Die richtige Antwort im Quiz ist (D). Hier sind die Aussagen mit in Klammern jeweils dem Prozentsatz der "Ja"-Antworten:
Zitat A) In Kolumbien (46) fühlen sich mehr Menschen sicher als in Venezuela (34)
(B) In den USA (75) fühlen sich mehr Menschen sicher als in Japan (69)
(C) In Pakistan (46) fühlen sich mehr Menschen sicher als in Rußland (40)
(D) In Afghanistan (29) fühlen sich mehr Menschen sicher als in Südafrika (38)
Ich habe nur Unterschiede von mindestens sechs Prozentpunkten verwendet, die auf dem 5-Prozent-Niveau signifikant sind.
Südafrika liegt zwar auch am Ende der Skala (auf dem fünftletzten Platz von 148). Aber Afghanistan ist Letzter.
Überraschend dürfte für viele, deren Bild von der Sicherheit in einem Land von unseren Medien geformt wird, wohl vor allem die schlechte Sicherheit im sozialistischen Venezuela (drittletzter Platz) und die hohe Sicherheit in den USA sein. Deutschland liegt mit 77 Prozent nur unwesentlich höher als die USA.
Daß Singapur (89) und Hongkong (88) in der Spitzengruppe liegen, war zu erwarten. Aber überraschenderweise findet man dort auch Georgien (91) und - als Spitzenreiter - Ruanda (92).
In der Diskussion hier im kleinen Zimmer zu dem Artikel vom Dienstag, in dem es um die Situation auf dem Arbeitsmarkt ging, haben verschiedene Kommentatoren das unterstrichen, was ich auch schon in dem Artikel geschrieben hatte: Die Antworten sind nicht strikt vergleichbar. Wenn in Sibambwe jemand sagt, es sei leicht, Arbeit zu finden, dann meint er vermutlich nicht Dasselbe, wie wenn es jemand in Dänemark sagt.
In gewissem Umfang gilt das auch für die jetzige Frage. Es mag unterschiedlich sein, was man unter "sich nachts allein auf der Straße sicher fühlen" meint; aber im Kern ist die Frage eindeutig: Rechnet man damit, Opfer von Kriminellen oder Terroristen zu werden?
In der Regel fühlen sich Menschen auf dem Land nachts auf der Straße sicherer als in der Großstadt. Eine Durchsicht der Resultate läßt aber nicht erkennen, daß dieser Faktor entscheidend für die Unterschiede zwischen den Ländern wäre.
Die Mitteilung von Gallup, der ich die Daten entnommen habe, finden Sie hier
Ha. Ich hab richtig geraten. Japan ist interessant, das hätte ich nicht erwartet. In den USA ist das subjektive Gefühl der Sicherheit womöglich deshalb recht hoch, weil Gewalt örtlich sehr stark konzentriert ist, v.a. in den Südstaaten, und hauptsächlich Schwarze Opfer und Täter zugleich sind. In Massachussetts oder New York ist die Wahrscheinlichkeit (unabh. von der eigenen Hautfarbe) einem Gewaltverbrechen zum Opfer zu fallen nicht so viel höher als in Europa.
Könnte die den USA von europäischer Seite vorgeworfene höhere Kriminalitätsrate nicht auch zu einem nennenswerten Teil bestimmten Verzerrungseffekten geschuldet sein? Zum einen werden in Deutschland viele Verfahren vorläufig eingestellt, nicht wegen eines Mangels an Beweisen, sondern wegen zu geringer Bedeutung. Dann kommen noch gegen Auflage eingestellt Verfahren dazu, bei denen es nicht zu einem Schuldspruch kommt da im Gegenzug zum Einverständnis zu den Auflagebedingungen des Gerichtsverfahren vor Urteilsspruch beendet wird. Zwar gibt es auch in den USA ausgehandelte Strafen, aber dabei wird nicht das Verfahren ohne Schuldspruch eingestellt, sondern ein Geständnis vor Gericht ist Voraussetzung. Und zu guter Letzt sind viele Strafgefangene dem unseligen "Krieg gegen Drogen" geschuldet. Hinzu kommen noch einige Kriminalitätsherde in Großstädten (diese Großstädte sind in der Regel nicht kleiner als Berlin), welche nicht für die gesamte USA repräsentativ sind, aber zusammen mit den anderen Faktoren die Statistik versauen.
