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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 53 Antworten
und wurde 4.168 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

03.09.2012 14:33
#26 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von R.A.
Gulbranssons Simpl-Karikaturen


Zufällig zählt Gubransson neben Thöny zu meinen Liebelingen aus der Simpl-Zeit!

Zitat von ebd
Cicero ist ja nicht ganz umsonst seit gut 2 Millennien ein Klassiker.


Heute noch? Ich habe in den frühen 70ern nur "De Catlinina" im Lateinunterricht übersetzt und bedauere, daß meine klassische Bildung nicht mehr umfaßte. Mein Eindruck ist es, die Klassik als unmodern, verstaubt und unwichtig abzutun ist ein erfolgreicher Versuch, uns von unseren Traditionen abzuschneiden und uns haltloser und beeinflußbarer zu machen.

Herzlich, Thomas

Herr Offline




Beiträge: 406

03.09.2012 14:35
#27 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Lieber Zettel,

danke für den Hinweis auf diesen in der Tat lesenswerten Artikel! Die Erkenntnisse darin sind ja alles andere als neu.

Ein Gedanke, eine Frage bewegt mich freilich in diesem Zusammenhang: Kann es religiöse Bildung ohne Religion geben?

Ich z.B. bin mit biblischen Geschichten aufgewachsen. Neben Grimms Märchen und einigen Kinderbüchern war das die Literatur, die mir schon im Kindergartenalter mündlich tradiert wurde (durch Eltern, kirchliche Kinderstunde, Kindergottesdienst usw.). Zu den ersten Büchern, die ich selber lesen konnte, gehörten Kinderbibeln. – Und ich vermute mal, lieber Zettel, Sie sind ähnlich früh und aus religiöser Binnensicht heraus mit den biblischen Stoffen und Inhalten in Kontakt gekommen. Sich dann anders als religiös dazu verhalten zu haben, ist Ihnen natürlich unbenommen. – Aber kann man so was in einem Schnellkurs an der Uni nachholen? Ist da nicht längst schon alles zu spät? Und könnte ich ein Kind heute jenseits religiöser Erziehung für religiöse Stoffe interessieren?


Der hier im Thread gebrachte Hinweis auf Lehrpläne im Religionsunterricht Sek II greift m. E. nicht, weil er biblisches und christliches Grundwissen voraussetzt, dass man selbstverständlich in der gymnasialen Oberstufe auf einem abstrakteren Niveau behandeln darf und muss. Das Problem ist, dass zunehmend die Voraussetzungen für solche Lehrplaninhalte fehlen.

Herzliche Grüße!
Herr

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

03.09.2012 14:42
#28 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von Herr im Beitrag #27
Der hier im Thread gebrachte Hinweis auf Lehrpläne im Religionsunterricht Sek II greift m. E. nicht, weil er biblisches und christliches Grundwissen voraussetzt, dass man selbstverständlich in der gymnasialen Oberstufe auf einem abstrakteren Niveau behandeln darf und muss. Das Problem ist, dass zunehmend die Voraussetzungen für solche Lehrplaninhalte fehlen.

Neinnein, bitte lesen Sie meinen Beitrag genauer! Fuhrmann hat in der Oberstufe angefangen und sich "zurückgearbeitet" - und selbst in der Mittelstufe fand sich wenig Bibelkunde.

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

03.09.2012 14:43
#29 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von Hausmann im Beitrag #21
Stichworte: Komplexe Zahlen, Arithmetische Reihen höherer Ordnung, goniometrische und zyklometrische Reihen, kubische Gleichungen.

Das klingt schon ganz ordentlich. Aber vielleicht war es auch nur die Obermenge dessen, was vielleicht an manchen Gymnasien mal gestreift wurde?
Ich weiß es leider nicht, für solche Fragen nützen Google und Internet nur begrenzt. Meine Quelle sind die von mir vor vielen Jahren durchgesehenen Schulhefte meines Großvaters (humanistisches Gymnasium vor dem ersten Weltkrieg).

