Eigentlich sollte es nur eine Marginalie zu einem älteren Artikel des Philosophen Daniel Dennett werden, auf den Loki hier gestern aufmerksam gemacht hat. Dann kam aber der eine oder andere Gedanke dazu, und herausgekommen ist dieser Artikel - über Minderheiten, über Atheismus, über uns Liberale.
Eine gute Idee, eine großartige Idee, lieber Zettel!
Wie kommen überhaupt nur bestimmte Interessengruppen in den schlagkräftigen Minderheitenstatus, warum schaffen es andere, eigentlich klar definierte und durchaus rechtlich benachteiligte Gruppen eben nicht, zum Bleistift die Konfessionslosen oder die amtlichen registrierten Waffenbesitzer?
Was die Liberalen angeht: Mir würde es in aller Bescheidenheit schon genügen, wenn das kleine Wörtchen Freiheit im Alltagsleben gelegentlich wieder auftauchte und einen gewissen, interessanten Klang erhielte, wenn nicht mehr reflexhhaft bei jedem quersitzenden Furz nach weiteren Staatseingriffen geschrieen würde, wenn die sogenannten öffentlichen Medien mal 5 Sekunden lang keine Meinung trompeten würden, sondern nur langweilig - unaufgeregte Fakten. Eine, meine bescheidene Hoffnung.
so sehr ich mit Ihnen den Gleichheitsfanatismus ablehne, so sehr wehre ich mich gegen diese pauschale Schelte gegen jede Form der affirmative action.
Es ist sicher richtig, dass nicht jede Gruppe, die nicht die gesellschaftliche Mehrheit stellt, einen Status als bedrohte Minderheit erhält. Andererseits aber befürworten doch gerade Sie die (französische) Tendenz zur Homogenisierung eines Staatsvolkes unter einem gemeinsamen Wertehorizont. Vgl. etwa folgende Google-Suche: site:zettelsraum.blogspot.com Frankreich Identität. Und wenn man das gutheißt, sollte man doch ebenso anerkennen, dass es bestimmte Gruppen in einer solchen unter bestimmten Wertvorstellungen lebenden Menschengruppe gibt, die gegen diese Wertvorstellungen verstoßen (und andere eben nicht). So sind in einer heteronormativen (auf verschiedengeschlechtliche Reproduktion angelegten) Gesellschaft Homosexuelle eben anstößig, in einer christlich geprägten eben Muslime, in einer Gesellschaft von Pauschalurlaubern eben Individualtouristen. Das hängt nicht von der Minderheit ab, sondern allein von den Regeln, die die Merheit derjenigen aufstellt, die zusammenleben. Deshalb ist die Gruppe der Hochbegabten eben nicht anstößig und damit keine verfolgte Minderheit, weil sie mit dem gesamtgesellschaftlich anerkannten Ideal der (Spitzen-)Leistung konform ist. Und die Gruppe der Liberalen, weil (bei aller berechtigten Kritik an dem einen oder anderen gesamtgesellschaftlichen Würgegriff) unsere Grundordnung die Freiheit der Person vor alle anderen Werte stellt (Art. 2 vor Art. 3 Grundgesetz).
Ich hoffe, hier nicht mit den Kanonen der Ernsthaftigkeit auf die Wolkigkeit einer ironischen Einlassung geschossen zu haben, aber so stehen lassen wollte ich es auch nicht.
Zitat von Hausmann im Beitrag #2Eine gute Idee, eine großartige Idee, lieber Zettel!
Nein Eine nicht nur schlechte sondern auch noch völlig lächerliche Idee. Der Minderheitenstatus hat ja NICHTS mit der Zahl oder tatsächlicher Verfolgung zu tun. Er dient ja noch nicht mal dem Schutz dieser Minderheiten und bringt ihnen im Zweifelsfall auch nur Nachteile.
Der Minderheitenstatus wird nur als solcher anerkannt wenn er Linken zur Durchsetzung iher Machtansprüche dienen kann und die entsprechenden Menschen sich instrumentalisieren lassen. Die Juden wurden so und deshalb fallengelassen wie eine heiße Kartoffel. Homosexuelle, Zigeuner, Hartz4 Empfänger und Muslime widersetzen sich der Vereinahmung nicht (oder können sich nicht widersetzen). Im Allgemeinen profitieren sie auch gar nicht von diesem "Bündnis" denn die durch affirmative action und ähnliche Maßnahmen erreichten Vorteile sind ja nur für jederman erkennbar unverdiente Privilegien. Der damit zusammenhängende Machtzuwachs der Linken wird für die Umleitung öffentlicher Gelder in die Taschen aller möglicher Sozialarbeiter und Sozialpädagogen verwendet, die wiederum nur ein Interesse an der Perpetuierung der Hilfsbedürftigkeit Ihrer "unterprivilegierten Minderheiten" haben - und der zahlenmäßigen Vergrößerung dieser hilfsbedürftigen Gruppe.
