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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 12 Antworten
und wurde 1.278 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.09.2012 07:03
Der Somst Antworten

Auch dieses Jahr wieder gibt es den Somst-Artikel. Diesmal zusätzlich mit einem Gemälde.

Cropsey hat immer wieder diesen Indian Summer in Neuengland gemalt. Ich habe ihn erstmals in Hitchcocks wunderbarem Film "Immer Ärger mit Harry" kennengelernt, dessen Ambiente fast von Cropsey inspiriert sein könnte.

Reader Offline



Beiträge: 803

06.09.2012 08:22
#2 RE: Der Somst Antworten

Herzlichen Dank für deine schönen Gedanken zum Somst und die stimmigen Bilder!

Merchant-Ivory hat den Henry James Roman "The Europeans" im spätsommerlichen New England gefilmt. Man fühlt sich mitten in den Goldenen Herbst Neuenglands versetzt, eine wahre Pracht und Augenweide!

Zitat
perhaps most striking are his exteriors, which capture Henry James's sense of ambivalent wonder at the New World. The expatriate author of The Europeans was fascinated by the New England landscape, which he called "Arcadian" and "idyllic" but also depicted as a "void" and a "vacancy." The film's setting amidst the striking reds and oranges of the New England autumn gives us a sense of a place that is both edenic and unfulfilled - - a world in advent, people waiting for something.

Zitiert von der Marchant Ivory Productions Homepage
http://www.merchantivory.com/europeans.html

Es scheint, dass der Film über amazon.com noch lieferbar ist:
http://www.amazon.com/Europeans-Merchant...y+the+europeans

Auf einen wunderschönen Somst,
R.r

edit. Tippfehler korrigiert

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

06.09.2012 08:27
#3 RE: Der Somst Antworten

Sehr schön. Anstatt in der Sommersonne zu schwitzen darf ich wieder die langärmligen Sachen in Herbstfarben, das Tweedsakko, und die Cordhose aus dem Schrank holen. Ich mag den Spätsommer.

dari Offline




Beiträge: 189

06.09.2012 08:30
#4 RE: Der Somst Antworten

Verehrter Zettel,

der Somst bzw. Hommer ist auch meine mit Abstand liebste Jaheszeit (Was fehlen mir heute die Waldspaziergänge aus meiner Studienzeit in Heidelberg...). Schon seit Jahren bin ich daher auf der Suche nach dem Gedicht, das diese ganz eigenartige Stimmung einfängt - bislang jedoch ohne wirklichen Erfolg:

Der übliche Rilke ist zwar schön, wird mit seiner Schwermut jedoch nicht dieser einzigartig aufgeräumten Heiterkeit des Herbstes gerecht.
Lange habe ich Brechts Kalifonischen Herbst favorisiert. Wenn ich ihn jetzt wieder lese denke ich allerdings: viel zu technisch!

Was so gerade geht, aber eigentlich auch zu klischeehaft ist, ist Fontane:

Zitat
Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.

Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht –
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh Stille, Schnee und Winter kommt.



Vielleicht sollte ich irgendwann selbst das Herbstgedicht schreiben (immer wenn es Herbst wird komme ich auf den absurden Gedanken, dass ich das könnte)...

Herbstlichst,

dari

Paul Offline




Beiträge: 1.285

06.09.2012 10:47
#5 RE: Der Somst Antworten



Wunderbar, lieber Zettel, und für mich als Neuleser und -schreiber eine echte Überraschung.(Habe im Augenblick nicht die Muse, werde aber alle Links öffnen.)

"Somst" finde ich ganz besonders schön. Kurz, einprägsam und logisch. Schade, dass mein Freund, ein Etymologe, der sein ganzes Leben am Grimm'schen Wörterbuch mitgearbeitet hat, schon tot ist. Der war immer auf der Jagt nach neuen Wörtern. Auf Käseschachtel und anderen Verpackungen hat er sie gefunden, ausgeschnitten und archiviert sowie der Sammlung dieses Wörterbuches zugefügt. Es ging immer darum zu dokumentieren, wann ein Wort erstmalig irgendwo "aufgetaucht" ist.
"Somst" hätte dazu gehört.

Leider wird diese wunderschöne "Jahreszeit" bei mir durch die Wintererwartung, nein, es ist schon eine Winterbefürchtung, überschattet. Der Genuss also, um eine Bild zu gebrauchen, wird durch den "bitteren Nachgeschmack" getrübt.