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not."
Danke, ich weiß das Jungenfrauengeburt und Dogma der unbefleckten Empfängnis zwei grundverschiedene Dinge sind. Nur weil jemand einem Dogma nicht folgt, muss er es nicht unbedingt falsch verstanden haben, auch wenn es tatsächlich ein weit verbreitetes Missverständnis gibt.
Zitat von theophil im Beitrag #4Ha. Ich hab richtig geraten. Japan ist interessant, das hätte ich nicht erwartet. In den USA ist das subjektive Gefühl der Sicherheit womöglich deshalb recht hoch, weil Gewalt örtlich sehr stark konzentriert ist, v.a. in den Südstaaten, und hauptsächlich Schwarze Opfer und Täter zugleich sind. In Massachussetts oder New York ist die Wahrscheinlichkeit (unabh. von der eigenen Hautfarbe) einem Gewaltverbrechen zum Opfer zu fallen nicht so viel höher als in Europa.
Sehr interessant. Vor allem der starke Rückgang der Zahl der durch Gewalt ums Leben gekommenen seit den späten siebziger Jahren.
Das war die Zeit, als sich in den USA die Stimmung zu drehen begann; als man zu sehen begann, daß alle die gutgemeinten Förder- und Resozialisierungsprogramme wenig brachten; als die Zeit reif wurde für die Wahl Ronald Reagans.
Zitat von Zettel im Beitrag #6Sehr interessant. Vor allem der starke Rückgang der Zahl der durch Gewalt ums Leben gekommenen seit den späten siebziger Jahren.
Das war die Zeit, als sich in den USA die Stimmung zu drehen begann; als man zu sehen begann, daß alle die gutgemeinten Förder- und Resozialisierungsprogramme wenig brachten; als die Zeit reif wurde für die Wahl Ronald Reagans.
Wenn man genauer hinschaut gibt es aber noch einmal einen Gipfel in den frühen 90er Jahren und die nachhaltige Reduzierung dann Mitte und Ende der 90er. Danach wäre es Bill Clintons Verdienst, wenn man es denn unbedingt einem Präsidenten and die Brust heften möchte.
Vielen Dank fürs Willkommen. Ich würde auch zögern, das Reagan an die Brust zu heften. Der republikanische Hang zu Handfeuerwaffen und der Krieg gegen Drogen erzeugen einige Probleme, die es sonst nicht gäbe. Die Südstaaten sind gewalttätiger, was auch nicht für die Politik der Republikaner spricht. Die Südstaaten sind natürlich auch extrem arm.
In den 80ern verbesserte sich auch die Wirtschaft wieder, aber auch mehr danach unter Clinton als unter Reagan soweit ich weiß.
Umgekehrt ist es auch interessant, wie hoch die Unsicherheit in Deutschland ist, obwohl die Chance an einem Gewaltverbrechen zu sterben quasi 0 ist. Wenn dein Mann / deine Frau dich nicht umbringt dann macht es keiner. Das ist ja je nach Mann/Frau u.U. beruhigend. :-)
Ich glaube sofort dass es bei den Verurteilten Verzerrungen gibt, bis hin zu den unschuldig in der Death Row sitzenden, die dann nach 20 Jahren wegen einer DNA Probe freikommen. Gewählte Richter und Staatsanwälte scheinen mir da oft keine gute Idee zu sein. Aber die Anzahl der Toten durch Gewalt sollte sich doch einigermaßen sicher bestimmen lassen :-)
Zitat von theophilJapan ist interessant, das hätte ich nicht erwartet.