Liberale würden als Minderheit nicht nur nicht anerkannt sie würden bestenfalls auch noch ausgelacht. Vermutlich würde man sich eher verstärkt ihrer Verfolgung als gemeingefährliche faschistoide Verbrecher widmen.
danke für Ihren interessanten Beitrag, und willkommen als Aktiver im kleinen Zimmer!
Zitat von Magnus im Beitrag #3Ich hoffe, hier nicht mit den Kanonen der Ernsthaftigkeit auf die Wolkigkeit einer ironischen Einlassung geschossen zu haben, aber so stehen lassen wollte ich es auch nicht.
Es ist, wie manche meiner Beiträge, halbironisch gemeint. In der Sache ernsthaft; aber im Ton ironisch, mit den zugehörigen Fiktionen.
Natürlich glaube ich nicht, daß wir Liberalen in Deutschland den Status einer geschützten Minderheit erlangen können. Daß wir offensiver zum Liberalismus stehen sollten, glaube ich allerdings ernsthaft. Man braucht sich nur anzusehen, wie beispielsweise Christian Lindner es nachgerade zu verstecken weiß, daß er ein Liberaler ist.
Zitat von Magnus im Beitrag #3Es ist sicher richtig, dass nicht jede Gruppe, die nicht die gesellschaftliche Mehrheit stellt, einen Status als bedrohte Minderheit erhält. Andererseits aber befürworten doch gerade Sie die (französische) Tendenz zur Homogenisierung eines Staatsvolkes unter einem gemeinsamen Wertehorizont. Vgl. etwa folgende Google-Suche: site:zettelsraum.blogspot.com Frankreich Identität. Und wenn man das gutheißt, sollte man doch ebenso anerkennen, dass es bestimmte Gruppen in einer solchen unter bestimmten Wertvorstellungen lebenden Menschengruppe gibt, die gegen diese Wertvorstellungen verstoßen (und andere eben nicht).
Ja, dem stimme ich durchaus zu.
Aber dies sind nicht die Gruppen, die den Status von anerkannten Minderheiten haben. Die valeurs républicaines finden Sie zum Beispiel hier bündig zusammengefaßt:
Zitat En fait il faut que les gens aient une volonté manifeste d'être Français et d'en accepter la loi. En réalité toute notre philosophie juridique est fondée sur ce premier acte volontaire : vouloir vivre ensemble.
Das ist alles: Sich in einem bewußten Akt entscheiden, Franzose zu sein und die Gesetze Frankreichs zu akzeptieren.
Nicht anders sehe ich es für Deutschland. Wer sich nicht bewußt entscheidet, Deutscher zu sein und die Gesetze dieses Landes zu akzeptieren, der gehört nicht zu dieser Nation. Keine der Minderheiten, von denen in meinem Artikel oder sonstwo die Rede ist, tut das. Extremisten hingegen entscheiden sich in der Regel, die Gesetze des demokratischen Rechtsstaats nicht anzuerkennen. Sie sind keine Minderheit, sondern, sofern sie damit Ernst machen, ein Fall für den Staatsanwalt.
Zitat von Magnus im Beitrag #3So sind in einer heteronormativen (auf verschiedengeschlechtliche Reproduktion angelegten) Gesellschaft Homosexuelle eben anstößig, in einer christlich geprägten eben Muslime, in einer Gesellschaft von Pauschalurlaubern eben Individualtouristen.
Sie müssen das nicht sein; man kann sich auch tolerant verhalten. Mit der Frage der nationalen Identität hat das, lieber Magnus, aus meiner Sicht jedenfalls nichts zu tun.
"Anstößigkeit" ist etwas, das in traditionellen Gesellschaften seine Bedeutung hatte; ähnlich wie "Ehre". Diese Gesellschaften legten großen Wert auf rollenkonformes Verhalten und erzwangen es oft. In einer pluralistischen Gesellschaft ist "Anstößigkeit" keine gesellschaftliche Kategorie mehr, sondern allenfalls eine psychologische.
Jeder hat das Recht, etwas anstößig zu finden, also sich daran zu stoßen - Vegetarier am Fleischverzehr, Agnostiker an Frömmelei; ich zum Beispiel finde Dummheit und Geschwätz anstößig. Das ist jeweils eine persönliche Haltung; gesellschaftliche Konsequenzen hat es nicht und sollte es in einer freien Gesellschaft nicht haben.
Wenn man in kleiner Runde für liberale Werte argumentieren möchte: Warum verwendet man dann nicht das Wort »freiheitlich«? In überraschend vielen Einzelfragen ist die Mehrheit immer noch für Freiheit eingestellt. In anderen Fragen ist man vielleicht in der Minderheit, aber die Freiheit hat noch einen guten Ruf und die Argumente werden akzeptiert.