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

03.09.2012 14:47
#30 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #22
Auch "christliche Kultur", die Gott allenfalls agnostisch gegenübertritt, ist keine Kultur mehr, weil sie ja nichts mehr zu verehren hat, sondern allenfalls Dekoration. Das ist nicht schlimm. Aber es ist auch nicht schlimm, wenn man eine andere Dekoration wählt.

Dem würde ich völlig zustimmen.
Und das wäre dann auch eine Entgegnung auf die These von Meister Petz, eine Kultur bräuchte definitiv einen Konsens über gewisse gemeinsame Inhalte. Das würde jedenfalls nur gelten, wenn diese Kultur ziemlich homogen (gerade religiös) ist.
Nun gibt es aber genug Kulturen, die waren/sind ziemlich bunt gemischt. Selbst das vergleichsweise homogene Abendland hatte neben dem Christentum immer auch das Judentum. Un die heiligen Elemente der Einen waren für die Anderen da auch kaum mehr als Dekoration.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

03.09.2012 14:52
#31 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #24
Ein Abiturabschluss war 1905 etwas Selteneres als heute.

Ja.
Aber die Auswahl der Abiturienten erfolgte im wesentlichen nicht nach Begabung und Leistungsfähigkeit, sondern nach Status/Einkommen des Elternhauses. Wobei das natürlich nicht ohne Korrelationen ist.

Aber ich wäre vorsichtig mit der Vermutung, die Abiturklasse 1912 wäre im Schnitt viel leistungsfähiger als die von 2012.
Allerdings kann man annehmen, daß mangels Freizeitalternativen damals mehr Arbeitsstunden bis zum Abitur absolviert wurden.

Zitat
Zumindest die Lektüre des Schüler Gerber, Unterm Rad, des Zöglings Törleß und der Zwille erwecken den Eindruck.


Solche modisch-literarischen Selbstbeschreibungen würde ich nicht als zuverlässige Quelle ansehen. Es gibt auch heute genug Klagen über "Schulstreß" und die unzumutbare Überlastung der Kinder.
Mal abgesehen davon, daß in diesen Romanen meiner schütteren Erinnerung nach weniger die Stoffmenge in Kritik stand als der militärischähnliche Drill.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

03.09.2012 14:55
#32 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von Herr im Beitrag #27
Kann es religiöse Bildung ohne Religion geben?

Eine sehr gute Frage!
Und ich würde sie auch eher verneinen.

Wobei man nicht selber gläubig sein muß, um einer solchen Bildung etwas abzugewinnen. Aber es braucht schon ein religiöses Umfeld. Man muß Menschen kennen, denen diese Inhalte etwas bedeuten.

Wenn das alles fehlt, dann wird die Bibel zu einer Ansammlung merkwürdiger Geschichten und nicht unbedingt relevanter als Schwabs Sammlung griechischer Göttersagen.

theophil Offline



Beiträge: 82

03.09.2012 15:05
#33 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #13
Man müßte mal die Stundenpläne von damals mit den heutigen vergleichen. Meine Vermutung wäre: Die alten Sprachen (vor allem natürlich Latein) waren damals ein Schwerpunkt. Neue Sprachen dagegen ganz schwach, meist nur etwas Französisch.
Die in der Schule vermittelte Mathematik war (auch für einen angehenden Ingenieur) gerade mal ausreichend (nur in sphärischer Trigonometrie besser als heute). Kunst und Musik wurden intensiver vermittelt, aber die Naturwissenschaften deutlich weniger, Geographie nur rudimentär. Und Politik, Wirtschaft und Sozialkunde gab es nicht.

Man könnte auch sagen: Die Abiturienten damals hatten eine bessere klassiche Bildung, hatten aber fast nichts gelernt, was irgendwie praktisch brauchbar war.



Vor allem muss man berücksichtigen, dass viel von heutigen Lehrstoff, damals einfach noch nicht erfunden war. Von der Genetik bis zur Plattentektonik, von den Grundlagen der Informatik ganz zu schweigen.