Ja und nein. Nein, weil die Wahrscheinlichkeit, in Japan einem Gewaltverbrechen zum Opfer zu fallen, für Nicht-Yakuza praktisch nicht existent ist. Und ja, weil die Japaner ein eigenartiges Völkchen sind, denen man auch zutraut, dass es deswegen so wenig von diesen Verbrechen bei ihnen gibt, weil jedes davon einen gesellschaftlichen Nerv träfe. Der sich dann eben auch in subjektiver Furcht äußert.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von theophil im Beitrag #8Vielen Dank fürs Willkommen. Ich würde auch zögern, das Reagan an die Brust zu heften.
Darf ich Sie, lieber theophil, als Neuen darauf aufmerksam machen, bitte das zu zitieren, worauf Sie sich in einer Antwort beziehen?
Vermutlich (vermutlich!, denn Sie zitieren es ja nicht) meinen Sie diese Passage:
Zitat Das war die Zeit, als sich in den USA die Stimmung zu drehen begann; als man zu sehen begann, daß alle die gutgemeinten Förder- und Resozialisierungsprogramme wenig brachten; als die Zeit reif wurde für die Wahl Ronald Reagans.
Das mußte ich nun heraussuchen. Bei Ihnen als Neuem habe ich mir diese kleine Mühe gern gemacht; aber Sie werden verstehen, daß sich nicht jeder Leser bei jedem Beitrag diese Mühe machen kann. Also bitte zitieren (Klick auf die Schaltfläche "Diesen Beitrag zitieren" rechts unter dem Schreibfenster).
Hätten Sie, lieber theophil, zitiert, dann wäre Ihnen vielleicht selbst aufgefallen, daß ich Reagan gar nichts an die Brust geheftet habe, sondern die Kausalität umgekehrt sehe: Nach dem Scheitern aller dieser wohlmeinenden Versuche, das Verbrechen durch social engineering zu bekämpfen, war die Zeit reif für die konservative Wende auch in diesem Bereich.
Zitat von theophil im Beitrag #8 Der republikanische Hang zu Handfeuerwaffen und der Krieg gegen Drogen erzeugen einige Probleme, die es sonst nicht gäbe.
Oder beseitigt sie, je nachdem wie man das sehen will. Handfeuerwaffen sind durchaus geeignet Verbrechen zu verhindern und das passiert durchaus. Es ist eine durchaus argumentierbare Position zu sagen, dass eine Gesellschaft in der nicht nur die Verbrecher Waffen haben, eine sicherere ist als eine wo nur die Verbrecher bewaffnet sind. Was sich auch im Einklang mit dem Sicherheitsemfinden bringen lässt, denn die meisten Menschen fühlen sich mit einer Waffe durchaus sicherer als ohne. Und was den Krieg gegen Drogen angeht, so ist ja nun gerade das eine ziemlich langfristige Angelegenheit. Und es ist nicht so, dass es in Ländern, wo es keinen solchen Krieg gäbe, alles so wunderbar kuschelweich und schön wäre. Wer sich mal den Drogenszene von Zürich oder Amsterdam ansieht, der wird wohl sehen, dass so entspannte Drogengesetze die Probleme so nun auch nicht gerade lösen.
Zitat Die Südstaaten sind gewalttätiger, was auch nicht für die Politik der Republikaner spricht.
Eine interessante Aussage, vor allem in Anbetracht dessen, dass die Südstaaten traditionell gar nicht so republikanisch waren und durchaus auch zu dieser Zeit wohl etwas gewalttätiger waren als beispielsweise Neuengland. Da scheint mir ein bischen Ursache und Wirkung durcheinander zu kommen.
Zitat In den 80ern verbesserte sich auch die Wirtschaft wieder, aber auch mehr danach unter Clinton als unter Reagan soweit ich weiß.
Wissen Sie, glauben Sie oder hoffen Sie ?
Zitat Umgekehrt ist es auch interessant, wie hoch die Unsicherheit in Deutschland ist, obwohl die Chance an einem Gewaltverbrechen zu sterben quasi 0 ist.