Es gibt diesen schönen Begriff der Graswurzelbewegung. Ich bin mir natürlich der Tatsache bewusst, dass dieses Prinzip schon vielfach missbraucht wurde. Aber der Ansatz ist deshalb nicht falsch: Ideen verbreiten sich von unten nach oben.
Ich würde also nicht freiwillig in die Minderheitenrolle eines Liberalen begeben, wie es im Artikel (halb-ironisch) vorgeschlagen wird, sondern in die eher erfolgversprechende Rolle eines Freiheitlichen — und auch dort nicht plakativ, sondern immer auf die Einzelfrage bezogen, die gerade diskutiert wird. Im besten Fall kann man Anstöße für die Freiheit geben oder wenigstens den ganz plumpen linksideologischen Argumentationen etwas entgegensetzen.
Eine liberale Graswurzelbewegung wird sich vermutlich nicht in Wahlergebnissen niederschlagen. Man lasse sich nicht von den letzten beiden Landtagswahlen täuschen: die FDP kann 2013 bei der Bundestagswahl immer noch scheitern. Aber jede kleine Argumentation für die Freiheit kann persönliche Präferenzen und Einzelentscheidungen im täglichen Leben beeinflussen.
Zitat von http://zettelsraum.blogspot.com/2012/07/...-wenig-aus.htmlSodann müßten wir uns parteiübergreifend organisieren. Und jedesmal ein öffentliches Tamtam veranstalten, wenn jemand schlecht über uns Liberale spricht oder schreibt, wenn wir unfair behandelt, wenn die liberale Lehre falsch, ja verzerrt dargestellt wird. Wir sollten sagen, daß wir mit unserem Anderssein eine Bereicherung für die Gesellschaft sind. Wir sollten einfordern, daß man uns respektiert.
Das können wir doch verlangen, als die Minderheit, die wir sind.
Die Liberalen in Deutschland sind meiner Erfahrung nach sehr heterogen; deswegen gibt es ja auch viele Plattformen und Vereinigungen die von gemeinsamen Interessen geleitet werden. Aber Forderungen aufzustellen ist nicht unbedingt etwas für Liberale. Denn, Forderungen richten sich ja meist an den Staat, auch wenn sie letztlich an die Gesellschaft adressiert sind. Der Staat aber hat aus liberaler Sicht vor allem einem Interesse zu dienen: Dem Schutz der Grundrechte. Ansonsten ist ein liberaler Staat ein kleiner, wenn auch ein starker.
Es gibt in Deutschland eine traditionell hohe Erwartungshaltung an alles was er zu leisten im Stande sein sollte und sein muß. Dieser Glaube an die Allmacht des Staates kennt kaum Grenzen. Wer sie einfordert oder gar den Staat zurückdrängen, ihn eines Teils seiner Aufgaben entledigen will, gilt als Störenfried. Er kann nicht auf Milde hoffen, weil er unsicheren Menschen Sicherheit nehmen will. Liberale in Deutschland können froh sein geduldet zu werden; der Beitrag welchen sie leisten, kann nicht wertgeschätzt werden von einer Gesellschaft, der das Privateigentum an Produktionsmitteln suspekt und das Staatseigentum die bessere Alternative ist. Nicht zuletzt bei der Wahl des Arbeitgebers.
Sozialliberale Ansichten unterscheiden sich deshalb auch klar in ihrer Wertschätzung von denen des Klassischen Liberalismus, welcher in Deutschland als radikal gilt. Aber auch der erstgenannten Variante wird mißtraut. Ich denke, die meisten Bürger wissen sehr wohl was Liberalismus im Kern bedeutet - mehr Eigenverantwortung nämlich. Sie lehnen ihn exakt deshalb ab. Es ist auch deshalb wenig erfolgversprechend Minderheitenschutz einzufordern wenn die Sympathie noch nicht einmal an die des Arbeitgebers heranreichen dürfte.
Ich gehe mal davon aus, dass die Idee eher mit einem Schmunzeln zu sehen ist, als wirklich ernst gemeint. Denn sie geht natürlich an dem vorbei, was eine "Minderheit" tatsächlich ausmacht.
Und das ist der Status einer "schützenswerten" Minderheit. Das muss dabei keinesfalls tatsächlich eine Minderheit sein. Frauen sind in Deutschland mit aller Sicherheit keine Minderheit, was die politisch korrekte Gesellschaft nicht im Ansatz daran hindert ihnen jede Menge Minderheitenschutz zuzusprechen. Das inzwischen beispielsweise mehr Frauen Abitur machen als Männer wird dabei keinesfalls als Gegenbeispiel betrachtet. Frauen bleiben eine unterdrückte Minderheit. Umgekehrt kann man sich gerne mal reale Minderheiten ansehen, die so gar nicht schützenwert sind: Beispielsweise "Rechte". Rechte, Radikal Rechte sowieso, sind in der Gesellschaft völlig marginalisiert. Das führt inzwischen dazu, dass Hoteliers nicht mehr dem Kontrahiersungszwang unterliegen, wenn es um "Rechte" geht, es führt dazu, dass ihr Demonstrationsrecht inzwischen von der Politik als Regelfall misachtet wird und es führt ebenso dazu, dass teilweise selbst ihr Recht auf körperliche Unversehrheit nichts mehr gilt (man erinnere sich an die Farce in Köln). Ihr Status als Minderheit nützt ihnen hier gar nichts.