Mir scheint doch wichtig, dass die Bibelkenntnis und die humanistische Bildung sowohl eine kommunikative wie eine Signalwirkung hatten. Sie konnten eben die Zugehörigkeit zu einer Bildungsschicht signalisieren, die für Aufsteigerkinder schwer zu kopieren war, weil es vor allem viel Zeit für die Lektüre brauchte und Eltern, die früh den Kontakt zur biblischen oder humanistischen Bildung herstellen. Wenn man unter Gebildeten bestimmte Kenntnisse voraussetzen kann, wird die Kommunikation z.B. über Zitate in Bild und Schrift überhaupt erst möglich.

Bildung als Signal gibt es heute wie damals, aber Bildung hat sich ausdifferenziert. Ich bin stärker naturwissenschaftlich gebildet, meine Frau eher humanistisch. Die Diskussion der Frage, was bedeutender ist und was wir unseren Kindern vermitteln wollen, legt unseren Haushalt regelmäßig komplett lahm

Auch Bildung als kultureller Code hat sich ausdifferenziert und ist teilweise globalisiert. Es gibt z.B. eine internationale Gruppe von Menschen, für die die epischen amerikanischen Fernsehserien wie The Wire oder die Sopranos heute so sehr zur Allgemeinbildung gehören, dass man sich in Zitaten darauf beziehen kann. (Auch die Kenntnis griechischer Klassiker war natürlich teilweise international, es waren noch weniger Menschen in der Lage, diese Klassiker international auch gemeinsam zu diskutieren, als in der Lage waren, sie zu lesen.)

http://theophilsblog.com
Politisch. Liberal. Optimistisch.

Herr Offline




Beiträge: 406

03.09.2012 15:07
#34 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von Gorgasal im Beitrag #28

Neinnein, bitte lesen Sie meinen Beitrag genauer! Fuhrmann hat in der Oberstufe angefangen und sich "zurückgearbeitet" - und selbst in der Mittelstufe fand sich wenig Bibelkunde.


Schon recht, lieber Gorgasal, aber die Belege waren eben aus dem Oberstufenlehrplan, an dem ich an sich gar nicht so viel Kritik hätte. (Offenbar waren unsere sächsischen Lehrpläne bis Mitte des letzten Jahrzehnts an Baden-Württemberg orientiert; ich habe jedenfalls auch zu diesen Themen unterrichtet.) Im übrigen ist es natürlich auch Sache des Lehrers, auch beim problemorientierten Lehrplan bibelbezogen zu unterrichten.

Herzlichen Grüße!
Herr

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

03.09.2012 15:09
#35 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #30
Zitat von Emulgator im Beitrag #22
Auch "christliche Kultur", die Gott allenfalls agnostisch gegenübertritt, ist keine Kultur mehr, weil sie ja nichts mehr zu verehren hat, sondern allenfalls Dekoration. Das ist nicht schlimm. Aber es ist auch nicht schlimm, wenn man eine andere Dekoration wählt.

Dem würde ich völlig zustimmen.
Und das wäre dann auch eine Entgegnung auf die These von Meister Petz, eine Kultur bräuchte definitiv einen Konsens über gewisse gemeinsame Inhalte. Das würde jedenfalls nur gelten, wenn diese Kultur ziemlich homogen (gerade religiös) ist.
Nun gibt es aber genug Kulturen, die waren/sind ziemlich bunt gemischt. Selbst das vergleichsweise homogene Abendland hatte neben dem Christentum immer auch das Judentum. Un die heiligen Elemente der Einen waren für die Anderen da auch kaum mehr als Dekoration.

Natürlich, selbst innerchristlich gesehen ist bspw. für Luther die Marien- und Heiligenverehrung nicht einmal Dekoration, sondern sogar unbiblische Blasphemie! Deshalb habe ich mich eher auf das "Erstrebenswerte" bezogen, und da gibt es den Konsens bezüglich des Seelenheils. Eine nicht geringe Missionsmotivation war ja stets die Überzeugung, dass man seinen Mitmenschen den richtigen Weg zum Seelenheil nicht vorenthalten darf.

Bzgl. christentum und Judentum: Meine Ausgangsfrage war ja, was eine intakte Kultur ausmacht, bzw. ob es die überhaupt gibt. Ist vielleicht nach dieser Definition die abendländische Koexistenz von Christentum und Judentum evtl. gar keine intakte Gesamtkultur, sondern einfach zwei Kulturen, die auseinander hervorgegangen sind?