Bei 600 Morden pro Jahr in Deutschland ist das nicht null. Und das sind Morde. Dazu kommen vielleicht 50.000 Überfälle, 12.000 Vergewaltigungen und etwa 600.000 Körperverletzungen. Und das sind gerademal die Straftaten von denen die Polizei weiss. Damit haben Sie ganz gute Chancen in ihrem Leben Opfer eines solchen Gewaltverbrechens zu werden. Und wenn Sie dumm genug sind nachts durch Neukölln oder Marxloh zu gehen, dann potentieren Sie ihre Chancen recht drastisch. Natürlich sind das nicht die Verhältnisse von New York oder Los Angeles (oder gar Sao Paulo oder Johannisburg), aber null ist das nicht. Es ist nicht einmal unerheblich. Es könnte schlimmer sein. Aber es zu ignorieren ist genauso sinnvoll wie sich vor Angst nicht mehr vor die Tür zu trauen.
Zitat von Llarian im Beitrag #12Bei 600 Morden pro Jahr in Deutschland ist das nicht null.
Früher habe ich diese Zahlen unbesehen geglaubt. Heute bin ich skeptischer. Was ist ein Mord? Dazu gehören Straftaten, deren Täter wegen Mordes verurteilt wurden. Diese Urteile lassen sich leicht zählen. Und wenn der Mörder nicht gefunden wird? Ist es auch Mord?
In letzter Zeit lesen wir immer wieder von Tötungsverbrechen, bei denen die Täter (allesamt "Jugendliche") nicht wegen eines Tötungsdeliktes, sondern wegen irgendwelchem Kickifax zu einer Bewährungs"strafe" verurteilt werden. Was ist mit diesen Verbrechen? Unter welcher Rubrik werden diese Toten registriert? Werden die überhaupt als Tötungsverbrechen erfasst? Ich weiß es nicht. Ist hier ein Auskenner, der das erklären kann?
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #5 Könnte die den USA von europäischer Seite vorgeworfene höhere Kriminalitätsrate nicht auch zu einem nennenswerten Teil bestimmten Verzerrungseffekten geschuldet sein?
Werter Techniknörgler,
naja, "Verzerrungseffekte" heisst übersetzt doch wohl so viel, als dass die US-amerikanische Gesellschaft anders ist als die deutsche Gesellschaft. Und in dem Fall muss man gar nichts rausrechnen, weil es ja gerade um die Frage ging, ob die eine Gesellschaft mehr Verbrechen erzeugt als eine andere Gesellschaft. Im Kern würde man sonst argumentieren: "Herr Richter, ich kann nichts dafür, dass ich mehr Straftaten habe als mein Nachbar, weil ich ein anderer Mensch bin, als mein Nachbar - diesen Verzerrungseffekt des Charakterunterschieds muss man rausrechnen... "
Ein Verzerrungseffekt lasse ich nur bei äußeren Umständen gelten. Wenn in Schweden mehr geheizt wird als in Zentralafrika, dann ist das nicht vergleichbar. Unterschiedliche Rahmenbedingungen verzerren die Statistik des Heizölverbrauchs.
In der Rechtspraxis spielt der Unterschied zwischen Mord und Totschlag (http://dejure.org/gesetze/StGB/212.html) eher eine statistische Rolle. Ein Täter kann nach 212 genau so hart bestraft werden wie nach 211.
Zitat von Zettel im Beitrag #11 Hätten Sie, lieber theophil, zitiert, dann wäre Ihnen vielleicht selbst aufgefallen, daß ich Reagan gar nichts an die Brust geheftet habe, sondern die Kausalität umgekehrt sehe: Nach dem Scheitern aller dieser wohlmeinenden Versuche, das Verbrechen durch social engineering zu bekämpfen, war die Zeit reif für die konservative Wende auch in diesem Bereich. Herzlich, Zettel
Danke für den Hinweis, das war wohl einem Anflug von Faulheit geschuldet und sollte nicht vorkommen. Ich glaube, ich habe Sie vielleicht doch richtig verstanden. Ihre Erläuterung impliziert doch, dass es eine politische Richtungsänderung unter den Republikanern war, die zur sinkenden Gewaltrate beigetragen hat, oder nicht? Vielleicht meinten sie nicht Reagan persönlich, das habe ich aber so genau auch nicht genommen. Oder ist das doch falsch verstanden?