Der Minderheiten-Begriff, wie er heute in der Politik verwendet wird, dient vor allem der Stigmatisierung, meistens sind es positive Stigmata. Das muss aber keinesfalls so sein, negative Stigmata gehen genauso, und das wo es affirmative action gibt, um eine Minderheit positiv zu stigmatisieren, so ist das umgekehrte problemlos auch zu finden, siehe Kontrahierungszwang von Hotels oder Kneipen.
Und deshalb wäre die Idee einer liberalen, selbsternannten Minderheit, ein ziemlicher Schuss in die falsche Richtung. Es würde mit aller Sicherheit dazu benutzt, um negative Stigmata besser zu verankern (siehe: Partei der Besserverdienenden). Denn was schützenswert oder eine tatsächliche Minderheit ist, das entscheidet der politisch korrekte Mainstream. Und da ist Liberalismus so nun gar nicht gefragt.
Als Randnotiz übrigens: Ich finde es absurd zu meinen, man sei besonders helle ("bright"), weil man in einer metaphysischen Frage zu dem Ergebnis kommt, dass es kein höheres Wesen gibt. Es ist die Arroganz, die mancher Atheist hat, zu meinen, er sei besonders helle, weil er keinen Glauben habe. Aus meiner Profession ist einer der klügsten Köpfe Don Knuth, Professor in Stanford und Verfasser diverser Standardwerke. Aus meiner Sicht ein ziemlich schlauer Kopf, ziemlich "bright" sozusagen. Was ihn nicht daran gehindert hat auch theologische Vorlesungen zu halten. Zumindest nach meiner bescheidenen Lebenserfahrung sind Atheisten nicht gebildeter oder schlauer als gläubige Menschen. Sie halten sich nur ab und zu dafür.
Zitat von Llarian im Beitrag #8Zumindest nach meiner bescheidenen Lebenserfahrung sind Atheisten nicht gebildeter oder schlauer als gläubige Menschen. Sie halten sich nur ab und zu dafür.
Was soll's? Sie kommen in jedem Fall in die Hölle, ob sie nun schlau oder dumm sind.
Zitat von Erling PlaetheAber Forderungen aufzustellen ist nicht unbedingt etwas für Liberale. Denn, Forderungen richten sich ja meist an den Staat, auch wenn sie letztlich an die Gesellschaft adressiert sind. Der Staat aber hat aus liberaler Sicht vor allem einem Interesse zu dienen: Dem Schutz der Grundrechte. Ansonsten ist ein liberaler Staat ein kleiner, wenn auch ein starker.
Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt. Das, was bei uns allgemein als "Politik" verstanden wird, erschöpft sich tatsächlich weitgehend in Forderungen an den Staat. Die Linken fordern üblicherweise mehr Geld für die von ihnen als schützenswert auserkorenen Gruppen, das durch mehr Steuern von den von ihnen nicht als schützenswert auserkorenen Gruppen aufzubringen ist, und sie fordern den Einsatz staatlicher Gewalt gegen aus ihrer Sicht zu sehr anders Denkende. Die Nichtwirklichschlimmenaberirgendwiedochrechten fordern genau dasselbe, nur eben anders etikettiert. Wobei das "mehr Steuern" in deren Fall auch durch ein "weniger staatliche Leistungen" ersetzt werden kann, was aus der beschriebenen "Politik"-Sicht im Prinzip dasselbe ist und sich nur durch das Vorzeichen unterscheidet.
Liberale sind hier aus Prinzip Spielverderber bzw. verweigern sich diesen Scheinalternativen. Da diese Enstellung aber in keins der Raster passt, die unsere Qualitätsjournalisten für das gemeine Volk bereithalten, sind Liberale nicht nur eine Minderheit, sondern quasi Außerirdische - eine Spezies, deren Existenz sich viele einfach nicht vorstellen können. Eine, der, wenn sie denn tatsächlich mal entdeckt wird, sofort feindliche Absichten unterstellt werden. In diesem Fall nicht wegen unseres Aussehens, das sich wohl kaum vom Durchschnitt unterscheiden dürfte, sondern aufgrund der verkündeten Meinungen, die so sehr vom Standard abweichen, dass sie nur als bedrohlich empfunden werden können.