Gruß Petz

"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

03.09.2012 15:22
#36 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von theophil im Beitrag #33

Es gibt z.B. eine internationale Gruppe von Menschen, für die die epischen amerikanischen Fernsehserien wie The Wire oder die Sopranos heute so sehr zur Allgemeinbildung gehören, dass man sich in Zitaten darauf beziehen kann.


Zitat Alter deutscher Dichter
______
Es donnerte abseitwärts, und der herrliche Regen säuselte auf das Land, und der erquickendste Wohlgeruch stieg in aller Fülle einer warmen Luft zu uns auf. Sie stand auf ihren Ellenbogen gestützt, ihr Blick durchdrang die Gegend; sie sah gen Himmel und auf mich, ich sah ihr Auge tränenvoll, sie legte ihre Hand auf die meinige und sagte: »Klopstock!« – Ich erinnerte mich sogleich der herrlichen Ode, die ihr in Gedanken lag
_______

Where's the difference?

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

03.09.2012 15:25
#37 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von theophil im Beitrag #33
Vor allem muss man berücksichtigen, dass viel von heutigen Lehrstoff, damals einfach noch nicht erfunden war.

Korrekt. Der potentielle Lehrstoff ist enorm angewachsen, entsprechend verändert sich ständig die Zusammensetzung dessen, was konkret in der zur Verfügung stehenden Zeit noch gelernt werden kann.

Zitat
Sie konnten eben die Zugehörigkeit zu einer Bildungsschicht signalisieren, die für Aufsteigerkinder schwer zu kopieren war ...


Was auch heute noch - wenn auch viel schwächer - funktioniert und eingesetzt wird.

Zitat
Wenn man unter Gebildeten bestimmte Kenntnisse voraussetzen kann, wird die Kommunikation z.B. über Zitate in Bild und Schrift überhaupt erst möglich.


Richtig. Wobei es dabei wahrscheinlich nur um den reinen Spaßfaktor geht. Anspielungen und Zitate können eine wonnevoll schöne Sache sein, ob nun in Büchern oder Filmen oder im persönlichen Gespräch. Sie können manchmal auch die Kommunikation beschleunigen, aber das dürfte die Ausnahme sein, meist sind die Anspielungen eher florale Verzierungen und Umwege.

Zitat
Ich bin stärker naturwissenschaftlich gebildet, meine Frau eher humanistisch. Die Diskussion der Frage, was bedeutender ist und was wir unseren Kindern vermitteln wollen, legt unseren Haushalt regelmäßig komplett lahm


Hihi, das kenne ich.
Und als Ergebnis suchen sich die Kinder recht unterschiedlich heraus, was sie an diesem breiten Angebot interessiert. Einige Facetten z. B. der klassischen Bildung, aber eben auch anderer Bildungsbereiche, stoßen auf begeistertes Interesse und dann bleibt auch was hängen. Bei anderen Sachen: Null Resonanz.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

03.09.2012 15:27
#38 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #36
Where's the difference?


None. Aber es handelt sich ja auch um die absolute Popkultur des 18. jahrhunderts.

Gruß Petz

"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

03.09.2012 15:32
#39 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #35
Meine Ausgangsfrage war ja, was eine intakte Kultur ausmacht, bzw. ob es die überhaupt gibt. Ist vielleicht nach dieser Definition die abendländische Koexistenz von Christentum und Judentum evtl. gar keine intakte Gesamtkultur, sondern einfach zwei Kulturen, die auseinander hervorgegangen sind?

Eine interessante Überlegung.
Ich bin nicht so der Held bei abstrakten Definitionen.
Aber mir scheint, daß "Kultur" durchaus in beiden Versionen gebräuchlich ist.

Zum Einen die engere, bei der es einen hohen Grad an Verbindlichkeit und Zusammengehörigkeitsgefühl gibt. Da wären dann die jüdische und die christliche Kultur in Europa zwei verschiedene Sachen.