Zitat von theophil im Beitrag #8 Der republikanische Hang zu Handfeuerwaffen und der Krieg gegen Drogen erzeugen einige Probleme, die es sonst nicht gäbe.
Oder beseitigt sie, je nachdem wie man das sehen will. Handfeuerwaffen sind durchaus geeignet Verbrechen zu verhindern und das passiert durchaus. Es ist eine durchaus argumentierbare Position zu sagen, dass eine Gesellschaft in der nicht nur die Verbrecher Waffen haben, eine sicherere ist als eine wo nur die Verbrecher bewaffnet sind.
Das wäre natürlich so, wenn nicht auch die Verbrecher ihrerseits reagieren würden. Insgesamt führt das zu einem Rüstungswettbewerb. Ich finde es schwer zu argumentieren, dass die USA eine so andere Gesellschaft sein sollten, dass sie dieses Gewaltproblem auch dann hätten, wenn Waffen schwerer verfügbar wären. Und das müsste im Umkehrschluss ja ihre Argumentation sein, also "Guns don't kill people, people kill people."
Zitat Wer sich mal den Drogenszene von Zürich oder Amsterdam ansieht, der wird wohl sehen, dass so entspannte Drogengesetze die Probleme so nun auch nicht gerade lösen.
Ich finde die Drogenszene von Zürich, Amsterdam oder Berlin auch nicht gerade gemütlich, aber sie erzeugt eben nicht das Gewaltproblem innerhalb oder außerhalb unserer Gefängnisse und insofern löst unsere Drogenpolitik dieses Problem schon. Sie bringt die Menschen nicht von Drogen weg, das ist richtig.
Zitat
Zitat Die Südstaaten sind gewalttätiger, was auch nicht für die Politik der Republikaner spricht.
Eine interessante Aussage, vor allem in Anbetracht dessen, dass die Südstaaten traditionell gar nicht so republikanisch waren und durchaus auch zu dieser Zeit wohl etwas gewalttätiger waren als beispielsweise Neuengland. Da scheint mir ein bischen Ursache und Wirkung durcheinander zu kommen.
Da haben sie natürlich historisch Recht. Ich denke natürlich auch nicht, dass die Republikaner ursächlich für die hohe Gewalt in den Südstaaten verantwortlich waren.
Zitat
Zitat In den 80ern verbesserte sich auch die Wirtschaft wieder, aber auch mehr danach unter Clinton als unter Reagan soweit ich weiß.
Zitat Umgekehrt ist es auch interessant, wie hoch die Unsicherheit in Deutschland ist, obwohl die Chance an einem Gewaltverbrechen zu sterben quasi 0 ist.
Bei 600 Morden pro Jahr in Deutschland ist das nicht null. Und das sind Morde. Dazu kommen vielleicht 50.000 Überfälle, 12.000 Vergewaltigungen und etwa 600.000 Körperverletzungen. Und das sind gerademal die Straftaten von denen die Polizei weiss. Damit haben Sie ganz gute Chancen in ihrem Leben Opfer eines solchen Gewaltverbrechens zu werden. Und wenn Sie dumm genug sind nachts durch Neukölln oder Marxloh zu gehen, dann potentieren Sie ihre Chancen recht drastisch. Natürlich sind das nicht die Verhältnisse von New York oder Los Angeles (oder gar Sao Paulo oder Johannisburg), aber null ist das nicht. Es ist nicht einmal unerheblich. Es könnte schlimmer sein. Aber es zu ignorieren ist genauso sinnvoll wie sich vor Angst nicht mehr vor die Tür zu trauen.