Meine absolute Lieblingsjahreszeit ist der "Frümer", Entschuldigung, aber Sie gaben die Anregung. Diese Jahreszeit, von Ihnen auch schon erwähnt, obwohl sie nicht so sanft daherkommt wie der Somst, ist für mich voller Hoffnung und Vorfreude auf den kommenden Sommer. Um das oben gebrauchte Bild weiter zu strapazieren: der Frümer schmeckt etwas bitter, hat aber den "süßen Nachgeschmack" der Sommererwartung.

Daran scheiden sich die Geister der beiden Parteien: der Partei der Winterfreunde von der Partei der Sommerfreunde.

Aber das wird mir jetzt zu politisch. Deshalb höre ich mal auf.

Gemeinsam genießen wir den Somst und freuen uns jetzt schon auf den Frümer? *

Edit: Nachbemerkung:*Leider gibt es hier keinen Wein zum anstoßen, der passender zum Somst wäre.
Aber egal, muss auch mal mit Bier gehen. Wohl bekomm's.

Edit,edit: Technische Korrekturen.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

06.09.2012 11:18
#6 RE: Der Somst Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #5
Leider gibt es hier keinen Wein zum anstoßen, der passender zum Somst wäre.

Als passendes Getränk für den Somst kommt eigentlich nur der Federweiße in Frage.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

06.09.2012 11:24
#7 RE: Herbstgedichte Antworten

Zitat von dari im Beitrag #4
Schon seit Jahren bin ich daher auf der Suche nach dem Gedicht, das diese ganz eigenartige Stimmung einfängt - bislang jedoch ohne wirklichen Erfolg:



Das hat mich, lieber Dari, angeregt, "Eulen nach Athen zu tragen", sprich: Dari Herbstgedichte zu verlinken.
Vielleicht ist doch etwas dabei. Für mich als Anspruchslosen, wäre hier schon etwas dabei:
http://www.eckermannschule.de/schoenes3_herbstgedichte.html
Und dann noch die Schönen Bilder am Rand.

Oder hier:
http://www.gedichtepool.de/thema/herbst.htm#3
Wenn da nicht's dabei ist?
Wusste bisher nicht, dass Goethe schon die Moderne vorweggenommen hat.

Oder hier:
http://www.gedichte.levrai.de/herbstgedichte.htm
Da muss doch was dabei sein, was Ihnen gefällt.

Ich höre mal auf. Habe jedenfalls viele Gedichte, die mir gefallen gefunden.

Wenn Sie noch mehr wollen, geben Sie bei Google "goethe herbstgedichte" ein und eine "Kaskade" öffnet sich.
Nein, ein ganzer "Ozean" aus dem Sie schöpfen können.

Wenn Sie da nicht fündig werden, dann müssen Sie wirklich selber schreiben.
Aber vorsicht! Ich habe das Gefühl, es wurde schon alles geschrieben. Nicht dass Sie dann zum Plagiator werden. Das kann schlimm enden. Wie hieß der noch, dem das passiert ist?

Edit: Wegen Themenwechsel den Betreff geändert

Paul Offline




Beiträge: 1.285

06.09.2012 11:33
#8 RE: Federweißer Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #6
Zitat von Paul im Beitrag #5
Leider gibt es hier keinen Wein zum anstoßen, der passender zum Somst wäre.

Als passendes Getränk für den Somst kommt eigentlich nur der Federweiße in Frage.


Natürlich, lieber R.A., wie konnte ich das nur vergessen? Der gehört zu meinen Lieblingsgetränken. Da passen dann auch die Gläser wieder dazu.
Jedenfalls benutze ich solche Gläser dafür.
Na denn:

Edit: Sehe gerade, der Schaum muss natürlich weggedacht werden.
Aber, wie sagte schon der alte Römer?
"Nobody is perfect!"

Edit: Ach was bin ich für ein Schusselpaul? Federweißer natürlich. Oder rechtschreibreform?

dari Offline




Beiträge: 189

06.09.2012 12:47
#9 RE: Herbstgedichte Antworten

Danke, lieber Paul, für die Links.

Ja, da ist Einiges dabei, das mir durchaus gut gefällt. Am Schönen ist in der Welt der Lyrik ja nun wahrlich kein Mangel. Rilkes "Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten" z.B. find ich richtig toll. Aber das Herbstgedicht, das genau die Stimmung trifft, die ich meine, war auch noch nicht dabei. Ich bin darüber auch gar nicht unglücklich, denn wahrscheinlich ist bei dieser Suche ohnehin der Weg das Ziel...

Also: In Ermangelung des ultimativen Gedichts, muss ich dann heute Abend wohl doch wieder zu Kohelet greifen - meinem Lieblingstext zur Somstenszeit. Obwohl über 2000 Jahre alt, trifft es der alte Prediger noch immer am besten.

Gruß

dari

Edit: Es heißt natürlich Somst und nicht Serbst...

