelheiten EDIT 1 Klingt zynisch, aber werden hierzulande bereits die unspektakulären Opfer der "Energiewende" erfaßt? EDIT 2 Eine lesenswerte Analyse zur Meinungsbildung.
Zitat Mark Lynas ____________ But I want to end on a different note, with a look at how real people actually did suffer and die as a direct result of the Fukushima accident – not because of the radiation itself, but because the fear of radiation led to a hurried evacuation of vulnerable people from hospitals and care homes. A paper in The Lancet describes the sorry mess that resulted:
Medical personnel did not accompany the patients during transportation. Bed-ridden patients were laid down on the seats, wrapped in protective gowns. During transportation, some patients suffered trauma by falling from the seats of the vehicles[...] before reaching admitting facilities.
27 patients with severe medical problems such as end-stage renal failure or stroke were transported more than 100 km to Iwaki city. At least 12 of them were confirmed dead at 0300 h on March 15, ten of whom seemed to have died in the vehicles during transportation. Later, it was reported that more than 50 patients died either during or soon after evacuation, probably owing to hypothermia, dehydration, and deterioration of underlying medical problems.
And the next sentence is the key:
In the Fukushima Daiichi Nuclear Power Plant accident, there were no deaths related to radiation or the explosion of the reactors. However, the evacuation of these patients was accompanied by loss of life.
As Chernobyl showed, fear of radiation is a far greater risk than radiation itself in the low doses experienced by the affected populations after both accidents. Unfortunately work by Jacobson and other anti-nuclear campaigners (in academia, environmental groups and elsewhere) will make this fear worse, and harm people’s health accordingly. I hope they are aware of this. ____________
Zitat Die einzige größere Demonstration seit dem Unfall von Fukushima brachte am 11. September 2011 in der Neunmillionenstadt Tokio ganze 60.000 Demonstranten auf die Beine; viele vermutlich von auswärts angereist.
Letzte Woche machte allerdings die Meldung die Runde, dass am Montag über 100.000 (laut Veranstalter bis 170.000) Menschen gegen das KKW Ōi und die Atomkraft protestierten.
Die Meldung, bei der unkritisch die Selbstangaben der Veranstalter übernommen wurden, macht vor allem in deutschen Medien die Runde.
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not."
Danke, ich weiß das Jungenfrauengeburt und Dogma der unbefleckten Empfängnis zwei grundverschiedene Dinge sind. Nur weil jemand einem Dogma nicht folgt, muss er es nicht unbedingt falsch verstanden haben, auch wenn es tatsächlich ein weit verbreitetes Missverständnis gibt.
Ein Aspekt wird darin aber noch vernachlässigt: Es fühlt sich einfach zu gut an, sich in einem Kollektiv häuslich einzurichten, in dem einem jeder bestätigt wie tapfer man doch Widerstand gegen böse Industrieinteressen leistet, während jedem Kritiker vorgeworfen wird von Lobbyinteressen geschmiert zu sein.
Der größte Unsinn hat ersteinmal einen Glaubwürdigkeitsbonus, wenn er sich nur als finanziellen Großinteressen entgegen stellend darstellen kann. Und wer andere Meinung ist hat erst einmal moralische Anwürfe und Unterstellungen gegen sich (von Lobbyisten geschmiert oder manipuliert zu sein). Wer den Unsinn verbreitet nimmt für sich aber in jedem Fall in Anspruch zumindest ein reines Gewissen und alles gut und altruistisch gemeint zu haben. Und hierum geht es in erster Linie: Ein gutes Gefühl. Und darum geht es auch immer mehr Journalisten, die meinen sich mit einer guten Sache gemein machen zu müssen.
Mal abgesehen davon, dass hinter Panikmache gegen angebliche finanzielle Großinteressen häufig doch selber finanzielle Interessen stehen. Erlebt man auch bei Handystrahlenparanoikern, bei denen dann Schalartane angebliche Schutzprodukte verkaufen...
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not."
Danke, ich weiß das Jungenfrauengeburt und Dogma der unbefleckten Empfängnis zwei grundverschiedene Dinge sind. Nur weil jemand einem Dogma nicht folgt, muss er es nicht unbedingt falsch verstanden haben, auch wenn es tatsächlich ein weit verbreitetes Missverständnis gibt.
Zitat Die einzige größere Demonstration seit dem Unfall von Fukushima brachte am 11. September 2011 in der Neunmillionenstadt Tokio ganze 60.000 Demonstranten auf die Beine; viele vermutlich von auswärts angereist.