Jetzt habe ich zum einen genau von Morden gesprochen und zweitens auch erwähnt, dass in Deutschland die meisten Mordopfer nicht Opfer eines wildfremden Kriminellen werden sondern das Morde typischerweise im Affekt passieren, also Beziehungstaten sind, weshalb auch die Aufklärungsquote so extrem hoch ist. Laut Wikipedia 96%: http://de.wikipedia.org/wiki/Mord_(Deutschland)#Statistik. Es sind auch nicht 600 Morde sondern nur 600 Mordversuche allerdings mit insgesamt 800 Opfern. Bei 80.000.000 Einwohnern. Laut BKA waren von den 800 Opfern 500 mit dem Täter verwandt oder bekannt. Raubmorde gab es übrigens nur 60 im ganzen Jahr.
Ich versuche auch nicht das herunterzuspielen, Mord ist Mord, Verbrechen ist Verbrechen. Aber der Eindruck der subjektiven Sicherheit ist meiner Meinung nach von den objektiven Zahlen weit entfernt. Vergewaltigungen sind meistens von nahen Verwandten verübt und nicht von fremden Tätern. Bei den Gewaltverbrechen in Neukölln und Marxloh entstammen die Opfer typischerweise derselben Altersgruppe, dem selben Geschlecht und dem selben Milieu wie die Täter. Wenn Sie ein 18jähriger Türke sind, der in Neukölln wohnt, dann sollten sie tatsächlich gut aufpassen.
Zitat von theophil im Beitrag #16Ich glaube, ich habe Sie vielleicht doch richtig verstanden. Ihre Erläuterung impliziert doch, dass es eine politische Richtungsänderung unter den Republikanern war, die zur sinkenden Gewaltrate beigetragen hat, oder nicht? Vielleicht meinten sie nicht Reagan persönlich, das habe ich aber so genau auch nicht genommen. Oder ist das doch falsch verstanden?
Es war aus meiner Sicht ein Meinungsumschwung in der Bevölkerung.
Seit ungefähr Mitte der sechziger Jahre hatten die USA auf eine, sagen wir, sanfte Gesellschaftspolitik gesetzt. In der Kriminalität sah man die Folge von Armut und Unterprivilegierung. Also setzte man dort an: In Johnsons Great Society sollte die Kriminalität durch social engineering bekämpft werden; Project Head Start und dergleichen.
Die Ergebnisse waren enttäuschend; so, wie auch in anderen Bereichen. Das brachte den Umschwung, der schließlich Reagan ins Weiße Haus brachte. Natürlich hat die GOP daran mitgewirkt; aber die Ursache sehe ich im Scheitern der Great Society.
Zitat von theophil im Beitrag #8 Der republikanische Hang zu Handfeuerwaffen und der Krieg gegen Drogen erzeugen einige Probleme, die es sonst nicht gäbe.
Wenn die Welt doch nur so einfach wäre. Das klingt ein wenig wie die These, dass harte/ lange Gefängnisstrafen die Kriminalität erhöhen würden.
Zitat von theophil im Beitrag #8 Der republikanische Hang zu Handfeuerwaffen und der Krieg gegen Drogen erzeugen einige Probleme, die es sonst nicht gäbe.
Wenn die Welt doch nur so einfach wäre. Das klingt ein wenig wie die These, dass harte/ lange Gefängnisstrafen die Kriminalität erhöhen würden.
Ich glaube nicht, dass ich die Welt damit einfach erklärt habe. Ich habe lediglich auf der jeder Maßnahme innewohnenden Abwägung zwischen Kosten & Nutzen hingewiesen. Ich halte es für offensichtlich, dass für bereits mit Kriminalität in Kontakt gekommene Kleinkriminelle (!) ein Gefängnis nicht das optimale charakterbildende Umfeld darstellt. Sicherlich gibt es auch einen Abschreckungseffekt harter Haftstrafen oder eine Abschreckungswirkung allgemein vorhandener Waffen. Welches von beiden überwiegt ist letztlich eine empirisch zu beantwortende Frage. Mehr habe ich auch nicht gesagt.
Nur denke ich dass die Empirie deutlich dafür spricht, dass die Politik harter Haftstrafen für kleine Verbrechen und der freizügige Verkauf von Waffen keinen guten Kompromiss darstellen. Wie schon gesagt, freue ich mich, das Gegenargument dargelegt zu bekommen.
Welcher Unterschied zwischen den USA und Europa wird denn sonst für die Gewalt verantwortlich gemacht?