Sowas wird nie Minderheit, sondern bleibt immer Feind.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Sogar linke Forderungen werden sehr häufig mit Freiheit und nicht mit Gleichheit begründet. Natürlich ist das ein vollständig anderer Freiheits- oder Liberalitätsbegriff als ihn klassische Liberale pflegen. Aber nach außen verschwimmt das Bild für den politisch weniger Interessierten. Und nicht nur für diese. Das sieht man besonders deutlich an der Piratenpartei, die unter manchen Journalisten als liberale Hoffnung propagiert wird und welche auch selbst linke Forderungen nach Grundeinkommen und kostenloser S-Bahn mit der Freiheit begründen.
Dieser verdrehte Freiheitsbegriff ist meiner Meinung nach der größte Feind der Freiheit.
Aber es ist auch ein Trumpf im Gespräch mit jemandem der sich zur Freiheit bekennt und gleichzeitig solche Forderungen stellt. Oftmals kann man sich darauf beziehen und nachfragen, was mit der Freiheit der Menschen ist, die die S-Bahn nicht nutzen wollen und somit auch nicht bezahlen wollen.
Deshalb würde ich mich für den Alltag der Empfehlung von stefanolix anschließen.
beim Lesen ihres wie immer interessanten Textes ist mir aufgefallen, dass Sie ein Kriterium für den Status einer Minderheit nicht angeführt haben, das – meiner Meinung nach - für einen Liberalen an erster Stelle stehen sollte: Wurden Menschen vom Staat verfolgt, weil sie vom Staat als einer Minderheit zugehörig angesehen wurden?
Dabei sind die von Ihnen als >"wirkliche" Minderheiten< bezeichneten Gruppen, Homosexuelle und Sinti und Roma, doch geradezu „Musterbeispiele“ - man verzeihe mir bitte dies Wort - für solche Gruppen. Und auch die Zeugen Jehovas sind ein Beispiel für eine vom (deutschen) Staat aufs Brutalste verfolgte Menschengruppe. Das bringt mich zu meinem Argument, ob „Liberale“ in Deutschland den Status einer Minderheit „zuerkannt“ bekommen könnten: Ich habe versucht, mich - so denke ich – eingehend mit der Geschichte des Liberalismus in Deutschland zu beschäftigen und dabei ist mir bis heute eine Frage offengeblieben: Gab es im Dritten Reich eine institutionalisierte Verfolgung der Liberalen? Bis dato habe ich nicht das Glück gehabt, ein Buch zu finden, dass mir auf diese Frage eine Antwort geben konnte.
Da gerade in Deutschland sich eine Minderheit – meist zu Recht – sehr stark über den Grad der Verfolgung, den sie im Dritten Reich erleiden musste, definiert(e), glaube ich nicht, dass Liberale je als Minderheit „Anerkennung“ finden würden. Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich auf einen „augenzwinkernden“ Beitrag mit zuviel Ernsthaftigkeit geantwortet haben sollte.
Eine gute Frage. Liberale sind ja nicht durch Hautfarbe, Religion oder Ethnie gekennzeichnet - also wird man in der Nazipropanda keine Gruppe 'Liberale' finden.
Nur, vergessen Sie nicht, daß natürlich sämtliche Werte, die Liberale vertreten, von den Nazis aufs Schärfste bekämpft wurden. Das bedeutet: wer sich in der Nazizeit offen zu liberalen Werten (Beispiel: Meinungsfreiheit) bekannte, konnte durchaus Repressalien ausgesetz sein.
Zitat Liberale sind ja nicht durch Hautfarbe, Religion oder Ethnie gekennzeichnet
Nun, das waren (und sind) Mitglieder der KPD und der SPD auch nicht. Trotzdem sind sie aufs Äußerste verfolgt worden.
Meine Vermutung in dieser Richtung war immer, dass Liberale, die diesen Namen auch verdienen, in Deutschland schon immer solch eine verschwindende Minderheit waren, dass sie selbst von den Nationalsozialisten als Quantité négligeable betrachtet werden konnten. Es gab sicherlich einzelne mutige Liberale, deren Widerstand und deren Freiheitswillen ich in keinster Weise geringschätzen möchte - nur, von einer institutionalisierten Verfolgung "des Liberalismus" ist mir eben nichts bekannt.
Ich denke auch, dass es in D nie eine schlagkräftige wirklich liberale Bewegung gab die bekampft werden musste. Die persönliche Freiheit hatte scheinbar für die Mehrheit der Deutschen noch nie einen hohen Stellenwert.
Auch heute wird meines Erachtens der Begriff der Freiheit oft nur als Maske verwendet hinter dem sich nicht selten Gegenteiliges verbirgt. Mir persönlich gibt das ein äußerst mulmiges Gefühl, gerade in Zeiten der Krise. Was passiert heute wenn es kracht?
Das stimmt, lieber jay. Allerdings gilt dasselbe für "sozial" und "ökologisch".
Alle sind sie erstens ökologisch, zweitens sozial und drittens freiheitlich - in dieser Reihenfolge. (Ob man belegen könnte, daß bei der FDP das "freiheitlich" schon an zweiter Stelle kommt?).