Und zum Anderen die Kultur, die sozusagen nur die Obermenge der verschiedenen in einem Lande vorhandenen Gruppenkulturen ist. Da gibt es dann nicht unbedingt einen Kanon oder Konsens. Und da würde man dann vielleicht sagen, daß in der deutschen Kultur der christliche Anteil zurückgegangen ist.

theophil Offline



Beiträge: 82

03.09.2012 16:49
#40 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #36

Where's the difference?


Der Unterschied liegt -- wie ich schrieb -- nur darin, dass bestimmte Zitate heute von Gruppen weltweit verstanden werden. Ob "Macarena", "Omar is comin'" oder "venceremos siempre". Einer nationalen Ausdifferenzierung steht vielleicht eine internationale Angleichung entgegen.

http://theophilsblog.com
Politisch. Liberal. Optimistisch.

Flaccus Offline



Beiträge: 31

03.09.2012 23:01
#41 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Vielleicht vermischen wir hier mehrere unterschiedliche Themen. Die eine Beobachtung lautet ja, dass in der Vergangenheit Kultur eine Angelegenheit irgendwelcher "happy few" war, während wir heute in einer eher egalitären Gesellschaft leben und sich zum Beispiel der Kreis der formalen Akademiker stark vergrößert hat. Zweitens verfügen wir seit der Expansion der Naturwissenschaften über ein im Vergleich zu vorher stark ausdifferenziertes Wissen, dessen einzelne Teile heute potentiell jedem offenstehen. Ich spreche im Folgenden nun weder über die Bedeutung intellektueller Moden und deren Wirkradius noch über die Pluralität des verfügbaren Wissens und deren Folgen. Worauf Sie, lieber Zettel, und Frau Brinck in ihrer "Polemik" anspielen, ist wohl etwas anderes. So, wie sich das Wetter zum Klima verhält, verhalten sich die von mir erwähnten intellektuellen Moden vielleicht zu dem, was Zettel, Frau Brinck (wenn ich die beiden richtig verstehe) und ich meinen: Kultur als mehr oder weniger fester, aber über längere Zeit dennoch veränderlicher Bezugsrahmen eines Gemeinwesens (innerhalb dessen sich dann durchaus Moden abspielen können). Meine Aussage in meinem früheren Beitrag lautete: Dieser Bezugsrahmen ist in der Tat nicht konstant. Beleg dafür ist die vielleicht dauerhaft schwindende Rolle des Christentums in unserer Gesellschaft, welches sicherlich immer mehr als eine bloße Mode gewesen ist, sowie natürlich auch just dessen Aufkommen im Westen ca. anderthalb Jahrtausende früher.

Sie werfen die Frage auf, lieber Zettel:

Zitat von Zettel
Was aber in der Gegenwart? Die humanistische Tradition spielt keine Rolle mehr, die christliche eine immer geringere. Was füllt das Vakuum?



Ich weiß es nicht, bin aber geneigt zu sagen, dass es eine uns alle umklammernde Kultur in diesem Sinne momentan nicht gibt. Natürlich sieht man viel an Zeitgeist (eine als "Opferfreude" getarnte Verantwortungsscheue, Staatsfrömmigkeit, Ökologismus, Pan-Europäismus), aber das ist alles noch nicht lange genug auf der Bildfläche, um ihm eine gewisse Dauerhaftigkeit bescheinigen zu können. In irgendeiner Weise kodifiziert ist das sowieso alles nicht, ritualisiert allenfalls in Ansätzen.

Um ein wenig dem Kulturpessimismus zu frönen, wie er bei Zettel und Brinck schon spürbar ist: Wenn ein kultureller Rahmen fehlt, fehlt sowohl dem Gemeinwesen als auch dem Individuum etwas Entscheidendes, nämlich ein vertrauter und einigermaßen objektiver Spiegel, in dem man sich selbst als einzelner sowie als Gemeinwesen erfahren und kennenlernen kann (vielleicht überhaupt erst konstituieren kann). Dies ist nicht zwingend ein illiberaler Gedanke, denn eine solche Kultur kann auch in der geteilten Wertschätzung und Verteidigung eines freiheitlichen Zusammenlebens bestehen.