Zitat von theophil im Beitrag #20Ich halte es für offensichtlich, dass für bereits mit Kriminalität in Kontakt gekommene Kleinkriminelle (!) ein Gefängnis nicht das optimale charakterbildende Umfeld darstellt. Sicherlich gibt es auch einen Abschreckungseffekt harter Haftstrafen oder eine Abschreckungswirkung allgemein vorhandener Waffen. Welches von beiden überwiegt ist letztlich eine empirisch zu beantwortende Frage.
Das ist auch meine Auffassung.
Zitat von theophil im Beitrag #20Nur denke ich dass die Empirie deutlich dafür spricht, dass die Politik harter Haftstrafen für kleine Verbrechen und der freizügige Verkauf von Waffen keinen guten Kompromiss darstellen.
Kennen Sie, li lieber theophil, dazu empirische Daten?
Es gibt da ja die bekannten methodischen Schwierigkeiten. Staaten mit unterschiedlichen Regelungen in diesen beiden Punkten unterscheiden sich auch in Bezug auf viele andere Faktoren. Wie will man die Wirkung der einzelnen Faktoren isolieren?
Manchmal macht man eine Prae-Post-Vergleich, indem man die Kriminalitätsrate im selben Land vor und nach einer Gesetzesänderung vergleicht. Aber auch das ist methodisch fragwürdig, denn die beiden Vergleichszeiträume unterscheiden sich eben auch in vielerlei anderer Hinsicht.
Ein weiteres methodisches Problem: Stattgehabte Verbrechen kann man zählen, verhinderte nicht. Wie will man ermitteln, wieviele Einbrüche beispielsweise durch stand your ground-Gesetze verhindert wurden?
Zitat von theophil im Beitrag #20Nur denke ich dass die Empirie deutlich dafür spricht, dass die Politik harter Haftstrafen für kleine Verbrechen und der freizügige Verkauf von Waffen keinen guten Kompromiss darstellen.
Kennen Sie, li lieber theophil, dazu empirische Daten?
Lieber Zettel, ich habe leider auch keinen guten Überblick über die vorhandene empirische Forschung dazu. Die "Empirie" meinte nur meine Interpretation der bekannten Statistiken.
Sie haben mich aber zum kurzen googlen motiviert und man findet auf die Schnelle einige hilfreiche Artikel zum Weiterlesen. Die empirische Forschung zu Waffenbesitz scheint methodisch schwierig. Die Einführung schärferer Gesetze in amerikanischen Staaten war wohl selten erfolgreich, was ja nicht so überraschend ist, es gibt ja nachwievor viele Waffen im Umlauf. Umgekehrt haben europäische Staaten statistisch eine (für mich) überraschend hohe Anzahl vorhandener Waffen aber teilweise geringe Kriminalität unter Waffeneinsatz. Es kommt also sicherlich auch noch darauf an, wer die Waffen besitzt. Dazu kommt noch, dass Straftäter sich an die Waffengesetze kaum halten. Vielleicht ist es für strengere Gesetze in den USA einfach zu spät. Ein Konsens scheint zu sein, ein Gewalttäter bleibt ein Gewalttäter aber es macht einen Unterschied oder eine Pistole dabei hat oder ein Messer:
Wenn ich das richtig sehe, sind die Ergebnisse im Prinzip folgende:
1) Es gibt keine Abschreckungswirkung, 2) wer im Gefängnis ist, begeht keine Straftaten, was bei schweren & wiederholten Straftätern also die Kosten der Inhaftierung allein aufwiegen kann 3) Die Kosten langer Inhaftierung sind sehr hoch.
Dazwischen abzuwägen bleibt wohl Sache der Richter.
PS: Ich mag den unaufgeregten Ton ihres Blogs und ihrer Kommentare speziell z.B. zur Eurokrise. Speziell im liberalen Spektrum ist es eine erfrischende Abwechslung, dass sie nicht so tun, als hätten sie bereits alle Antworten zu schwierigen Fragen, die die Zukunft betreffen.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.