Marc Thiessen arbeitet an einem konservativen Think Tank, dem American Enterprise Institute. Auch ist Wahlkampf. Dennoch finde ich seinen Artikel interessant genug für ein Marginalie.
Zitat von ZettelPräsident George W. Bush hat das sehr ernst genommen. Er hatte nicht nur die täglichen PDPs, sondern setzte gelegentlich ausführliche deep dives an; ein "tiefes Eintauchen" - lange Besprechungen, bei denen die Geheimdienstleute aufgefordert waren, ungeschminkt ihre Meinung zu sagen und auch untereinander kontrovers zu diskutieren.
Ich weiß jetzt gar nicht, was ich schlimmer finde: die Prioritätensetzung Obamas - oder die Tatsache, dass seine Zeitplanung komplett öffentlich ist.
Das ist ja jetzt etwas neues und der Präsident hat sich offensichtlich noch nicht an diese Situation angepasst. Der nächste logische Schritt ist dann nämlich, dass US-Präsidenten ihre Zeitplanung unter PR-Gesichtspunkten optimieren werden.
Ob es nun sinnvoll ist oder nicht: der Präsident muss darauf achten, dass er nicht weniger Stunden als sein Vorgänger für "National Security" oder für "National Economy" aufwendet wie sein Vorgänger. Eine Fixierung auf den schönen Schein (d.h. auf die quantitative Anzahl oder Länge von Meetings) kann nicht gut sein für die echte Performance eines Präsidenten.
Zitat Präsident George W. Bush hat das sehr ernst genommen.
Bush verstand sich nach 9/11 explizit und natürlich aus guten Gründen als "Präsident in Kriegszeiten". (Er hat ausdrücklich aus diesem Grund später auch das Golfspielen eingestellt.)
Obama kann sich als der Präsident sehen, der gewählt wurde, um die Kriegssituation zu beenden.
Und er scheint sich sicher zu sein, dass er es politisch gut überstehen könnte, wenn sich in einer Krise herausstellen würde, dass er die Briefings nicht richtig bearbeitet hat. Nach 9/11 gab es eine Diskussion, wer vorher was wann hätte wissen können. Aber Obama kalkuliert wahrscheinlich richtig, wenn er davon ausgeht, dass die Wähler in einer ernsten Krise ganz andere Sorgen hätten.
Zitat von ZettelUmgekehrt erhalten die Geheimdienst-Leute Rückmeldungen und können besser beurteilen, worauf es ihrem obersten Befehlshaber ankommt. Sie können ihre Arbeit besser an der Politik des Präsidenten orientieren.
Gibt es sowas auch in Deutschland und wenn ja, warum nicht?
Vielleicht brauchte Bush Jr. die 'deep dives' auch nur, weil er den Sachverhalt sonst nicht verstand. Wirklich wundern würde es mich nicht. Und auch ein Präsident Romney wäre wohl darauf angewiesen, dass man ihm mehr Zeit zum Erklären widmet, damit man nicht aus Versehen die sowjetische Bedrohung in der Arktis mit Waffengewalt niederzuwerfen versucht und ganz allein im Eis steht.
Ist der Artikel eigentlich deshalb interessant, weil er das Obama-Bashing veranbringt oder weil er scheinbar belegt, wieviel besser ein republikanischer Präsident doch ist? Letzteres gäbe der Artikel nämlich nicht her.
Stimmt, der eigentliche Artikel müsste lauten: Obama schwänzt unnütze Kaffeerunde. Effizienz im Weißen Haus gestiegen.
Mir ist zumindest nicht klar, was daran für den Präsident in der aktuellen Situation wichtig sein sollte, wo er davon etwas in seinen Entscheidungen einfließen lassen sollte. Man stelle sich das mal in Deutschland vor. Merkel würde jeden Tag mit Leuten vom Verfassungsschutz und ausgewählten NGOs (in D würden die dazugehören) über die immense Bedrohung durch die NSU und Klimaleugner diskutieren. Gut, wer meint, Merkel sollte besser gestoppt werden, mag darin etwas nützliches sehen.
Zitat Mir ist zumindest nicht klar, was daran für den Präsident in der aktuellen Situation wichtig sein sollte, wo er davon etwas in seinen Entscheidungen einfließen lassen sollte. Man stelle sich das mal in Deutschland vor.
Hier sollte man allerdings berücksichtigen, dass aufgrund der unterschiedlichen Ausgestaltung des Föderalismus der US-Präsident andere Aufgaben hat als der Bundeskanzler.
Ganz grob gesagt: Der US-Präsident wirkt relativ wenig nach Innen, dafür aber sehr stark nach Außen. (Der US-Präsident ist im Inneren relativ schwach, weil die Bundesstaaten ein stärkeres Gewicht haben). Entsprechend ist die Außenpolitik und die nationale Sicherheit vergleichsweise stärker auf dem Radar des US-Präsidenten als auf dem Radar des Bundeskanzlers. (Abgesehen davon, dass natürlich eine Weltmacht wie die USA auch ganz andere außenpolitische Möglichkeiten hat. Die Personalstärke der diversen amerikanischen Geheimdienste, des US-Militärs, etc. dürfte die deutsche locker um den Faktor 10 zu 1 übersteigen.)
Zitat von ZettelUmgekehrt erhalten die Geheimdienst-Leute Rückmeldungen und können besser beurteilen, worauf es ihrem obersten Befehlshaber ankommt. Sie können ihre Arbeit besser an der Politik des Präsidenten orientieren.
Gibt es sowas auch in Deutschland und wenn ja, warum nicht?
Ist das die Große Sicherheits-Lagebesprechung jeden Dienstag?
"Die Informationen über Anschlagspläne gegen Rau waren vom Bundesnachrichtendienst (BND) gewonnen worden. Der Präsident des BND, Hanning, trug in der jeweils dienstags im Bundeskanzleramt stattfindenden Sicherheits-Lagebesprechung von BND, Bundeskriminalamt und Verfassungsschutz den aktuellen Gefährdungshinweis vor und stufte ihn als ernstzunehmend ein; anschließend bewertete die Runde, zu der auch der Chef des Bundeskanzleramts, Steinmeier, und der Koordinator der Geheimdienste, Uhrlau, zählten, die Informationen und setzte sich mit dem Bundespräsidialamt in Verbindung"
Zitat von grenzenlosnaiv im Beitrag #6Vielleicht brauchte Bush Jr. die 'deep dives' auch nur, weil er den Sachverhalt sonst nicht verstand. Wirklich wundern würde es mich nicht. Und auch ein Präsident Romney wäre wohl darauf angewiesen, dass man ihm mehr Zeit zum Erklären widmet, damit man nicht aus Versehen die sowjetische Bedrohung in der Arktis mit Waffengewalt niederzuwerfen versucht und ganz allein im Eis steht.
Ist der Artikel eigentlich deshalb interessant, weil er das Obama-Bashing veranbringt oder weil er scheinbar belegt, wieviel besser ein republikanischer Präsident doch ist? Letzteres gäbe der Artikel nämlich nicht her.
Das klingt jetzt aber mehr nach Anti-Republikaner-Polemik als der von Zettel zitierte Beitrag der Washington Post Obama-Bashing ist (auch wenn letzteres nicht ganz von der Hand gewiesen werden kann, aber Bush hat es da doch auch schlimmer getroffen).
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not." -Thomas Jefferson Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/
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