Letzte Woche machte allerdings die Meldung die Runde, dass am Montag über 100.000 (laut Veranstalter bis 170.000) Menschen gegen das KKW Ōi und die Atomkraft protestierten.
Mit besten Grüßen, Fellsen
Zur selben Demonstration ist vor ein paar Tagen auch ein Artikel in der NZZ erschienen, in dem eine Umfrage zitiert wurde, derzufolge mehr als 70 Prozent der Befragten sich gegen Atomenergie ausgesprochen hatten. Desweiteren war von Mahnwachen oder "Montagsdemonstrationen" vor irgendeinem Ministerium die Rede, deren Teilnehmerzahlen zuletzt von einigen hundert auf um die fünfzehntausend gestiegen waren.
Japan ist - im Vergleich zu Deutschland - allerdings auch in einer schwierigeren Situation, die mehr Nüchternheit praktisch erzwingt:
1. Japan ist eine Insel. Daher also auch nicht in irgendein internationales Verbundnetz eingebunden, mit dem sich nationale Fehlentscheidungen ggf. ausgleichen ließen.
2. Entsprechend musste der japanische Stromkonsum nach Abschalten der Reaktoren tatsächlich deutlich gedrosselt werden. Die notwendigen drastischen Eingriffe in Industrieproduktion und privaten Stromverbrauch (die es in Deutschland eben bislang nicht gibt), sorgen ganz von alleine für einen nüchternen Blickwinkel der Bevölkerung.
3. Japan hat praktisch keine eigenen Rohstoffvorkommen. Anders als Deutschland z.B. auch keine Kohlevorkommen. Entsprechend gibt es bei der Energie eine noch höhere Importabhängigkeit als in Deutschland. (Interessanterweise stiegen 2011 die Energieeinfuhren so stark an, dass die traditionelle Exportnation Japan zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten wieder ein Handelsbilanzdefizit hatte).
Zitat von Florian im Beitrag #171. Japan ist eine Insel. Daher also auch nicht in irgendein internationales Verbundnetz eingebunden, mit dem sich nationale Fehlentscheidungen ggf. ausgleichen ließen.
Zitat Die notwendigen drastischen Eingriffe in Industrieproduktion und privaten Stromverbrauch (die es in Deutschland eben bislang nicht gibt), sorgen ganz von alleine für einen nüchternen Blickwinkel der Bevölkerung.
Wie drastisch waren die Eingriffe? Ein Bekannter war im Winter in Japan und hat sich gewundert, dass es trotz des angeblichen Stromengpasses, alles wie gewohnt ablief.
Zitat Wie drastisch waren die Eingriffe? Ein Bekannter war im Winter in Japan und hat sich gewundert, dass es trotz des angeblichen Stromengpasses, alles wie gewohnt ablief.
Weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich habe nur vereinzelte Medienberichte in diese Richtung aufgeschnappt.
Eine schnelle Google-Suche bringt z.B. diesen Artikel mit vielen Einzelbeispielen, welche Wirkungen die Energie-Einsparmaßnahmen haben:
Zitate: "Residents and companies in western Japanese region of Kansai will have to take measures to reduce electricity consumption in the upcoming summer as a power shortfall is expected due to continued shutdown of nuclear power plants in Japan. (...) railway companies serving their networks in the Kansai region now (...) consider whether or not further options to minimize electricity use, such as reducing the number of trains in service or shortening some of the trains' traveling distance during the daylight hours should be chosen. (...) In the local business community, some major manufacturers are urged to reduce production capacity during the summer period, while some are planning to shift production out of the Kansai region. (...) Among the examples are wearing T-shirts or holding official meetings only in the morning time.
Auf Deutsch: weniger züge fahren, einzelne Industriefirmen planen eine Verlagerung, in den Büros wird weniger klimatisiert und der Dresscode entspannt. Also durchaus sehr reale Effekte auf das tägliche Leben.
Ähnliche Artikel gibt es via Google viele. Allerdings kann ich nicht beurteilen, in wie weit das alles nur anekdotische Einzelfälle sind.
Nachtrag: In Japan scheint es die Energieprobleme v.a. im Sommer zu geben wegen der Klima-Anlagen. (Und weil die Photovoltaik eine viel geringere Bedeutung als in Deutschland hat). Dies mag auch ein Grund sein, warum Ihr Bekannter bei seinem Besuch im Winter keine Probleme hatte.
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