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.425

06.09.2012 16:52
#10 RE: Trabbel mit Harry Antworten

Gerade bei der Hitchcock-Komödie "The Trouble with Harry" zeigen sich sehr schön die Unwägbarkeiten der Saison (obwohl, strenggenommen, der Film ja nicht den Vorherbst, sondern den gloriosen Scheitelpunkt des Mondes-der-brennenden-Blätter [http://en.wikipedia.org/wiki/Hunter%27s_moon] zeigt):

http://de.wikipedia.org/wiki/Immer_%C3%84rger_mit_Harry
________
Für die Außenaufnahmen - der Film sollte ursprünglich größtenteils an Originalschauplätzen in Neuengland spielen - wählte Hitchcock das herbstliche Vermont aus. Heftige Regenfälle und Stürme sorgten jedoch dafür, dass ein Großteil der vorgesehenen Aufnahmen buchstäblich ins Wasser fiel. Man musste in eine Turnhalle ausweichen, später sogar ins Studio. Man versuchte, so viel wie möglich von der Atmosphäre zu retten, indem man bereits gedrehte Hintergrundaufnahmen für Rückprojektionen verwendete und darüber hinaus Unmengen herabgefallene bunte Blätter auflas und hinterher im Studio an Gipsbäume klebte. Die in manchen Szenen, insbesondere gegen Ende des Films, deutlich erkennbare Studioatmosphäre war also nicht gewollt, sondern den Umständen geschuldet.
________

"Blätter ankleben": unsereins dachte immer, das sei für den Waldgeist in Arno Schmidts "Umsiedlern" reserviert.

P.S. Gottfried Benn, "Primäre Tage": "Primäre Tage, Herbst, die Ebenen schweigen / in einem Licht, das alte Dinge liebt, / das Ernten fallen läßt und Schatten steigen..."
http://books.google.de/books?id=23b7rDM2...%20tage&f=false

P.P.S. Und der pp. Waldgeist findet sich zwar bei AS, doch in "Brand's Haide": "Der Alte: Er schob in der Schneise einen Karren mit erlesenstem gelben Herbstlaub; Lore erstarrte: sie flüsterte: 'Ich wer verrrückt ... Kuck mal!' Tatsache: er harkte das Zeug nicht zusammen, sondern verteilte es sorgfältig auf Rainlein, um Bäumchen; ein Prachtahornblatt hing er einem strammen Tännchen in den Wipfel und betrachtete wohlgefällig sein Werk." (BA 3, 171)

Paul Offline




Beiträge: 1.285

07.09.2012 07:22
#11 RE: Der Somst Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #
Beitrag#5
Meine absolute Lieblingsjahreszeit ist der "Frümer", Entschuldigung, aber Sie gaben die Anregung. Diese Jahreszeit, von Ihnen auch schon erwähnt, obwohl sie nicht so sanft daherkommt wie der Somst, ist für mich voller Hoffnung und Vorfreude auf den kommenden Sommer. Um das oben gebrauchte Bild weiter zu strapazieren: der Frümer schmeckt etwas bitter, hat aber den "süßen Nachgeschmack" der Sommererwartung.



Leider ist mir mit "Frümer" ein verhängnisvoller Fehler unterlaufen.
Natürlich habe ich nicht die Zeit zwischen Frühling und Sommer gemeint, sondern die Zeit des Vorfrühlings, also die Zeit zwischen Winter und Frühling, den "Winling".
Dieser Winling schmeckt wegen seiner Turbulenzen etwas bitter, hat aber den "süßen Nachgeschmack" der Frühlingserwartung.
Es ist die Zeit des ersten Grüns, der ersten Triebe, des betörenden Dufts, des wallenden Blutes.

Edit: Beitrag #5 natürlich

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

18.09.2012 03:01
#12 RE: Der Somst Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Auch dieses Jahr wieder gibt es den Somst-Artikel. Diesmal zusätzlich mit einem Gemälde.

Sehr schöne Somst-Fotos gibt es jetzt bei Stefanolix zu sehen.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

23.09.2012 19:45
#13 RE: Der Somst Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #12
Zitat von Zettel im Beitrag #1
Auch dieses Jahr wieder gibt es den Somst-Artikel. Diesmal zusätzlich mit einem Gemälde.

Sehr schöne Somst-Fotos gibt es jetzt bei Stefanolix zu sehen.


Gerade habe ich die zweite Serie hochgeladen. Vielen Dank für die Erinnerung an den Somst. Vermutlich bin ich in diesem Jahr etwas bewusster durch diese wenigen Wochen gegangen. Auf jeden Fall mit offenen Sinnen ;-)

http://stefanolix.wordpress.com/2012/09/...r-und-herbst-2/

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