Zitat von jay im Beitrag #13Dieser verdrehte Freiheitsbegriff ist meiner Meinung nach der größte Feind der Freiheit.
Aber es ist auch ein Trumpf im Gespräch mit jemandem der sich zur Freiheit bekennt und gleichzeitig solche Forderungen stellt.
Nach meinem Eindruck verstehen viele Menschen unter "Freiheit" vor allem das Recht, auf den Staat, die Parteien usw. schimpfen zu dürfen, ohne daß eine Geheimpolizei zugange ist, die sie dafür bestraft.
Zitat von Am_Rande im Beitrag #16Meine Vermutung in dieser Richtung war immer, dass Liberale, die diesen Namen auch verdienen, in Deutschland schon immer solch eine verschwindende Minderheit waren, dass sie selbst von den Nationalsozialisten als Quantité négligeable betrachtet werden konnten.
Hans-Hermann Hoppe zum Beispiel, Regierungsgegner par excellence, hat es nach Jahrzehnten immer noch nicht auf den Schirm der Dienste geschafft.
ich bin seit einiger Zeit ein bisher stiller Leser Ihres Blogs. Zunächst einmal meinen Glückwunsch zu Ihren anregenden, gedankenvollen und wohltuend sachlichen Artikeln. Gelegentlich verschlägt es mich auch ins Kleine Zimmer, dessen angenehme Gesprächskultur ich schätze.
In Ihrem, wie Sie schreiben, "halbironisch gemeint[en]", also immerhin "in der Sache ernsthaft[en]" Artikel "Wir, die liberale Minderheit" kann ich Ihnen leider nicht ganz folgen. Dort weisen Sie zunächst einige Definitionsversuche des Begriffs "Minderheit" recht zügig ab und unterbreiten uns schließlich den gewitzten Vorschlag:
Zitat von ZettelEine Minderheit, so scheint es, gibt es dann und genau dann, wenn man von einer Gruppe als einer Minderheit spricht. Vor allem, wenn sie selbst das tut.
Es erscheint mir nicht richtig, jede Gruppe von Menschen schon allein deshalb als Minderheit zu bezeichnen, weil diese Gruppe in den Kämpfen um öffentliche Zuwendung, staatlichen Schutz oder bloße mediale Aufmerksamkeit die entsprechenden Register der politischen oder journalistischen Tonkunst erfolgreich zieht. Sie deuten es ja selbst an, es gibt sie eben schon, jene "'wirklichen' Minderheiten".
Nehmen Sie zum Beispiel Liberale vs. Homosexuelle. Bei erstgenanntem Grüppchen handelt es sich nach Ihrer Definition nicht um eine Minderheit, jedoch, meinen Sie wohl, wenn die Liberalen es nur so machten wie etwa die Schwulen, dann könnten sie sich wohl zur Minderheit sozusagen aufschwingen und sich dies clever zum Vorteil gereichen lassen. Beim Mitdiskutanten Am_Rande ist freilich schon angeklungen, warum dies den Begriff einer Minderheit eher umdeuten würde:
(1) Es hat in Deutschland niemals einen "liberalen Paragraphen 175" gegeben. Die Bürgerrechte liberal gesinnter Menschen sind nach dem Zweiten Weltkrieg jederzeit gewährleistet gewesen. Und in Epochen politischer und sozialer Unfreiheit hat sich ein Liberaler vermutlich auch nie deshalb verfolgt gesehen, weil eine wesensmäßige Eigenschaft seiner Selbst unterdrückt worden oder von Strafe bedroht gewesen wäre. "Gegen Demokraten helfen nur Soldaten" ist eben nicht dasselbe wie die Kriminalisierung "widernatürlicher Unzucht". Es gibt also bei den Homosexuellen zumindest eine für Minderheiten vermutlich typische Geschichte der Diskriminierung, welche für Liberale meiner Kenntnis nach weitgehend fehlt oder so nicht sinnvoll festgestellt werden kann.
(2) Mangelnde Liberalität in einer Gesellschaft schadet letztlich allen, Diskriminierung von Homosexuellen schadet jedoch hauptsächlich den Homosexuellen. Und: Was ein Homosexueller ist, das wissen wir mit hinreichender Trennschärfe. Was aber ist eigentlich in diesem Zusammenhang genau ein Liberaler? Liberale sind also als Objekt von Benachteiligung oder Verfolgung überhaupt nur sehr schwer eingrenzbar - man drangsaliert sie eher nach dem Gießkannenprinzip und bekommt sie auch begrifflich nicht so recht zu fassen.