Ich sehe mich zwar als Agnostiker und fühle mich dem Christentum und seiner Theologie daher nicht sonderlich verbunden. Sehr wohl empfinde ich aber Vaterlandsliebe und wünschte mir, eine Art patriotischer Bürgersinn wäre bei uns in Deutschland ausgeprägter. Dessen Abwesenheit will ich nicht am Niedergang des Christentums festmachen, jedoch zum Beispiel an der Nicht-Kenntnis eines gemeinsamen Festkalenders, dessen Ursprünge oder Hintergründe nun einmal nicht selten christlich sind.

dari Offline




Beiträge: 189

04.09.2012 08:57
#42 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von Kokospalme im Beitrag #19
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #16
Zitat von R.A. im Beitrag #13
Und ich traue mich mal zu sagen: Wenn jemand heute Loriot nicht kennt, ist er ähnlich ungebildet wie jemand, der früher seinen Cicero nicht gelesen hatte.

Ja: für "Biodeutsche", sozialisiert zwischen 1965-80 durchs Westfernsehen. Gilt ab Mitte Juni 2032 nicht mehr.

Schon heute kennen viele Studenten Loriot nicht mehr. Dafür aber Mario Barth.


Man kann es aber auch positiv wenden:
Zwar kennen schon heute viele Studenten Loriot nicht mehr. Dafür können sie aber - mich eingeschlossen - stundenlang die Simpsons rezitieren.
q.e.d.: Nicht alles ist heute schlechter als früher, nur vieles eben anders...

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

04.09.2012 10:40
#43 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von dari im Beitrag #42
[quote="Kokospalme"|p79350]Man kann es aber auch positiv wenden:
Zwar kennen schon heute viele Studenten Loriot nicht mehr. Dafür können sie aber - mich eingeschlossen - stundenlang die Simpsons rezitieren.
q.e.d.: Nicht alles ist heute schlechter als früher, nur vieles eben anders...

Oder auch negativ, die 508 Episoden der Simpsons schauen, bedeutet fast 200 Stunden verschwendete Lebenszeit.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

04.09.2012 10:51
#44 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #43
Oder auch negativ, die 508 Episoden der Simpsons schauen, bedeutet fast 200 Stunden verschwendete Lebenszeit.

Aber überhaupt nicht!
Die Simpsons sind AUCH Klamauk. Was man sich ja auch mal gönnen kann.
Aber die Simpsons-Macher sind hochgebildete Leute ganz im Sinne unserer Diskussion und sie bringen eine Fülle von sehr schönen Zitaten und Anspielungen aus Literatur und Geschichte.
Mein Sohn hat wahrscheinlich mehr über Kultur gelernt, weil er diesen Anspielungen nachging und den Originalzusammenhang verstehen wollte, als ihm die Schule bisher vermittelt hat.

dari Offline




Beiträge: 189

04.09.2012 10:54
#45 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #43
Zitat von dari im Beitrag #42
Zitat von Kokospalme im Beitrag #19
Man kann es aber auch positiv wenden:
Zwar kennen schon heute viele Studenten Loriot nicht mehr. Dafür können sie aber - mich eingeschlossen - stundenlang die Simpsons rezitieren.
q.e.d.: Nicht alles ist heute schlechter als früher, nur vieles eben anders...

Oder auch negativ, die 508 Episoden der Simpsons schauen, bedeutet fast 200 Stunden verschwendete Lebenszeit.


...wofür man aber mitunter Weisheiten geboten bekommt, die sich hinter manchem Bibelvers nicht zu verstecken brauchen:

Zitat:To alcohol! The cause of, and solution to, all of life's problems.

http://www.youtube.com/watch?v=hUVwR0rw5fk

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

04.09.2012 11:04
#46 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat:

Zitat von R.A. im Beitrag #44
Aber die Simpsons-Macher sind hochgebildete Leute ganz im Sinne unserer Diskussion und sie bringen eine Fülle von sehr schönen Zitaten und Anspielungen aus Literatur und Geschichte.

Um die schönen Anspielungen zu verstehen braucht man aber Bildung.

