Die Lage in Syrien ist einfach nur noch traurig. Ich kann keiner Seite den Sieg wünschen. Aber inzwischen habe ich fast das Gefühl, ein Verbleib Assads wäre das geringere Übel.
können Sie die "Freie Syrische Armee" etwas näher erläutern? Wer kämpft da warum gegen wen? Wer wird von wem unterstützt? Wie würde Syrien bei einem Sieg der einen oder anderen Partei nach heutigem Wissen aussehen? Würde man sich mit den "Rebellen" als zivilisierter Mensch an einen Tisch setzen oder sind das unangenehme Zeitgenossen?
Zitat von Dagny im Beitrag #3können Sie die "Freie Syrische Armee" etwas näher erläutern? Wer kämpft da warum gegen wen? Wer wird von wem unterstützt? Wie würde Syrien bei einem Sieg der einen oder anderen Partei nach heutigem Wissen aussehen? Würde man sich mit den "Rebellen" als zivilisierter Mensch an einen Tisch setzen oder sind das unangenehme Zeitgenossen?
Soweit ich es beurteilen kann, liebe Dagny (und stütze mich auch hier hauptsächlich auf Stratfor), ist diese Freie Syrische Armee sehr heterogen.
Sie besteht zum einen aus Deserteuren; ganz überwiegend Sunniten, die Assads von einem weitgehend alawitischen Offizierscorps geführte Armee den Rücken gekehrt haben. Zweitens sind sowohl die Hisbollah als auch die Hamas beteiligt. Drittens haben sich Dschihadisten eingefunden, die wie Landsknechte mal hier, mal dort kämpfen; wo es gerade zu kämpfen gibt. Afghanistan-Veteranen zum Beispiel, die via den Iran in den Irak gekommen waren und jetzt nach Syrien weitergezogen sind.
Anfangs hatten diese Rebellen wenig auswärtige Unterstützung, weil allen ein stabiles Syrien unter Assad lieber war als eine unabsehbare Entwicklung, sollte er gestürzt werden. Seit die Rebellen erfolgreich sind, hat sich das aber geändert. Sie bekommen Unterstützung aus der Türkei, aus Saudi-Arabien und aus den Golfstaaten. Im Hintergrund helfen auch die USA, ohne aber unmittelbar sichtbar zu werden.
Die Türkei sieht die Chance, zur Vormacht des Nahen Ostens aufzusteigen; das wird auch durch ihren Einfluß auf die Moslembrüder in Ägypten begünstigt. Amerika sieht die Chance, den Iran entscheidend zu schwächen, wenn er seinen Verbündeten Assad verliert. Für die Türkei geht es auch um die Kurdenfrage; denn in der Gegend von Aleppo könnte ein ähnlicher halbautonomer Kurdenstaat entstehen wie im Nordirak; das würde Unruhen bei den türkischen Kurden bedeuten.
Israel versucht sich aus dem allen herauszuhalten. Man hatte sich mit Assad abgefunden, vielleicht sogar arrangiert. Was jetzt kommen wird, weiß niemand.
Die USA hoffen auf eine ähnliche Entwicklung wie in Ägypten, also eine Herrschaft der Moslembrüder. Ebenso kann es instabile Verhältnisse geben wie im Irak vor dem Surge.
So ähnlich sehe ich das auch. Wobei mir schon bei dem Gedanken daran graust, wie Assad nach einem Sieg unter seinen ehemaligen Gegnern im Land 'aufräumen' würde. Einen Vorgeschmack darauf gab es schon zu Beginn der Unruhen.
Zitat von Zettel im Beitrag #4 Zweitens sind sowohl die Hisbollah als auch die Hamas beteiligt.
Eine Beteiligung der Hizbollah an der FSA halte ich für ausgeschlossen, bei der Hamas könnte es anders aussehen, aber über verbale Ünterstützung hinaus ist mir (bisher) nichts bekannt. Interessant ist allerdings der Bruch mit Syrien und die Abwanderung der Führung nach Katar. Damit hätte Iran einen weiteren Verbündeten verloren.
Die Zusammensetzung der FSA ist etwas undurchsichtig, die englische wikipedia behandelt sie aber sehr ausführlich.
Zitat von Zettel im Beitrag #4 Zweitens sind sowohl die Hisbollah als auch die Hamas beteiligt.
Eine Beteiligung der Hizbollah an der FSA halte ich für ausgeschlossen, bei der Hamas könnte es anders aussehen, aber über verbale Ünterstützung hinaus ist mir (bisher) nichts bekannt.
Da hatte ich mich möglicherweise unklar ausgedrückt. Ich wollte beschreiben, welche Kräfte in Syrien bewaffnet operieren. Nicht alle - auch nicht die Kaida und andere Dschihadisten - unterstellen sich der Freien Syrischen Armee.
Zitat von Zettel im Beitrag #7Da hatte ich mich möglicherweise unklar ausgedrückt.
Ich habe es jetzt noch einmal nachgelesen. Es war mehr als unklar, es war schlampig. Ich habe mit der FSA angefangen und bin dann zur allgemeinen Situation gekommen, so daß es so klingt, als gehörten alle diese Kräfte zur FSA. Was natürlich Quatsch ist; siehe dazu die Artikel in ZR zu Syrien.
Darin rückt er vorsichtig von Assad ab, betont aber dessen Verhandlungsbereitschaft und erklärt sich bereit zur Vermittlung. Das war aber, bevor das Regime ernsthaft in Bedrängnis gerät, wie das jetzt der Fall zu sein scheint.
Allein daß die Rebellen jetzt schon sechs Tage in Aleppo standhalten, ist ein großer Erfolg für sie. Assad kann diese Schlacht nicht mehr propagandistisch nutzen, selbst wenn seine Truppen schließlich wieder in Aleppo sind.
Wie sich die Hisbollah angesichts dieser Lage jetzt positioniert, weiß ich nicht. Vielleicht finde ich (oder findest du Findige, dear C.?) dazu noch etwas.
Zitat von Zettel im Beitrag #4Im Hintergrund helfen auch die USA, ohne aber unmittelbar sichtbar zu werden.
Heute wurde gemeldet, daß Barack Hussein Obama die Lieferung von Führungsunterstützungsmittel an die Rebellen angeordnet habe. Völkerrechtlich ist das glaube ich nicht ganz zulässig wegen des Nichteinmischungsprinzips.
Zitat von Emulgator im Beitrag #9Völkerrechtlich ist das glaube ich nicht ganz zulässig wegen des Nichteinmischungsprinzips.
Zulässig ist erst einmal viel. Staaten mischen sich dauernd anderswo ein (siehe Merkel im Sarkozy-Wahlkampf).
Die syrische Regierung kann sich natürlich daran stören und sich bei den USA beschweren. Und weil sie damit nichts erreichen wird, kann sie das vor den Sicherheitsrat bringen.
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