(3) Liberale sind manchmal politische Außenseiter, gehören gegenwärtig und gehörten in der jüngeren Vergangenheit aber doch noch immer "dazu". Homosexuelle waren dagegen gesellschaftliche Außenseiter. Sie verletzten qua Existenz tief verinnerlichte kulturelle Prägungen und hatten daher mit einer Form der Ablehnung zu leben, wie sie Liberale bislang nicht haben erfahren müssen. Ob Liberale nicht auch bald den Weg von politischen zu sozialen Außenseitern gehen werden, darüber mag man spekulieren, aber für die Vergangenheit zumindest seit 1949 und auch für unsere Gegenwart stimmt dies meines Erachtens nicht. Der Minderheitenstatus des Homosexuellen ist also der Status einer Randgruppe (gewesen?). Von Liberalen kann man dagegen nicht mit der entsprechenden Konnotation als von einer Randgruppe sprechen.
Das Phänomen "Minderheit" im Sinne von "Randgruppe" o.ä. gibt es eben schon, bevor einerseits "wirkliche" Minderheiten und andererseits irgendwelche weiteren Gruppen sich der Mittel bemächtigen, welche die politische Klaviatur bereitstellt, um die eigene Stellung zu verbessern oder den eigenen Einfluss zu stärken, d.h. um zur "Minderheit" im Zettel'schen Sinne zu werden. Vielleicht geht auch meine von mir als urliberal empfundene Sensibilität in solchen Dingen mit mir durch, wenn ich hier diese pedantische Wortklauberei betreibe.
Ansonsten gefällt mir der Vorschlag natürlich, dass sich die Liberalen strategisch geschickt unter die vielen Mündel der Linken einreihen, um letztere politisch am Ende hinterrücks zu übertrumpfen.
Zitat von Am_RandeNun, das waren (und sind) Mitglieder der KPD und der SPD auch nicht. Trotzdem sind sie aufs Äußerste verfolgt worden.
Man traute KPD und SPD halt eine wirksame Untergrundarbeit zu. Die deutschen Liberalen hingegen waren viel zu heterogen und auch vom Habitus her zu gutbürgerlich, um sich für sowas zu eignen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat Nach meinem Eindruck verstehen viele Menschen unter "Freiheit" vor allem das Recht, auf den Staat, die Parteien usw. schimpfen zu dürfen, ohne daß eine Geheimpolizei zugange ist, die sie dafür bestraft.
Viele verstehen unter der DDR deshalb heute leider einen vorbildlichen Sozialstaat, dessen einziger Nachteil war, dass die Geheimpolizei etwas über die Stränge schlug.
Als verantwortlich für diesen Polizeiexzess gilt dann wahlweise a. der Druck des aggressiven Kapitalismus b. die vergreiste und inkompetente Bonzenclique an der Spitze c. die Einmischung der Russen (Stramme Altkader verweisen nur auf a., die selbstkritische Linke von heute nennt auch b. und c.)
Es wäre schon viel gewonnen, wenn in der Öffentlichkeit mehr über die Erklärung d. geredet würde: It was a feature - not a bug! Ohne Geheimpolizei und "Grenzregime" konnte das System gar nicht funktionieren.
Ein vormundschaftlicher Staat mit allumfassendem Wahrheits- und Gestaltungsanspruch kommt letztlich nie ohne systematische Einschüchterung "seiner Menschen" aus. Wer nicht mitmacht, muss sanktioniert oder wenigstens mundtot gemacht werden. Meckerecken sind zulässig, solange sich dort nur eine verschwindende Minderheit trifft
Zitat von Rayson im Beitrag #21Man traute KPD und SPD halt eine wirksame Untergrundarbeit zu. Die deutschen Liberalen hingegen waren viel zu heterogen und auch vom Habitus her zu gutbürgerlich, um sich für sowas zu eignen.
Vielleicht könnte man es so sagen: Der Liberalismus wurde im Nazireich ebenso so rigoros unterdrückt wie der Kommunismus (während der Sozialismus ja in der nationalen Variante von den Nazis selbst praktiziert wurde). Aber die Liberalen wurden nicht so rigoros verfolgt wie die Kommunisten.
Weil sie eben, wie du es sagst, überwiegend nicht in den Untergrund gingen, sondern in die innere Emigration (wenn nicht die äußere, wie Sebastian Haffner oder Thomas Mann).
Zitat von ZettelEine Minderheit, so scheint es, gibt es dann und genau dann, wenn man von einer Gruppe als einer Minderheit spricht. Vor allem, wenn sie selbst das tut.
Es erscheint mir nicht richtig, jede Gruppe von Menschen schon allein deshalb als Minderheit zu bezeichnen, weil diese Gruppe in den Kämpfen um öffentliche Zuwendung, staatlichen Schutz oder bloße mediale Aufmerksamkeit die entsprechenden Register der politischen oder journalistischen Tonkunst erfolgreich zieht. Sie deuten es ja selbst an, es gibt sie eben schon, jene "'wirklichen' Minderheiten".
Damit wollte ich sagen, lieber Flaccus, daß bestimmte Minderheiten als die wirklichen Minderheiten gelten; ich selbst vermag keine Abgrenzung vorzunehmen.