Eine Serie, die schon 23 Jahre läuft, hat gewisse Ermüdungserscheinungen. Manche Episoden sind sehenswert, andere nicht, aber wie bei South Park habe ich das Gefühl, dass man die neueren Folgen eher vergessen kann.

dari Offline




Beiträge: 189

04.09.2012 11:09
#47 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #46
Zitat:
Zitat von R.A. im Beitrag #44
Aber die Simpsons-Macher sind hochgebildete Leute ganz im Sinne unserer Diskussion und sie bringen eine Fülle von sehr schönen Zitaten und Anspielungen aus Literatur und Geschichte.

Um die schönen Anspielungen zu verstehen braucht man aber Bildung.

Eine Serie, die schon 23 Jahre läuft, hat gewisse Ermüdungserscheinungen. Manche Episoden sind sehenswert, andere nicht, aber wie bei South Park habe ich das Gefühl, dass man die neueren Folgen eher vergessen kann.


Wobei "eher vergessen" noch untertrieben sein dürfte.
Schluck, ich merke gerade, dass früher doch alles besser war, insbesondere auch bei den Simpsons...

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

04.09.2012 11:28
#48 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #46
Um die schönen Anspielungen zu verstehen braucht man aber Bildung.

Sicher. Anspielungen sind immer ein Insider-Gag.
Wobei die Anspielungen eben (wie bei meinem Sohn) auch eine gute Motivation sein können, sich das dazugehörige Stück Bildung zu besorgen - eben damit man den Witz versteht. Mit normalem Unterricht ist so eine Motivation selten zu schaffen.

Zitat
Eine Serie, die schon 23 Jahre läuft, hat gewisse Ermüdungserscheinungen.


Wahrscheinlich. Ich kann das aber nicht beurteilen, weil ich nur sporadisch mal eine Folge schaue und dann nicht weiß, wie alt die nun ist.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

04.09.2012 11:34
#49 RE: Warum Zettel Agnostiker ist Antworten

Lieber Zettel, ich weiß nicht, ob das erlaubt ist, aber ich bin relativ neu hier und kenne mich in den Sitten und Gebräuchen, die es hier gibt noch nicht so gut aus.
Aber es drängt mich geradezu auf ihre Begründung,warum Sie Agnostiker sind, aus 2007, einzugehen. Ihre Gedankengänge sind für mich so einleuchtend und nachvollziehbar. Vielleicht auch weil ich ein Gläubiger (ein Katholik)bin?

Sie schreiben:
"Es muß also eine Transzendenz geben. Es muß unendlich viel geben, was sich diesem Gehirn nicht erschließt. Das erscheint mir offensichtlich.

Vielleicht also einen Gott. Vielleicht etwas ganz Anderes, das wir uns überhaupt nicht vorstellen können. Wir sind dazu verurteilt, das nicht zu wissen."

Ihre letzten beiden Sätze könnte auch ich, mit einer ganz geringen Abwandlung, geschrieben haben.
"Vielleicht ein Gott, den wir uns überhaupt nicht vorstellen können. Wir sind verurteilt, das nicht zu wissen."

Genau das ist es "verurteilt das nicht zu wissen."

Mein Gott nennt sich selbst: "Ich bin der ich bin." Das verstehe wer will. Ich verstehe es nicht.

Sie setzen dort das Ende. das kann ich verstehen und nachvollziehen. Wenn wir dann weiter sagen "und gerade dort beginnt unser Glaube", dann stimmt das streng genommen nicht. Denn wir bleiben genau dort stehen, wo Sie auch stehen bleiben. Wir benennen es nur anders. Inhaltlich ist es aber das gleiche.

Ob das nun theologisch korrekt ist, interessiert mich nicht. Es ist mein Glaube.

Sehe ich das richtig, dass wir, Sie Zettel, der Agnostker, und ich Paul, der Gläubige, so dicht beeinander sind, dass nicht einmal ein "Blatt Papier zwischen uns passt"?

Paul Offline




Beiträge: 1.285

04.09.2012 12:07
#50 RE: Zitat des Tages: Bibelkenntnis Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #13


Und ich traue mich mal zu sagen: Wenn jemand heute Loriot nicht kennt, ist er ähnlich ungebildet wie jemand, der früher seinen Cicero nicht gelesen hatte.



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