Zitat von Flaccus im Beitrag #20Nehmen Sie zum Beispiel Liberale vs. Homosexuelle. (...)
Es hat in Deutschland niemals einen "liberalen Paragraphen 175" gegeben. Die Bürgerrechte liberal gesinnter Menschen sind nach dem Zweiten Weltkrieg jederzeit gewährleistet gewesen. Und in Epochen politischer und sozialer Unfreiheit hat sich ein Liberaler vermutlich auch nie deshalb verfolgt gesehen, weil eine wesensmäßige Eigenschaft seiner Selbst unterdrückt worden oder von Strafe bedroht gewesen wäre.
Für die Zeit nach 1945 und den Westen Deutschlands stimme ich Ihnen zu. Aber mit dem Begriff der "wesensmäßigen Eigenschaft" habe ich Schwierigkeiten. Aus meiner Sicht gehört eine politische Grundeinstellung - hier liberal vs. totalitär - ebenso zum Wesenskern eines Mesnchen wie seine sexuelle Orientierung.
Zitat von Flaccus im Beitrag #20Liberale sind manchmal politische Außenseiter, gehören gegenwärtig und gehörten in der jüngeren Vergangenheit aber doch noch immer "dazu". Homosexuelle waren dagegen gesellschaftliche Außenseiter. Sie verletzten qua Existenz tief verinnerlichte kulturelle Prägungen und hatten daher mit einer Form der Ablehnung zu leben, wie sie Liberale bislang nicht haben erfahren müssen.
Das gilt, da sind wir uns einig, für die Bundesrepublik Deutschland. Für die DDR gilt es nicht; dort wurden Liberale - die beispielsweise für Meinungs- und Reisefreiheit eintraten - härter verfolgt als Homosexuelle zur Zeit des Paragraphen 175 in der Bundesrepublik.
Wir sind uns, lieber Flaccus, darüber einig, daß es ebenso inakzeptabel ist, Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung zu benachteiligen, wie wegen ihrer liberalen Gesinnung. Es fällt mir schwer, dabei eine Unterscheidung hinsichtlich der Schwere und der Verwerflichkeit einer solchen Benachteiligung, wenn nicht Verfolgung zu treffen; wobei ich selbstverständlich konzidiere, daß in der Bundesrepublik die Verfolgung nur - bis in die siebziger Jahre - Homosexuelle getroffen hat.
Ich möchte aber noch einen anderen Punkt hervorheben: Aus meiner Sicht sind Mehrheit/Minderheit und benachteiligt/nichtbenachteiligt zwei orthogonale Dimensionen. Numerische Minderheiten können ebenso bevorzugt oder benachteiligt werden wie numerische Mehrheiten.
Im Irak wurde beispielsweise die sunnitische Mehrheit benachteiligt, oft verfolgt; ebenso in Syrien. In Tibet trifft das für die ethnischen Tibeter zu, währnd die Minderheit der zugezogenen Chinesen privilegiert ist. In Südafrika war die schwarze Mehrheit bis zum Ende der Apartheid benachteiligt.
Es hat sich eingebürgert, "Minderheit" mit "benachteiligt" in Zusammenhang zu bringen. Aber einen solchen Zusammenhang gibt es nicht. Minderheiten können benachteiligt, bevorzugt oder gleichberechtigt sein.
Herzlich, Zettel
PS: Willkomen im kleinen Zimmer, und Dank für Ihren durchdachten Beitrag - auch wenn ich in diesem Fall Ihre Meinung nicht teile.
Zitat von Zettel im Beitrag #23 Weil sie eben, wie du es sagst, überwiegend nicht in den Untergrund gingen, sondern in die innere Emigration (wenn nicht die äußere, wie Sebastian Haffner oder Thomas Mann).
Wobei man, um der Wahrheit die Ehre zu geben, sagen muß, daß Haffner erst 1938 emigrierte. Und ob man Thomas Mann schlichtweg als "Liberalen" etikettieren könnte, wird er wohl selbst nicht so recht gewußt haben: er hat im Laufe seines, nun ja, politischen Denkens so ziemlich alle Positionen durchlaufen - vom Kriegstrompeter der "Betrachtungen eines Unpolitischen" bis hin zum Appeasement an die DDR - oder sich von-geneigter-Seite zum Jagen tragen lassen (es ist ja kein Geheimnis, daß die treibende Kraft hinter den "Deutsche Hörer!" Rundfunkansprachen Tochter Erika war); Golo Mann hat TM & Onkel Heinrich bekanntlich "unwissende Magier" genannt: Magier, was das Erbauen literarischer Welten betraf, und unwissend, was jede Ahnung von Weltlauf & Politik anging.
P.S. In der Familie Mann war das Gespür fürs Politische ungleich verteilt: Golo Mann hat da alles zugeteilt bekommen; der Rest der Familie ist, jede(r) einzelne, leer ausgegangen.
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